We’re all travellers in this world. From the sweet grass to the packing house. Birth till death. We travel between the eternities. *
Originaltitel: Broken Trail
Regisseur: Walter Hill
Darsteller: Robert Duvall, Thomas Haden-Church, Gwendoline Yeo, Greta Scacchi, Scott Cooper, Chris Mulkey, Rusty Schwimmer, Valerie Tian, Caroline Chaniolleau, Olivia Cheng, Jadyn Wong, Donald Fong, James Russo, Duncan Fraser, Todd Allan, u v. a.
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französich (UT in diesen und weiteren Sprachen verfügbar)
Laufzeit: ca. 177 Minuten
FSK: Ab 12 (einige Stellen sind für mich persönlich aber eher ab 16, weswegen mich die Freigabe etwas wundert)
Bonus: Making of (ca. 27 Minuten)
Erschienen: Film (TV): 2006 / DVD: 2007
Amazon-Nr.: B000VCVRTU
EAN: 4030521440319 (Firma: Sony Pictures Home Entertainment)
Weitere Angaben im Internet:
- < Klick > - die Filmseite auf Fernsehserien.de
- < Klick > - die Seite bei imdb.com (in englischer Sprache) mit komplettem Cast und Credit
- < Klick > - die Webseite der Produktionsfirma AMC zum Film (in englischer Sprache)
- < Klick > - eine DVD-Kritik auf Outnow.ch
Kurzinhalt (Quelle: Amazon)
Wir schreiben das Jahr 1898. Der Cowboy Print Ritter und sein Neffe Tom Harte sind sich fremd geworden und das Einzige, was sie noch verbindet, ist die Verpflichtung ihrer Herde gegenüber. Als sie dann unfreiwillig zu Beschützern von 5 mißhandelten, chinesischen Frauen werden, sind sie plötzlich hin- und hergerissen zwischen der Verantwortung, ihre Herde termingerecht abzuliefern, die Frauen zu beschützen und auszuräumen, was zwischen ihnen steht. So tritt die ungleiche Gruppe eine beschwerliche Reise durch die Prärie an und als dann erbitterte Rivalen versuchen, die Mädchen zu entführen, kommt es zum großen Showdown...
Achtung: Die Lang-Inhaltsangabe bei Amazon verrät den Inhalt bis wenige Minuten vor dem Showdown!
Meine Meinung
Broken people, gebrochene Menschen, gab es vermutlich mehr im sogenannten Wilden Westen, als uns der Western glauben machen will. Wie oft wurde der Westen dort nicht verherrlicht, seine Gestalten glorifiziert. Das klingt hier nur selten an, etwa wenn Print Ritter Norma aus seinem Leben erzählt, wie er die Freiheit genoß und das auf seine alten Tage nicht mehr ändern will. Doch mit welchem furchtbaren Preis das erkauft wurde, das erfahren wir erst kurz vor Ende des Filmes. Da bleibt vom „strahlenden Helden“ nicht mehr so viel übrig, eher ein broken man.
Oder Tom Harte, sein (Film-)Neffe, der von seiner Mutter enterbt wurde zugunsten seines Onkels Print. Er nimmt es gelassen, hat wohl auch nicht viel anderes erwartet. Auch er auf seine Art „gebrochen“, nicht mehr ganz jung, nicht alt, und dennoch auf der Suche nach dem Platz im Leben, nach seinem Platz im Leben.
Oder die fünf chinesischen Mädchen, die Print und Tom unterwegs aufgabeln. Von ihren Familien in die Sklaverei verkauft, sollten sie in eine Minenstadt gebracht und dort für viel Geld entjungfert werden, um danach als Zwangsprostituierte tätig sein zu müssen. Der Glanz der Barmädchen bröckelt gewaltig, wenn man in die Saloons von Broken Trail blickt. Da ist nichts glänzend oder zwanglos heiter, da kann man den Dreck sehen und riechen, die Ströme von Alkohol fließen sehen. Und dazwischen eine frisch gebrochene Nase - angedroht oder tatsächlich. Es ist eine rauhe und gesetzlose Zeit, mitten im weiten Westen, gegen 1898, in die uns der Zweiteiler entführt. Die alten Recken sind alt, wirklich alt, geworden, für strahlendes Heldentum ist kein Platz mehr, und was nachkommt, wird mit dem 20. Jahrhundert und seinen Anforderungen fertig werden müssen. Es ist keine Hallmark-Produktion. Hier werden nicht die Hände vor Aufnahmebeginn gewaschen oder die Straßen gefegt. Wenn es regnet, versinkt die Westernstadt im Matsch, und auch die Protagonisten schwitzen, haben keine Waschgelegenheit in der Nähe und man "riecht" es förmlich aus dem Fernseher heraus.
