Fragen an Liv Winterberg

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  • Hallo, Liv,
    du hast unten in der Leserunde netterweise geschildert, wie du dich dem Thema dieses Buches angenähert hast. Gibt es denn von den dort nicht zum Zuge gekommenen authentischen Personen vielleicht schon eine Vorlage für eine neue Geschichte? (Sofern du darüber schon reden magst/darfst)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hallo Liv,


    ich hab zwei Fragen an dich:


    Ist der Titel des Buches von dir, oder gab es einen abweichenden Arbeitstitel? - ich sammlte Arbeitstitel, ich finde das so wahnsinnig spannend, wie die Autoren selbst ihre Geschichte genannt haben.


    Du hast geschrieben, dass eine historisch belegte Person dich zu Mary inspiriert hat und die Geschichte sich an den Erlebnissen dieser Figur anlehnt. (Ich nenne an der Stelle wg. möglicher Spoiler mal keinen Namen.)
    Wie kam es zur fiktiven Mary? War der Gedanke da, im Roman die Geschichte der historischen Figur zu erzählen und sprachen Gründe dagegen oder wie kam es zu Mary?

  • Hallo Liv,


    meine Fragen sind hoffentlich nicht zu persönlich, aber in Hinsicht auf die von dir begleitete Leserunde interessiert mich sehr:


    1. Kennst du die Zeichnungen von Maria Sibylla Merian? Ich muss nämlich die ganze Zeit daran denken.


    2. Kannst du selber zeichnen?


    3. Bist du selber Seglerin oder "seefest"?


    4. Hast du viele Ideen von, ich sag jetzt mal Testlersern, angenommen oder warst du eher pingelig und hast nur eigene Ideen verwendet?


    Falls dir irgendwas davon zu persönlich gefragt ist, lass die Frage einfach aus ;-)

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Huch, hier haben sich die Fragen ja schon aufgestaut ... :-)


    @maikäfer: Derzeit arbeite ich am zweiten Roman, es wird auch wieder ein HR, aber die beiden Figuren, die hier im Vordergrund stehen, stammen nicht aus der "Sammlung nicht zum Zuge gekommener/authentischer Personen", wie Du es so wunderbar formulierst. Aber auch in diesem Fall gibt es wieder einen historischen Hintergrund, der mich gereizt und dazu bewogen hat, dieses Mal ins 15. Jahrhundert abzutauchen.


    Mulle : Der Titel "Vom anderen Ende der Welt" stammt von mir, nicht vom Verlag - das finde ich wichtig zu betonen, da ja Verlage doch immer wieder gern am Titel mit herumbasteln. Das war hier nicht der Fall, dafür ein Dank in Richtung
    dtv :-) Tatsächlich gab es ganz am Anfang einen Arbeitstitel, mit dem ich aber nicht so recht glücklich war: "Das Herz der Wunderkammer". Die meisten Testleser konnten damit nichts anfangen, er war, denke ich, dann halt doch zu kitschig ... Zudem kennen viele den Begriff "Wunderkammer" nicht, eine andere Bezeichnung für das "Naturalienkabinett".
    Bitte hilf mir, ich bin mit den Forenbegriffen noch nicht so vertraut: Was bedeutet "Spoiler"? Meinetwegen können wir das benennen, der Roman wurde von Jeanne Baret inspiriert, doch ich wollte gern eine eigenständige Geschichte erzählen und keinen biographischen Roman schreiben. Ich mag biographische Romane sehr, aber mir hat es wirklich Freude gemacht, die Figuren zu entwickeln, sie "wachsen" zu sehen und mit ihnen sozusagen "auf große Fahrt" zu gehen.


