Der Geschmack der Kirsche

  • von Abbas Kiarostami


    Mit Homayoun Ershadi, Abdolrahman Bagheri


    Originaltitel: Ta'm-e gls
    OmU


    Über den Regisseur:
    Abbas Kiarostami wurde am 22. Juni 1940 in Teheran geboren. Nach Anfängen als Maler, Grafiker und Buchillustrator drehte er 1970 seinen ersten Kurzfilm, 1974 den ersten abendfüllenden Spielfilm. 1984 wurde er für Wo ist das Haus meines Freundes? in Locarno ausgezeichnet, 1997 erhielt er die Goldene Palme in Cannes für Der Geschmack der Kirsche, 1999 den Großen Preis der Jury in Venedig für Der Wind wird uns tragen. Zuletzt drehte er Ten (2002) und Five (2003), worauf Peter Handke in seinem Nachwort zu dem Gedichtband In Begleitung des Windes anspielt. (Ein älterer Artikel Handkes über den Cineasten Kiarostami findet sich in dem Sammelband von Peter Handke Mündliches und Schriftliches. Zu Bücher, Bildern und Filmen, Suhrkamp, 2002).
    Seit 1978 beschäftigt sich Kiarostami intensiv mit Fotografie.
    2001 erschien sein erster Lyrikband Hamrah ba bad (In Begleitung des Windes; Übertragungen ins Englische, Italienische, Französische).
    2003 führte er zum ersten Mal Regie bei einem Theaterstück, Taziyé, in Rom.


    Mein Eindruck:
    Abbas Kiarostami ist einer der bedeutendsten modernen Filmemacher. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher noch nie einen Film von ihm gesehen hatte. Dieser Film gewann 1997 die goldene Palme in Cannes, ein guter Einstieg. Der Film wird durch die Langsamkeit der Erzählweise geprägt. Ein Mann, der beschließt sich umzubringen ist auf der Suche nach Jemand, der ihn anschließend begräbt. Er fährt mit einem Auto durch die Randgebiete Teherans und spricht verschiedene Menschen an, doch sein ungewöhnliches Ansinnen schreckt die Leute ab.
    ‘bbas šiar¿stami arbeitet mit atmosphärischer Bildsprache, der man die Nähe zur Lyrik oder zur Malerei anmerkt. Durch die Kameraperspektive nimmt man bei den Autofahrten oft die Position des Fahrers ein.


    Die Stimmung des Films wird auch stark durch die Kargheit der tristen Teheraner Umgebung mit Baustellen, Baracken und Müllhalden transportiert. Diese Bilder könnten auch von Michelangelo Antonioni erschaffen sein. Das Drehbuch ist ungekünstelt und wird überwiegend sparsam eingesetzt.


    Dem Zuschauer bleibt das Motiv des Protagonisten unklar, doch durch die Menschen, denen der Protagonist begegnet sieht, man eine gemischte Gesellschaft. Er trifft Leute, die einen Job suchen, einen Mann. der im Müll nach Dingen sucht, die er verkaufen kann, Afghanen die vom Krieg vertrieben wurden, einen türkischen Arbeiter oder einen jungen kurdischen Soldaten, der zu sensibel ist, um jemanden beim Suizid zu unterstützen.
    Was diese Leute von sich erzählen zeigt ein Bild vom Iran Ende der neunziger Jahre, und mehr noch vom Wesen der Menschen an sich. So ist der universelle Anspruch des Regisseurs.
    Ich finde an dem Film, neben den faszinierenden Bildern, auch den humanistischen Ansatz bemerkenswert!