Vom anderen Ende der Welt - Liv Winterberg

  • Taschenbuch: 448 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Juni 2011)
    ISBN 978-3423248471
    Preis: 14,90



    Kurzbeschreibung
    England, spätes 18. Jahrhundert: Von ihrem Vater, einem Arzt und Wissenschaftler, zur Botanikerin ausgebildet, träumt die junge Mary Linley davon, die Welt zu bereisen. Doch als sie nach dem Tod des Vaters verheiratet werden soll, sieht sie nur eine Möglichkeit, ihrer Berufung zu folgen. Sie gibt sich als Mann aus, um an Bord der Sailing Queen im Stab des Botanikers Sir Carl Belham auf Expeditionsfahrt zu gehen. Die Lebensbedingungen auf See erschüttern sie, denn Entbehrungen, Krankheiten und Tod prägen den Alltag. Dennoch glaubt sie, ihr Ziel erreicht zu haben: Sie erkundet fremde, faszinierende Länder. Erst durch die Liebe zu Sir Carl Belham erkennt sie, dass sie sich für ihre Ideale selbst verleugnet ...



    Über die Autorin
    Liv Winterberg, 1971 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Sie arbeitet für Film und Fernsehen als Drehbuchautorin und Rechercheurin. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.



    Meine Meinung:
    Um den Heiratsplänen ihrer Tante Henriette zu entkommen, beschließt Mary einen lang gehegten Traum wahrwerden zu lassen und bewirbt sich auf einem Forschungsschiff.
    Aber wir schreiben das Jahr 1785 und Frauen können nun mal nicht einfach so auf einem Schiff anheuern. So greift sie eben zu anderen Mitteln, verkleidet sich als Mann und startet einen neuen Versuch.
    Das Glück ist auf ihrer Seite, denn der Zeichner der eigentlich an Bord hätte sein sollen fällt aus und das Schiff wird in wenigen Tagen den Hafen von Plymouth verlassen. Außerdem kann sie durch die Qualität ihrer Zeichnungen überzeugen.


    Marys Mutter starb bei der Geburt und der Vater, ein passionierter Wissenschaftler und Mediziner nimmt das Mädchen schon von Kindesbeinen an mit auf Exkursionen und Krankenbesuche. Im Haushalt der Linleys geben sich Gelehrte allen Formats, wie Cook und Forster, praktisch die Klinke in die Hand und so ist es nicht verwunderlich wie sehr Mary sich auf diesem Terrain auskennt und mehr noch, es liebt.


    Aber wie wird es ihr auf der Reise ergehen? Wie sehr wird sie an den Forschungsarbeiten teilnehmen können? Und...kann sie ihre Tarnung aufrecht erhalten?


    Fazit:
    Unter all den berufsbezeichnenden Histo-Schmökern sticht dieses Buch alleine schon durch die wunderschöne Covergestaltung und den Titel hervor. Ein angehängtes Glossar erläutert Begriffe aus der Naturwissenschaft und der Schifffahrt, sodass auch Unwissende wie ich gleich eine Antwort auf anstehende Fragen bekommen.
    Liv Winterberg, die hier ihren Debütroman vorlegt, erzählt in einer klaren, schönen, sehr bildhaften Sprache die Geschichte von Mary, verkleidet als Marc, auf der großen Reise ihres Lebens. Sehr schön!

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

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  • Ich bin schon ein wenig weiter im Buch als tweedy. Das Buch gefällt mir im großen und ganzen auch recht gut, allerdings finde ich die Geschichte nicht rund und harmonisch zusammengefügt. Jedes Kapitel ist mit einem Datum überschrieben, und irgendwie wirkt die Geschichte dadurch etwas abgehackt. Die Übergänge sind nicht fließend. Auch finde ich die Personenbeschreibung nur durchwachsen. Bis jetzt, Seite 270, würde ich sagen, es ist ein Frauen-in-Hosen-Roman, der relativ unkitschig ist und sich ohne Mühe oder Beschwerden gut runterlesen lässt.


    Abschließende Rezi folgt noch.

  • Ich kann meinen Worten nicht mehr viel hinzufügen. Nur das es zum Ende doch noch recht kitschig wird. Der Teil, der auf Tahiti spielt, hat mir so gar nicht gefallen.
    Im Nachwort steht, das sich die Autorin an einem realen Vorbild orientiert hat. Das ist interessant, mildert aber mein Urteil, das dies nur ein Frau-steht-in-frauenfeindlichen-Zeiten-ihren-Mann-Buch ist, nicht. Mary erscheint als weichliche, unsichere Person. Wie sie dann auf andere so selbstsicher und vertrauenerweckend erscheinen konnte, ist mir ein Rätsel.


