Andri Snaer Magnason las am 25.Mai 2011 im Literaturhaus Schleswig-Holstein

  • Lesung von Andri Snaer Magnason am 25.Mai 2011 im Literaturhaus Schleswig-Holstein


    Gut sechzig Leute hatten sich am 25.Mai 2011 im Literaturhaus in Kiel eingefunden, um dem isländischen Bestsellerautor
    Andri Snaer Magnason aus seinem bereits 2006 erschienenen Roman "Traumland: Ws bleibt, wenn alles verkauft ist?" zuzuhören.


    Der Schriftsteller, der in seinem Heimatland nicht nur für Prosa, Bilderbücher und Romane, sondern auch für seine Umweltaktivitäten bekannt ist, wurde durch den Leiter des Hauses Dr. Sandfuchs zunächst vorgestellt, um anschließend aus einem humorvollen Gedichtband vorzulesen, der an Dantes "Göttliche Komödie" angelehnt ist und im Herbst in Deutschland erscheinen wird.


    Im Anschluss daran erfolgte eine kurze Einführung in "Traumland: Was bleibt, wenn alles verkauft ist?", in dem es um die Zerstörung der isländischen Natur geht und Magnason sich mit den Auswirkungen des Baus eines Aluminiumwerks in seinem Land beschäftigt.
    Nils Aulike las souverän und mit klarer Stimme aus drei Kapiteln der deutschen Übersetzung vor, die den Bogen vom Bau der Pyramiden bis zu den aktuellen isländischen Wirtschaftsplänen spannte und doch für einige
    Verwirrung im Publikum ob der Mischung aus Polemik und Poesie und Geschichte und Fiktion sorgte.
    Nach der Lesung nutzte Dr. Sandfuchs nochmals die Gelegenheit nach den persönlichen Motiven für den Roman und möglichen Auswirkungen auf die isländische Gesellschaft, auch fünf Jahre nach dem Erscheinen von "Traumland" zu fragen. "Ja, die Isländer hätten ein neues Bewusstsein für ihre Natur entwickelt", so Magnason und der Bau von zwei
    weiteren Aluminiumwerken sei verhindert worden, auch unter Berücksichtigung der Wirtschaftskrise und den nicht kalkulierten Folgen für die Energieversorger.
    Auf Fragen aus dem Publikum, die konkret Bezug auf die jüngste Finanzkrise und den Zusammenhang zum Bau der Aluminiumwerke nahmen, ging Magnason besonders intensiv und mit großem Sachverstand ein, um Zusammenhänge zu erklären.


    Mit der Erkenntnis, einige Fakten mit nach Hause zu nehmen und doch nicht einen allumfassenden Überblick über die wirtschaftliche und politische Lage Islands gewonnen zu haben, endete dieser höchstinteressante und zuweilen auch ein wenig unglücklich übersetzte Literaturabend.

  • Herzlichen Dank, Salonlöwin, für diesen sehr interessanten Bericht. Und schon wieder habe ich so das Gefühl, etwas wirklich Interessantes verpasst zu haben. Hast du das Buch schon gelesen? :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Voltaire,


    die Thematik und das omnipräsente Wissen Magnasons haben mich wirklich umgehauen.
    Aber ich will aufrichtig sein. Von einem Kauf habe ich abgesehen, weil die Polemik überwog und mich die Umsetzung des Themas nicht restlos überzeugt hat. Magnason ist mit einer sehr speziellen, möglicherweise auch innovativen Art an das Motiv herangegangen und formuliert eine Anklage gegen Politik und Gesellschaft. Konkrete Vorschläge, wie Island in eine umweltfreundliche Zukunft geführt werden kann, habe ich jedoch vermisst (mal abgesehen von dem isländischen Vorschlag, dass Dänen zukünftig keine Designermöbel aus Aluminium kaufen sollen).
    Sollte also jemand den Roman lesen und sich begeistern, dann lasse ich mich gern davon anstecken und überdenke einen Kauf.

  • oh, schön, da wäre ich auch gerne dabei gewesen.


    Das Buch subbt schon lange bei mir rum. Und ja, es ist polemisch, wie auch der Film, aber genau darin liegt der Grund für den Erfolg in Island.


    Soweit ich das beobachten konnte, war ein Großteil der Isländer durch ihren sensationellen materiellen Aufstieg eingelullt und hat das Denken etwas verlernt.
    Nun, in der Krise, fangen immer mehr Menschen an, über den Wert der Dinge jenseits der Betrachtung, was sie als Gewinn abwerfen, nachzudenken.
    Und das macht Magnason in diesem Buch, weshalb das alles noch etwas unkonkret und manchmal eben polemisch ist.


    Aber die Isländer sind ja flexibel. Nach dem Zusammenbruch der Fischbestände haben sie ein Quotensystem eingeführt, was zu einem hocheffizienten und vorallem nachhaltigen Fischereimanagement führte. Dass dieses System dazu führte, viele kleine Fischerdörfer plattzumachen und das Land zu entvölkern, steht freilich auf einem anderen Blatt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • So, das Buch ist bestellt. :-)


    Müsste dieser Fred nicht aber in die Rubrik "Autorenlesungen" verschoben werden? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.