Jasper Fforde - Wo ist Thursday Next? [One Of Our Thursdays Is Missing]

  • Kurzinfo vorab: Buch ist noch nicht übersetzt worden, daher nur der englische Titel im Betreff. Sobald der deutsche Titel bekannt ist kann den gerne wer hinzueditieren.


    Frei übersetzter Rückentext:


    Nur die diplomatischen Fähigkeiten von Thursday Next können einen schrecklichen Genrekrieg verhindern. Sie verschwindet jedoch eine Woche vor den Friedensgesprächen. Ist sie nur in die reale Welt zurückgekehrt oder passiert etwas schlimmeres?
    Es ist jedoch noch nicht alles verloren. Die geschriebene Thursday Next lebt am ruhigen Ende der Buchwelt, und sie brennt darauf zu beweisen, das sie ihrem Original in nichts nachsteht.
    Die fiktionale Thursday begibt sich auf die Spuren ihrer Namenvetterin und entdeckt schnell eine große Verschwörung, die die komplette Buchwelt bedroht.


    Angaben über den Autor (von Amazon):


    Jasper Fforde ist Waliser (daher das markante doppelte ff!) und wurde 1961 geboren. Seine Romane schrieb er 14 Jahre lang neben seiner Arbeit als Kameramann bei verschiedenen Filmproduktionen.



    Eigene Meinung:


    Das Thursday Next Universum hat mich direkt mit dem ersten Band unheimlich fasziniert. Die ersten 4 Bände finde ich grandios, besonders gefallen daran hat mir dann, dass Thursday immer noch eine Ebene tiefer in die Bücher eintaucht mit jedem Band. First Among Sequels (Band 5, Irgendwo ganz anders) war dann vom Setting her recht verschiedenen von den vorherigen 4, konnte mich auch nicht so stark fesseln wie die ersten 4. Es ist nichtsdestotrotz ein sehr gutes Buch. Der vorliegende Band 6 hat ein ähnliches Problem. An sich muss man sagen das Thursday noch eine Ebene tiefer in die Buchwelt gelangt ist, da das komplette Buch aus der Ich-Perspektive der geschriebenen Thursday erzählt wird. Diese wurde jedoch neu erschaffen - auch eine sehr kreative Welt, aber ich fand die alte doch irgendwie passender. Was mir aber auf jeden Fall in dem Buch gefehlt hat ist der geringe Bezug auf die reale Welt - Swindon kommt nur ganz kurz vor. Und mich hat auch sehr gestört, das es Anspielungen auf reale Ereignisse, wie 9/11 gab, obwohl es das ja in der realen Thursday Welt auch nicht gegeben haben dürfte, schließlich ist es trotzdem eine ganz andere Welt als die unsere.


    Von diesen Sachen abgesehen ist es trotzdem noch untypisch für die TN-Romane. Viele Charaktere aus den vorherigen Büchern kommen kaum bis gar nicht vor, es gibt eigentlich nur einen Handlungsstrang der linear aberzählt wird. Auch der Anfang plätschert etwas vor sich hin, bei den anderen war man immer sofort mittendrin habe ich in Erinnerung.


    Das soll es aber jetzt mit negativen Dingen gewesen sein. Das Buch ist trotzdem ein super unterhaltsames Leseerlebnis, welches ich bedenkenlos weiterempfehlen kann. Nach einem etwas zähem Anfang ist die Spannung da und kann bis zum Ende gehalten werden. Es gibt wieder wahnsinnig viele zum Lachen komische Stellen, die den Humor von Fforde ausmachen. Neue Figuren, wie Sprocket, entschädigen für das Fehlen von liebgewonnen alten Figuren. Und es wird auch immer klarer, warum die eigentlichen Bände 1-4 so sind, wie sie jetzt sind.


    Alles in allem ist es ein Buch, was eine hohe Wertung verdient hat. Die leicht enttäuschend wirkende Rezi kommt dadurch zu Stande, das TN 1-4 eine so hohe Messlatte gelegt hat, das selbst sehr gute Bücher schlechter abschneiden können. Jeder, der Wortspiele, britischen Humor, Fantasy abseits des bekannten lesen will und sich auf ein Kreativitätsfeuerwerk einlassen möchte, sei die gesamte Serie mit Thursday Next - einschließlich Band 6 - wärmstens empfohlen!


    Edit: Deutscher Titel und ISBN für das Verzeichnis ergänzt. LG JaneDoe

  • Ein tolles Buch. Aber bei einem Thursday Next Roman bin ich davon sowieso ausgegangen. :-]


    Besonders nett, wie man hier auch mal die Unterschiede zwischen der echten Thursday und ihrem geschriebenen Ich sieht.