    Insgesamt ist "Vom anderen Ende der Welt" ein relativ unterhaltsamer Roman, der das altbekannte Frau-in-Hosen Thema um ein paar neue Bilder -diesmal die Seefahrt- erweitert. Für mich persönlich allerdings kein sonderlich bemerkenswertes Buch.
    Von mir 6 Punkte (wegen dem kitschigen letzten Teil).

  • Mary ist neunzehn und für ihr Alter benimmt sie sich reichlich unangemessen. Anstatt, nach dem Verlust ihres Vaters auf See, wie es sich gehört, eine gute Partie zu machen und sich vorteilhaft zu verheiraten, will sie unbedingt das Vermächtnis ihres Vaters fortführen. Wir schreiben das Jahr 1775 und dieses Vorhaben ist für eine Frau ein mehr als waghalsiges, ja nahezu tödliches Unterfangen. Mary versucht ihr Glück dennoch und zwar auf eine orthodoxe Weise - nachdem sie als Botanikerin auf den Forschungsreisen des berühmten Carl Belham abgelehnt worden ist und erfahren hat, dass ihre sture Tante sie bei nächster Gelegenheit zwangsverheiraten wird, gibt sie sich als Mann aus und heuert erneut auf der HMS Sailing Queen an - mit Erfolg! Als Marc Linley ist sie der zeichnerische Assistent von Carl Belham. Doch das Leben auf dem Schiff ist alles andere, als die große Freiheit, die sich Mary erträumt hat - Krankheiten, gefährliche Unwetter, Abneigungen innerhalb der Besatzung und die immer drohende Furcht, dass ihre Verkleidung auffliegt, machen ihr das Leben an Bord schwer. Und damit nicht genug - sie verliebt sich auch noch in Belham, der allerdings längst weiß, mit wem er es da zu tun hat...
    Mit Liv Winterbergs Erstling "Vom anderen Ende der Welt" habe ich wirklich einige schöne Lesestunden verbracht. Die Charaktere sind sehr detailgetreu und sympathisch ausgearbeitet. Ich konnte mit Mary und Carl mitfiebern, habe Franklin und Wiliam mitgelitten, Nats und Seths Vater verflucht und mit Owahiri und Revanui den Kopf über die verrückten Hellhäutigen geschüttelt. Sämtliches Schiffsvokabular, medizinische und botanische Begriffe sind in einem Glossar am Ende des Buches noch mal wunderbar erklärt, wurden für mich aber im Laufe der Handlung recht schlüssig miteingeflochten, so dass ich kaum extra nachschauen musste. Ein wenig mehr Informationen hätte ich mir im Bereich der botanischen Forschungen von Mary und Carl gewünscht, da der Fokus des Buches augenscheinlich damit beworben wurde. Andererseits fand ich die Details über das Leben an Bord der HMS sehr interessant und auch die medizinischen Vorgänge gut eingebracht, so dass ich über die kleine Enttäuschung ganz gut wegsehen kann. Auch ein positiver Aspekt für mich war, dass das gefürchtete 08/15-Happy-End hier in seiner immer wiederkehrenden Form nicht aufgetreten ist - bitte nicht abschrecken lassen, liebe zukünftige Leser, das Ende ist trotzdem sehr schlüssig und gut gewählt. Nur eben ohne die Schmalzspur, den zahlreiche ähnliche Veröffentlichungen auf diesem Gebiet im Moment penetrant hinter sich herziehen. Ich jedenfalls freue mich auf eine weitere Veröffentlichung aus Liv Winterbergs Feder.


    Von mir gute 8 von 10 Punkten.

  • Die junge Botanikerin Mary Linley, träumt davon, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten um als Naturforscherin zu arbeiten.


    Als Henriette Fincher, die Schwester Ihres Vaters, versucht Mary mit dem schwerreichen James Canaughy zu verkuppeln, reift in Ihr ein Plan, ihre Träume in die Tat umzusetzen.
    Sie bewirbt sich als Mann auf einen Forschungsschiff und das Schicksal nimmt seinen Lauf....
    Mary wird es jedoch nicht leicht gemacht. Arbeiten ist einer Frau im 18. Jahrhundert in einem Männerberuf nicht gestattet. Und Frauen auf dem Schiff bringen außerdem Unglück.


    Wir erleben hautnah die abenteuerliche 9-monatige Reise von Plymouth bis Tahiti, bangen und fiebern mit den Protagonisten mit. Ich hätte nie gedacht, dass sich die Schiffsreise so abwechslungsreich und spannend gestalten würde.


    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, der Roman liest sich flüssig bis zum Schluss. Mir war zu keiner Zeit langweilig und ich fühlte mich gut unterhalten.
    Ein weiterer Pluspunkt war die bildhafte Sprache und das die Autorin sehr gut und gründlich recherchiert hat.


    Im Anhang des Buches erfahren wir, dass der Roman nach einer wahren Geschichte stattgefunden hat: dem Leben der französischen Botanikerin Jeanne Baret.


    Auch das Glossar fand ich sehr interessant und aufschlussreich.
    Vermittelt Liv Winterberg dort sehr gekonnt Ihr Wissen im Bereich der Botanik und erklärt die verwendeten Fachbegriffe und Sachverhalte sehr ausführlich und genau.


    Erwähnen möchte ich auch die Personenübersicht am Buchanfang


    Besonders zu erwähnen ist die ansprechende Covergestaltung, die sich wohltuend von den anderen historischen Romanen abhebt.


    Liv Winterberg legt mit "Vom anderen Ende der Welt" hier ihren Debütroman vor und wir dürfen gespannt auf weitere Romane dieser Autorin sein.
    Ein Name den man sich merken sollte.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Mary ist 19 Jahre alt und wurde von ihrem Vater zur Botanikerin ausgebildet. Doch leider ist er bei seiner letzten Reise mit dem Schiff untergegangen und so wird sie nun von ihrer Tante bevormundet. Diese mag es gar nicht, das Mary ihren eigenen Kopf hat und als Botanikerin arbeiten will. Als ihre Tante sie verheiraten will versucht sie auf ein Schiff zu kommen um ihren Traum wahr zumachen. Doch erst nach Umwegen gelingt es ihr.


    Eigentlich kann man sagen es ist ein ganz normaler Historischer Roman wie es viele gibt. Aber für mich ist es ein gut Recherchierter Roman wie ich schon eine ganze Weile keinen mehr gelesen haben. Wie man auch im Nachwort liest, kam die Autorin durch eine Biografie einer Botanikerin aus dieser Zeit auf die Idee so einen Roman zu schreiben. Die Beschreibungen von der Südsee sind sehr bunt so das man es sich wirklich sehr gut vor seinem Inneren Auge vorstellen kann, aber auch die Problematik auf dem Schiff ist sehr anschaulich beschrieben.


    Ich kann den Roman wirklich weiter empfehlen, wer gerne Historische Romane liest wird diesen Roman lieben.

  • 446 Seiten



    Meine Meinung:
    Mary Linley wurde von ihrem Vater als Botanikerin ausgebildet. Als dieser stirbt, will ihre Tante sie verheiraten, aber sie will sich unbedingt ihren Traum erfüllen und um die Welt reisen. Für eine Frau ist es natürlich unmöglich im 18. Jahrhundert auf einem Expeditionsschiff mitzufahren, daher sieht sie nur eine Möglichkeit, um mit der „Sailing Queen“ und mit dem Botaniker Sir Carl Belham auf Fahrt zu gehen, indem sie sich als Mann verkleidet.


    Eine wunderbare Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Liebenswerte und sehr gut dargestellte Personen, vor allem die starke und sehr mutige Mary hat mir ausgesprochen gut gefallen. Aber auch die anderen Personen sind sehr gut und detailliert dargestellt. Da die Autorin Fiktives und Reales sehr gut miteinander verbunden hat, kommen auch einige Figuren zum Zug, die schon bei James Cooks Reisen dabei waren und auch sonst noch einige mehr.


    England im 18. Jahrhundert war kein Honigschlecken und Mary hat auf dem Schiff einiges zu bewältigen. Nicht nur, dass sie als Mann auftreten muss, sie muss sich auch mit der ziemlich derben Mannschaft auseinandersetzen, was als Frau nicht leicht ist. Aber sie kommt sehr gut mit Carl Belham aus und auch mit einigen anderen aus der Mannschaft, die sie in ihr Herz geschlossen hat.


    Eine wunderschöne Reiseroute, die ich auch bildlich miterlebt habe, so hervorragend ist alles beschrieben. So schön die diversen Inseln auch sind und sich für Mary ihr Traum erfüllt, so ist doch das Leben auf dem Schiff sehr hart und es bleibt auch nicht vor Krankheit und Tod verschont. Immerhin dauert die Reise ungefähr drei Jahre und diese wechselnden Lebensbedingungen, Freude und Trauer, haben mich das ganze Buch hindurch so gefesselt, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Der Autorin ist hier ein hervorragendes Debüt gelungen, ergänzt durch ein wunderschönes Cover, welches das ganze Buch noch abrundet. Ich hoffe sehr, dass bald ein weiteres Buch dieser Autorin erscheint.

  • Ich hoffe, ich werde jetzt nicht verhauen, weil das eigentlich in den Rezensionen nix zu suchen hat, aber als stolze Testleserin kann ich nicht anders... Die Freude muss irgendwie raus :freude :freude "Vom anderen Ende der Welt" hat nach 1 Woche den Sprung in die Spiegel Bestsellerliste geschafft: http://www.buchreport.de/bests…ardcover/bestseller/4.htm


    Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Liv!


    Und wenn ich wieder klar denken kann, schreibe ich auch eine Rezi - natürlich subjektiv gefärbt ;-)


    Liebe Grüße
    Lille

  • Zitat

    Original von Lille
    Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Liv!


    :write :write :write

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Mir hat dieser Roman wirklich gut gefallen. Man sollte sich nicht abschrecken lassen davon, dass es teilweise ein Frau-in-Hosen-Roman ist. Und man sollte im Gegenzug auch nicht erwarten, dass man es hier mit einem seichten Liebeshisto zu tun haben. Der Roman von Liv Winterberg enthält alles, was ein gut recherchierter historischer Roman haben sollte.
    Die Geschichte lehnt sich an das Leben der französischen Botanikerin Jeanne Baret an, wenn auch die Hauptpersonen und deren neunmonatige Schiffsreise frei erfunden sind. Am Rande schwirren ein paar wirkliche Wissenschaftler und Entdecker rum und bringen Farbe und Informationen in das Bild.
    In der Geschichte geht es nicht nur um Mary sondern auch sehr stark um das tatsächliche Leben an Bord eines Expeditionsschiffes und man lernt einiges darüber wie die Mannschaft und die Wissenschaftler lebten, arbeiteten, welche medizinischen Kenntisse zu der Zeit vorherrschten und welche gesellschaftlichen Zwänge und Gegebenheiten. Dies ist eine große Stärke des Buches, da hier eine fiktive Handlung fest eingebettet ist in geschichtliches Wissen und dadurch Glaubwürdigkeit und Tiefe erhält.
    Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, das Buch hat keine Längen und man folgt Mary ungeduldig von Seite zu Seite. Ich fand es auch nicht kitschig oder Liebesgeschichten-lastig. Auf Tahiti erlebt sie eine kurze Zeit des Glücks aber gemessen an der gesamten Seitenzahl des Buches nur einen verschwindend kurzen Teil. Und auch hier besticht die unaufdringliche und schöne Erzählweise der Autorin.


