'Das Schokoladenmädchen' - Seiten 096 - 190

  • Hallo Katrinnya,


    ja ... es war Kloß` Frust. Er erkennt, welch ein großes Talent Madelaine für die chocolaterie hat und malt sich natürlich aus eine überaus rosige (sprich: erfolgreiche) Zukunft an ihrer Seite aus.


    Lies nur hübsch weiter, es bleibt alles andere als "betulich" ;-)


    LG Katryn

  • Man hat ja doch schon so die Blicke von Kloß gespürt, seine Eifersüchteleien, wenn Martielli mit in der Küche stand... Ich fand seinen Übergriff nicht so überraschend...


    Zu der Situation in Riga fällt mir gerade der Film "Poll"ein, der auch in Lettland spielt, glaube ich. Da geht es neben familiärer Spannungen auch um lettische Freiheitskämpfer und die Russifizierung. Ich glaube aber, der Film spielt schon im 20. Jahrhundert.


    Na endlich taucht der Graf auf, der uns Lesern im Klappentext versprochen wird! Sein Begleiter ist allerdings nicht so nett, dass er gleich den armen Janis auspeitschen muss :-( Die vorherseherische Gabe von Janis hätte nicht sein müssen, Mystik passt hier irgendwie nicht. Gesunder Menschenverstand und Kenntnis der politischen Situation reicht doch vollkommen aus, um einen Zusammenstoß zwischen Russen und lettischen Studenten kommen zu sehen.


    Es gefällt mir nicht, dass Madelaine ihr Geld an der Börse anlegt. Aktien gegenüber bin ich ja schrecklich skeptisch, das kann doch gar nicht gut gehen...


    Katryn, du machst ja jetzt schon ganz schön Werbung für den zweiten Teil. Verrat bloß nicht zu viel! :nono :lache


    Okay, weiter gehts :lesend

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Also betulich ist die Geschichte ganz sicher nicht. Ich fand diesen Abschnitt sehr schön und spannend. Man hat nicht nur die süße Schokoladenseite des Lebens in der damaligen Zeit gesehen, sondern auch die anderen "Geschmacksrichtungen". Es ist ein ziemliches Kontrastprogramm, und es tut dem Roman gut, dass er auch die bittere Seite zeigt, die sich in der angespannten politischen und wirtschaftlichen Situation zeigt. Gut haben mir auch die Gedanken zur Veränderung gefallen, die hier ineinander greifen, wenn beispielsweise Madeleine überlegt, dass eine Frau mit Reifrock oder Korsett ganz sicher nicht in so ein motorisiertes Vehikel passen kann.
    Dazu kommt, dass ich bisher absolut gar nichts über Riga wusste. Ich kann also hier ganz nebenbei mein Wissen ein wenig aufbessern. :-)
    Kloß hat auf mich einen sehr ehrgeizigen Eindruck gemacht, und ich denke, bei einer gewissen Verbissenheit ist es da nicht mehr weit zum Fanatismus.
    Madeleines Reaktion war die einzig richtige, es ist gut, dass sie nach Riga abgereist ist. Was ich mich gefragt habe, wie läuft wohl die Konditorei in Hamburg ohne Souschef weiter? :gruebel Es ist ja das Stammgeschäft, und Martieli ist in Riga. Und Kloß ist doch weg, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Ach ja, schmunzeln musste ich über die Stilblüte, die wohl durch die Namensänderung entstanden ist. Auf Seite 150 in der letzten Zeile unten steht in meiner Ausgabe, dass nach kurzer Zeit die dreifache Anzahl der urMartielich eingeladenen Frauen den Raum füllten. :lache Das Korrekturprogramm wollte wohl auch diesen "Sprüngli" nicht stehen lassen. ;-)

  • Hallo Kissy,


    Herr von Eimbeck - Graf András`Begleiter - vertritt eine vollkommen andere politische Meinung als der Graf. Letzter sagt: "Wenn ein Volk ein anderes unterdrückt, bin ich nicht mit von der Partie."


    Von Eimbeck erwidert: "Sie belieben ein zweites Mal Ihren guten Stand zu verleugnen und aus der Rolle zu fallen."


    Dieser Konflikt innerhalb des gehobenen Standes interessierte mich sehr. Siehe S. 183.


    Erspartes, und sei es noch so wenig, haben im 19. Jahrhundert mehr Leute in Aktien angelegt, als wir uns heute vorstellen können. Beim großen Börsencrash Anfang der 70er Jahre verloren also nicht nur Unternehmer, sondern auch einfache Handwerksmeister z. B. ihr Geld.


    Madelaine hatte für mich einfach den (unbewussten) Wunsch zur Unabhängigkeit. Sie wollte schlichtweg auf eigenen Füßen stehen können. Wie und wann und wo, hat sie sich in Riga noch nicht vorstellen können.


    Danke für Deine Ermahnung! Nein, ich will auch nix mehr über den zweiten Band verraten. Nixnixnix.


    LG Katryn

  • Hallo Klusi,


    Zitat

    Original von Klusi
    wie läuft wohl die Konditorei in Hamburg ohne Souschef weiter?


    Das Korrekturprogramm wollte wohl auch diesen "Sprüngli" nicht stehen lassen. ;-)



    Da sich der Schwerpunkt der Geschichte nach Riga verlagert, rückt vorerst die Geschichte der Hamburger Konditorei in den Hintergrund. Stillschweigend bin ich davon ausgegangen, dass Martieli erst einmal seinen weiblichen Angestellten die Regentschaft über die Tortenbäckerei anvertraut.


    Ich soll ja nix mehr verraten. Siehe Mail an Kissy.


    Ja, über diesen Buchstabenmurks konnte ich damals nicht lachen, grr. Aber so etwas passiert schon mal.


    LG Katryn


  • Ich gönn es ihr, auf eigenen Füßen zu stehen! Ich hoffe nur, dass sie ihr Geld nicht verliert!


    Zitat

    Original von highandfly
    Danke für Deine Ermahnung! Nein, ich will auch nix mehr über den zweiten Band verraten. Nixnixnix.


    Sonst bräuchten wir den ja auch nicht mehr zu lesen, ne :-) Es wird dir schwer fallen, nichts zu verraten, hab ich so das Gefühl :knuddel1

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  • Madelaine hat sich auf den Weg nach Riga gemacht - und ich bin gespannt, wie es ihr dort ergehen wird.
    Nach dem unschönen Erlebnis mit Kloß war das wohl die momentan einzige Möglichkeit............
    Auf die Beschreibungen von/über Riga bin ich gespannt. Diese Stadt interessiert mich schon lange. :-)

  • Zitat

    Original von highandfly
    ...
    Erspartes, und sei es noch so wenig, haben im 19. Jahrhundert mehr Leute in Aktien angelegt, als wir uns heute vorstellen können. Beim großen Börsencrash Anfang der 70er Jahre verloren also nicht nur Unternehmer, sondern auch einfache Handwerksmeister z. B. ihr Geld. ...


    Das Vorgehen bei Anlagen in Aktien war seinerzeit aber nicht anders als heute. Man kaufte und verkaufte Anteile an der Börse. 1900 gab es aber gerade mal das Telefon und man konnte Eiltelegramme versenden. Daher kam es auch sicher, dass soviele vom Fall der Kurse überrascht wurden. Gerade die Handwerker hatten ja tagsüber anderes zu tun, als sich bei der Bank bzw. ihren Buchmacher über die Kurse zu informieren.

  • Schöne bildhafte Schilderungen der Handlung lassen einen alles sehr gut vorstellbar vor den Augen erscheinen. Erschreckt habe ich mich gleich zu Beginn des zweiten Leseabschnitts darüber, dass die Kleinen im Hause ihrer Tante, die Kinder der Cousine sind. Man merkt, wie gut Madelaine es auf ihrem Weg geht und welche Möglichkeit sich ihr geboten haben diesem abhängigen einfachen Leben zu entfliehen. Madelaine selbst vermutet ja auch einige Seiten später, dass sie sich auf gutem Wege zur Geschäftsfrau entwickelt. Eine beeindruckende selbstbewusste und emanzipierte Entwicklung durchzieht sie. Mir gefällt auch der Gebrauch mancher alter Worte und Begriffe, die aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sind.


    Der geheimnisvolle Graf, seufz, diese Szene gefällt mir…der Kutschunfall führte zu heftigem Herzklopfen und leidenschaftlichem Sehnen…. Dann Bestellung einer Madonnentorte – sehr gute Idee des Kavaliers.


    Der Kutscher ist toll – so eine Stadtführer hätte ich auch gern.


    Habe vorgestern schon mal nach der Fortsetzung des Buches geschaut. Ob ich es gleich im Anschluss lese…?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Hallo Kissy,


    Zitat


    Es wird dir schwer fallen, nichts zu verraten, hab ich so das Gefühl :knuddel1


    ERTAPPT! Es fällt mir auch wahnsinnig schwer. *seufz* Madelaine hat eine solch rasante Entwicklung mitdurchgemacht, vom naiven Mädchen hin zur reifen Frau: Das kann man einfach nicht so leicht vergessen. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen, wie eine gute alte Verwandte.


    Mit ihr all diese Abenteuer zu erleben, löscht im Kopf keine Delete-Taste so leicht aus. Finde ich. Hmm.


    LG KatrYn :wave

  • Hallo Rosenstolz,


    als ich mich mit Riga beschäftigt habe, war ich überrascht, welch eine aufregende Geschichte diese Stadt hat.


    Noch aufregender waren für mich die Stimmen der Zeitgenossen, die zu Madelaines Zeit lebten und über die Ereignisse Rigas schrieben.


    Bestes Beispiel für Euch ist die große ... äh ... Feier ... (mehr sag ich nich, soll ja nixnixnix verraten). Jedes Detail ist dabei historisch überliefert, die Predigt ist sogar wortgetreu wiedergegeben.


    All diese präzisen Überlieferungen verdanken wir dem stolzen Selbstbewusstsein der Deutschbalten damals und der Schreiblust der Historiker.
    Also, wer das 19. Jahrhundert liebt, hat seine echte Freude an diesen Schilderungen. Pure Inspiration für Romantikerinnen wie mich!


    LG KatrYn

  • Hallo Gucci,



    das ist schön, freut mich, dass das Buch wie in Film vor Deinem inneren Auge abläuft.


    Ja, dieses Sehnen, das hatte mir Madelaine schnell nahegelegt. Sie liebt dieses Sehnen ... und wird es im zweiten Band noch leidenschaftlicher erleben.


    Da aber ist sie kein naives Mädchen mehr, sondern eine reife Frau, die eine wirklich erschütternde Herzensaffaire durchstehen muss. Wie im richtigen Leben, mit viel Leidenschaft und großer Seele!


    Weiterhin viel Vergnügen!


    LG KatrYn