    @killerbienchen: Ja, die Zeichnungen kenne ich. Sie sind großartig, und in einer früheren Romanfassung wurde das "Neue Blumenbuch" sogar erwähnt, es ist aber im Zuge der Überarbeitungen wieder herausgefallen. Du hast es anscheinend gespürt ... ;-)
    Und ja, tatsächlich kann ich ein wenig zeichen und malen, zeitweilig hatte ich einen kleinen Atelierraum, in dem mich aber nur hobbymäßig betätigt habe. Tusche, Ölkreide, Kohle, Aquarell-, Acryl- und Ölfarben habe ich dabei kennengelernt. Malst oder zeichnest Du auch?
    Segeln war ich durchaus ein paar Mal, aber ich leider sehr unter der Seekrankheit - vielleicht merkt man das im Buch an der einen oder anderen Stelle.
    Testleser haben bei der Entstehung des Buches eine wichtige Rolle gespielt, denn sie waren meine Möglichkeit zu erfahren, ob bspw. der Roman in seiner Gesamtheit funktioniert, die Figuren stimmig sind oder ob die botanischen, medizinischen, ethnologischen und nautischen Themen in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Ich hatte zahlreiche Fragen, die sie mir beantwortet haben und du kannst mir glauben, dass ich sehr genau zugehört habe, wenn ich Feedback bekommen habe. Es gab Anmerkungen, die habe ich angenommen - und es gab auch welche, die habe ich nicht angenommen. Sicher bin ich mir nicht, aber ich würde sagen, dass ich im Umgang mit Feedbacks eher abwägend bin als pingelig. Zudem habe ich sehr gute Testleser, die wissen, wie man konstruktiv mit Texten arbeitet ... :-)

  • Danke für die Antwort. Ja, da musst du nun durch :lache wir sind wissbegierig! Vor allem, und das soll kein Schleimen sein, wenn das Buch gefällt, dann freut man sich doch gern auf weiteres auf dieser Feder. Darfst/Magst du schon das Land verraten, in dem die neue Geschichte spielen wird?


    Spoiler kommt von to spoil: verderben, verziehen - wenn zuviel verraten wird, nimmt man langsamer Lesenden evtl die Spannung.


    Dafür gibt es das erste dieser merkwürdigen Quadrate über dem Schreibfeld hier:


    Das kann dann nur jemand lesen, der mit gedrückter linker Maustaste über den verborgenen Text fährt. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Danke für die Antworten :wave
    Ja, das Zeichnen und Malen und Basteln ist immer mal wieder angesagt. Jedoch nur, wenn ich gaaaanz viel Zeit habe. Mit der eigenen Kreativität ist es allerdings nicht so dolle... aber kopieren kann ich super ;-)


    So etwas wie deine Mary oder Frau Merian würde ich im Leben nicht hinbekommen... direkt das Objekt zu zeichnen, meine ich. Würde ich aber gerne.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • @killerbienchen: Ja, ich würde auch so gern mal wieder malen, aber dafür brauche ich auch immer wirklich vieeeeeeeeeel Zeit. Und wie die Merian malen, das kann ich ebenfalls nicht - davon bin ich weit entfernt, aber Spaß machts trotzdem.
    Mulle : Schön, dass Du den Titel passend findest, so merkwürdig es klingt: Es ist nicht einfach für ein Buch den passenden Titel zu finden. Für mich ist der Titel schon beim Schreiben wichtig, er muss sich schlichtweg "passend anfühlen". Dass Du Arbeitstitel sammelst, finde ich spannend, hast Du sie irgendwo aufgelistet, in irgendeinem Blog, einer Seite, bei facebook oder so? Da würde ich ja auch gern mal hineinschauen. Oder kannst Du uns einfach mal einige als Beispiel nennen? Wenn Du darfst???

  • Zitat

    Original von Liv Winterberg


    Mulle : Schön, dass Du den Titel passend findest, so merkwürdig es klingt: Es ist nicht einfach für ein Buch den passenden Titel zu finden. Für mich ist der Titel schon beim Schreiben wichtig, er muss sich schlichtweg "passend anfühlen". Dass Du Arbeitstitel sammelst, finde ich spannend, hast Du sie irgendwo aufgelistet, in irgendeinem Blog, einer Seite, bei facebook oder so? Da würde ich ja auch gern mal hineinschauen. Oder kannst Du uns einfach mal einige als Beispiel nennen? Wenn Du darfst???


