Wo die alten Damen wohnen
Pascale Gautier
ISBN: 978-3-550-08845-2
Ullstein
223 Seiten, 18 Euro
Über die Autorin - gibt der Klappentext nur wenige Informationen. Pascale Gautier ist Chefredakteurin für Literatur beim Verlag Bücher Chastel und lebt in Paris.
Buchrückentext: Wer wünscht sich nicht, seinen Lebensabend im wunderschönen Südfrankreich zu verbringen? Die hoch betagte Mme Rousse und ihre Nachbarinnen haben sich diesen Traum erfüllt. Rüstig, munter und schwerhörig sitzen sie gemeinsam vor dem Fernseher. Sie kommentieren, was kommentiert werden muss – die Eskapaden des liebestollen Präsidenten, die rosa gefärbten Haare von Mme Rouby und die Chinesen, die auf die Tibeter eindreschen. Plötzlich taucht in den Nachrichten eine wirklich beunruhigende Meldung auf, die das eigene sonnige Leben für immer verändern wird.
Meine Meinung: Dieses kleine Schätzchen scheint noch nicht sehr bekannt zu sein, sucht man bei Amazon oder in den Regalen der Buchhändler. Vielleicht macht es das Cover, eventuell ist es auch der Klappentext, der nicht annähernd das erfasst, was dieses Buch zu bieten hat, oder der Titel, der ein wenig an das Kinderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ erinnert – Das ist sehr schade, denn hier findet sich ein überraschend komisches, fast morbides Büchlein über das Alter.
„Sonnenloch“ heißt das kleine Städtchen in Südfrankreich, in dem der Himmel immer blau ist und das sich im Laufe der Zeit zu einem Rentnerparadies entwickelt hat und da die Männer ja gerne vor ihren Gattinnen das Zeitliche zu segnen pflegen, ist der Anteil der alleinstehenden Frauen hier beachtlich, sehr zum Glück des neunzigjährigen Hobby-Marathonläufers Pierre Martin, der die Wahl hat zwischen blutjungen sechzigjährigen Damen (in diesem Fall die attraktive Nicole aus Schimmeltal) und den etwas älteren Semestern, die schon lange hier leben.
Die Autorin hat sich mehrere alte Damen vorgenommen und jede von ihnen hat ihre ganz eigenen Macken vorzuweisen. Geprägt von ihren Eltern, von ihren vorhandenen, nicht vorhandenen oder abhanden gekommenen Ehemännern, verbringen sie ihre Zeit auf ganz unterschiedliche Weise. Ab und zu und auch wirklich nicht ständig und jeden Tag treffen sie sich bei Mme Rousse, um etwas zu trinken und aneinander vorbei zu reden, während der Fernseher der schwerhörigen Dame das Treffen übertönt.
Pascale Gautier geht es hier nicht um einen strengen Handlungsablauf. Sie springt in ihren Kapiteln von Person zu Person und wirft einzelne Szenen aus deren Tagesabläufen in den Raum. Immer erfährt man ein Stückchen mehr über die Figuren, immer etwas, was für die einzelnen Damen typisch ist und ziemlich oft ist finden sich kleine Bosheiten über das Alter, die, ohne es zu verunglimpfen, abwechselnd zum Nachdenken, oder zum Lachen anregen.
Sie trifft mit ihren Bildern und ihren Charakterisierungen oft ins Schwarze und zeigt respektlos die Schwächen, aber auch die Eitelkeiten des Alters und des Alterns auf.
Der Präsident mit dem Profil eines griechischen Hirtengottes, der zu allen Lebenslagen seine Weisheiten im Fernsehen kund gibt, wird ebenso persifliert, wie so manche uns bekannte Eigenart alter Menschen. Das Ganze läuft dann auf ein absolut irrwitziges Ende hinaus, so dass ich gar nicht anders konnte, als dieses Buch in einem Atemzug und mit einem Dauergrinsen am Stück zu genießen.
Mein Fazit ist das, was sich auch schon auf dem Buchrücken findet: französisch, klug und politisch ganz und gar nicht korrekt…Ein Lesepaß für alle, die sich vorgenommen haben, nach dem Renteneintritt in ein „Sonnenloch“ zu ziehen…