Allgemein:
Verlag: Atlantis Verlag Guido Latz (Ausgabe 2010)
Format: Broschiert, 214 Seiten, Größe: 21,2 x 14,8 x 1,6 cm
ISBN-10: 3941258281
ISBN-13: 978-3941258280
Der Autor:
Dirk van den Boom, geb. 1966 in Fürstenau, wuchs an der Nordseeküste in Wilhelmshaven auf. Er studierte Politikwissenschaft an der Universität Münster und arbeitet seitdem als Consultant in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Migrationspolitik und Sozialpolitik. Seit 2005 ist er selbständig.
Sein erstes Romanhonorar erhielt er 1998 für einen Ren-Dhark-Roman aus dem "Projekt 99" des Mohlberg-Verlages, 2000 startete die von ihm initiierte SF-Serie "Rettungskreuzer Ikarus". Er schrieb Romane zu den Serien "Rex Corda", "Die Abenteurer" und "Professor Zamorra" und ist regelmäßiger freier Mitarbeiter des SF-Magazins "phantastisch!". Von 2007 bis 2009 publizierte er seine ersten serienunabhängigen Romane, die "Tentakelkrieg"-Trilogie. Derzeit arbeitet er an einem sechsteiligen "alternative history"-Zyklus namens "Kaiserkrieger". Darüber hinaus ist er als Übersetzer für eine Reihe von Genre-Verlagen tätig und gehört zur Redaktion von phantastik-news.de und zu den Ausrichtern des Deutschen Phantastik Preises (DPP). Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Saarbrücken.
(Quelle: wikipedia.de)
Inhalt:
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs: Der Kleine Kreuzer "Saarbrücken" bricht aus Wilhelmshaven auf, um seine letzte große Fahrt anzutreten, bevor er außer Dienst gestellt wird. Doch auf der Höhe von Portugal gerät das alte Schiff in ein rätselhaftes Phänomen - und der Kreuzer der kaiserlich-wilhelminischen Kriegsmarine findet sich unversehens im Mittelmeer wieder, gut 1500 Jahre in der Vergangenheit, zu einem historischen Zeitpunkt: wir schreiben das Jahr 378, den Anfang des Endes des Weströmischen Reiches, den Beginn der Völkerwanderung. Die Mannschaft der "Saarbrücken" entschließt sich, die Hände nicht in den Schoß zu legen, sondern für sich selbst eine sinnvolle Aufgabe in der Vergangenheit zu finden. Sie waren vorher die Krieger des Kaisers, warum sollten sie es nicht auch hier werden …
(Quelle: amazon.de)
Ein paar Hintergedanken:
Das Subgenre der "Alternative History" ist eine Spielart der Science Fiction-Literatur, die den Grundgedanken jedes Romans, gleich welchen Genres, bis zum Äußersten weiterdenkt.
Was wäre, wenn …… die Geschichte durch bestimmte Einflüsse, manchmal auch durch unfreiwillige Besucher aus der Zukunft, einen anderen Verlauf genommen hätte?
Diese Spielart der fantastischen Literatur ist bisher eine Domäne der angloamerikanischen Autorenriege gewesen, wobei besonders Robert Harris´ "Vaterland", und Norman Spinrads "Der stählerne Traum" zu nennen sind.
Nun also ein "A-H" aus deutscher Feder?
Ich war zugegebenermaßen skeptisch.
Doch dann entdeckte ich den Kaiser-Krieger-Blog des Autoren:
http://kaiserkrieger.de
Hier gibt es das schriftliche Äquivalent zu den Boni einer DVD. Unter anderem kann man dort in unterhaltsamer Form nachlesen, wie es damals wirklich war.
Als ich dann aber das Cover zum dritten Band des Zyklus sah, wurde aus meiner Neugier Gewissheit.
DAS Buch musste ich haben.
Als der Postbote …
… bei mir klingelte, riss ich voller Ungeduld das Päckchen auf und begutachtete zuerst einmal auf das äußere Erscheinungsbild des Buches.
Das von mir in den allgemeinen Informationen erwähnte Format erschien mir zunächst ungewöhnlich, liegt aber sehr angenehm in der Hand. Cover, rein weißes Papier, Schriftbild …
Meine "Jagdbeute" machte einen ausnehmend guten und professionellen Eindruck.
Ich setzte mich, begann zu lesen …
… und die Zeitreise begann.
Die Geschichte gewinnt schnell an Fahrt, und Dirk van den Boom verzichtet auf allzu technische Detailbeschreibungen, was in der Science Fiction in all ihren Spielarten, ein Novum zu sein scheint.
Seine intensive Recherche zu den technischen Problemen eines "modernen Kriegsschiffes", das in der späten Antike gestrandet ist, und komplett von jedem Nachschub abgeschnitten wurde, bringt er gut lesbar unter, ohne in das oft genutzte "Technikgebrabbel" abzugleiten. Aber auch die gesellschaftlichen und politischen Strömungen, sowohl zu der Zeit, aus der die Besatzung der "Saarbrücken" stammt, als auch des Jahres 378 a.D., verpackt er sehr locker. So für den Verstand eingetütet, in einem gut lesbaren Abenteuerroman, hätte mir zu seligen Schulzeiten der Geschichtsunterricht noch viel mehr Spaß gemacht.
Das bis zum Geht-nicht-mehr gepredigte "Zeigen, statt erzählen" der angloamerikanischen Literaturprediger, lässt Dirk van den Boom kalt. Zum Glück, denn so findet er seinen eigenen Erzählstil, und trägt mich als Leser mit seiner eigenen Geschwindigkeit durch die Geschichte, die sie auch benötigt, um sich in aller Pracht zu entfalten.
Er tänzelt dabei beinahe auf unterhaltsame und sachkundige Weise durch drei große Themenfelder. Er beginnt im deutschen Kaiserreich, baut behutsam seine erste Figur auf, und führt auch auf angenehme Weise weitere Personen ein, die später die Geschicke der "Saarbrücken" lenken werden. Wie bei einem Schachspiel stellt er kurz darauf den "Gegenpart" auf. Er wechselt in die römische Geschichte, in der seine Helden stranden, und bringt dem Leser leicht verständlich die dortige Ausgangssituation nahe.
Sehr gut gewählt hat der Autor dabei den Zeitpunkt, der in der Literatur beinahe ein Schattendasein fristet. Das Jahr 378 mit seinem beginnenden Untergang des römischen Reiches, die sich ändernde Rolle des Christentums …
An dieser Stelle möchte ich jedem Interessierten das Nachwort von Dirk van den Boom nahelegen das aufzeigt, welche Mühe in einen Roman steckt, der sich zudem weitgehend an "festen Fakten" entlang arbeiten muss.
Doch trotz all dieser positiven Aspekte, gibt es auch einige …
… kleine Mängel
Manchmal hätte eine kleine Korrektur seitens des Lektoren geholfen. Nämlich dann, wenn der Autor etwas zu aufzählende Bandwurmsätze produziert, an deren Ende man sich fragt, worum es zu Beginn des Satzes ging.
Ein Sezieren der einzelnen Gedanken / Informationen, und das anschließende Aufbereiten in einzelne Sätze, hätte viel zur Lesegeschwindigkeit / Lesbarkeit mancher Passagen beigetragen. Diese kleinen Stolperstellen gibt es nicht oft, aber dadurch fallen sie eben besonders auf.
Auch hat es mich überrascht, mit welchem Gleichmut die einfache Mannschaft, aber auch die Offiziere, ihr Schicksal annehmen.
Sicher, ihnen bleibt keine andere Wahl, als zuerst eine Art von Nachschublinie einzurichten, um die "Saarbrücken" einsatzbereit zu halten. Ihre einzige Chance auf Rückkehr, bzw. die Suche nach dem Loch in der Zeit fortzusetzen. Aber ein wenig mehr Angst vor der Zukunft, hätte hier vielleicht noch mehr Würze in die Tiefe der Protagonisten reinbringen können.
Andererseits darf man nicht vergessen, aus welcher Zeit und welchem Umfeld sie stammen.
Militärischer Drill und ein starres, soziales Gefüge, dass sich auch im Mikrokosmos der "Saarbrücken" nicht einfach so in Wohlgefallen auflösen würde, sind hier gute Gegenargumente.
Die größte Stärke …
… des Buches ist jedoch sein Gesamteindruck, gleich ob es um die Geschichte / das handwerkliche Geschick Dirk van den Booms selber, oder um das Gesamtpaket geht.
Zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis bin ich ausnehmend gut unterhalten worden. Man merkt dem Buch in keiner Weise an, das es in einem sogenannten "Kleinverlag" erschienen ist. Die teilweise bemängelte "Kürze" des Buches relativiert sich durch Schriftsatz und Format, sodass die 214 Seiten von "Kaiserkrieger, Die Ankunft" gefühlten 330 Seiten eines Romans aus einem "großen Publikumsverlag" entsprechen dürften.
Der Atlantis Verlag bietet zudem auf seiner Homepage eine ganze Reihe von Bezugsmöglichkeiten, und bietet "Kaiserkrieger, Die Ankunft" auch als e-book an.
Ein Besuch dort lohnt sich also allemal.
http://atlantisverlag.de/
Mein Fazit …
… zu diesem Buch ist eine eindeutige Empfehlung an alle, die gerne einen Abenteuerroman lesen. Auch Freunde von historischen oder historisch alternativen Geschichten, kommen hier vollends auf ihre Kosten.
Wenn dann noch eine Affinität zur römischen Geschichte, zu einem Hauch Seemannsgarn und zu alternativen Zeitlinien dazukommt, ist es allererste Wahl.
Es war mein erstes Buch von Dirk van den Boom, und mit mein erstes aus dem Atlantis Verlag. Aber mit Sicherheit nicht das Letzte, denn ich werde beide, Verlag und Autor, nun auf meinem Radarschirm behalten.
In den nächsten Tagen geht deswegen auch meine Bestellung zu Teil II, "Kaiserkrieger, Der Verrat" auf die Reise.
Ich will unbedingt wissen wie es weitergeht.
Nachtrag in eigener Sache:
Da es sich hier um einen Zyklus mit festgelegten Ende handelt, werde ich bei den Admins anfragen, ob spätestens mit meiner Rezension zu Teil II "Der Verrat" eine Aufnahme der Bücher / des Autoren in die entsprechende Rubrik "Bücherserien" möglich ist.
Ebenso möchte ich kurz auf meinen Blog hinweisen (siehe Signatur) wo ich alle meine Rezensionen in eine eigene Rubrik abgelegt habe, so sie schnell und übersichtlich zu finden sind.