Der italienische Geliebte - Judith Lennox

  • KLAPPENTEXT:
    Italien in den frühen 1930-Jahren: In der Villa Millefiore bei Fiesole erleben die englischen Schwestern Tessa und Freddie Nicolson eine ungetrübte Jugend. Nach dem unsteten Künstlerdasein und dem frühen Tod des Vaters hat die Mutter mit ihren beiden Töchtern hier eine Heimat gefunden– und in der gut situierten Familie Zanetti enge Freunde. Als die 17-jährige Tessa sich zum ersten Mal verliebt und eine leidenschaftliche Beziehung mit Guido Zanetti eingeht, werden die Mädchen nach England ins Internat geschickt. Jahre vergehen, in denen die beiden Frauen ihren Weg machen: Freddie fasst als Redakteurin bei einer Zeitschrift in London Fuß, die anziehend schöne Tessa kann sich als Mannequin ein ausgelasseneres Leben leisten. Anders als ihre Schwester weiß Tessa, dass sie eines Tages nach Italien zurückkehren will. Sie scheut sich jahrelang vor einer festen Bindung und droht darüber alles zu verlieren, was sie liebt. Als Italien sich im Zweiten Weltkrieg Deutschland anschließt, wird Tessas lange erträumte Rückkehr zu einem gefährlichen Unterfangen. Und auch Freddie begräbt ihre Sehnsüchte viel zu lang…


    ZUR AUTORIN:
    Judith Lennox wurde 1953 in Salisbury geboren, wuchs in Hampshire auf und lebt nun mit ihrem Mann in Cambridge. Sie hat drei erwachsene Söhne.
    Sie hat mittlerweile 16 Bücher geschrieben. Darunter viele Bestseller wie „Das Haus in den Wolken“ und „Das Herz der Nacht“.


    EIGENE MEINUNG:
    Judith Lennox ist eine der Autorinnen um die ich schon so lange herum schleiche. Ich war mir nie so sicher, ob ich ihre Geschichten mag oder ob sie mir vielleicht zu kitschig sind. Mit „Der italienische Geliebte“, das mir durch einige positive Rezensionen auffiel, wagte ich endlich den Schritt eins ihrer Bücher zu lesen. Ich muss ehrlich zugeben: ich bin begeistert. Schon allein die Schreibe der Autorin ist so wunderschön.
    Bildhafte Landschaftsbeschreibungen, tolle Charaktere und eine gut durchdachte Geschichte riefen bei mir das Gefühl hervor zu Tessas außergewöhnlichem Freundeskreis zu gehören und mitten im Geschehen zu sein. Ich hatte nie das Gefühl nur eine Beobachterin zu sein, sondern war ein Teil einer zauberhaften Geschichte, die keineswegs kitschig war, sondern gefühlvoll und dabei sehr ehrlich. Manche Ereignisse rührten mich so sehr, dass mir die Tränen kamen.
    Die Autorin macht auch vor dem zweiten Weltkrieg, in dessen Epoche ein Teil der Handlung fällt, nicht halt. Es ist ihr gelungen diesen so in die Ereignisse des Romans einzuweben, dass der Leser weder das Gefühl hat belehrt , noch mit den Dingen gelangweilt zu werden, die man immer über diesen Krieg liest. Dennoch beleuchtet es sehr gut, welche weiten Kreise der Faschismus zieht und wie viele Unschuldige darunter gelitten haben.
    Die drei Protagonistinnen Tessa, Freddie und Rebbeca - jede auf ihre eigene Art eine starke Frau - gewinnen, nicht nur durch ihre Schicksalsschläge, sondern auch durch ihre sympathischen Charaktereigenschaften, schnell das Herz der Leser. Sie haben so unterschiedliche Auffassungen von Glück, Liebe und Lebensinhalt und erleben doch ähnliche Dinge. Denn ihre Schicksale sind miteinander verbunden und führen sie immer wieder, direkt oder indirekt, an diversen Stationen ihrer Leben zusammen.
    Es ist sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich sie an schwierige Situationen herangehen und wer von wem in welcher Form beeinflussbar ist oder nicht. Dies regt den Leser sehr zum Nachdenken an. Darüber was die Erfüllung des Lebens bedeutet. Was glücklich macht. Was wahre Liebe bedeutet und was einem wirklich am Herzen liegt.


    FAZIT:
    „Der italienische Geliebte“ ist ein Buch, das verzaubert. Es ist eins dieser Bücher, die den Leser während des Lesens umschmeicheln, und die man nur ungern aus der Hand legt. Wenn ich es in Lesepausen zuschlug hatte ich das Gefühl aufzuwachen und jäh in die Realität gerissen zu werden, die mir rau und hart erschien. Obwohl mein Leben leichter ist als das der Protagonistinnen im Buch, aber die weiche Schreibe der Autorin, die eine großartige Erzählerin ist, fehlte mir dann einfach.
    „Der italienische Geliebte“ hat mir so gut gefallen, dass ich ein weiteres Buch der Autorin („Das Haus in den Wolken“) schon bereit liegen habe. Wer wundervolle und facettenreiche Familiengeschichten mag, die ein bisschen nachdenklich machen und Emotionen reich sind, der findet unter Judith Lennox Büchern eine wunderbare Sommerlektüre.

  • Schön zu lesen, dass es für Leser, die noch keine Bücher von Judith Lennox kennen, so ein Highlight ist. Für alle anderen kann ich nur sagen - nichts Neues von der Front. Alles Bekannte, was Judith Lennox immer wieder in ihren Büchern schreibt, ist auch hier vertreten. Wie immer spielt die Haupthandlung während des Zweiten Weltkriegs, wie immer gibt es mehrere Hauptpersonen. Diesmal sind es die Schwestern Tessa und Freddie, sowie Rebecca, die Frau, die sich von ihrem erfolgreichen Schriftstellermann trennt, nachdem er sie betrogen hat. Mit ihr bin ich allerdings nie warm geworden, denn ihre anfänglichen hysterischen Auftritte, ihr Verfolgungswahn ihm gegenüber und ihr unmögliches Verhalten haben sie für mich nie zu einer Hauptperson werden lassen, diesen Part hätte ich gerne anderen gegönnt. Tessa und Freddie waren da schon eher in Ordnung, aber wer die Bücher von Lennox kennt, kennt auch diesen Frauentyp bestens.


    Es lag einfach nur an ihrer unglaublich packenden Schreibweise, dass ich das Buch trotzdem nicht aus der Hand legen konnte. Zwar war vieles mal wieder bekannt, trotzdem gab es aber auch wieder unvorhergesehene Wendungen. Der Plot wie immer, Familien und deren Abgründe, zwischenmenschliche Beziehungen - irgendwie war man dann doch nicht mittendrin, sondern eher, als ob man etwas erzählt bekommt. Die Nachlässigkeit der Personen mit ihren Sexualpartnern hat mich schon enorm gestört, für alle war es irgendwie nichts besonderes, mal eben mit dem Nächsten ins Bett zu springen. Die Autorin vergisst allerdings auch nicht, jeden in der Liste aufzuzählen, ein paar Männer weniger hätte jeder Frau besser zu Gesicht gestanden.


    Gute Unterhaltung sicherlich, aber mittlerweile stumpft der Plot doch ganz schön ab und eigentlich wünscht man sich von Lennox, doch mal etwas anderes zu schreiben, einfach, um zu sehen, ob sie es auch kann. In dieser Epoche ist sie auf jeden Fall eine Meisterin in Familiengeschichten, niemand erzählt vom Zweiten Weltkrieg so fesselnd wie sie. Aber in das Zwischenmenschliche ist man lange nicht mehr so involviert wie früher, die Erlebnisse berühren nicht mehr so. Gekonnt immer noch der Perspektivwechsel, dadurch wird es nie langweilig, weil immer jemand anderer die Führung und die Sichtweise übernimmt.


