Horst der Held ~ Matthias Praxenthaler

  • Lobhudeleien - oder wie man auch den größen Schrott unter die Leute bringen kann...


    Kurzbeschreibung:
    Jeder von uns hat im Laufe seines Lebens schon mal jemanden wie Horst kennengelernt - oder war sogar selbst in einer »horstigen« Situation.« Horst Gurk, geboren 1970, wächst in der deutschen Provinz auf. Bereits mit fünf Jahren wird er mit einer Kassenbrille und einer festen Zahnspange ausgestattet und gehört zu den Kindern, mit denen keiner spielen will. Das Blatt wendet sich erst, als er mit 22 Jahren als zehntausendster Besucher eines Puffs eine Reise nach Vietnam gewinnt, wo er prompt in den internationalen Organhandel verwickelt wird.


    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Immer wenn ich in der Schlange im Supermarkt stehe und die Anzahl von Kaufwütigen vor mir unerträglich groß ist, überfällt mich tiefe Traurigkeit. Ich betrachte die Kassiererin, mustere ihr Oberarme, verstehe das leidige Lächeln auf ihren Lippen und wünsche mir nur eins: Ich möchte nie mit ihr tauschen müssen.


    Auch Horst, unser Held, kennt die Sonnenseite des Lebens nur vom Hörensagen. Als Sohn biederer Eltern, die auf das Wirtschaftswunder wie auf die Bibel schwören, erblickt Horst Gurk in einem nordrhein-westfälischen Provinznest namens Troisdorf das Licht dieser Welt. Bereits im zarten Alter von fünf Jahren wird er nicht nur mit einer Kassenbrille ausgestattet, auch eine Zahnspange, die durch eine monströse Haltevorrichtung am Kopf befestigt ist, verschönert seine jugendliche Gestalt. In der Schule fällt Horst, inzwischen auch Pissgesicht genannt, durch dicke, kratzige Strumpfhosen auf, die die Mutter bei Kälte empfiehlt und bei denen er nicht umhinkommt, sich im Unterricht ständig und auffallend zu kratzen. Als selbst ein Bombenanschlag auf seinen Lateinlehrer ihm nur eine kurzzeitige Schulprominenz verschafft, entschließt sich Horst, unser Held, endlich sein Leben zu ändern.


    Und wie es manchmal der Zufall im Leben so will, gewinnt er als zehntausendster Besucher des Troisdorfer Puffes (natürlich nach seinem ersten Geschlechtsverkehr) eine Reise nach Vietnam. Sein Vater erfährt all dies aus der Regionalzeitung und stürzt sich umgehend aus dem Fenster. Seine treue Gattin überlebt ihn auch nur um wenige Stunden. Als beide endlich unter der Erde, Haus und Hof verkauft, macht sich Horst, unser Held, auf die große Reise.


    Auch wenn man sich nach der Lektüre wahrscheinlich nicht mehr für einen Kurztrip nach Fernost entscheiden wird, kurzweilig-flotte Lektürestunden garantiert Matthias Praxenthaler mit seinem Roman Horst, der Held allemal. Und für alle, die mit übertriebenen Klischees keine Schwierigkeiten haben und auf keinem Fall hinter der Supermarktkasse landen wollen, ist es wahrscheinlich eine Pflichtlektüre. -- Jana Hensel (ich denke mal das ist die "Zonenkinder"-Schreiberin).


    Meine Meinung:
    Mit Vorfreude habe ich mich dem Buch hingegeben, wobei ich vor dem Lesen schon traurig war, daß es nur 199 Seiten hat - zum Glück im Nachhinein gesagt - ich habe noch nie solange gebraucht, um 199 Seiten zu lesen.


    Angetan von der wirklich guten Rezension auf Amazon muß ich sagen, daß diese nun nach dem Lesen des Buches in meinen Augen nur eine Lobhudelei im Sinne von "meinem Schriftstellerkollegen tue ich was Gutes" sein muß.


    Die Story ist unglaubwürdig ohne Ende, der Autor kommt vom Hundersten ins Tausende und im Grunde auf keinen grünen Zweig mit seiner Geschichte. Bei der ersten Hälfte des Buches kann man wenigstens noch schmunzeln (wenn auch auf sarkastische Weise), aber die Story mit der Vietnam-Reise ging völlig daneben - einfach unglaubwürdig und bescheuert.

  • Wundert mich ehrlich gesagt nicht, mir haben beim Stöbern im Buchladen schon der Klappentext und ein paar Blicke ins Buch gereicht, um das Buch kopfschüttelnd beiseite zu legen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Normalerweise mag ich ja abgedrehte Stories, aber diese war einfach nur konfus zusammengeschustert, fernab der Realität - so nach dem Motto "außen hui" (Klappentext) und innen pfui (Inhalt)".

  • Also, ähm, mir hat der Roman eigentlich sehr gut gefallen, ich fand ihn wunderbar schräg. Aber gut: Ich kenne und mag auch Matthias - obwohl ich nicht glaube, dass das etwas damit zu tun hat ...


    Übrigens, als Tipp (wenn jetzt noch einer einen von mir will, hi hi) für alle, die es etwas absurder mögen: "Du bist so herrlich skrupellos, Bianca!" (Autorin ist mir entfallen, bekommt man wahrscheinlich nur noch gebraucht, war mal ein Ullstein TB) fand ich wirklich großartig!

  • @ Wiebke


    Ich habe mal gestöbert. :grin


    Du bist so herrlich skrupellos, Bianca!
    von Nadja Niedermair


    Kurzbeschreibung
    ' Ausgerechnet am Tag meiner dritten Abtreibung wurde mein Vater wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder verhaftet.'
    Die Österreicherin Nadja Niedermair geht mt ihrer Heldin Bianca in medias res. Alles, was Sie noch nie wirklich über Sex wissen wollten, ist drin in dieser Hyper-Satire um Lust und um Moral. Auf den Punkt gebracht: Dieses Buch ist die eigenwilligste Umsetzung des kategorischen Imperativs seits es Kant gibt.


    Klingt schon mal gut - auch wenn Du das Praxenthaler-Buch magst - ich werde mir das o.g. mal beschaffen. :grin

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Oder finstere Rache in der Leserunde??? Uaaaaah! :cry


    Ach was, Du hast ja schon einen Pluspunkt bei mir, da ich "Männer bevorzugt" gelesen und mich richtig gut amüsiert habe. :-]

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Was soll man im Rheinland auch schon tun außer schreiben? :lache


    :write stimmt, ich sollte auch endlich mal mit meinem Debütroman anfangen...


    Mit 15 war ich noch davon überzeugt, eine grooooosse Schriftstellerin zu werden.


    Leider hat vor mir jemand Harry Potter erfunden ;-)

  • Aaaaaaaaaaah... Wiebke hat sich umgezogen. Jetzt hat sie das Kleid von ihrer Heimatseite an. :-)


    Und zu Deiner Frage... neeee, würden wir natürlich nicht. Njet. Keinesfalls. *Heiligenschein polier* :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Genau dieses Buch hat mein Mann vor Jahren im Urlaub verschlungen (wie Ihr wißt er liest nicht so gerne). Ich habe es gelesen, und verstehe ihn bis heute nicht. Aber was solls. Hauptsache er liest *g*.


    LG Katja :wave

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Jau, ich dachte, ich lass das mal nach mit dem Fasching - weiß ja nicht jeder, und sonst denken die Leutchen noch, ich schreibe komische Gothic-Sachen ... Aber vielleicht wäre das ja mal gar keine so schlechte Idee :lache


    Und mein Heimatfoto ist doch so nett seriös, dachte ich mir ...


    Viel Spaß beim Heiligen-Schein-Polieren, ab 16. Mai wird dann ja die grausame Wahrheit heraus kommen :help