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'Vom anderen Ende der Welt' - Seiten 001 - 105
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Dann lege ich mal los. Habe das Buch schon fertig gelesen, da ich es bei vorablesen gleich bewerten wollte und jetzt in einer anderen Leserunde mitmache. Möchte aber trotzdem hier mitposten. Das Buch ist es wert.
Ein wirklich tolles Cover, nicht nur die abgebildeten Tiere, Pflanzen, das Schiff. Auch das Spiel mit den Materialien finde ich toll. Teilweise mit Lack und der Schmetterling und der Buchtitel erhaben. Bin begeistert.
Hier werden schon mal das Auge und der Tastsinn angesprochen. Und innen drinnen kommt noch mehr. Es gibt ein Personenverzeichnis, was für historische Bücher sehr löblich. Hinten ein Glossar, ein kurzes Nachwort und ein Porträt der Dame, auf deren Leben diese Geschichte teilweise beruht. Also das Rundum-Paket für den Leser.Mary Linley, die kluge Tochter von Francis Linley, wird dem Leser sofort als eigenständiger und störrischer Charakter eingeführt. Störrisch freilich nur im Hinblick auf das Frauenbild im 18. Jahrhundert. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ihre botanischen Forschungen fortsetzen zu dürfen - und nichts stößt bei Frau (Tante) und Mann (Landon) auf mehr Unverständnis. Die unterschätzen freilich alle ihren Freiheitsdrang und Wissensdurst. Sie versucht also als Frau auf einer Expetionsreise unterzukommen.
Hier fand ich sehr lustig, dass sich sich Middleton nennt. Der Name ist mir anderweitig (britisch-königlich) grad sehr im Gedächtnis parat.
Das es dann nach Haareabschneiden und Kleidung ändern doch ganz einfach und schnell geht hat mich gedanklich etwas beschäftigt. Die Frage, wie leicht sich eine Frau ins Schema eines Mannes pressen lässt, wird ja in vielen Histos gestellt. Prinzipiell glaube ich ja, dass man das weibliche doch vor allem an Bewegung und Gestik, an Mimik und Timbre erkennt und weniger am Äußeren. Heutzutage gibt es ja viele Frauen in Hosen mit kurzen Haaren ungeschminkt und dennoch sind sie sofort als Frauen erkenntlich. Auch ohne Vorbau. Aber vielleicht war es ja zur damaligen Zeit tatsächlich so, dass das äußere Erscheinungsbild den Männern zu eingeimpft war, dass sie sich keine Frau kurzhaarig in Hosen vorstellen konnten und wollten.
Schön fand ich hierzu den Satz "Der Schmetterling hatte die Flügel geschlossen und seinen Platz gefunden.Auf dem Schiff lernt man schnell alle Personen der Handlung näher kennen. Zuallererst mal Nat und seinen kleinen Bruder Seth, deren für heutigen Augen sehr strengen Vater Bootsmann Bennetter, vor dem die Jungen fürchterlichen Respekt haben den dieser sich mit wenig Liebe und viel Ohrfeigen erringt.
Sehr interessant fand ich, was auf so einer Expedition alles an Proviant und Material mitgeführt wurde und die 36 Kriegsartikel, die der Kapitän erst mal vorgelsen hat und die drakonischen Strafen bei Vergehen der kleinsten Art, die wir ja schon seit "Meuterei auf der Bounty" kennen.
Auch schön das einfließen tatsächlicher Forscher und Entdecker in Marys Lebenslauf. Überhaupt merkt man, dass hier gut recherxhiert wurde. So was ist mir sehr wichtig für einen historischen Roman. Den ich freue mich immer wieder wenn ich Infos und tatsächliche Geschehnisse eingeflochten in die erfundenen Handlungen finde. Zeugt von Liebe zum Detail und von Interesse für das Thema.
Landon, der verschmähte Zuhausgebliebene sucht immer noch nach Mary. Welche Rolle wird er in ihrem Leben noch spielen? Wird er ihr wirklich hinterherreisen?