    LG
    Patty

  • Ich habe das Buch vor zwei Wochen gelesen und fand es im Großen und Ganzen zu mittelmäßig, um mich an dieser Stelle damit auseinanderzusetzen, aber da ich gerade über tinkerbells Rezi stolpere, werde ich aus dem Bauch heraus doch noch kurz meinen Senf dazu geben.


    Es war mein erstes Buch von Judith Lennox, sodass ich zu dem von ihr beschriebenen Abnutzungseffekt nichts sagen kann. Die Beziehungskonstellationen und -konflikte waren eigentlich nicht uninteressant, dennoch ging es mir in dem Sinne genau wie tinkerbell, dass sie mich nicht wirklich berührten. Vom Potential her am stärksten empfand ich die Geschichte der zerbechenden Ehe Rebekkas, aber auch hier muss ich mich tinkerbell anschließen und sagen, dass mir diese Frau zu sehr auf die Nerven ging, um an ihrem Schicksal emotional teilhaben zu können. Die anderen Liebesgeschichten bleiben eher fade und oberflächlich. Tessa erscheint mir wie der größte Teil ihres Bekanntenkreises (Max war OK) zu schablonenhaft, ihre namensgebende Verbindung zum "Italienischen Geliebten" eher die unglaubwürdige Erfüllung eines Jungmädchentraums denn eine plausible Entwicklung. Als Person gefiel mir Freddie am besten, vor allem in der Entwicklung ihrer Ehe, während die Annäherung ans Happy End eher zäh, wenig originell und zu durchschaubar ausfiel. Die Auseinandersetzung mit dem geschichtlichen Hintergrund hätte für meinen Geschmack deutlich intensiver ausfallen können, führt aber zumindest nicht in die Irre.


    Dem Lob für die gute Schreibe der Autorin mag ich mich nicht so recht anschließen, wobei viele Holprigkeiten eindeutig der Übersetzung geschuldet sind. Führt man die betreffenden Sätze und Passagen (und derer sind es viele!) ins Englische zurück, klingen sie durchweg akzeptabel, während man im Deutschen ständig darüber stolpert wie Freddie Frinton über den Tigerkopf.


    An den "vielen" Sexualpartnern habe ich mich übrigens nicht gestört. Ich denke, das die Autorin sie speziell im Fall Tessas und ihrer Clique von Bonvivants eingebaut hat, um ihre für die Zeit ungewöhnliche Lebensart fernab des spießigen Alltags der breiten Masse herauszustellen. Like it or not. ;-)


    Mein Fazit: Man kann dieses Buch lesen und sich ein paar entspannte Stunden damit bereiten, wenn man keine zu großen Erwartungen hegt. Man kann es aber auch lassen.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Dieses Buch habe ich gerade als ungekürztes Hörbuch beendet. Gelsen von Juliane Köhler, die das wirklich hervorragend macht.


    Die Geschichte selbst fand ich für ein Hörbuch eher ein bisschen ungeeignet, da es einfach zu viele Sprünge zwischen den Zeiten, Ländern und Personen gibt. Ausserdem gibt es zahlreiche Hauptpersonen, so dass es dem Hörer teilweise schwerfällt, sich immer wieder in die betreffende Geschichte hineinzufinden.


    Zunehmend konnte ich zu keimer der Hauptpersonen einen näheren Bezug aufbauen, sprich keine hat mich genügend berührt, als dass ich ihr Schicksal hätte mitfühlen können. Zwar muss ich einen Charakter nicht unbedingt mögen um mitzufühlen, aber irgendetwas muss mich dazu bringen, mich für eine Person zu interessieren. Das war hier nur sehr bedingt der Fall.