Arbeitslose in die Krisenregion?

  • Trotzdem Oryx: Deine Sicht teilt Menschen ein in wertvoll und wertlos -- die die von der Uni gefischt werden oder die richtigen Fächer studieren sind wertvoll, und die anderen?
    Selbst schuld?
    Leider zu blöd?
    Fälle für die charity activities der Wertvollen (bzw. derer, die auf dem Standesamt wertvoll wurden)?


    Ich provoziere jetzt, aber das hat Gründe. :grin

  • Iris : Ich kann doch nur von Menschen sprechen, die ich kenne und deren Lebensumstände ich einigermassen einschätzen kann. Wie soll ich Dir sagen, was ein deutscher Arbeiter machen soll, wenn ich nichtmal weiss, wie er lebt und was er so braucht? Ein namibischer Arbeiter ernährt sich von Milliepapp, muss mehrere Kinder durchbringen und kennt keine Altersvorsorge oder Arbeitslosengeld.

  • Und irgendwo dazwischen findest du den europäischen Normalverdiener, der inzwischen -- dank ökonomischer Globalisierung -- zur verschiebbaren Zahlenmasse verkommt.
    Verschiebbar von Region zu Region und zwischen den Einkommensklassen -- allerdings tunlichst nach unten. Im Notfall kommt "die Allgemeinheit" schon für die Deppen auf.
    Davon ab, daß solche Methoden m.A.n. inhuman sind, lehrt die Geschichte, daß sie obendrein furchtbar dumm sind. Wenn die Schere zwischen den Einkommensklassen sich weiter spreizt, nimmt die Gefahr, daß es zu politischen Eskalationen kommt, massiv zu.
    Eigentlich hatten wir Deutschen das schon mal ... und auch Südamerika kann einige Liedchen über Greuelregimes singen!

  • Iris : Was verdient denn ein europäischer Normalverdiener, was kann er, welchen Schulabschluss hat er? Schon da findest Du keinen Durchschnitt. Man kann keinen Portugiesen mit einem Litauer vergleichen, geschweige denn einen Schweden mit einem Malteser.



    Es wird einfach für den deutschen Staat schwer, 90% des Haushalts für Soziales auszugeben und dann noch in die Zukunft (Forschung, Technologie) zu investieren, wenn es ausser des Wissens seiner Bevölkerung keine Bodenschätze zu bieten hat.


    Daher ist Wissen wirklich der einzig relevante Exportschlager Deutschlands und auch daher die Überraschung über das allgemeine schlechte Abschneiden des Landes bei der PISA-Studie, wobei auch dort schon eine immense Wissensdifferenz zwischen den Schulsystemen auffällig wurde, die normalerweise für 3.Weltländer spezifisch sein sollten und dort seltener anzutreffen sind, und das obwohl D eine ziemlich hohe Chancengleichheit offeriert, da es eigentlich gute staatliche Schulen hat, wo die Kinder keine Schulgebühren zahlen müssen (unlike most other countries).


    Deutschland ist die drittwichtigste Industrienation und so wie man hier Leute sich beschweren liest, sollte man fast meinen, es läge auf Platz 187.


    Es wird weltwirtschaftlich kaum jemals wieder zu einer Depression der 20ger Jahre kommen, dazu ist die Wirtschaft nun viel komplexer, aber der Markt wird sich dorthin verlagern, wo das Angebot und die Nachfrage stimmt.


    Wieso arbeite ich in Nordamerika und nicht in Europa? Einfach, weil die Ausgangsposition günstiger und weniger restriktiv ist und ich in einem Jahr soweit komme, wie in D z.B. in 5 oder überhaupt nicht.

  • Oryx, wir kommen auf keinen grünen Zweig. :grin


    Ich halte nix von diesem Deregulierungs- und Privatisierungswahn, weil damit nur die breite Bevölkerung auf Kosten einer Minderheit verarmt -- siehe die derzeite Entwicklung in den USA, wo der wirtschafts- und innovationstragende Mittelstand (Selbständige und Freiberufler) zunehmend wegbricht. Ein Staat kann auch mittelfristig nicht sein Tafelsilber verhökern und sein Eingemachtes aufzehren, ohne sich in Abhängigkeit von neuen Geldgebern begeben, was massiven Einfluß dieser Geldgeber zu ihren Gunsten zur Folge hat, der sich dann wieder in grassierenden sozialen Problemen äußert.
    Das internationale Wohlstandsgefälle spiegelt auch das zunehmende Wohlstandsgefälle innerhalb der Staaten/Gesellschaften wieder. Die Folgen sind bekannt -- sie ausschließlich mit geheimdienstlichen, polizeilichen und militärischen Mitteln zu bekämpfen, ist blanke Idiotie!


