Ich weiß, was Hunger ist: Von der Straßengang in die Sterneküche Tim Raue mit Stefan Adrian

  • Kurzbeschreibung
    Tim Raue wächst im Berliner Wrangelkiez auf und zieht mit seiner Gang, den legendären »36Boys«, durch die Straßen - immer auf der Suche nach der nächsten Schlägerei. Die Straße ist seine Familie, dort erfährt er Respekt und Anerkennung - Dinge, die ihm die eigenen Eltern verwehren. Einzig die Stunden bei den Großeltern, die Gerüche und Geschmäcker dort, die Geborgenheit, bewahren ihn vor dem endgültigen Absturz. Raue verlässt Kreuzberg, träumt von einer Kochkarriere - und lernt seine große Liebe Marie-Anne kennen. »Meine größte Gefahr ist mein Mundwerk«, bekennt er jedoch bis heute, denn trotz seines Aufstiegs zum Koch der Berliner Republik ist er ein Kämpfer geblieben, der mit Mut, Zorn und Verstand für seine Träume einsteht.


    Über den Autor
    Tim Raue, geboren 1974, wuchs im Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg auf. In seiner Jugend war er als einziger Deutscher Mitglied der berüchtigten türkischen Gang »36Boys«. Zwei Jahrzehnte später hat er sich von der Vergangenheit befreit und verteidigt seither erfolgreich seinen Platz an der Spitze der internationalen Edelgastronomie. Heute führt er gemeinsam mit seiner Frau Marie-Anne das Sterne-Restaurant Tim Raue.


    Meine Meinung:
    Nunja, ob der Titel so glücklich gewählt wurde, lasse ich mal dahin gestellt. Doch in einem, bin ich mir nach der Lektüre des Buches sehr sicher, wahren Hunger hat Tim Raue nie kennengelernt und auch in seiner Gangvergangenheit war er keiner von den ganz harten und ganz bösen Jungs. Das macht aber nichts, denn das Buch ist trotzdem unheimlich gelungen, es zeigt, wozu man es bringen kann, wenn man ein Ziel hat, daß man mit Träumen und Ideen etwas erreichen kann, selbst wenn einem das Umfeld nicht immer wohlgesonnen ist und das Schieben der Schuld am eigenen Versagen auf die Umstände und andere Menschen zu schieben eigentlich nur Feigheit ist. "Der Raue" beißt sich durch, ist ein nicht immer umgänglicher, aber immer authentischer Mensch, er erzählt von Sterneküchen, von gesprengten Servierwagen, Kiwibomben, Fernsehköchen von Schlägen, harten Arbeitstagen, schrecklichen Gästen und noch schrecklicheren Chefs, er lästert ungehindert und frisch von der Seele weg und trotzdem liest man aus jedem Wort seine Liebe für seinen Beruf und das Essen heraus. Es gab keinen Moment des Lesens, in dem ich nicht schrecklichen Hunger gelitten habe und mein Verlangen nach Seegurken und Abalonen stieg ins nahezu Unermessliche.
    Fazit: Ein reißerischer Titel, dem er Inhalt nicht gerecht wird und das ist auch ganz unbedingt und wirklich gut so.


    Ich wünsche Tim Raue und seiner Frau auf dem Weg zum zweiten Stern alles Gute....