    Das Buch "Vom anderen Ende der Welt" war ein wirklich gut und gerne zu lesender Erstling dem man das Potential und die Liebe zum historischen Detail der Autorin anmerkt. Hervorzuheben sind das tolle Cover und der angenehme warmherzige Schreibstil, der mich von der ersten Seite an überzeugte. Ich werde sehr gerne auch zum zweiten Buch von Liv Winterberg greifen - wenn es denn eines gibt. Und ich freue mich auch, dass das Buch in die Bestseller gerutscht ist und damit die nötige Aufmerksamkeit gesichert ist.
    Gute 8 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Den bisher geäußerten positiven Einschätzungen dieses Buches schließe ich mich ebenso überzeugt wie gern an. Ich durfte es in einer Leserunde mit Autorenbegleitung lesen, auch hier noch einem herzlichen Dank für beides.
    Glücklicherweise gibt es noch Bücher, die sich aus dem in letzter Zeit in Mode gekommenen Einheitsbrei - Cover mit Damenkörperteilansicht und vor den Unbillen des Lebens dann doch ganz anders, nämlich in Hosen gekleidet, fliehende Unschuld - abheben. Auch dieses hier zählt dazu.
    Das Cover ist liebevoll gestaltet und sehr ansprechend. Das Buch enthält alles, was das Herz begehrt: Personenregister, Glossar, Erläuterungen über Entstehungsgeschichte und realen Hintergrund und in der Endfassung (ich hab nur ein Leseexemplar) auch eine Karte. Es ist leicht zu lesen, was der Spannung ebenso wie der Erzählweise zu danken ist. Zwar spielt auch hier ein "Mädchen in Hosen" die Hauptrolle, aber das Drumherum macht die Geschichte authentisch, man erlebt die Geschehnisse wirklich mit und hat nicht das Gefühl, dass eine Geschichte einfach nur in eine andere Zeit und an exotische Orte verpflanzt wurde.
    Auch die Nebenfiguren sind sehr liebevoll und nachvollziehbar gestaltet. Besonders ist mir hier der kleine Schiffsjunge Seth ans Herz gewachsen. Handlungsweisen, Denkweisen, Sitten und Gebräuche aus der jeweiligen Region und der damaligen Zeit werden einem auf sehr angenehme Weise nahegebracht.
    Ich freue mich sehr für Liv Winterberg über den oben angesprochenen Erfolg, hoffe auf weitere Bücher von ihr und vergebe
    9 von 10 Punkten.
    EDIT korrigiert Tippfehler
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Ein ansprechendes Cover, eine packende Geschichte, sympathische Protagonisten, schöne und tragische Moment, lehrreiche Details über das Umfeld, in dem der Roman spielt – das sind für mich alles „Zutaten“, die ein „gutes Buch“ ausmachen. Und Liv Winterberg ist es bestens gelungen, dies alles in ihrem Erstling zu vereinen. :fingerhoch


    Mit dem Prägedruck und dem Spot-Lack ist das Cover sehr schön gestaltet und macht neugierig auf die Geschichte. Auch die enthaltene Weltkarte mit der Reiseroute der Sailing Queen steigert die Spannung und die Vorfreude auf Mary’s Abenteuer. Sehr praktisch finde ich das Personenregister am Anfang des Buches, welches mir geholfen hat, schnell in die Geschichte rein zu finden. Aber auch die angenehme Sprache ermöglicht einen schönen Lesefluss.


    Das Nachwort mit dem Portrait der französischen Botanikerin Jeanne Baret, welche die Autorin zu ihrer Hauptfigur Mary inspirierte, und das Glossar runden dieses "Bijou" unter den Neuerscheinungen dieses Jahres perfekt ab und zeigen erneut auf, wieviel Recherche hinter so einem Werk tatsächlich steckt.


    Die Geschichte selber hat mich gleich von Anfang an in Bann gezogen und ich habe mit grosser Spannung mit erlebt, wie Mary aus Angst vor einer Zwangsheirat als Mann verkleidet auf dem Expeditionsschiff Sailing Queen als Zeichner anheuert. Auch wenn der Plot im ersten Moment abgedroschen erscheint, kommt im Verlaufe der Geschichte alles andere als Langeweile auf. Im harten Seemannsalltag, über den der Leser nebenbei viel Wissenswertes erfährt, muss Mary immer wieder ihren „Mann“ stehen. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz – und das ganz ohne kitschig zu werden. :-)


    Das Buch hat mich bestens unterhalten und ich freue mich auf weitere Werke der Autorin. Ich vergebe 9 von 10 Punkten.

  • Auch mir hat das Buch gut gefallen. Ich lese historische Romane gerne, aber nicht ausschließlich. Dafür sind sich die Bücher zu ähnlich. Liv Winterbergs Roman allerdings hebt sich von der Masse ab. Zumindest hab ich noch keinen solchen gelesen.


    Die Schifffahrt, die Forschungen und die Beschreibungen der Tahitianer hat mir sehr gut gefallen. Man merkt, dass die Autorin sehr viel Zeit und Mühe auf Recherchen verwendet hat.


    Auch die Aufmachung des Buches ist toll. Covergestaltung, Glossar und Personenregister. Was will man mehr.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Liv Winterbergs Debütroman erzählt die Geschichte von Mary Linley, die von ihrem Vater als Botanikerin ausgebildet wurde und in viele seiner Behandlungsmethoden als Arzt Einblick nehmen konnte. Doch im 18. Jahrhundert ist kein Platz für Frauen in Männerberufen und nach dem Tod des Vaters will ihre Tante sie möglichst schnell verheiraten.