  • Kann ich am Monatsersten gleich mein Monatshighlight gelesen haben? :gruebel Ich glaube ja.


    Wie so viele fand ich, dass Band 5 geschwächelt hat. Aber mit diesem Band hat Fforde das Ruder voll herumgerissen. Von der ersten bis zur letzten Seite hat er Konzept der BuchWelt und BuchThursday zu 100% überzeugend durchgezogen. In jedem zweiten Satz ist eine liebevolle oder humorvolle Anspielung; ich hab's gleich von Anfang an aufgegeben, diese zu markieren.


    Die Handlung ist fantastisch und humorvoll und spannend und als jemand der null eigene Phantasie hat, kann ich Fforde für seine Geschichte nur bewundern. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Ich habe keine der vorherigen Personen oder Handlungsorte vermisst und bestimmt die Hälfte der Wortspielereien überlesen, so dass ich eigentlich gleich ein re-read anschließen müsste :grin


    Zitat

    Was mir aber auf jeden Fall in dem Buch gefehlt hat ist der geringe Bezug auf die reale Welt - Swindon kommt nur ganz kurz vor. Und mich hat auch sehr gestört, das es Anspielungen auf reale Ereignisse, wie 9/11 gab, obwohl es das ja in der realen Thursday Welt auch nicht gegeben haben dürfte, schließlich ist es trotzdem eine ganz andere Welt als die unsere.


    Diese Kritik von baro kann ich nicht ganz nachvollziehen. Grundsätzlich mal sehe ich weder die reale Welt der Thursday Next noch die BuchWelt als völlig losgelöst von meiner jetztigen Realität. Es ist ein Alternatives Universum, aber keine völlig neue Welt. Überschneidungen gab es immer. Auch gerade 9/11 rauszupicken...also, das war ein 1/2 Satz...Ich zitier's mal. BuchThursday ist gerade in der Conspiracy-Ecke der BuchWelt: "This was where the Protocols lived, along with alien abductions, 9/11 deniers and the notion that FDR somehow knew about the attack on Pearl Harbor."
    Das war's. Okay, baro kann natürlich denken was er will :knuddel1, aber ich möchte hier nicht für andere Leser den Eindruck erweckt wissen, dass Fforde die Ideen ausgehen und er plötzlich *gasp* in unserer Realität schreibt. Es ist immer noch alles phantastisch.


    10 Punkte.


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  • Laut Amazon erscheint die deutsche Ausgabe "Wo ist Thursday Next?" im August.


    Kurzbeschreibung
    Panik in der BuchWelt: ein Krieg der Genres scheint bevorzustehen. Nur Thursday Next kann mit ihren speziellen diplomatischen Fähigkeiten das Schlimmste verhindern. Doch kurz vor den Friedensgesprächen verschwindet sie spurlos. Es ist nun an BuchThursday, der geschriebenen Version von Thursday Next, die bisher ein beschauliches Dasein in einem ruhigen Eckchen der Fantasy führte, die Lage zu retten. Tatsächlich kommt sie einer finsteren Verschwörung auf die Spur. Dann stürzt zu allem Überfluss ein eBook ab, die Trümmer verunstalten die halbe BuchWelt. Schon werden die Metaphern knapp ...


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  • uert, mach ich auch :grin :knuddel1


    Ich finds ja gut das es unterschiedliche Meinungen gibt. Und TN6 war auch sicherlich in den Top 10 meiner Bücher 2011, eher in den Top 5. Also ein sehr gutes Buch. Auch wenn es eben Sachen gab die mich störten. Ob das 9/11-Beispiel von mir jetzt glücklich herausgepickt war ist sicherlich fraglich, aber ich hatte den Eindruck das es mehr Überschneidungen mit der "echten" Welt in TN6 gab als in denen davor, wenns davor überhaupt welche gab. Bis TN6 hatte ich immer das Gefühl das auch die dort beschriebene reale Welt von unserer sehr losgelöst ist, das hat mich dann eben gewundert.

  • Die deutsche Ausgabe ist ja mittlerweile draußen und ich habe sie sofort bestellt und gelesen. Mir hat das Buch auch wieder sehr gut gefallen. Klar es ist anders, da wir dieses Mal die geschriebene Thursday begleiten. Aber das offenbart mal einen ganz anderen Blick auf die (neue) BuchWelt. Und die war immer dafür verantwortlich, dass mich die Serie so in den Bann gezogen hat. Ich fand Ffordes Ideen einfach so genial. Und auch dieses Buch beinhaltet wieder eine Fülle davon! Da verschmerze ich auch den langsamen Beginn und das Fehlen der echten Thursday.


    Für mich sind das 8 Punkte. :write

  • Im sechsten Band One of our Thursdays is missing der Thursday-Next-Reihe gelingt es Jasper Fforde wieder, die fantastische Welt der Bücher lebendig werden zu lassen und knüpft damit an die Erfolge der früheren Bände an.


    Wörtlich übersetzt bedeutet der Titel Eine unserer Thursdays wird vermisst, allerdings lautet der deutsche Titel Wo ist Thursday Next?, was dem Roman leider nur teilweise gerecht wird. Denn der Leser begegnet hier gleich drei Thursdays, von einer vierten wird gesprochen. Aber nur eine ist real, die anderen sind ihre geschriebenen Alter Egos. Naja, eine, Carmen, ist nur eine Thursday zur Aushilfe. Sie ist ja schließlich auch kein A3-Charakter. Minutiös breitet Fforde die Buchwelt, die am Anfang des Romanes auf topographisch umgestellt wird, vor dem Leser aus. Bereits hier kann man sich am Ideenreichtum des Autors freuen, auf kleine Seitenhiebe, z.B. auf DRM oder BOD und an den vielen Figuren, die man nicht nur aus den Vorgängerbänden, sondern auch aus unzähligen anderen Romanen kennt.


    Die reale Thursday Next ist verschwunden und die geschriebene, also die aktuelle, da gibt es nämlich auch eine Vorgängerin, soll sie bei Friedensverhandlungen vertreten, weil sonst ein Krieg der Genre droht. Die geschriebene Thursday ist bei der Jurisfiction-Prüfung durchgefallen und soll nun auf einmal die Aufgaben der echten Thursday übernehmen. Das erweist sich als ziemlich schwierig und die geschriebene Thursday muss sogar in die reale Welt reisen um die echte Thursday zu finden. So taucht auch diese Welt wieder auf, in der Käse geschmuggelt wird wie andernorts Drogen und die Bahnen die kühnsten Science-Fiction-Träume erfüllen.


    Die Handlung ist von Beginn an sehr komplex, man muss wirklich am Ball bleiben, um gut folgen zu können. Manchmal hätte ich mir ein Readers Companion, wie es ihn bei den ersten Bänden gab, gewünscht. Aber trotzdem gelang es Jasper Fforde immer wieder, mich zum Lachen zu bringen, etwa wenn er fabuliert, wie es denn IN einem Buch zugeht, wenn es gerade gelesen wird. Ein Feuerwerk an Ideen lässt mich jedes Mal aufs Neue staunen. Hier findet man übrigens eine Zeichnung der topographischen Bücherwelt. Ein genauer Blick lohnt sich ;-) Wer Bücher liebt, wird diesen Roman lieben.


    Eine gelungene Fortsetzung, der siebte Roman in dieser Reihe The Woman, who died a lot, ist soeben erschienen. Ein weiterer ist in Planung, wird aber nicht vor 2015 erscheinen.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Lange hatte ich mich auf die Fortsetzung der Reihe gefreut.
    Und dann war es soweit. Das entsetzlich schlechte Cover konnte mich nun nicht wirklich abschrecken, das auch durch den süßen Dodo Pickwick leider nicht besser wird. Aber die Verpackung muss ja nicht auf den Inhalt schließen lassen...


    Anfangs hatte ich dieses Mal einige Schwierigkeiten, in die Handlung einzutauchen. Es dauerte erst eine Weile, bis ich realisiert hatte, es nur mit der geschriebenen, nicht der wirklichen Thursday zu tun zu haben. Und dann dauerte es einige Dutzend weitere Seiten, bis ich die geschriebene akzeptiert und mich mit ihr angefreundet hatte.
    Und dann kam die Geschichte in Schwung.


    Selten war ein Thursday-Next-Roman so spannend. Aber noch mehr als die Handlung entzückte mich der Autor. Jasper Fforde gehört nach diesem Werk für mich endgültig zu einem der intelligentesten und witzigsten Schriftsteller, den ich je das Vergnügen hatte zu lesen. Seine Kenntnis der restlichen Literatur ist phänomenal, ich verneige mich vor so viel Belesenheit. Und seine Ideen und Metaphern haben kaum Vergleichbares. Zumindest nicht in der Welt der Fantasy. Ich hätte Stunden oder eher Tage damit verbringen können, all die wunderbaren Wortschöpfungen zu notieren: ich glaube, da hätte ich beinahe das gesamte Buch abschreiben müssen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde