Verlag: Der Audio Verlag
Spieldauer: 6 Std. 16 Min.
Sprecher: Britta Steffenhagen, Sarah Alles
Kurzbeschreibung:
Little Bee ist 16 Jahre alt und etwas ganz Besonderes. Die Flucht aus Afrika hat ihrer Lebensfreude und ihrem Witz ebenso wenig anhaben können wie zwei Jahre in englischer Abschiebehaft. Nach ihrer Entlassung ruft sie die beiden einzigen Menschen an, die sie in England kennt: Sarah und Andrew. Der Anruf hat unvorhersehbare Folgen: Andrew bringt sich um. Als Little Bee wenig später vor der Tür steht, ist sie alles andere als willkommen. Doch sie bleibt und gibt der zurückgelassenen Familie neuen Lebensmut.
Über den Autor:
Chris Cleave, 1973 in London geboren, verbrachte seine Kindheit in Kamerun, wo sein Vater eine Guinness-Brauerei betrieb, studierte später in Oxford Experimentelle Psychologie, segelte im Auftrag reicher Leute Yachten durchs Mittelmeer, arbeitete einige Zeit als Barmann in Australien, dann als Journalist beim Daily Telegraph in London. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in London.
Mein Eindruck:
Little Bee ist eine ergreifende Geschichte, die sich in London und Nigeria abspielt. Das Buch behandelt einige wichtige Themen auf wuchtige Art: Abschiebungspolitik, Gewalt und kulturelle Unterschiede.
Das Hörbuch ist auf besondere Art umgesetzt. Erzählt wird die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven, nämlich aus Little Bees Perspektive, gelesen von Sarah Alles und aus Sarahs Perspektive, gelesen von Britta Steffenhagen Diese beiden Sprecherinnen schlüpfen ganz in ihre Rollen und verleihen ihren Figuren ganz eigene Charaktere, die ziemlich unterschiedlich sind. Sie vermitteln die Geschichte dem Zuhörer auf eindringliche Art.
Little Bees Erzählungen sind geprägt von einem afrikanischen Erzählstil, der außerdem eine milde Note von Humor beifügt. Sarah hingegen ist eine typische Londonerin, Mitte 30, die versucht Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Wie sich die beiden Hauptfiguren ergänzen, ist hervorragend gestaltet. Einige Überspitzungen sind zu verzeihen, dabei fällt vor allem Sarahs kleiner Sohn auf, der das ganze Buch in einem Batman-Kostüm herumläuft. Es gibt mehrere solche Überfrachtungen, die zum Glück jedoch selten in Klischees verfallen.
Ein wenig machte mich der Roman in kleinen Teilen misstrauisch, ob der leicht sentimentale Grundton die Zuhörer auf die falsche Weise anspricht. Vielleicht entsteht dieser Eindruck aber auch nur als Folge der Intensität.
Ich hoffe, dass bei diesen brisanten Themen nicht die falschen Leser/Zuhörer Tränen vergießen, die sonst aber stets die Partei wählten, die das Verfassungsrecht auf Asyl mehr und mehr beschnitten haben.
Chris Cleave geht bei der Behandlung der Themen nicht sehr subtil vor, da hat die englische Schriftstellerin Maggy Lee schon ökonomischer vergleichbare Themen behandelt.
Davon abgesehen, kann man davon ausgehen, dass das Hörbuch schon alleine wegen den großartigen Stimmen der Sprecherinnen lange im Gedächtnis der Zuhörer bleibt.
Hier geht es zur Büchereulen-Rezension der Buchausgabe: Chris Cleave: Little Bee