    Mary sieht keinen anderen Ausweg als auf einem Expeditionsschiff anzuheuern und verkleidet als Mann schafft sie es als Zeichner des Botanikers Carl Belham tatsächlich aufs Schiff. Doch das Leben an Bord ist viel härter als erwartet. Kann Mary ihre Verkleidung aufrechterhalten? Wird sie die Reise überstehen? Und kann sie ihren Traum von einem Leben als Botanikerin tatsächlich verwirklichen?


    Die Erfahrungen von Mary auf dem Schiff sind wirklich abenteuerlich und lassen sich gut lesen. Auch Nebenfiguren wie der Bedienstete William oder der Schiffsjunge Seth wachsen dem Leser ans Herz.


    Liv Winterberg hat einen Erzählstil, in den man direkt abtauchen kann und sie nimmt den Leser mit auf Marys Reise nach Tahiti. Sehr gelungen ist auch die Gestaltung des Buches mit einem Cover, das ins Auge springt und sofort einlädt, das Buch aus dem Regal zu ziehen und sich näher anzschauen.


    Von dieser Autorin werden wir in Zukunft sicherlich noch öfter hören :-)
    Von mir gibt es 8 von 10 Punkten.

  • Ende des 18. Jahrhunderts erfuhren sowohl die Gesellschaft als auch die Wissenschaft einen Umbruch. Neue Erkenntnisse in Geologie, Evolution oder Technik revolutionierten die bisherigen Fakten. Die bisher stark von Religion und ethischen Normen geprägte Gesellschaft passte sich nur schwerfällig an diese Veränderungen an. Genau in hier Zeit platziert Liv Winterberg ihre Protagonistin Mary, die mehr vom Leben erwartet als Ehefrau zu sein. Die von ihrem Vater vermittelte Bildung über Botanik möchte sie in ihrem Leben einsetzen. Für Frauen war das zu dieser Zeit unüblich, sodass Mary zwangsweise auf Verkleidungen zurückgreifen musste, um weiter ihrer Leidenschaft nachzugehen.


    Dieser historische Roman entführt seine Leser mittels liebevoll gezeichneter Charaktere in die Welt der Seefahrt und Forschung. Geschickt verbindet die Autorin sowohl die seinerzeit üblichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten mit den Kenntnissen der Medizin, Botanik und Schifffahrt. Der monatelang andauernde Aufenthalt auf einem Schiff wirkt authentisch mit all seinen Entbehrungen auf beengtem Raum. Allein der zur Verfügung stehende Raum erforderte Höchstleistungen an die Logistik. Immer wieder mussten Verletzungen auf See versorgt werden oder auch Krankheiten breiteten sich schnell aus. Die Recherche zu diesen Zuständen spiegelt sich hier sehr plastisch wider.


    Die Protagonistin Mary verkörpert die Weltumseglung der historisch belegten Jeanne Baret, die mit ebensolchen Mitteln auf einem Segler angeheuerte. Deutlich werden die Schwierigkeiten sichtbar, die Frauen damals umgehen mussten, da ihre Leistungen auf wissenschaftlichen Gebieten nicht anerkannt wurden. Ihre Tätigkeit auf Tahiti wird obendrein farbig ausgestaltet und gibt einen Einblick in den Umgang zwischen den Eingeborenen und den Europäern. An keiner Stelle wirkte die Geschichte konstruiert, sondern ehrlich und gefühlvoll.


    Nicht nur der Erzählstil verblüfft bei diesem Debütroman, sondern auch die Ausstattung des Buches ist bemerkenswert hochwertig. Die Premienausgabe von dtv hat ein auffallend gestaltetes Cover und fühlt sich durch die Klappbroschur stabil an. Das vorangestellte Personenregister erleichtert die Zuordnung der Charaktere. Eine Weltkarte, auf der man die Reise der Sailing Queen verfolgen kann, wurde ebenfalls angefügt. Das Buch ist rundherum gelungen und verdient volle Punktzahl.

  • „Vom anderen Ende der Welt“ durfte ich in der Testleserunde genießen. Vielen Dank an die Büchereule fürs Organisieren, den Verlag fürs Buch und die Autorin für die intensive Begleitung der Leserunde und die vielen beantworteten Fragen!


