Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Eichborn (22. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Feuchtwanger, Brecht und das kalifornische Exil - der Roman einer ungewöhnlichen Freundschaft Weltberühmt und wohlhabend, aber argwöhnisch beschattet von den Chargen der McCarthy-Ära, lebt Lion Feuchtwanger 1956 noch immer im kalifornischen Exil - der letzte der großen deutschen Emigranten. Als ihn an einem Augustmorgen die Nachricht vom plötzlichen Tod Bertolt Brechts erreicht, ist er tief erschüttert. Er hatte Brechts Genie entdeckt, hatte ihn gefördert, war ihm eng verbunden gewesen. In stummer Zwiesprache mit dem toten Freund ruft Feuchtwanger die Stationen dieser Freundschaft wach, ihren Beginn im München der Räterepublik, die literarischen Triumphe der Zwanzigerjahre, die Flucht und das Leben im Exil. Aus seinen Erinnerungen kristallisieren sich zugleich die Antriebsfedern des eigenen literarischen Schaffens heraus: die Trauer um die als Säugling verstorbene Tochter, seine Schuldgefühle und sein Ehrgeiz, die Traumata seiner Kindheit - und schließlich die Liebe und die Vergänglichkeit. Am Ende des Tages, als die Sonne im Stillen Ozean versinkt, ist der alte Feuchtwanger sich seiner Stärken und Schwächen hell bewusst und hat eine Bilanz des eigenen Lebens gezogen.
Über den Autor
Klaus Modick, geboren 1951 in Oldenburg, hat über Lion Feuchtwanger promoviert und in vielen seiner Romane das Prekäre des schriftstellerischen Schaffens erzählerisch behandelt. Er war Stipendiat der Villa Massimo und wurde für sein umfangreiches Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Bettina-von-Arnim-Preis und dem Nicolas-Born-Preis. Er lebt in Oldenburg.
Meine Meinung
"[...] kein Erfolg schmeckt so süß, dass er die Bitterkeit von Niederlagen vergessen machen kann."
Klaus Modick erzählt in "Sunset" die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Schriftstellern: Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger.
Die Geschichte spielt an einem einzigen Tag im Jahr 1956 in Kalifornien, am Sunset Boulevard. Feuchtwanger bewohnt dort ein Haus mit seiner Frau Marta. Als er eines Morgens gerade bei seinen Gymnastikübungen ist, erhält er per Telegramm die Nachricht, dass sein Freund Brecht gestorben ist. Feuchtwanger geht im Laufe des Tages alle Erinnerungen, die er an seinen langjährigen Freund und Schriftstellerkollegen hatte, noch einmal durch. In vielen Erinnerungsfetzen und Bildern der Vergangenheit, zeichnet Modick ein interessantes Porträt von Bertolt Brecht, der auch versucht hatte, in Amerika Fuß zu fassen, doch dann wieder nach Deutschland zurückkehren musste. Brecht und Feuchtwanger lernen sich schon in den zwanziger Jahren in Deutschland kennen, als Brecht - damals noch ein unbekannter Schriftsteller - Feuchtwanger ein Manuskript vorbeibringt. Dieser ist sofort begeistert und nimmt den jungen Brecht unter seine Fittiche.
Anders als Brecht, gelingt es Feuchtwanger in Amerika anzukommen, auch wenn er auch immer noch um eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung kämpfen muss. Er verkehrt mit anderen berühmten Exilanten, wie Fritz Lang, Franz Werfel oder auch Hanns Eisler.
Die Begebenheiten die Modick in seinem Roman schildert sind zum Teil authentisch, aber an einigen Stellen auch fiktiv. Modick, der auch schon über Feuchtwanger promovierte, gelingt es in schönen und poetischen Bildern eine vor allem melancholische Atmosphäre zu erzeugen. Der Roman beschreibt nicht nur eine inhaltlich sehr interessante Zeit, sondern überzeugt mich auch auf einer sprachlichen Ebene. Das Buch ist sehr ruhig, aber sprachlich sehr beeindruckend geschrieben.
An meiner Lieblingsstelle spricht Feuchtwanger über die Bibliotheken, die er nach seiner Flucht aus Berlin und später aus Frankreich, immer wieder neu aufgebaut hat:
Zitat"Es ist eine Sucht, gewiss, aber ist es nicht auch die Rettung des Menschheitsgedächtnisses? All die verwaisten Bände, die heimatlos durch die Welt treiben. Wer, wenn nicht er, soll sie retten, ihnen Zuflucht und Asyl gewähren? Er muss es einfach tun."
10 Punkte.