Unsichtbar, Paul Auster, gelesen von Burghart Klaußner, der Audio-Verlag, 6 CDs, 440 min.
Zum Autor: (lt. Amazon)
Geboren 1947 in Newark/New Jersey. Er studierte an der Columbia University New York Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. Anschließend fuhr er als Matrose zur See. 1972-1974 lebte er in Frankreich, danach Rückkehr in die USA und Lehrauftrag an der Columbia University. Er veröffentlichte Gedichte und Romane. Große Beachtung fand, neben seinen Kriminalromanen, der Kinofilm »Smoke«, zu dem Auster die Romanvorlage lieferte und an dessen Produktion er beteiligt war.
Paul Auster ist Autor der DAV Hörbucher »Timbuktu«, »Leviathan« und »Nacht des Orakels«.
Meine Meinung:
Adam Walker ist 1967 ein introvertierter, attraktiver Student mit literarischen Ambitionen. Auf einer Party lernt er den exzentrischen Professor Born und dessen verführerische, französische Freundin Margot kennen, die ihm die Möglichkeit eröffnen, eine literarische Zeitschrift herauszugeben. Rudolf Born bietet Adam nicht nur die Literaturzeitschrift sondern auch seine Freundin Margot an und so entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung, die zeitweise von einem Kräftemessen der beiden Männer bestimmt ist. Erst ein Mord führt zum Bruch der Freundschaft von Born und Walker, der fortan davon besessen ist, sich an Born zu rächen und dabei nicht davor zurückschreckt, bei seinen Racheplänen weitere Personen zu benutzen...
Paul Auster erzählt die Ereignisse des Sommers 1967 in vier Teilen. Die ersten drei Teile stellen die Arbeit Adam Walkers an einem Roman über den Sommer 1967 dar. Der erste Teil wird von Adam Walker 40 Jahre später, schwer erkrankt, in Ich-Form erzählt. Den zweiten Teil, der von der Beziehung Adams zu seiner Schwester Gwen handelt, erzählt ein Du-Erzähler. Der von der Rache Adam Walkers handelnde dritte Teil, wird in Er-Form präsentiert. Mit einer anderen Person als Ich-Erzähler schließt der letzte Teil. Innerhalb der Kapitel nutzt der Autor erzählerische Elemente wie Briefe, Notizen, Tagebucheinträge, Telefonate etc.. Die wechselnden Perspektiven geben dem Leser die Möglichkeit den Protagonisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennen zu lernen, und unterschiedliche Facetten seines Charakters und seiner Entwicklung zu reflektieren.
Moralische Integrität, Unschuld, Schuld und Selbstzerstörung sind die wesentlichen Motive in Paul Austers Roman „Unsichtbar“, die der Autor mit kraftvoller, bildreicher Sprache erzählt. Die zunächst langsam und unspektakulär beginnende, düstere Geschichte zieht ihre Leser förmlich in ihren Bann, dem man sich auch in eher befremdlichen, verstörenden Passagen, in denen sich Abgründe auftun, kaum entziehen kann. Der Handlungsbogen ist spannend und endet mit einer überraschenden Wendung, Paul Auster spielt dabei auch mit den Möglichkeiten, die ein unzuverlässiger Erzähler bietet.
Mit „Unsichtbar“ bietet Paul Auster spannende, einfalls- und geistreiche Unterhaltung mit Tiefgang auf durchweg sprachlich hohem Niveau, aber auch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Motiven.
Burghart Klaußner liest das Hörbuch „Unsichtbar“ von Paul Auster mitreißend und einfühlsam und versteht es, die teils geheimnisvolle und düstere Stimmung zu vermitteln. Besonders gefallen hat mir Klaußners treffende stimmliche Interpretation der verschiedenen Charaktere, mit der es ihm gelingt, die Emotionalität des Geschriebenen zu verstärken und sogar Längen des Romans spannend zu gestalten. Gesteigert hätte dies für mich nur durch einen Einsatz mehrerer Sprecher werden können, was bei diesem Roman aufgrund der Erzähltechnik durchaus denkbar wäre.
Leider ist das Hörbuch von DAV nicht gut ausgesteuert, was den Hörgenuss beim Autofahren deutlich schmälert.
Mich hat das Hörbuch „Unsichtbar“ auf weitere Romane von Paul Auster neugierig gemacht!