Es ist eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die sich auf die Reise begibt. Zu Beginn drei Personen, am Ende eine ganze Gruppe. Eine Reise, wir wir sie Jahre früher ähnlich in Lonesome Dove verfolgen konnten, ähnlich und doch ganz anders. Denn hier geht es quasi den alten Oregon Trail in umgekehrter Richtung - eine Pferdeherde wird von Washington State nach Sheridan/Wyoming getrieben, wo die Briten Pferde für den Burenkrieg ankaufen. Als weiteres historisches Element finden sich die versklavten chinesischen Frauen, die als Prostituierte „arbeiten“ sollen. Unähnlich Lonesome Dove ist die Überlebensrate. Zum ersten Teil hatte ich geschrieben: Von hundert, die auszogen, kehren vier zurück. Hier zogen zwar weniger aus, dennoch kamen in Relation deutlich mehr am Ziel, wo auch immer das für die einzelnen sein mag, an.
Aber dennoch fühlte ich mich bisweilen an „Lonesone Dove“ erinnert. Und das war auch gar nicht so falsch. Robert Duvall erzählt im Making of, daß er „Broken Trail“ als dritten Teil seiner Western-Trilogie betrachtet, deren Beginn eben „Lonesome Dove“ und deren zweiter Teil „Open Range“ war.
Die Rollen fand ich durchweg gut besetzt, Thomas Haden Church vielleicht bin bißchen zu alt; andererseits wird nirgendwo im Film erwähnt, wie alt er ist. Robert Duvall spielt souverän, wie von ihm gewohnt. Ich habe mir den Film im Original angeschaut, aber die Untertitel mitlaufen lassen. Denn Duvall hat eine Aussprache, daß zumindest ich gut die Hälfte nicht verstehe (und ich sehe eigentlich viel im amerikanischen Original); aber das war schon in Lonesome Dove so. Ich habe kurz in die deutsche Synchronisation reingehört, aber schnell wieder auf das Original umgestellt. Die fünf Chinesinnen sprachen den ganzen Film über Mandarin; ich gebe zu ziemlich überrascht gewesen zu sein, als sie im Making of reinstes amerikanisches Englisch sprachen und man erfuhr, daß sie für den Film chinesisch lernen mußten. Der Bösewicht Big Ears wurde von Chris Mulkey dermaßen überzeugend dargestellt, daß ich mich, als er im Making of zu Wort kam, dabei ertappt habe, ziemliche Haßgefühle auf ihn zu haben. Allerdings nach dem Showdown kurz vor Ende des Filmes kein Wunder. Schließlich sollte auch Greta Scacchi erwähnt werden, die als Nora unterwegs zur Gesellschaft dazustößt und mit Big Ears ihre ganz eigene Rechnung offen hat.
„Der Western ist tot“, hieß es immer wieder. Aber offensichtlich nicht so tot, daß er nicht wiederbelebt werden könnte, wenn er denn überhaupt je tot war. „Die Engländer haben Shakespeare, die Franzosen Moliere, die Russen Tolstoi. Wir haben den Western, der gehört uns alleine.“ So Robert Duvall im Making of. Folgen wir also den broken people auf ihrem Broken Trail.
Manchmal muß man tun, was die Lage verlangt.
Kurzfassung:
Zwei ungleiche „Helden“ bringen eine Herde von Pferden von Washington (State) nach Sheridan/Wyoming. Unterwegs befreien sie fünf chinesische junge Frauen und haben so nicht nur mit Indianern, sondern auch Pferdedieben und den „Besitzern“ der Mädchen zu tun. Fast hätte ich geschrieben „ein bewegender Abgesang auf eine untergegangene Zeit.“
Sinngemäße Übersetzung:
* = Wir sind alle Reisende in dieser Welt. Vom Gras bis hin zum Viehhof. Von der Geburt bis zum Tod. Reisen wir zwischen den Ewigkeiten. - Grabrede, kommt im 1. und 2. Teil vor.
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