    Eine Liste wollte ich immer mal machen, hab es aber bisher erfolgreich vor mir hergeschoben. Bisher merke ich mir das.
    Ich finde Titel toll, frage immer und freu mich sehr, wenn ich höre, dass ein Titel vom Autor kommt. Andererseits erlebt man aber - wenn man konsequent in jeder Leserunde fragt ;-) - manchmal auch, dass die endgültigen Titel wirklich ansprechender sind, weil man selbst das Buch mit dem Arbeitstitel des Autors (in aller Regel ist der origineller und weniger opulent) gar nicht gekauft hätte.
    Als Beispiel fällt mir z.B. Nicole Vosselers "Unter dem Safranmond" ein, dass bei Nicole schlicht "Das Auge Arabiens" hieß.
    Bettina Belitz' verspielt und verliebt klingendes "Splitterherz" hieß im Original eher düster "Im Schatten des Waldes".
    Manchmal tut es mir um den Originaltitel aber auch wirklich leid, z.B. bei meiner Freundin und Verlagskollegin Britta Strauß derem mystisches "Totem" zu "Nathaniels Seele" wurde.

  • Beim Lesen deiner Beiträge in der Leserunde zum Thema Recherche kam mir eine Frage in den Sinn, die wohl eigentlich eher unwichtig ist. Aber ich bin halt neugierig.


    Du hast geschrieben, dass du viele Fachleute befragt hast. Geben die einfach bereitwillig Auskunft oder wird man da auch schnell mal abgewimmelt?

  • Ja, das ist schon hin und wieder vorgekommen, dass die Leute unmotiviert waren und mich abwimmeln wollten. Einmal wurde sogar einfach wieder aufgelegt mit dem Hinweis, man habe keine Zeit. Dafür gab es aber auch wiederum Leute, die sich so engagiert haben, die, wenn sie mir nicht weiterhelfen konnten, mich weitergeleitet oder mir noch Kontaktdaten per Mail gesandt haben - wirklich sehr unterschiedlich. Warum ist das für Dich interessant, frage ich jetzt mal neugierig zurück? Hast Du damit auch schon Erfahrungen gemacht?

  • Ich danke dir für die schnelle Antwort. Nein, ich habe mit dem Recherchieren selber keine Erfahrung. Allerdings erlebe ich immer mal wieder Menschen die auf Nachfragen eher genervt als freundlich reagieren so das ich mich gefragt habe wie das wohl bei einer Buchrecherche ist. Die Antworten sind sicherlich zeitaufwändiger als alltägliche Dinge. Ob die Menschen da erfreut sind helfen zu können oder genervt, desinteressiert. Es war reine Neugier. :-)

  • Mir drängen sich auch zwei (eher persönliche) Fragen an dich aus:


    Zum einen (was ich mir schon die ganze Zeit überlege), woher kommt der ungewohnte, aber schöner Name "Liv". Ist das eine Abkürzung oder hat er deine besondere Bedeutung und gibts eine Geschichte dazu, warum du so heißt wie du heißt (egal, ob es dein eigener Name oder ein Pseudonym ist)?


    Zum anderen habe ich gelesen, dass du fürs Fernsehen schreibst. Magst du sagen, für welche Sendungen?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Lese-rina : Nun hat es mit der Antwort länger gedauert, aber Pfingsten war jetzt auch mal ein Zeitpunkt, um ein wenig Luft zu holen ;-)


    Zum Namen Liv. Nein, da gibt es keinen speziellen Hintergrund, Liv ist im skandinavischen und angelsächsischen Raum recht geläufig, der Name an sich kommt aus dem Norwegischen und bedeutet Leben ...


    Zum Drehbuchschreiben: Durch die Arbeit am Roman blieb in den letzten vier-fünf Jahren (seit gut einem Jahr sitze ich ja bereits am zweiten Roman) wenig Raum für den Bereich Film und Fernsehen, wenn überhaupt habe ich Recherchen für verschiedene Dokumentationen gemacht. Das ist in der Regel ein klar abgesteckter Zeitrahmen, so dass ich diese Projekte gut mit dem Romanschreiben kombinieren kann. Kürzlich habe ich aber wieder ein Ideenpapier für eine Filmproduktionsfirma entwickelt ...

  • Die Recherche-Erfahrung merkt man dem Buch an. Gut eingearbeitete Fakten - und bis jetzt ohne "Info-Dumping". Dabei erwischt man nämlich viele Autoren: Sie haben sooo viel zu einem Themenbereich gelesen, dass sie nun auf Teufel-komm-raus alles unterbringen wollen. Und dann spricht aus den Charakteren auf einmal die Stimme von Wikipedia. :grin


    Das Gefühl hab ich hier nicht.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner