Titel: Bekenntnisse eines Zuhälters
OT: Egy Makro Emlekiratai
Autor: Laszlo Vegel
Übersetzt aus dem Ungarischen von: Lacy Kornitzer
Verlag: Matthes und Seitz Berlin
Erschienen: März 2011
Seitenzahl: 251
ISBN-10: 3882216298
ISBN-13: 978-3882216295
Preis: 19.90 EUR
So ganz klar ist mir während der Lektüre dieses Buches nicht geworden, wieso der Titel mit „Bekenntnisse eines Zuhälters“ gewählt wurde. Der Erzähler Blue ist nämlich alles andere als ein Zuhälter. Da ich der ungarischen Sprache nicht mächtig bin, kann ich auch nicht sagen, ob der Titel auch im Original so lautet oder ob der Übersetzer bei der Übersetzung des Titels evtl. besoffen gewesen. Möglich wäre es.
Worum geht es nun in diesem Buch.
Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Jugendlichen Mitte bis Ende der sechziger Jahre im damals noch sozialistischen Ungarn. Sie kümmern sich kaum um ihr Studium, sondern um die in ihren Augen wahren Dinge des Lebens was da sind: Frauen, Alkohol und Geld. An den gesellschaftlichen Verhältnissen sind sie weniger interessiert, haben sie doch eh keine Möglichkeit diese in irgendeiner Form zu ändern. Also lassen sie sich treiben, verwechseln oftmals Liebe mit Sex und umgekehrt und leben einfach so in den Tag hinein.
Peter Esterhazy, der bekannte ungarische Autor, hat dieses Buch wie folgt bewertet:
„Ein schönes Buch, es atmet Freiheit. Ein Meilenstein für die moderne ungarische Literatur.“ Dieser Bewertung kann man im Grunde nur zustimmen.
Hinzu kommt, dass dieses Buch nach wie vor nichts von seiner Aktualität verloren, gerade auch im Hinblick auf die jetzt in Ungarn herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Ungarns jetzige Regierung demontiert die Freiheitsrechte Stück für Stück, die Presse wird zensiert und vieles erinnert im jetzigen Ungarn an die Zeit kurz nach dem Prager Frühling.
Laszlo Vegel hat diesen Roman 1967 veröffentlicht. Er wurde 1941 geboren und lebt als Angehöriger der ungarischen Minderheit in Novi Sad.
Vegel macht mit und durch diesen Roman deutlich, wie eingeschränkte junge Menschen in ihrem Drang nach Freiheit im sozialistischen Ungarn waren, wie sie von allen Seiten gegängelt wurden und wie sehr schnell resigniert feststellen mussten, dass revoltieren total sinnlos gewesen war. Also flüchteten sie in eine Scheinwelt aus Oberflächlichkeiten, Sex - begossen mit viel Alkohol - und unternahmen keine Anstrengungen das Bestehende zu ändern oder auch nur aufzuweichen.
Ein sehr lesenswertes Buch – mit dem Ärgernis des Titels, weil mit diesem etwas suggeriert wird was einfach nicht vorhanden ist und insofern eine Käuferschicht anlocken könnte, die etwas gänzlich anderes erwartet haben.
Wenn die zeitgenössische ungarische Literatur mehr solche Autoren wie Laszlo Vegel aufweisen könnte/kann, dann darf man aus dieser Richtung noch so einiges erwarten.