Immer wieder wird beschrieben, welche Probleme Mary mit ihrem Versteckspiel hat und wie sie sie löst. Z.B. finde ich die Lösung für ihre Notdurft sehr praktikabel. Immer mehr komme ich zu dem Schluss, dass es mit Hilfe der blinden Männer schon möglich wäre, diese eine Weile an der Nase herumzuführen. Auch wenn dies auf einem so beengten Schiff sehr gewagt ist.
Mir gefällt der Schreibstil. Ruhig und angenehm, ohne all zu großes Gedöns wird hier erzählt und beschrieben. Die Personen kommen glaubhaft rüber und in all ihren Facetten sind sie vielschichtig und lebhaft gezeichnet. -
Eigendlich mag ich weiblichen Hauptpersonen in historischen Romanen nicht so gerne, vor allem wenn sie sich dann noch in Männer verwandeln, aber da ich die Zeit der großen Entdeckungsreisen super spannend finde, musste ich dieses Buch dann doch haben und bisher gefällt es mir auch sehr gut.
Ich denke auch, dass diese einfache verwnadlung von Mary in Marc in der damaligen Zeit gelingen kann, weil es einfach unvorstellbar war, dass eine frau in Hosen und mit kurzen Haaren rumläuft, außerdem spielt bestimmt auch eine Rolle, dass Mary in ihrer Kindheit fast ausschließlich mit Männern in Kontakt kam und daher viel eher weiß, wie Männer sich bewegen, reden usw wie ein Mädchen, dass in einer normalen Umgebung mit weiblicher Eriehung aufwächst.
Die Tante hat überhaupt kein Verständnis für Mary und ihre Trauer und will sie nur schnellstmöglichst unter die Haube bringen um die Verantwortung für ihre missratene Nichte loszusein.
Bei Landon hingegen denke ich, dass er Mary einfach nicht gut genug kennt, um zu verstehen, dass ihr Interesse an den Hinterlassenschaften ihres Vaters kein aus der Trauer entstandener Spleen ist, sondern ernsthaftes Interesse und Wissensdurst. -
Ich konnte es nicht mehr erwarten und habe bereits gestern mit Lesen begonnen...
Mir geht es ähnlich wie hollyhunder. Mit dem Prägedruck und dem Spot-Lack ist das Cover sehr schön gestaltet und macht neugierig auf die Geschichte. Auch die Karte der Reiseroute der Sailing Queen steigert die Spannung und die Vorfreude auf Mary’s Abenteuer.
Sehr praktisch finde ich das Personenregister am Anfang des Buches, welches mir im ersten Abschnitt geholfen hat, in die Geschichte rein zu finden. Aber auch die Sprache ermöglicht einen schönen Lesefluss.
Die Geschichte beginnt sehr emotional und ich kann Mary gut nachempfinden, wie ihr zumute sein muss. Ihr Vater gilt als vermisst und sie ist wohl eine der wenigen, die die Hoffnung auf Rettung noch nicht aufgegeben hat/nicht aufgeben möchte. Um so unverständlicher ist mir die Reaktion von Tante Henriette. Wie kann sie in dieser Situation erwarten, dass Mary frisch fröhlich Smalltalk mit ihren Dinner-Gästen betreibt? Ausserdem ist es ja ihr eigener Bruder, der vermisst wird… Durch ihre Pläne Mary zu verheiraten, wird mir Henriette auch später nicht sympathischer.
Es bedrückt mich, wie wenig man damals den Frauen zugetraut hat. Und gerade deshalb finde ich es sehr mutig von Mary, als Mann auf der Sailing Queen anzuheuern.
Auch mir hat besonders der Vergleich von Mary mit dem Blattschmetterling gefallen: „Der Schmetterling hatte die Flügel geschlossen und seinen Platz gefunden.“ (S. 68)
Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis der erste Mary enttarnt. Ich denke, was ihr vor allem bei ihrem Versteckspiel hilft, ist die Tatsache, dass es für die Männer einfach unvorstellbar ist, dass eine Frau unter ihnen weilt und sie daher keinen Gedanken an eine solche Möglichkeit verschwenden.
Auf jeden Fall ist die Geschichte sehr spannend aufgebaut und ich muss unbedingt wissen wie es weitergeht...
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Hallo, liebe Eulen,
Ihr seid ja schon dabei ... Das freut mich!
Um auf die Verwandlung von einer Frau in einen Mann zu sprechen zu kommen: Hierzu habe ich mir beim Recherchieren und Schreiben ausführliche Gedanken gemacht und mich gefragt, wie es Jeanne Baret damals gelingen konnte, die Männer an Bord so lange zu täuschen. Bei meinen Recherchen habe ich dann eben das, was Ihr mutmaßt, gelesen: Damals war es UNDENKBAR, dass sich Frauen als Männer ausgaben, hier reichte das Tragen von Kleidung noch aus, um klarzumachen, ob man einen Mann oder eine Frau vor sich hatte. Dass da vielleicht ein Mann mal etwas "weicher" oder "unreifer" wirkte, wurde sicherlich zur Kenntnis genommen, aber wahrscheinlich nicht mit dem Gedanken verknüpft, dass hier eine Täuschung vorliegen könnte.
Spannend fand ich bei den Recherchen zu entdecken, dass es in der Geschichte auch immer wieder Frauen gegeben hat, die ins Feld bzw. in den Krieg gezogen sind, die sich als Matrosen ausgaben oder als Piraten unterwegs waren - natürlich stets als Männer gewandet.Herzliche Grüße,
Liv
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Das mit den unterschiedlichen Abschnitten ist ja wirklich blöd, aber wir werden das schon auf die Reihe bekommen.
Dem bisher zum ersten Abschnitt geschriebenen Lob schließe ich mich gern an, vor allem das umfangreiche "Zubehör" wie Personenregister und Glossar findet meinen Beifall. Auch das Äußere finde ich ansprechend.
Den Tod des Ertrinkens fand ich fast erschreckend deutlich geschildert und hoffe sehr, mich nie real von seiner Richtigkeit überzeugen zu müssen...
Das Hick-Hack, wer denn nun als Kapitän fahren darf, hingegen habe ich teilweise quergelesen, vielleicht kommt ja später noch zur Sprache, ob und ggfs. wozu das nötig war. Mädchen-in-Hosen-Bücher stehen seit Iny-Lorentz eigentlich wegen Überfütterung auf meiner inneren "blacklist", aber hier finde ich die Umsetzung sehr gut gelungen. Man merkt eine gute Recherche, besonders das Nautische betreffend. Der Vater der beiden Schiffsjungen lässt Bedrohliches befürchten.
Schade (aber wohl der Zeit entsprechend), dass der nette junge Mann sich seine Angebetete so gar nicht als verheiratete Wissenschaftlerin vorstellen kann und sie selbst ihn nicht auch nur ein klitzekleinwenig als Ehemann in Betracht zieht, aber vielleicht wird das ja noch. Zu hoffen, dass Marc-Mary auf der Reise ihren Papa findet, bei irgendwelchen Eingeborenen auf irgendeiner entlegenen Insel, ist aber wohl meinem Faible für Happy Ends geschuldet und wenig realistisch.
Auf jeden Fall genug Spannung und Entwicklungspotential, um einen rasch zum Weiterlesen zu bringen.
Ach ja... vielleicht für einige Eulen interessant: Vor etlichen Jahren las ich mal ein Buch von Irving Stone über Charles Darwin. Passt m. E. gut zum Thema und wurde hier auch schon mal rezensiert.
Frage an Liv: Wie bist du auf dieses Thema gekommen?
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Die Einführung der Personen und welche Beweggründe Mary nun hatte, sich als Mann auf der Sailing Queen zu bewerben, war ausführlich. Natürlich muss man sich die gesellschaftlichen Gepflogenheiten des 18. Jahrhunderts in England ins Gedächtnis holen, um nicht alles unglaubwürdig einzustufen. Seinerzeit war es ja auch verpönt, seine Knöchel zu zeigen. So haben sich die Zeiten geändert.
Für Mary war es ein Problem, in einem wissenschaftlichen Tätigkeitsfeld Fuß zu fassen. Obwohl sie von ihrem Vater eine solide Ausbildung genossen hatte, akzeptiert sie auf dem Schiff kein Mann. Die Begründung, sie sei ja nur eine Frau, empfinde ich aus heutiger Sicht als haarsträubend. Zum Glück haben sich die Zeiten gewandelt.
Auch die Auswahl der in Frage kommenden Ehemänner finde ich eher fragwürdig. Wenn die eigenen Eltern die Auswahl treffen, kann ich das vielleicht noch hinnehmen, aber die Tante?! Nun gut, Mary hat nun keine Eltern mehr, aber mMn hat es die Tante doch etwas sehr eilig.
Witzig fand ich dann wieder die Schilderung der Probleme, die Mary als Marc auf dem Schiff hat. Irgendwann wird es sicher auffallen, dass sie nicht Marc Middleton ist, wo sie jetzt schon nicht auf den Namen reagiert.
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Wenn ich gewusst hätte, dass es eine Frau-verkleidet-sich-als-Mann-Geschichte ist, hätte ich mich gar nicht gemeldet...steht aber auf dem Klappentext so nicht drauf (auch wenn man es sich vielleicht denken könnte). Aber, zum Glück hab ichs nicht gewusst
Der erste Teil liest sich sehr schnell weg, man ist gleich in der Geschichte drin und ich freue mich schon aufs Weiterlesen.
Ein bisschen leicht ging es dann aber doch, dass sie noch mit aufs Schiff konnte. Das fand ich etwas unglaubwürdig. Sicher ging das doch auch damals nicht so einfach?ZitatHierzu habe ich mir beim Recherchieren und Schreiben ausführliche Gedanken gemacht und mich gefragt, wie es Jeanne Baret damals gelingen konnte, die Männer an Bord so lange zu täuschen.
Ah, basiert die Geschichte auf einer wirklichen Person? Was hat es mit Jeanne Baret auf sich?
Ich denke die Menschen sehen, was sie sehen wollen. Damals war es vermutlich leichter, aber ich denke auch heute dürfte es kein allzu großes Problem sein, sich als Frau als Mann auszugeben...wenn ich an den Film "Die Päpstin" denke (nicht an sie selbst, da konnte ich keinen Mann drin sehen) und die Erzählerin am Schluss, da ist man total verblüfft, dass das plötzlich eine Frau ist... -
Als erstes fiel mir auch das schön gestaltete Cover auf, sehr schön die erhabenen Motive und der Glanz. Ebenso gut fand ich gleich das Personenverzeichnis am anfang des Buches, Glossar und Anhang habe ich auch schon entdeckt
Mary's Vater ist auf See geblieben, jetzt will Tante Henriette sie verheiraten und verkauft deshalb des Hausstand inclusive der Wunderkammer, das ist schon dreist, denn sie weiß vermutlich, wie sehr das Herz der Nichte an diesen Dingen hängt.
Den Antrag von Landon lehnt Mary ab, sie läßt sich lieber von William immer zum Hafen fahren und bewirbt sich, um bei der Exkursion von Carl Belham dabei zu sein. Da sie als Botanikerin nicht genommen wird, geht sie als Zeichnerin und ich hoffe jetzt auf eine spannende Reise.
Das Verkleiden hat mich anfangs auch gestört, weil man es einfach mittlerweile zu oft gelesen hat, aber ich will erst mal abwarten
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Ich bin zwar nicht für die Leserunde angemeldet und habe mit dem Buch auch noch nicht angefangen, aber ich mische mich hier jetzt einfach trotzdem mal ein, weil mir das Thema "Frauen in Hosen" insbesondere in der Seefahrt bei meinen Recherchen auch begegnet ist.
ZitatOriginal von Liv Winterberg
Spannend fand ich bei den Recherchen zu entdecken, dass es in der Geschichte auch immer wieder Frauen gegeben hat, die ins Feld bzw. in den Krieg gezogen sind, die sich als Matrosen ausgaben oder als Piraten unterwegs waren - natürlich stets als Männer gewandet.
Genauso war es, und gar nicht mal selten. Ich habe hier einen kurzen Artikel zu dem Thema geschrieben.Liebe Grüße
Laila -
Zitat
Original von Laila
Genauso war es, und gar nicht mal selten. Ich habe hier einen kurzen Artikel zu dem Thema geschrieben.
Ich finde das Thema faszinierend und ich bewundere diese Frauen sehr. Ich denke, dass wir ihnen viel verdanken und sie einen wichtigen Grundstein für die Emanzipation gelegt haben. -
@ Laila: Danke für den interessanten link!
DASS es solche Frauen gab, ist ja unumstritten (man denke nur an die Geschichten von Gustav Adolfs Pagen - verfilmt mit Lilo Pulver und Curd Jürgens - oder einer gewissen Eleonore Prochaska aus Lüchow-Dannenberg), nur waren die in der letzten Zeit in historischen Romanen überpräsent und/oder etwas nach Schema F abgearbeitet, finde ich. -
Hallo @all!
Auch ich habe schon vorgestern mit dem Lesen begonnen, da meine Lesezeit im Moment sehr knapp bemessen ist.
Die Aufmachung des Covers und die Aufteilungen im Buch finde ich toll. Ich mag es, wenn ein bisschen Arbeit ins Detail gesteckt wird.
Ich habe jetzt an die 100 Seiten gelesen und finde den Schreibstil angenehm zu lesen.
Dass Mary sich verkleidet, um weiterzukommen, finde ich nicht so schlimm; aber ich habe nun auch wirklich bisher erst eine verschwindend geringe Anzahl an historischen (Frauen-)Büchern gelesen.
Ich weiß aber auch jetzt schon, dass ich das Buch nicht uneingeschränkt jedem im Bekanntenkreis weiterempfehlen könnte/würde.Bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
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Zitat
Ah, basiert die Geschichte auf einer wirklichen Person? Was hat es mit Jeanne Baret auf sich?
hinten wird über das Leben von Jeanne Baret geschrieben und was an der Geschichte dran ist.
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Zitat
Original von Büchersally
Auch die Auswahl der in Frage kommenden Ehemänner finde ich eher fragwürdig. Wenn die eigenen Eltern die Auswahl treffen, kann ich das vielleicht noch hinnehmen, aber die Tante?! Nun gut, Mary hat nun keine Eltern mehr, aber mMn hat es die Tante doch etwas sehr eilig.
Aus Sicht der damaligen zeit kann ich verstehen, dass die Tante Mary schnellstmöglich verheiraten will. Mary ist in ihren Augen völlig verwildert, da sie nur von ihrem Vater und dessen Diener erzogen wurde und hat den Kopf voller Flausen (die Forschungen ihres Vaters), die ihr ein Ehemann austreiben soll und mit einem Kind hätte sie dann auch eine sinvolle, einer Frau angemessene Aufgabe.
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Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, was viele gegen den "Frau in Hosen"-Roman haben. Nun hat mir allerdings schon meine Geschichtslehrerin in der sechsten Klasse erklärt, wie oft sich Frauen zur damaligen Zeit als Männer ausgaben, und angesichts der Tatsache, dass (unverheiratete) Frauen nichts bis null zu sagen hatten (wie man ja hier wieder sehr schön sieht), verstehe ich das auch zu gut.
Ich sehe das also weniger als Romanklischee sondern eher als "häufig anzutreffen", weil es eine logische Konsequenz auf die Umstände darstellt.Den Hintergrund finde ich im Zuge dessen recht wichtig: Eine Frau kam damals sicher nicht von heute auf morgen auf die Idee: Hey, ich breche jetzt aus meiner mir mein Leben lang antrainierten Rolle aus - juchhey!
Aber hier ist es ja so, dass Marys Vater sie wie einen Sohn gelehrt hat - vielleicht auch, weil er gerne einen Sohn bekommen hätte? - sie führt die Rolle, in der sie aufwuchs, also nur konsequent weiter.
Das gefälllt mir gut - es ist für mich schlüssig und naheliegend, dass sie als Mann versucht, was ihr als Frau nicht gelingt.Die Maskerade ... nun ja. Ich glaube, dass es Frauen gibt, die sich recht einfach als Mann ausgeben können. Mit wenig Po und Busen mag das gehen, und ein gewisses Gesicht braucht man bestimmt auch dazu.
Dass es Mary so leicht fällt, hat mich trotzdem etwas irritiert, denn durch die Beschreibungen vorab (aus Landons Sicht) hatte ich eine extrem feminime Mary vor Augen. Dass die zu Anfang nicht mal für ihr Milchgesicht ausgelacht (oder nach dem Alter gefragt) wird, kam mir auch etwas seltsam vor. So ... einfach. Ich glaube, ich hätte weniger gestutzt, wenn zuvor schon mal angedeutet worden wäre, dass sie ein extrem breites Kinn oder eine tiefe Stimme hat. Wie auch immer.Ansonsten bin ich überrascht, wie schnell sich das Buch wegliest. Ich sehe das positiv, auch wenn ich jetzt, nach dem ersten Abschnitt, noch das Gefühl habe, gerade erst in den Roman eingestiegen zu sein, und dass es "jetzt losgeht". Die meisten historischen Romane gehen ja eher in die Richtung riesendicker Erschlag-mich-Schmöker, dieser ist eher knackig mit seinen 400 Seiten und den kurzen Kapiteln. Ich finde das bislang aber sehr angenehm.
Überhaupt ist das Buch für mich eines der "Angenehmen": Keine allzu schweren Themen bislang (auch wenn sich das natürlich extrem schnell ändern kann, wenn Marys Täuschung auffliegt), sondern eine von Sehnsucht und Wissbegier motivierte Hauptfigur. Ein Abenteuerroman zum Mitträumen vom Weltentdecken und von der See (denn zum Glück muss man sich die Gerüche an Bord eines Schiffes ja nicht zu genau vorstellen). -
Schönen guten Morgen ihr Eulen,
ich habe am WE auch angefangen zu lesen, habe aber den Abschnitt noch nicht zu ende gelesen, weshalb ich jetzt einfach blind (ohne Eure Beiträge) kurz meinen ersten Eindruck schildere.
Fangen wir beim Cover an: WOW!! Ich bin wirklich total begeistert von dem schönen Cover. Die Farben, Verschnörkerlung und Motive sind wirklich sehr schön gestaltet.
Als ich dann das Buch aufschlug und die Personenliste fand, erschrak ich kurz. Ich komme gerne durcheinander wenn viele Charaktere mitspielen. Aber ich werde es schon schaffen
Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir sehr gut. Die Vorstellung wie sehnsüchtig Mary am Hafen steht und doch noch die Hoffnung nicht aufgeben möchte, dass ihr Vater zurück kommt oder auch nur sich verbunden fühlt durch das Wasser .. sehr schön!
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Laila :
Das ist ja schön, von Dir zu hören und vielen Dank für den Artikel, der genau von diesen Frauen berichtet, die ich erwähnt habe. Höhere Dienstränge konnten, wie Du es beschreibst, Frauen mitnehmen, aber auch hiervon wurde selten und so wie ich das überblicke nur in Ausnahmefällen Gebrauch gemacht, denn seinerzeit hielt sich noch der Aberglaube hartnäckig, dass Frauen an Bord Unglück bringen.Um auf die "Frauen in Hosen"-Thematik einzugehen, die mehrfach angesprochen wurde: Wie hollyhollunder anmerkt, wurde der Roman von der französischen Botanikerin Jeanne Baret inspiriert, die 1768 als Mann ausgab, um auf dem Schiff von Kapitän Bougainville in den Pazifik aufzubrechen. Sie begleitete den Botaniker Commerson und gab sich als dessen Assistent aus - nähere Infos findet Ihr im Anhang des Romans. Um nicht zuviel vorwegzunehmen, würde ich empfehlen diesen Abschnitt auch wirklich erst am Ende zu lesen ... Durch diesen historischen Hintergrund war bei diesem Roman die Situation "Frauen gibt sich als Mann aus" also unumgänglich.