    Ich hoffe, ich muß dir jetzt nicht die sich nachgeradezu schematisch wiederholende Entwicklung auflisten, nach der eine solche Situation zwar eine Weile "funktioniert", aber sobald sich unter den Wohlhabenden eine oppositionelle Intelligentsia herausbildet, die die passiven Habenichtse mobilisiert, einen haarigen Fortgang nimmt!


    Klar ist es schön, wenn man flott Karriere machen kann -- aber auf welche Kosten? Und mit welchen Folgen?


    Ethik ist keine Frage des Gefühls, sondern angewandte Klugheit.


    BTW (ganz allgemein zum Thread): Ich gehöre zu denen, denen das ständige Gejammer tüchtig auf den Geist geht. Wir Deutschen haben schon einen Hang zum Phlegma und zum Jammern. Der Umbau der Sozialsysteme ist schlichtweg unvermeidlich, weil die Zusammensetzung der Gesellschaft (Alterspyramide etc.) sich seit Einführung dieser System drastisch verändert hat. Und das schon seit Jahrzehnten!
    Dieser Umbau wurde lange Zeit ausgesessen (Stichwort: Phlegma). Jetzt sind Eingriffe nötig geworden, die man 1, 2 Jahrzehnte früher hätte vermeiden können.


    Abgesehen davon möchte ich nicht wissen, wie unsere sozialen Netze aussähen, wenn eine "konservativ"-neoliberale Regierung in Berlin säße. :wow Aber das können wir ja beobachten, wenn das unzufriedene Wahlvolk 2006 mehrheitlich eine solche Regierung wählt. :grin

  • Zitat

    Na daran will ich gar nicht denken!


    Mich drückt die Vermutung, der gefühlte Unterschied wäre angesichts der etwas von ganz eigenem Charakter getragenen "sozialdemokratischen" Politik Schröders nicht groß ..... :grin

  • Wäre das nicht irgendwie hilfreich gewesen?


    Seinerzeit? Als die Oder und die Mulde und die Elbe usw. über die Ufer traten?


    Arbeitslose Thais, Indonesier und Srilankis, die den ganzen Dreck wegmachen?


    :grin

  • Zitat

    Original von Iris
    Oryx, wir kommen auf keinen grünen Zweig. :grin


    Ich halte nix von diesem Deregulierungs- und Privatisierungswahn, weil damit nur die breite Bevölkerung auf Kosten einer Minderheit verarmt -- siehe die derzeite Entwicklung in den USA, wo der wirtschafts- und innovationstragende Mittelstand (Selbständige und Freiberufler) zunehmend wegbricht. Ein Staat kann auch mittelfristig nicht sein Tafelsilber verhökern und sein Eingemachtes aufzehren, ohne sich in Abhängigkeit von neuen Geldgebern begeben, was massiven Einfluß dieser Geldgeber zu ihren Gunsten zur Folge hat, der sich dann wieder in grassierenden sozialen Problemen äußert.
    Das internationale Wohlstandsgefälle spiegelt auch das zunehmende Wohlstandsgefälle innerhalb der Staaten/Gesellschaften wieder. Die Folgen sind bekannt -- sie ausschließlich mit geheimdienstlichen, polizeilichen und militärischen Mitteln zu bekämpfen, ist blanke Idiotie!


    Hier stimme ich absolut mit Dir überein, ein Staat hat eine Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern und es ist absolut falsch sich dieser Verantwortung zu entziehen.


    Allerdings kann ein Staat nur das ausgeben, was er hat, ansonsten bricht für die nachfolgenden Generationen noch schlechtere Zeiten an. Wir können es ja seit dem Ende der Clinton-Administration sehen (in der die USA praktisch schuldenfrei war), wie sich die USA minütlich verschulden (nun mehr als 15 Trillionen USD) und daher auch der Fall des USD gegenüber des EUR politisch gewollt ist, um den tatsächlichen Verfall inländisch zu vertuschen und gleichzeitig durch Tourismus in die USA und den Export billiger US-Güter zu lindern.


    Die EU kann nur etwas entgegensetzen indem sie hochwertige Güter anbietet - Luxusmarken sind selten amerikanisch und in Asien und im Mittleren Osten sehr beliebt und im Maschinen- und Autobau sind die Deutschen nach wie vor führend (a la Audi-Slogan Vorsprung durch Technik), das bedingt allerdings, dass D keine Mittelsegment-Produkte produziert, sondern wie etwa Siemens in Erlangen auf den Med-Bereich konzentriert, wo das Land ebenfalls führend ist.


    Zitat

    Original von Iris
    Abgesehen davon möchte ich nicht wissen, wie unsere sozialen Netze aussähen, wenn eine "konservativ"-neoliberale Regierung in Berlin säße. :wow Aber das können wir ja beobachten, wenn das unzufriedene Wahlvolk 2006 mehrheitlich eine solche Regierung wählt. :grin


    Auch hier muss ich Dir zustimmen. Reiner Kapitalismus ist volkswirtschaftlicher Unsinn und es sieht so aus als ob die politische Oposition in diese Richtung rudert, abgesehen von dieser Anbiederung an die Bush-Administration, die von den Bürgern nicht verstanden wird.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Hier stimme ich absolut mit Dir überein, ein Staat hat eine Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern und es ist absolut falsch sich dieser Verantwortung zu entziehen.


    Dann gehen wir ja d'accord. Schließlich ist der Staaat in einer Demokratie keine aufgepfropfte Obrigkeit, sondern gewählter Repräsentant einer Nation und Verwalter ihrer Aufgaben gegenüber sich selbst.


    Zitat

    Allerdings kann ein Staat nur das ausgeben, was er hat, ansonsten bricht für die nachfolgenden Generationen noch schlechtere Zeiten an. Wir können es ja seit dem Ende der Clinton-Administration sehen (in der die USA praktisch schuldenfrei war), wie sich die USA minütlich verschulden (nun mehr als 15 Trillionen USD) und daher auch der Fall des USD gegenüber des EUR politisch gewollt ist, um den tatsächlichen Verfall inländisch zu vertuschen und gleichzeitig durch Tourismus in die USA und den Export billiger US-Güter zu lindern.


    Das Geld haben allerdings die Neokons und Neolibs in Washington schon selbst pulverisiert, nachdem sie einen Rekordüberschuß übernommen hatten, was die Sache noch ärgerlicher macht.


    Zitat

    das bedingt allerdings, dass D keine Mittelsegment-Produkte produziert,


    Leide läuft der Trend genau dahin -- das Management vieler Unternehmen äfft nach, was die Amis vormachen. Innovationen sind diesen Dinosauriern, die nur Quartalszahlen nachhechten, viel zu riskant.
    Ich denke da auch an die Verlagslandshaft, wo die größten Unternehmen die überwältigende Masse ihrer Publikationen aus den USA aufkauft, in dem Irrglauben, daß alles, was heute in den USA geht, in zwei Jahren auch bei uns ginge -- daß also wir Europäer sowieso den Amis nur nachhecheln ...
    Schön blöd, aber unbelehrbar! :pille

  • @ Iris
    Leben wir denn noch in einer Demokratie?
    Dieser ist doch nur noch eine verkappte Monarchie für mich, wo die einen Fürsten den anderen Fehlverhalten vorwerfen, aber sich die Taschen genauso füllen, wie die anderen.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Wie soll ich es sagen?
    Ich empfinde es einfach nur so. De Pfeifen, die sich heute als Manager, Politiker und andere "Führungskräfte" bezeichnen, hätten sie vor 50 Jahren in die Wüste gejagt.
    Die haben wenigstens ihr Geld verdient. Heute ist das alles nur noch Abzockerei. Und es wird noch schlimmer werden, wenn die anderen regieren. Deshalb Monarchie. Denn für die Regierungsform Geld gibt es meines Wissens noch keine Bezeichnung.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Zitat

    Original von Sirius Black
    Ich empfinde es einfach nur so. De Pfeifen, die sich heute als Manager, Politiker und andere "Führungskräfte" bezeichnen, hätten sie vor 50 Jahren in die Wüste gejagt.
    Die haben wenigstens ihr Geld verdient.


    Das halte ich für ein Gerücht -- gerade die ganz großen Pfeifen aus der Wirtschaft flöteten wohl schon immer so laut, daß alles nach ihnen tanzte.


    Zitat

    Denn für die Regierungsform Geld gibt es meines Wissens noch keine Bezeichnung.


    Doch: Thalassokratie oder Plutokratie.-- beides übrigens von den ollen Grechen geprägt. Das Problem ist offenbar mindestens so alt wie die Erfindung des Geldes ...

  • ich glaube auch, dass es immer schon so war - nur mehr oder weniger gut getarnt!


    das gute an unserer demokratie ist, dass manchmal was an die öffentlichkeit gelangt. das schlechte an unserer demokratie ist, dass sich dadurch nicht viel ändert.


    bo

  • @ iris
    Du hast vielleicht recht, aber die Politiker, die etwas fü Germany nach dem Krieg etwas getan haben, haben aber noch etwas geleistet, so meinte ich das.


    Ich danke dir, Gelehrte der Antike, :anbet für diese Übersetzung der Geldregierung.
    Ist das eine Griechisch und das andere Latein oder stammt das beides aus einer Sprache?



    @ bogart
    Wenn ich heute die Sache mit VW gehört habe, frage ich mich: warum dürfen die das?? :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch :fetch

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch