Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Bill Bryson
ISBN: 344245073x
Autor:
*1951 in den USA, lange in England lebend, bekannt geworden vor allem durch lustige Reiseberichte, von denen hier bereits einige rezensiert wurden
Inhalt:
Bryson zickzackt durch Europa, bewundert das Nordlicht, entgeht nur knapp autofahrenden Mördern oder mörderischen Autofahrern in Frankreich und Italien, philosophiert über die Chancen nicht mehr ganz knuspriger Hamburger Nutten ebenso wie über die Qualität aufblasbarer Gespielinnen aus Gummi, besucht u. a. noch Wien, Sofia, Köln und Aachen und endet schließlich in der Türkei.
Meinung:
Beim kürzlich gelesenen "Reif für die Insel" dauerte es zwar etwas länger, bis ich zum ersten Mal kicherte (hier bereits in den 60ern), aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass der Charme beim für mich nun zweiten Buch ein klein wenig verblasst ist.
Klar, Bryson ist immer noch eloquent, hat entweder eine sehr gute Beobachtungsgabe oder eine blühende Phantasie und ganz gewiss eine Menge Humor. Trotzdem erscheint es auf die Dauer etwas unglaubwürdig bis ermüdend, dass ausgerechnet er und dann auch noch auf jeder Reise die skurrilsten Mitreisenden erwischt. Ich meine, irgendwann muss er doch auch mal auf normale Mitreisende treffen, oder? Die sind zwar nicht so geeignete Geschichtsopfer, aber es kann doch nicht jede Reise derart abstruse Charaktere bescheren wie Bryson uns glauben machen will.
Aßerdem konnte ich diesmal einige seiner Geschichtchen besser beurteilen, da mir die geschilderten Orte vertraut oder zumindest bekannt waren. Und da fiel mir auf, dass ich dort sehr abweichende Erfahrungen gemacht habe (ich meine jetzt nicht Hamburgs Nutten oder die Gummipuppen, da fehlen mir die Erfahrungen völlig! :lache). Ich fragte mich, ob das jetzt daran liegt, dass man selbst betroffen ist - während man bei Großbritannien einfach schadenfroh lachen konnte und sich gut unterhalten fühlte, da man den dortigen Eingeborenen Brysons Erzähltes halt einfach mal unterstellte. Jedenfalls fand ich manches gar nicht mehr so komisch. Und auch, wenn die Reisen teilweise schon etliche Jahre zurückliegen, halte ich es für weitgehend ausgeschlossen, dass Bryson in Deutschland regelmäßig in öffentlichen Restaurants von das "Horst-Wessel-Lied" singenden Deutschen genervt wurde!! Überhaupt - Restaurants! Es kam so gut wie nie vor, dass Bryson mit Qualität. Quantität und/oder Preis zufrieden war.
Meines Erachtens zeichnen sich weder die USA noch Großbritannien dadurch aus, kulinarische Fundgruben zu sein!
Fazit: Ganz nett, aber nicht mehr so hinreißend wie das erste Buch.
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