@maikäfer:
Dass ich gern Romane schreiben würde, ist schon so etwas wie ein Kindheitstraum. Deshalb habe ich mich auch schon jahrelang mit der Frage beschäftigt, was ich denn gern für Romane schreiben würde, und ich merkte, dass mich historische Stoffe interessierten, die einen realen Hintergrund haben. Da ich für mein Leben gern recherchiere und es sehr spannend finde, in vergangene Zeiten abzutauchen und mir diese "zu erschließen", hatte ich irgendwann eine Sammlung verschiedener Frauenbiographien, von denen ich mir vorstellen konnte, mich mit ihnen zu befassen. Denn einen Roman schreiben, bedeutet ja auch, sich über Jahre (ingesamt habe ich drei Jahre an dem Buch gearbeitet) mit einem Thema auseinanderzusetzen. Und bei Jeanne Baret und der Zeit der Entdeckungsfahrten hatte ich das Gefühl, dass ich mich damit gern vertiefend befassen würde. Mich sprach dieses bedingungslose "Wollen" an, dass Jeanne Baret sogar ihr Leben aufs Spiel setzte (Seefahrten waren zu dieser Zeit ein durchaus lebensgefährliches Unterfangen), um ihrer Berufung zu folgen.Zwergin :
Zur Figur der "Tante Henriette": Dadurch dass sich Mary mit ihrer Lebensvorstellung den gesellschaftlichen Konventionen widersetzt, gibt es in diesem Roman einen abstrakten "Antagonisten", sprich Gegner der Hauptfigur. Um deutlich zu machen, was damals von Frauen erwartet wurde, habe ich all diese Vorstellungen in der Figur der Tante verdichtet. In alten Korrespondenzen habe ich zahlreiche Hinweise erhalten, wie eng gesteckt der Raum war, in dem Frauen sich beruflich entfalten konnten. Schön, dass aber auch irgendwer Tante Henriettes Position versteht, denn sie war ein Kind ihrer Zeit.Ayasha und Mulle:
Ja, ich denke auch, dass diese Frauen Wege beschritten haben, die wiederum andere Frauen ermutigt haben, Grenzen zu überschreiten.
Von Marc Twain habe ich ein Zitat entdeckt, dass, wie ich finde, Marys Sehnsucht wunderbar umschreibt:
"In zwanzig Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die Du nicht getan hast, als über die Dinge, die Du getan hast. Also wirf die Leinen los. Verlasse den sicheren Hafen. Lass den Passatwind in Deine Segel wehen. Erforsche. Träume. Entdecke!"
Mark TwainHerzliche Grüße in die Runde von
Liv -
Ich habe gestern mit dem Roman begonnen, habe diesen Abschnitt aber noch nicht komplett durch. Als erstes fiel mir natürlich das wunderschöne Cover auf, allerdings hätte ich es genauso gut gefunden, wenn das Taschenbuch eine "normale" bzw. kleinere Größe gehabt hätte, denn so ist es für die Seitenanzahl doch recht schwer. Aber optisch auf jeden Fall ein Genuss
Die Anfangsszene, bei der Mary aufs Meer schaut und auf die Rückkehr des Vaters hofft, hat mich berührt. Ich konnte mir sie Szene sehr gut vorstellen. Schön fand ich auch, dass William ihr dabei den Rücken frei hält und für sich behält, dass sie immer wieder dort steht und hofft und wartet...
Die Konstellation - Tochter wurde vom Vater gelehrt, trotzt der eigentlichen Frauenrolle, soll aber nach dem Tod des Vaters möglichst schnell verheiratet werden - kommt mir zwar aus anderen Romanen bekannt vor, ist aber interessant und die Konflikte sind vorprogrammiert. Immer wieder bin ich beim Lesen froh, dass ich nicht in der damaligen Zeit gelebt habe!
Da ihr erster Versuch, mit aufs Schiff zu kommen, gnadenlos scheitert, bin ich nun gespannt, wie es weitergeht. -
Danke für deine interessanten Erläuterungen, Liv.
Dass die Mädchen-in-Hosen-Rolle hier unverzichtbar war, ist unzweifelhaft.
Und dass es vielfach keine andere Möglichkeiten gab, auch.
Ich habe das auch nicht auf diese deine Geschichte hin kritisieren wollen, sondern nur meine allgemeine - sagen wir mal - momentan eigentlich vorhandene Ermüdung dazu ansprechen wollen. Liegt vielleicht daran, dass ich nach der hochgeschätzten "Goldhändlerin" unmittelbar die "Tatarin" und die "Kastratin" las, da ging es dann mit den Hosenrollen Schlag auf Schlag und dies nicht nur bei dieser Autorin, sondern es schien regelrecht in Mode gekommen zu sein...
Hier hat es mir gut gefallen.