Huldar, 25 , Student, aber immer noch nicht so richtig erwachsen, hat die Nase voll vom Großstadtleben. Nicht, dass ihn eine Sehnsucht nach ländlicher Idylle treibt, oder dass ihn der Lärm oder die Hektik der Großstadt belasten (wobei Kern-Reykjavík mit seinen 90 000 Einwohnern nach deutschem Maß nicht mal eine Großstadt ist). Vielmehr ist eine ganz allgemein Sinnkrise der Grund, weshalb er sich einen Jeep besorgt, und in zwei Monaten die Insel umrunden will: „ich mache den Ring“.
Nun ist das nichts besonderes, selbst ich habe den Ring schon zweimal gemacht. Das ist auch Huldar klar, weshalb er die Reise unter erschwerten Bedingungen antritt: Mitten im Winter, wenn zu der Kälte noch die Dunkelheit kommt mit einem Volvo Lappländer, der Mut und Kraft seines Fahrers noch richtig herausfordert.
Schnell muss Huldar feststellen, dass er weder psychisch noch physisch reif für diese Reise ist. Nicht nur, dass ihn die Technik seines Gefährtes oftmals überfordert, auch die isländische Natur, die er als behütetes Stadtkind bisher nur sehr gedämpft miterlebt hat, setzt ihn in Angst und Schrecken. Und zunächst scheint alleine die Angst vor der Schmach vor seinen Großstadtfreunden ihn davon abzuhalten, sein grandioses Abenteuer schon nach wenigen Tagen aufzugeben.
Das ist zunächst einmal ungeheuer komisch, voller Selbstironie und eine herzerwärmende Nabelschau. Doch je weiter Huldars Reise voranschreitet, umso mehr wird diese Fahrt von einem Selbstfindungstrip zu einer Expedition ins ländliche Island, dem Protagonisten fremder als so manche fernen Gefilde. Und sein anfangs verächtlicher Blick auf die Landbevölkerung verändert sich zunehmend, als er seine Verbundenheit mit diesen Menschen entdeckt.
Das Konzept dieses Buches ist einfach: ein Coming-of-Age- Roadmovie. Ein Mensch fährt durch die Landschaft und findet sich selbst und seine Wurzeln. Trotzdem ist dieses Buch anders, vielleicht, weil es sich um Island handelt, das irgendwie anders ist. Ein winziges Volk, weit ab vom Schuss mit einer fantastischen, aber auch bedrohlichen Natur. Dabei geht es in diesem Buch keineswegs nur um grandiose Gletscher, gigantische Wasserfälle und Sagas zitierende Bauern. Es geht auch um die Einsamkeit in einstmals belebten Tälern, wo nur noch vereinzelte Bauernhöfe bewohnt werden. Um öde Tanksstellenbistros in einem ansonsten absolut trostlosen Dorf. Oder um die ständige Gefahr von Erdrutschen, denen in schmalen Fjorden an die Hänge gepeppten Dörfer ausgesetzt sind.
Mir hat es großen Spaß gemacht, Huldar auf seiner Reise zu begleiten, was natürlich auch daran liegt, dass ich die meisten Orte vom eigenen Ansehen her kenne, ich glaube sogar, eine der erwähnten Personen zu kennen. Ich verspreche, es nie wieder zu tun, aber da wir uns einmal in der gleichen Situation wie Huldar befanden, hier doch noch ein kleines Bild der Fródarheidi