Hier kann zu den Seiten 210 - 329 geschrieben werden. (Plymouth, 2. November 1785)
'Vom anderen Ende der Welt' - Seiten 210 - 329
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Ich bin, von der Spannung mitgerissen, gleich in den nächsten Abschnitt hineingeraten und habe, um nicht zu früh etwas zu verraten, im vorherigen Abschnitt lieber nur kurz "Laut gegeben", um dann hier ausführlicher zum Gelesenen Stellung zu nehmen.
Marc-Mary ist also enttarnt worden, ihr Zimmergenosse verrät sie nur an Carl (@ Liv: Ist der eigentlich historisch?), beide verraten sie aber nicht. Nach dem Tod von Myers erkennt M. auch, warum er ihr Geheimnis gewahrt hatte.
Auch der böse Vater von Nat und Seth kommt ums Leben, und schließlich auch Nat selbst. Nach dem Tod des ohnehin mit veraltenen Mittelchen arbeitenden Schiffsarztes kann M. auf die durch das Zusammenwirken mit ihrem Vater erworbenen Kenntnisse zurückgreifen und sich nützlich machen.
Was es mit diesen Eingeborenen auf sich hat (bei dem Junjgen muss ich mir immer wieder sagen, dass es ein Junge ist, denn der Name wirkt auf mich irgendwie weiblich), weiß ich noch nicht so recht...
Daheim spekulieren William und M.s Verehrer über ihren (M.) Verbleib: Mittlerweile soll der Grundbesitz verkauft werden und bei Gartenarbeiten wurden M.s vergrabene Kleider, Haare und Lakenreste entdeckt.
M. und Carl sind einander wohl nicht ganz gleichgültig, so dass ich für mein erhofftes Happy End mit ihrem daheimgebliebenen Reeds eher schwarz sehe. -
Dieser Abschnitt beginnt ja gleich spektakulär mit einer Kugelfisch-Vergiftung. Aber holla. Wer hätte das gedacht.
Überhaupt passiert in diesem Abschnitt so viel, mir wäre fast lieber gewesen, man hätte die Abschnitte kleiner gemacht. Mary fühlt sich mehr und mehr zu Carl hingezogen. Und er sicher auch zu ihr. Nachdem er weiß, dass sie eine Frau ist, betrachtet er sie natürlich mit anderen Augen und all ihre guten Seiten fallen ihm auf und er meint, dass es wohl auch weibliche Seiten sind. Wenn sie sich um Kranke kümmert, den Jungen Seth versucht über seinen großen Verlust von Vater und Bruder hinwegzutrösten.
Auch die Fahrt gestaltet sich zunehmend dramatischer. Auf der Suche nach Land dachte ich wieder an bekannte Filme und Berichte über Seefahrer wie Kolumbus. Es ist ja eh faszinierend, wie mit den wenigen technischen Hilfsmitteln so genau navigiert werden konnte.
Und dann natürlich noch ihre Ankunft in Tahiti und die klugen Eingeborenen, die sofort erkennen, dass zum ersten Mal eine Frau bei den Fremden dabei ist. Eine kurze Weile wusste man nicht, was aus Mary werden würde. Ob sie nun in Ketten nach hause gebracht würde, oder wie Carl zu ihr stehen würde und wie der Kapitän reagieren würde. Das Seth so enttäuscht von Marc/Mary ist, tut mir leid. Dabei könnte er dringend eine mütterliche Hand brauchen, die ihn mal drückt und streichelt. Aber der Zug ist bei Seth wohl abgefahren. Wenigstens will Carl, dass sie bleibt und mit ihm arbeitet. Und was man täglich sieht, dass liebt man ja auch irgendwann. Gell. -
Wow! Dieser Abschnitt hat es wirklich in sich!
Es ist sehr viel geschehen und die Situation an Bord hat sich dramatisch zugespitzt. Bei so vielen Todesfällen kann ich mir gut vorstellen, wie das die verbleibenden Seefahrer mit der Zeit zermürbt - vor allem auch, wenn sie dann so lange nicht an Land gehen können.
Mich persönlich haben Franklins und Nats Tod am meisten getroffen. Mit Franklin hat Mary ihren Verbündeten verloren. Allerdings konnte sie dadurch (und natürlich auch durch den fehlenden Schiffsarzt) ihr Wissen und Können immer wieder unter Beweis stellen, was ihr - ohne ihr Wissen - Carls Anerkennung einbrachte.
Berührt hat mich auch die Szene, in der Mary Franklins Medaillon mit Carls Portrait findet. Sie meint dadurch zu verstehen, warum Franklin sie angeblich nicht verraten hat. Ich selber verstehe es als Erklärung, wie Franklin so locker damit umgehen konnte, seine Kajüte mit einer Frau zu teilen.
Der arme Seth! Und jetzt ist er ganz alleine auf der Welt... Es muss schrecklich sein, in so jungen Jahren den Tod des Vaters und des Bruders so hautnah mitzuerleben. Kein Wunder, dass er sich in sein Schneckenhaus zurückzieht und nicht mehr spricht. Seine Gedanken bei Nats Beerdigung fand ich sehr einfühlsam dargestellt (S. 281/282).
Genau wie hollyhunder tut es mir leid, dass Seth von Mary enttäuscht ist und sie als Verräterin sieht. Ich hoffe sehr, dass sie die Gelegenheit hat, ihm alles zu erklären.
Was die Beziehung zwischen Mary und Carl betrifft, hätte ich die beiden manchmal gerne angeschrien: "Redet endlich miteinander!" Andererseits verstehe ich ja, dass sich beide in einer Zwickmühle befunden haben. Um so mehr habe ich mich gefreut, als Carl Mary vorgeschlagen hat, ihn bei der Tahiti-Expedition zu begleiten.
A propos Tahiti: die Beschreibungen der einheimischen Frauen, als die Sailing Queen in Tahiti angelegt hat, haben mich sehr an Paul Gauguins Bilder erinnert und ich konnte mir alles wunderbar vorstellen.
Und jetzt steht Mary vor dem Kapitän und Carl... Wie wird wohl ihr Schicksal aussehen? Ich muss unbedingt noch weiterlesen. Hach, ich ahne bereits, dass das Buch viel zu schnell ausgelesen sein wird.... *seufz*
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Dieser Abschnitt war wirklich vollgestopft mit Dramatik. Das Thema Medizin zog sich aber über die ganzen 120 Seiten. Teilweise kopfschüttelnd las ich über die Methoden, kleinere und vor allem größere Wunden der Seeleute zu versorgen. Mich wundert, dass nur 30 Prozent der Menschen nach Operationen ihr Leben ließen.
Die Tahitianer lassen sich durch Marys Verkleidung nicht täuschen, sondern erkennen sie direkt als Frau. Für die Matrosen muss das merkwürdig ausgesehen haben, dass ihrem Kumpel Männer angeboten wurden.
Eigentlich hat Mary doch jetzt mit Seth eine gute Aufgabe bekommen. Der Junge hat niemanden mehr und sie ja auch nicht. Wenn sie jetzt mit Carl an dem Auftrag arbeitet, könnten sie doch eine Ersatzfamilie für alle sein. Tahiti ist ja auch nicht so ein hässliches Stück Gegend.
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Dieser Abschnitt hat es wirklich in sich.
Die Eingeborenen, die die Vorstellung, dass eine Frau keine Hosen trägt, nicht fest im Kopf haben, wie die Weißen entdecken sofort, dass Marc kein Mann ist.Der arme Seth steht nun völlig allein da, zuerst verliert er seinen Vater durch einen Unfall und dann begeht sein Bruder Selbstmord und er findet ihn auch noch als erstes, kein Wunder, dass der Junge sich völlig verzweifelt in sein Schneckenhaus zurückzieht. Nur gut, dass wenigstens sein Wunsch, seinen Bruder richtig zu beerdigen erfüllt werden konnte.
Mary kümmert sich rührend um den armen Kerl und versorgt ihn mit Hilfe ihrer Kontakte zum Smutje, nachdem der Käptn ihr verboten hat, wertvolle medikamente an den Jungen zu vergeudenMir tut es auch leid, dass Seth Mary nur als Verräterin sieht und ihr scheinbar nicht verzeihen kann, allerdings kann ich sein Verhalten auch verstehen. Er hat mit seinem Vater und vor allem mit dem Tod seines großen Bruders jeden Halt in der Welt verloren und der einzige Mensch, dem er ansonsten noch vertraut hat, entpuppt sich als Lügner, da kann ich es nachvollziehen, dass der Junge nicht in der Lage ist, die gründe von Mary zu verstehen und sich einfach nur verraten fühlt.
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Ich finde auch, daß dieser Abschnitt prall gefüllt ist.
Franklin stirbt durch die Kugelfischvergiftung. Das tut mir wirklich leid, denn er war ja ein Verbündeter von Mary, auf ihn konnte sie sich verlassen.
Mary findet bei Franklin ein Medaillon mit dem Bild von Carl, na wer hätte das gedacht - ich nicht. Sie steckt es ein, bin mal gespannt, wann es wieder auftaucht??
Übrigens sehr gut gefällt mir auch der halbblinde Segelmacher John.
Seth mag ich auch sehr und ich hatte hier eigentlich gehofft, daß er - da Mary jetzt enttarnt ist - sich von ihr trösten läßt, quasi als Mutterersatz. Aber nein, er ist stinkesauer auf sie.
Die Handamputation von Bartholomäus war ja sehr anschaulich geschildert und ich verstehe, daß Mary das nicht so einfach verkraftet hat.
Immer mehr Gefühle zwischen Mary und Carl kommen ins Spiel
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Hier ist tatsächöich jede Menge passiert.
Erst Franklin (ha - ich hatte mir schon ganz zu Anfang überlegt, ob er wohl schwul sein könnte) und der Doc, dann die ganzen schweren Verletzungen - Bartholomäus hat die Amputation ja mal gut weggesteckt, das ist auch nicht selbstverständlich - und dann noch der vater der Jungs und am Ende Nat.
Nats Freitod konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Natürlich hat der Junge viel verloren und wie hoch das Ansehen eines Waisenkindes an Bord ist, sieht man etwas später ja. Ohne Marys Eingreifen hätten die Seth verrecken lassen Aber dass der Tod des Vaters Nat so sehr mitnimmt, hätte ich dann doch nicht gedacht; die Beziehung war ja nun nicht besonders liebevoll. Offenbar aber deshalb nicht weniger eng.
Die Beerdigung war sehr schön geschildert. Nats Island.Etwas irritiert hat mich die extreme sexuelle Freizügigkeit der Menschen auf Tahiti. Dass sie offenherziger und unsere westliche Scham ihnen fremd ist, kann ich verstehen. Aber dass die quasi permanent spitz sind, jede Frau sich erstmal nen völlig fremden Kerl vom Schiff krallt und man überall bloß noch über Paare stolpert, hat mich dann doch etwas verwundert.
Liv, gibt es dazu auch Quellen? Das hatte ich mir ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt.Und zwischen Mary und Carl entwickelt sich die Liebesgeschichte weiter. Wenn er sie mit auf Exkursion nach Tahiti nimmt, steht ihnen ja vorerst nichts im Wege.
Bin gespannt und auch schon mitten im nächsten Abschnitt, weshalb ich mich hier besser zurückhalte. -
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Armer Seth! Erst der Vater und dann der Bruder. Ich würde auch durchdrehen. Aber da erkennt man mal wieder, dass Frauen mit solchen Situationen besser umgehen können. Dank Mary kommt er aus seiner Lethargie und wird sicherlich wieder.
Enttarnt wurde Mary nun. Ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht und ob sie es Carl sehr übel nimmt, dass er ihr nicht gesagt hat, dass er von ihrem Geheimnis weiß.
Landon glaubt noch immer, dass er Mary lebend wieder sieht. Ich befürchte aber, dass sie sich eher für Carl entscheiden wird. Mir sind beide sehr sympathisch.
Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.
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So Seth steht jetzt ganz alleine da, aber Mary kümmert sich um ihn.
Doch als Mary enttarnt wird, nimmt er ihr das sehr übel. Ich bin mal gespannt wie es mit ihm weitergeht.
Mary geht mit Carl auf Expedition ob sie ihm übelnimmt das er schon lange wusste wer sie ist.
Landon versucht immer noch etwas über Mary rauszufinden. Auch William glaubt immer noch das sie mit dem Schiff auf Expedition ist. -
Puh, dieser Abschnitt hatte es wirklich in sich und ich hatte ehrlich gesagt zwischendurch Schwierigkeiten weiter zu lesen. Nicht weil es nicht gut geschrieben oder spannend gewesen wäre. Nein, ich habe gedacht noch mehr Unglück vertrage ich nicht. Ein schlimmes Ereignis nach dem anderen. So viele Todesfälle. Wie zermürbend muss das für die Menschen auf dem Schiff gewesen sein. Das kann ich nicht mal erahnen. Am schlimmsten fand ich den Tod von Franklin und Nats Selbstmord. Der arme Seth. Seine Mutter hat er doch kurz vor der Fahrt auch erst verloren, oder? Und nun ist er auch noch so enttäuscht von Mary.
Über die Freizügigkeit der Tahitianer habe ich mich auch gewundert. War das tatsächlich so? Ich musste allerdings schmunzeln als Mary sofort als Frau erkannt wurde und das gleich von mehreren Männern und auch die Überlegungen warum die "Fremden" es sich antun ohne Frauen so eine weite Reise zu machen. Ich habe lachen müssen, als die Menschen auf Tahiti dachen sie würden sich nur für Männer interessieren und somit Männer anboten. Es ist spannend zu sehen wie unterschiedlich die Sicht der Dinge sein kann.
Ich bin gespannt wie es nun für Mary weiter geht. Wie wird der Kapitän entscheiden? Wie auch nach den letzten Abschnitten freue ich mich sehr darauf weiterzulesen.
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Was für ein Abschnitt! Um alle Leseeindrücke zu schildern, hätte man diesen Abschnitt vielleicht kleiner wählen müssen...
Zunächst hat mich der Tod von Franklin schon geschockt, aber ganz besonders schlimm beim Lesen war der Tod von Nats Vater und Nats Selbstmord danach. Armer Seth - ganz alleine nun. Hoffentlich dringt Mary letztlich zu ihm durch und bringt ihn auch wieder zum sprechen.
Die Amputation fand ich furchtbar und ich muss gestehen, dass ich diese Stelle ein bisschen überflogen habe... Wenn ich mir das bildlich vorstelle, dann bin ich mal wieder froh, in der heutigen Zeit zu leben!Carl hält weiter geheim, dass er um die Identität von Mary längst weiß und manchmal hätte ich beide schütteln mögen, sich doch endlich dem jeweils anderen zu erklären! Naja, jetzt haben sie es ja gezwungenermaßen geschafft und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
ZitatOriginal von Tabea
Über die Freizügigkeit der Tahitianer habe ich mich auch gewundert. War das tatsächlich so? Ich musste allerdings schmunzeln als Mary sofort als Frau erkannt wurde und das gleich von mehreren Männern und auch die Überlegungen warum die "Fremden" es sich antun ohne Frauen so eine weite Reise zu machen. Ich habe lachen müssen, als die Menschen auf Tahiti dachen sie würden sich nur für Männer interessieren und somit Männer anboten. Es ist spannend zu sehen wie unterschiedlich die Sicht der Dinge sein kann.Hier ging es mir genauso... Kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Frauen dort sofort bereit waren mit den Fremden zu verschwinden. Aber vielleicht war es damals dort ja wirklich so. Es passte auf jeden Fall, dass Mary dort sofort entdeckt wurde.
Zwischendurch habe ich mich mal gefragt, ob es realistisch war, dass den anderen an Bord es nicht aufgefallen ist, z.B. bei ihren Reaktionen auf Nats Tod etc.
Aber wenn man so etwas gar nicht argwöhnt, dann sieht man vielleicht wirklich immer das, was man sehen will und schaut gar nicht genauer hin.Was für eine Vorstellung, dass Mary vor dem Landgang die ganzen Männer untersuchen musste *schüttel*... Aber sie ist weiter hart im Nehmen. Hoffen wir nur, dass auch Seth seinen Frieden mit ihr macht, obwohl sie eine Frau ist. Es wäre doch schön, wenn sie so eine Art Ersatzmama werden würde.
Mary kann ja von Glück sagen, dass Carl ihre wahre Identität schon länger kannte und der Kapitän anscheinend nicht ganz so aufgebracht ist wie erwartet. Von diesen beiden kann sie sicherlich Schutz erwarten. Und den wird sie sicher brauchen bei einigen von der Mannscahft!
So, schnell weiterlesen...
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Es ist so spannend, Eure Anmerkungen zu lesen! Ich freue mich über so viele Anmerkungen: wenn Ihr Seth mögt, beim Tod von Franklin und Nat mitgelitten habt, wenn der Inhalt des Medaillons eine Überraschung war, wenn Nats Island gemocht wird usw.
Mulle, dass Du Nats Tod schwierig fandest, kann ich verstehen, aber im Thread vorher habe ich schon ein paar Worte dazu verloren. Beim Schreiben bin ich immer davon ausgegangen, dass Kyle trotz seiner selbstherrlichen Art, eine Zuneigung für seine Söhne empfindet, die halt nur selten aufblitzt. Mehrfach habe ich erlebt, dass Kinder, die Eltern mit stark schwankenden Verhaltensweisen haben (um es jetzt mal vorsichtig zu formulieren), nicht minder an ihren Eltern hängen als diejenigen, die ein ausgewogeneres Verhältnis in "Grenzen gesetzt bekommen" und "geliebt werden" erfahren.
Zur sexuellen Freizügigkeit: Das ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, denn ich habe mich hierbei ausschließlich auf meine Recherchequellen, also auf die Reiseberichte dieser Zeit, gestützt, die sehr ausführlich darüber berichten und nicht ein Jota hinzuerfunden oder dicker aufgetragen, um es reißerischer zu machen. Ich denke auch nicht, dass die Tahitianer "permanent spitz" waren, das waren vielmehr die ausgehungerten Seefahrer Die Insulaner hatten einfach ein anderes Verhältnis zu diesem Thema, da war die Liebe ein Akt, der eben auch mal mit begeisterten Klatschen und Gesängen gefeiert wurde (auch wenn es sicherlich mal romantische Stunden zu zweit gab
@maikäfer: Leider war es mir nicht möglich für dieses Buch einmal um die Welt zu reisen, was ich aber sehr gern getan hätte. Für mein zweites Romanprojekt sieht es da besser aus, eine Recherchereise nach Frankreich ist sicher mal drin.
Für meine Recherchen habe ich alles herangezogen, was denkbar war: Fast jedes Buch, das sich mit dem Thema der Entdeckungsfahrten, Botanik, Heilkunde, Schiffsbau usw. befasste, musste herhalten. Ich bin in Museen und den Botanischen Garten gerannt, hier in Berlin haben wir ja eine große Auswahl, habe Filme und Dokus geschaut, Reiseführer verschlungen, Zeitungen durchforstet und was ganz wichtig ist, so viele Experten wie möglich befragt. Ich hatte eine Expertin für Botanik, eine für Medizin, einen für die Seefahrt im 18. Jahrhundert, und ich habe auch immer wieder mal für Spezialfragen in Museen oder sonstwo angerufen.
Um ein paar Beispiele für das "sonstwo" zu geben: Um zu erfahren, wie ein Mensch aussieht, der sich erhängt hat (klingt jetzt arg nüchtern, ich weiß, aber das sind Infos, die braucht man halt), habe ich einen Freund befragt, der bei der Kripo arbeitet. Um zu erfahren, wie man eine Schulter seinerzeit eingerenkt hat, musste ein Orthopäde Frage und Antwort stehen. Mehrfach habe ich in einem Zoofachhandel angerufen, ein anderes Mal bei einer Frau, die sich auf naturheilkundliche Behandlungen versteht, usw., usf.
Es waren immer wieder die berühmten "Kleinigkeiten", die dann aufwendiger waren als ich erwartet hatte. Die Seefahrt an sich, rund um James Cook, ist dafür wiederum in Büchern großartig erschlossen. Da habe ich auch beispielsweise erfahren, wie die Insulaner die Ankömmlinge wahrgenommen haben.
Übers Recherchieren könnte ich jetzt noch stundenlang schreiben, aber ich will mich bremsen und hoffe, Du hast einen kleinen Eindruck bekommen? Das, was ich jetzt hier beschreibe, ist die Spitze des Eisberges. Eine Faustregel unter Autoren besagt, dass gut 70-80 Prozent der Recherchen nicht direkt in den Text einfließen (indirekt schon, als eine Art Hintergrundwissen zur Epoche und zum Thema, über das man schreibt), und das kann ich nur bestätigen. -
Man merkt, dass dir die Recherchearbeit viel Freude macht und ich finde es wirkt sich auch sehr positiv auf diesen Roman aus. Der Leser erfährt nebenbei so viel interessantes. Wobei ich die extreme sexuelle Freizügigkeit vermutlich ohne dein Mitwirken in dieser Leserunde als künstlerische Freiheit abgetan hätte. Ich finde es schön, dass du uns die Möglichkeit gibst nachzufragen und näheres zu erfahren.
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Gern, und ganz ehrlich: Mir macht das auch wirklich Spaß, denn ich erfahre hier so viel. Wie die unterschiedlichen Dinge aufgenommen und wie manche Dinge interpretiert werden, was interessant ist, was aufregt usw. Eigentlich auch wieder ein bißchen eine Recherche ...
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Zitat
Original von Liv Winterberg
Zur sexuellen Freizügigkeit: Das ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, denn ich habe mich hierbei ausschließlich auf meine Recherchequellen, also auf die Reiseberichte dieser Zeit, gestützt, die sehr ausführlich darüber berichten und nicht ein Jota hinzuerfunden oder dicker aufgetragen, um es reißerischer zu machen. Ich denke auch nicht, dass die Tahitianer "permanent spitz" waren, das waren vielmehr die ausgehungerten Seefahrer Die Insulaner hatten einfach ein anderes Verhältnis zu diesem Thema, da war die Liebe ein Akt, der eben auch mal mit begeisterten Klatschen und Gesängen gefeiert wurde (auch wenn es sicherlich mal romantische Stunden zu zweit gabDas ist wirklich erstaunlich.
Da frag ich mich, woran das gelegen hat, denn, so freizügig jemand auch sein mag, gleich mit jedem dahergekommenem Seemann intim zu werden, kommt mir echt komisch vor, zumal die tahitianischen Frauen ja selbst schöne Männer hatten
Ob das eine Art von Höflichkeit oder Gastfreundlichkeit darstelllte?
Oder vielleicht gar nicht so freiwillig/ zwanglos erfolgte, sondern hinterher schönerzählt wurde?
Ich glaube, da bleibe ich mal dran, das hat mich jetzt neugierig gemacht. -
Zitat
Original von Liv Winterberg
Gern, und ganz ehrlich: Mir macht das auch wirklich Spaß, denn ich erfahre hier so viel. Wie die unterschiedlichen Dinge aufgenommen und wie manche Dinge interpretiert werden, was interessant ist, was aufregt usw. Eigentlich auch wieder ein bißchen eine Recherche ...Vielen Dank, Liv, dass du hier so ausführlich berichtest, wie du alle Infos zusammen bekommen hast und wen du so alles "herangezogen" hast. Gerade diese Infos machen Leserunden mit Autor extrem spannend! Und ich kann mir gut vorstellen, dass es für dich interessant ist, wie dein Roman wahrgenommen wird - interpretieren die Leser es so, wie man es sich als Autor gedacht hat oder empfinden sie einiges ganz anders...
Ich freue mich auf jeden Fall, dass du dir hier so viel Zeit nimmst! -
Zitat
Original von Brummi
Vielen Dank, Liv, dass du hier so ausführlich berichtest, wie du alle Infos zusammen bekommen hast und wen du so alles "herangezogen" hast. Gerade diese Infos machen Leserunden mit Autor extrem spannend! Und ich kann mir gut vorstellen, dass es für dich interessant ist, wie dein Roman wahrgenommen wird - interpretieren die Leser es so, wie man es sich als Autor gedacht hat oder empfinden sie einiges ganz anders...
Ich freue mich auf jeden Fall, dass du dir hier so viel Zeit nimmst!
Das kann ich nurAuch von mir ein ganz herzliches Dankeschön!
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Zitat
Original von hollyhollunder
...Überhaupt passiert in diesem Abschnitt so viel, mir wäre fast lieber gewesen, man hätte die Abschnitte kleiner gemacht....Also ich muss sagen, dass das wirklich ein fesselnder und toller Abschnitt war. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen:
Zuerst mal wurde Marys verstecktes Laken mit ihrem Kleid und ihren Haaren gefunden. Williams Verdacht, dass Mary auf dem Schiff ist, verhärtet sich dadurch natürlich umso mehr. Ich dachte mir schon, dass das Laken noch gefunden wird - es war schließlich ziemlich leichtsinnig
von ihr diesen im Garten zu verstecken.Was ich nicht nachvollziehen kann ist die Naivität und die Gefühle von Landon Reed zu Mary. Klar, man hat anfangs gemerkt, dass er für sie schwärmt, aber die beiden hatten doch nichts richtig miteinander zu tun? Wieso tut er dann jetzt so, als sei er unsterblich in sie verliebt und liest sich (als Kaufmann!) sogar ihre Aufzeichnungen durch? Na ja, egal..
Auf dem Schiff passiert wirklich ziemlich viel und mir gefällt es sehr wie die Situation an Bord beschrieben wird. Ich habe das ein oder andere Mal richtig Gänsehaut bekommen, so realistisch ist alles beschrieben, z.B.
Franklins Tod (was ich sehr schade fand, da er sehr symphatisch war).
Grusig fand ich auch Seths Beschreibung vom Essen, speziell von dem Zwieback - bei solch einem "lebenden" und verschimmelten Essen wundert es mich, dass nicht mehr Männer krank werden.Sehr traurig fand ich Nats Tod - dabei musste ich sogar die ein oder andere Träne vergießen. Doch hat er sich wirklich nur umgebracht, weil er seinen Vater nicht retten konnte? Da war doch bestimmt noch was anderes? Schließlich hat er sich davor schon ziemlich merkwürdig benommen.
Ob er einfach mit der ganzen Situation überfordert war?Sehr rührend fand ich es wie sich Mary um Seth gekümmert hat, der Junge hat mir richtig Leid getan, da er nun gar niemanden mehr hat und eigentlich ganz alleine auf diesem Schiff ist.
Interessant fand ich auch Carls Angebot, dass Mary mit ihm auf Tahiti bleiben soll. Er scheint wohl auch Gefühle für sie zu haben?
Was ich von den Umständen halten soll, dass die Tahitianer (?) Mary sofort als Frau erkannt haben, weiß ich nicht.. Klar, das sind ganz andere Menschen, die nicht nur die Oberflächlichkeit betrachten, aber Owahiti hat sie ja sogar schon auf großer Entfernung auf dem Beiboot erkannt.
Die eigenen Männer erkennen sie über Monate hinweg nicht und manchen ist sie gerade bei ihren ärtzlichen Eingriffen sehr nahe gekommen und dort wird sie plötzlich von weitem schon als Frau erkannt? Das kam mir dann nicht sehr realistisch vor..Ganz toll fand ich allerdings die Reaktion vom Kapitän Taylor auf die Entdeckung von Mary. Da musste ich richtig schmunzeln.. Ihn scheint das gar nicht zu verärgern, dass Mary alle getäuscht hat..
Freue mich schon aufs Weiterlesen!