    Ich spare es mir, den Inhalt ein weiteres Mal zusammenzufassen.
    Mir hat der Roman um die junge Mary Liney gut gefallen.
    Im Gegensatz zu sehr vielen historischen Schinken ist „Vom anderen Ende der Welt“ mit seinen 400 Seiten eher schmal und mit seinen recht kurzen Kapiteln schnell und sehr angenehm zu lesen.
    Ungeschönt und schonungslos erzählt Liv Winterberg in einer angenehmen, zum Genre passend ein wenig altmodisch angefärbten Sprache von Marys Flucht aus einem Leben, in dem ihre Träume bloß närrische Spinnereien sind, von einer langen, harten Schiffsreise sowie Marys Arbeit und auch ihrer Liebe. Zwischendurch werden aus der Perspektive anderer Figuren wechselnde Blickwinkel beleuchtet. Besonders gelungen fand ich, dass der Roman sehr ehrlich gehalten ist. Ja, da wird auch mal gefurzt, der Held riecht übel aus dem Mund, wenn er krank ist, und die Heldin muss hin und wieder aufs Klo (was sich als nicht so einfach herausstellt).
    Der Leser erfährt in diesem sehr breit gefächert recherchiert wirkendem Buch sehr viel über die großen Entdecker jener Zeit, über die Botanik, die Seefahrt und auch das Leben der Einheimischen am Zielort Tahiti bleibt nicht außen vor.
    Die Recherche ist die große Stärke dieses Romans, ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin (und dadurch ihre Figuren) sich vollkommen frei und ungehemmt in der von ihr ausgewählten Zeit & dem Setting bewegt hat, ohne dass etwas außen vor gelassen worden wäre.


    Die Geschichte möchte ich als gradlinig bezeichnen, ein Frauenschicksal, wie es damals nicht unmöglich war, denn der Roman ist eng an die wahre Geschichte von Jeanne Baret angelehnt.
    Die Figuren waren mir sympathisch und ihre Handlungen zum größten Teil nachvollziehbar und glaubhaft, bloß störte es mich minimal, dass sie sich alle recht ähnlich waren. Die Gedankenformulierungen waren nahezu bei allen Figuren gleich und auch viele Reaktionen (z.B. Trauerreaktionen) traten bei vielen Figuren in gleicher Form auf. Die Figuren hatten für mich daher noch nicht „das volle Leben“ in sich, sodass das Mitfühlen – bei mir persönlich – etwas schwer fiel und ich auf emotionaler Distanz blieb.
    Hin und wieder hätte ich mir ein paar Szenen intensiver dargestellt gewünscht (z.B. hätte ich zu gerne mehr von Marys Arbeit auf Tahiti gelesen), andere Szenen (Landans) fand ich dagegen nicht ganz so spannend/ notwendig, aber das ist Kritik auf höchstem Niveau und vermutlich reine Geschmacksfrage.


    Erwähnenswert ist in jedem Fall noch die hochwertige Klappbroschur mit dem schönen, stimmigen Cover und die Ausstattung des Buches: Es gibt eine Personenübersicht zur besseren Orientierung, ein Glossar mit allen Fachbegriffen, ein Nachwort mit Verweis auf Jeanne Baret, an deren Biografie der Roman sich lehnt sowie eine Karte. Besser kann man ein solches Buch nicht ausstatten.


    Fazit: Rundum empfehlenswerter Roman für die Liebhaber/innen historischer Abenteuerromane. Und auch wenn Landschaften der langen Schiffsreise wegen eher kurz kommen, ist der Roman auch eine Empfehlung wert an die Liebhaberinnen der sogenannten Love & Landscape-Romane.
    Vor allem aber - weden der leichten Lesbarkeit und der Überschaubarkeit von Seiten und handelnden Figuren - ein Tipp an Leser, die in den historischen Roman einsteigen oder mal reinschnuppern möchten.
    8 Punkte von mir für dieses schöne Buch.

  • Nach der netten Leserunde habe ich das Gelesene noch ein bisschen sacken lassen.


    Das Buch hat mich rundum glücklich und mehr als zufrieden gemacht und deswegen vergebe ich, da es mich aus einem Lesetief herausgeholt hat, das schon das ganze Jahr andauert, sehr sehr gerne meine seltenen 10 Punkte.
    Darüber hinaus hat es bisher den Platz des besten Romans des Jahres in meiner persönlichen Leseliste.


    Da ich mich mit historischen Romanen noch nicht so übersättigt habe, bin ich vielleicht mehr begeistert als andere, die schon x Bücher aus diesem Genre hinter sich gelassen haben.
    Aber Liv Winterberg kann wirklich toll schreiben, da kann man nur neidisch werden (neidisch, aber nicht missgünstig ;-)).


    Dieser Umstand - gepaart mit einer tollen Recherche, die wohldosierte Details zuläßt, aber niemals langweilt - macht es für mich einfach zum perfekten, spannenden Buch.


    Hut ab.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde mit Autorin gelesen.



    Nachdem Mary Linleys Vater auf See geblieben ist, will seine Schwester Henriette sie verheiraten. Davon möchte Mary allerdings nichts wissen, sie wurde durch ihren Vater in seine Arbeit als Botaniker mit einbezogen und ausgebildet, deshalb möchte sie auf Reisen gehen, um ihre Kenntnisse anzuwenden und zu vertiefen.


    Da sie als Frau niemals genommen wird, verkleidet sie sich als Mann und bewirbt sich bei einer Expedition von Carl Belham notgedrungen erst mal als Zeichner. Da ihre vorgelegten Arbeiten überzeugen, erhält sie diese Stelle und flieht klammheimlich von zu Hause und geht an Bord.



    Der Leser wird nun mitgenommen auf eine Schiffsreise im 18. Jahrhundert und lernt das harte Leben an Bord genau kennen. Es ist eine aufregende Fahrt und man erfährt einiges über den Stand der damaligen Medizin, von Freundschaften an Bord, von Krankheiten und auch vom Tod. Unter anderem erhalten wir z. B. interessante Einblicke in das Leben und die Natur auf Tahiti.


    Die Protagonisten werden sehr genau und liebevoll vorgestellt, mir waren sie auch durchwegs sympathisch.


    Der vorliegende Debütroman der Autorin sticht als erstes durch die hochwertige Aufmachung ins Auge. Das Cover ist wunderschön, vor allem die glänzenden Motive machen sich hervorragend. Hervorzuheben ist dann noch die eingefügte Landkarte, die Personenübersicht sowie den sehr aufschlussreichen Anhang mit dem Portrait von Jeanne Baret, der die Story abrundet, sowie das Glossar.


    Anfangs hatte ich noch Bedenken wegen der Frau-in-Hosen-Geschichte, am Ende konnte ich nur feststellen, daß diese völlig unbegründet waren.


    Der Schreibstil liest sich flüssig, unterhaltsam, aber auch spannend. Die Seiten fliegen nur so dahin. Was man dem Buch auch anmerkt ist, daß dahinter viel Recherchearbeit liegt.



    Ich bin auf das nächste Buch der Autorin sehr gespannt.


    Von mir volle 10 Punkte und eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Ich habe an der Leserunde für diesen Roman teilgenommen. Eine weitere Inhaltsangabe spare ich mir. Hier ist mein persönlicher Eindruck zum Buch:


    Bereits das wunderschöne Cover ist eine verlockende Einladung, Mary auf ihrer abenteuerlichen Reise um die halbe Welt zu begleiten. Der Einband ist matt gehalten und wie eine alte Weltkarte gestaltet. Darauf befinden sich in glänzendem Druck verschiedene exotische Tiere und Pflanzen. Auch die weitere Ausstattung ist perfekt. Es gibt im Anhang, neben einem Nachwort der Autorin, auch ein ausführliches Glossar und ein Porträt der Botanikerin Jeanne Baret, die für die fiktive Figur der Mary Linley als Vorbild diente. Auf der ebenfalls enthaltenen Weltkarte kann man die Reiseroute der „Sailing Queen“ gut verfolgen. Der Aufbau des Romans selbst erinnert ein wenig an ein Logbuch. Die kurzen Kapitel sind in der Überschrift mit Datum und der ungefähren Ortsangabe versehen.
    Das raue Leben der Seeleute ist sehr lebendig und realistisch beschrieben. Zusätzlich sind dieGedankengänge der Protagonisten geschickt in die Handlung eingebaut, und die Leser erhalten dadurch einen guten Eindruck über die Gemütsverfassung von Mary und Carl, aber auch von dem Schiffsjungen Seth, der ebenfalls eine starke und sehr sympathische Rolle spielt.


    Bei diesem Buch handelt es sich in erster Linie um einen spannenden, farbenprächtig erzählten Abenteuerroman. Die enthaltene Liebesgeschichte zwischen Mary und Carl steht dabei nicht im Mittelpunkt, ist aber wunderschön und sehr berührend erzählt.


    Mein Gesamteindruck: Ein starkes, sehr intensiv und ausführlich recherchiertes und bestens gelungenes Debüt der Autorin. Ich freue mich schon auf weitere Werke von ihr.