Roger Smith - Staubige Hölle

  • Das Buch:
    Robert Dell ist auf der Flucht. Seine Frau und Kinder sind auf grausame Weise umgebracht worden, er selbst steht plötzlich unter Mordverdacht.Dells einziger Verbündeter ist sein verhasster Vater, ein ehemaliger CIA-Killer und überzeugter Rassist, der gerade aus dem Gefängnis entlassen ist. Auf einem blutigen Roadtrip, der sie tief ins Landesinnere führt, machen Dell und sein Vater Jagd auf den wirklichen Mörder - und decken dabei eine Verschwörung auf, die bis in die höchsten Regierungskreise reicht. Immer weiter eskalieren Gewalt und Vergeltung, denn im Zeitalter der Post-Apartheid scheint ein Menschenleben nicht mehr viel wert zu sein.


    Der Autor:
    Roger Smith, 1960 in Johannesburg geboren, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, lebt und arbeitet in Kapstadt. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine Reihe von wichtigen, international erfolgreichen Protestfilmen hervorgegangen. Sein Debüt »Kap der Finsternis« war ein großer internationaler Erfolg und wird in Hollywood verfilmt.


    Meine Meinung:


    Schauplatz Südafrika
    Der Mord an seiner Familie verändert das beschauliche Leben von Robert Dell von einer Minute zur anderen.


    Der frühere Apartheitsgegner Dell, sein aus dem Gefängniss entlassener rassistischer Vater, korrupte Polizisten und die Kulisse Südafrikas sind die Hauptfiguren dieses rasanten und harten Romans. Roman deshlab, weil es viel mehr ist als ein Thriller. Auch wenn Blut, Mord und Gewalt das vorherrschende Thema des Buches sind, geht es weit hinaus über das Übliche who-done-it.
    Roger Smith legt den Finger in alle Wunden des heutigen Südafrikas. Aids, Gewalt, Korruption und Aberglaube bestimmen das Leben vieler Menschen, die egal in welchem System, Verlierer sind.
    Ich war beeindruckt von der klaren Sprache, die so gut zur Handlung passte und nie aufgesetzt wirkte. Der Plot war nie einfach zu lesen, er bewegt, macht wütend und ist teilweise erschütternd.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde sicher nach anderen Büchern das Autors Ausschau halten.
    Aufgefallen sind mir die ein oder anderen Rechtschreibfehler / Buchstabendreher.


    Neun Punkte von mir


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Zen-71 ()

  • danke für den Hinweis Babyjane


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Häufig wechselnde Schauplätze, kurze Kapitel und meist knappe Sätze vermittelten ein Gefühl von Tempo und Atemlosigkeit und sofort fühlte ich mich von der Atmosphäre dieses faszinierenden und gleichzeitig so beängstigenden Landes gefangen genommen. Frappierend ungewöhnliche und doch bildhafte, treffende Vergleiche und Beschreibungen fügen sich perfekt in den minimalistischen, sachlichen Schreibstil ein, in dem der Autor eine Story erzählt, so hart und erbarmungslos wie das Land selbst. Auch nach Abschaffung der Apartheid scheint sich für den größten Teil der Bevölkerung nicht viel gebessert zu haben. Politische Seilschaften, Korruption, Armut, Aids, Aberglaube sowie gegenseitiger Hass und Misstrauen prägen diese Geschichte, die irgendwie die Hoffnungslosigkeit des ganzen schwarzafrikanischen Kontinents atmet.


    Eine Identifikation mit irgendeinem der Protagonisten gab es nicht. Wie auch – in keiner der handelnden Personen und ihrer Schicksale möchte man sich auch nur annähernd wiederfinden! Diese Distanz zu Geschichte und Personen aufgrund der „unemotionalen“ und sachlichen Erzählweise war für mich absolut notwendig. Ansonsten wären die Schilderungen dieser unfassbaren Grausamkeiten nicht zu ertragen gewesen.


    Aufgrund von Klappentext und Rezensionen hätte ich das Buch wohl niemals gelesen, bluttriefende Gewalt schreckt mich in der Regel ab. Aber schon in der Leseprobe bin ich der Faszination dieser Geschichte und dem Schreibstil von Roger Smith erlegen. Und das blieb so - bis die letzte Seite umgeblättert war.


    Edit:

    Zitat

    Original von Zen-71
    Aufgefallen sind mir die ein oder anderen Rechtschreibfehler / Buchstabendreher.


    Mir auch! Aber diesbezüglich habe ich inzwischen resigniert.

  • Da ich den Schauplatz Afrika in Thrillern sehr interessant finde, hat es mich sofort zu diesem Buch hingezogen. Außerdem bin ich hart im nehmen, was Gewalt in Büchern betrifft und dies konnte mich also auch nicht schrecken. Der Autor versteht es durch eine kraftvolle und doch kühle Sprache und kurze knappe Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven den Leser sofort an ein hohes Tempo zu gewöhnen und den Lesefluss zu steigern. Dazu kommt noch die Handlung, die stetig voranschreitet und trotz ihrer Verwicklungen nie unübersichtlich oder verwirrend ist. Die Brutalität ist wirklich hervorzuheben, da in jedem zweiten oder dritten Kapitel, also ungefähr alle 10 Seiten mindestens ein Mensch zu Tode kommt. Dies geschieht mit Härte und meist auf eine schnelle direkte Art, die überrascht und durch ihre Konsequenz schockiert. Dabei wird auch vor Babys und Kleinkindern nicht Halt gemacht, dieses Buch ist also tatsächlich nichts für zarte Gemüter. Frustrierend sind die politischen und sozialen Gegebenheiten und die Tatsäche, dass sich im Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß nichts gebessert hat und selbst die dunkelhäutigen Afrikaner sich untereinander bekriegen, verachten und massakrieren. Dazu kommt AIDS und abergläubische Riten, die beispielsweise durch den Verkehr mit einer Jungfrau von Heilung aller Krankheiten sprechen.


    Als Deon-Meyer-Fan, bei dem Südafrika auf einem guten Weg zu Frieden und Einheit scheint, ist bei Smith davon nichts zu spüren. Hier wird dem europäischen Leser ein grausames und gewalttätiges Land vorgeführt, in dem Korruption und Unterdrückung sämtlicher Schwachen an der Tagesordnung sind. Dennoch schafft Smith es zu fesseln und nicht abzustoßen, spannend zu erzählen und zum Nachdenken anzuregen. Er verpackt große Gefühle in kurze Sätze, schafft es mit nüchternen Beschreibungen eine unter die Haut gehende Atmosphäre zu zeichnen, die einen gefangen nimmt und ungeduldig durch das Buch hetzen lässt, um zu erfahren, wie es weiter geht. Das Ende ist glaubwürdig und trotz weniger Überlebender :-( zufriedenstellend gelöst.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl es wohl eher für Männer was ist und für Frauen die Bücher wie "Kein Land für alte Männer" lesen. Daran erinnert es tatsächlich ein wenig. Ich werde jetzt auf jeden Fall auch die ersten zwei dieses Autors ins Auge fassen.


    9 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Willkommen in Südafrika dem Land in dem noch vor kurzem die WM war.


    Kann man sich das vorstellen das es so blutig und brutal dort zu geht, wenn man die Bilder vom Zuckerhut noch im Kopf hat?


    Ja, ich kann dank Roger Smith. Alles was und wie er es beschreibt ist sicher realistischer als man sich das vorstellen kann.


    Rosie ist mittendrin in einem Krieg aus Korruption und Gewalt, als ihr Liebhaber erschossen wird ist sie mit dabei, kein Wunder das auch sie sterben muss doch nicht nur sie, sondern auch ihre Familie. Doch die Anführer des Ganzen gehen weiter, denn einer überlebt und der hat Rachepläne.


    Die verschiedenen Handlungsstränge verwirren den Leser manchmal vor allem, wenn man keine Zeit hat das Buch an einem Stück zu lesen. Eigentlich verführt es aber dazu, denn durch die kurzen Kapitel muss man einfach weiterlesen.


    Alle haben etwas miteinander zu tun, ob es nun der "einfache" Zulu ist oder der der die Fäden in der Hand hat.Keiner ist besser oder schlechter,erhoffen sie sich im Zweifel ein bischen mehr Anerkennung von dem jeweils anders aussehenden und auch denkenden.


    Ob diese Erwartung jemals erfüllt wird?


    Ein blutiger sehr realistischer Thriller der einen mal wieder zum Nachdenken anregt und ganz gewiss nicht so schnell los lässt.

  • Nach "Kap der Finsternis" und "Blutiges Erwachen" ist dies nun der dritte Südafrika Thriller von Roger Smith.


    Wie schon in den beiden Vorgängern wird hier nichts beschönigt, sondern knallhart vom Alltag in Südafrika erzählt.


    In kurzen, knappen Kapiteln wird geschildert, wie Robert Dells Familie umgebracht wird und ihm die Schuld daran in die Schuhe geschoben wird. All das, weil seine Frau eine Affäre mit einem Gegner des Justizministers hatte und der wiederum hat seinen Handlanger Inja Mazibuko, genannt der „Hund“ daraufhin angewiesen, die Dells auszulöschen. Doch Robert überlebt den Anschlag und ist mithilfe seines verhassten Vaters, einem Rassisten und ehemaligen Auftragskiller, auf der Flucht. Sie wollen Rache für Dells Familie nehmen und wissen, dass sie Inja bei seiner bevorstehenden Hochzeit mit seiner vierten Frau in seiner Heimat im tiefsten Zulu-Land, finden werden.


    Parallel dazu wird die Geschichte des 16jährigen Mädchens Sunday erzählt, der zukünftigen Braut des Hundes. Ihr Schicksal scheint völlig hoffnungslos, sie ist dem alten Mann versprochen, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche oder gar auf die Tatsache, dass der Hund an Aids erkrankt ist.


    Im Gegensatz zu den Vorgängern findet man hier mit Sunday und Dell wenigstens zwei Charaktere, die nicht durch und durch schlecht sind.


    Roger Smith ist nichts für schwache Nerven. Menschen sterben in seinen Büchern wie die Fliegen - Mord und Anschläge sind an der Tagesordnung, die Seuche Aids hat das Land fest im Griff, ebenso wie die Armut der meisten Einwohner ihnen jede Chance auf ein langes gesundes Leben nimmt. Der Rassismus ist noch lange nicht überwunden. Aberglaube beherrscht noch viele Einwohner, wie zum Beispiel die grauenvolle Idee, Aids ließe sich durch Sex mit einer Jungfrau heilen. Die Reichen und Politiker sind quasi alle skrupellos und korrupt, die Polizei hat an vielen Stellen völlig aufgegeben und überlässt manche Landstriche sogenannten Warlords. Das alles wird durch eine meist recht drastische Wortwahl und die unumwundenen Beschreibungen der brutalen Gewalttaten zu einer fesselnden, aber nicht angenehmen Lektüre. Mehr als einmal lief es mir kalt den Rücken herunter und man fragt sich unwillkürlich, wie ein Land sich aus so einem Zustand jemals herauskommen soll?


    Eine bedrückende Lektüre – aber ungemein spannend dargestellt!

  • Packend und erschütternd


    Roger Smith beschreibt in seinem Roman "Staubige Hölle" ein Südafrika, das diesen Namen wirklich verdient.
    Als Leser wird man sofort in diese Hölle hineinkatapultiert und es gibt bis zum ( bitteren ) Ende kein Entkommen.
    Hier wird nichts beschönigt oder verschleiert, im Gegenteil, die Story wird knallhart erzählt und Hoffnungen werden nur ansatzweise geweckt.
    Der Schreibstil von Roger Smith ist fesselnd und die relativ kurzen Kapitel machen es fast unmöglich, eine Pause einzulegen.


    Für mich ein grandioses Buch dem ich gerne 10 Punkte gebe.

  • An seinem Geburtstag unternimmt Dell mit seiner Frau und seinen beiden Kindern einen Ausflug. Doch diesen Ausflug überlebt nur Dell und wird dann auch noch wegen Mordes verhaftet. Ausgerechnet sein verhasster Vater rettet ihn und zusammen begeben sie sich auf die Suche nach dem Mörder von Dells Familie..


    In diesem knallharten Thriller geht es aber nicht nur um Dell und seinen Vater. Es geht auch um das kleine Zulu-Mädchen Sunday und ihre Zwangsheirat mit dem korrupten India. Und es geht um Zondi, ein Zulu, der seiner Heimat den Rücken gekehrt hat und diese auf Grund einer merkwürdigen Einladung wieder aufsucht..
    Dies war mein erstes Buch von Roger Smith, aber ganz bestimmt nicht mein letztes. Ich habe dieses Buch innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen. Der Autor beschönigt nichts und so erfährt der Leser alles über die dunklen Seiten des schwarzen Kontinents - Mord, Verrat, Korruption, Aberglaube, Aids.. Der nüchterne, etwas sachliche Schreibstil von Roger Smith passt genau deshalb so gut zu diesem Buch. Auch die wechselnden Perspektiven der vier Hauptpersonen und die kurzen Kapitel haben mir sehr gut gefallen.


    Fazit: Ein rasanter und erschreckender Thriller über das Leben in Afrika. Sehr empfehlenswert! Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Der Autor: der Südafrikaner Roger Smith war Filmemacher, bevor er mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann, in welchen er politische und gesellschaftliche Themen seiner Heimat verarbeitet.


    Das Buch: Gerade noch ist Robert Dell ein fröhlicher verheirateter Familienvater, doch dann taucht auf einmal ein schwarzer Pickup aus dem Nichts auf und drängt den Wagen der Dells von der Straße - Und Robert ist Witwer, und er wird des Mordes an seiner Familie angeklagt. Bevor er ins Staatsgefängnis überführt werden kann wird er befreit, und zwar von seinem Vater, einem weissen Rassisten der viele Jahre im Gefängnis gesessen hat...


    Und das ist bloß der eine Handlungsstrang....


    Meine Rezension: Südafrika: Korruption queer durch alle gesellschaftlichen Schichten und durch alle Berufe - alles und jeder ist käuflich, dazu haben wir Rassismus, Stammesfehden, von den großen und kleinen zwischenmenschlichen Dramen ganz zu schweigen.
    Ganz schön viel Stoff für 330 Seiten.
    Und zu viel Stoff für Smith!
    Der Autor hat eine Reputation, der vorliegende Roman war auf Platz eins der KrimiWeltBestenliste, entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Buch, doch sie wurden nicht erfüllt.
    Diverse Personen versuchen in den verschiedenen Handlungssträngen mit ihrem nicht all zu schönen Schicksal umzugehen und die Dinge irgendwie wieder ins Lot zu bringen, was ihnen und anderen allerdings nur noch mehr schadet oder sie weit von den Personen entfremdet, die sie einst waren.


    "Alles Scheisse!" fast diesen Roman recht gut zusammen - wobei, einer hat zumindest tollen Sex mit einer heißen Ärztin, das ist schon was...
    Keine der Personen gewinnt irgendwie an Tiefe, sie alle werden nur auf dem Schachbrett der Handlung hin- und hergeschoben, reagieren auf die Handlungen der Anderen (auf jede Aktion folgt ene Reaktion) oder tun etwas, was wiederum jemand anderes zum Reagieren zwingt, und das ganze wird angereichert mit all den Problemen Südafrikas. Was nach einer weile allerdings auch egal ist, denn von dem Land erfahren wir nur zweierlei :Heiß, und "Alles Scheiße!"
    Natürlich hatte und hat Südafrika jede Menge Probleme, natürlich gibt es tragische Schicksale, die teilweise damit zusammenhängen, doch sie auf 330 Seiten zusammenzudrängen macht in diesem Fall nicht betroffen oder sorgt vielleicht dafür, das Interesse eines Europäers an der Region zu wecken - es langweilt auf die Dauer. Die uninspirierte Handlungsverquickung mit Personen, die schnell regelrechte Egalqualitäten entwickeln tröpfelt von Höhepunkt zu Höhepunkt, aber Grausamkeiten,, Schießereien und Folter machen noch keine Handlung, vor allem bei einem Sprachniveau das dem eines spätpubertierten introvertierten Spillane-Fans entspricht.
    Sorry Roger, das ging daneben!

  • Ich fand das Buch ganz ordentlich. Es war deutlich schwächer als die Vorgänger, allerdings haben der Vater-Sohn Konflikt und der Bösewicht Inja mich doch durch das Buch getragen, welches von der Handlung her weniger komplex und deutlich linearer war, als wir das von Smith kennen. Schade...

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -