Der erste Tod der Cass McBride - Gail Giles (ab 15 J.)

  • Inhalt:
    Enge, gnadenlose Enge um sie herum. Holzwände. Sie kann die Beine nicht ausstrecken. Wo ist sie? Erde rieselt durch ein kleines Luftloch. Dann fordert sie jemand auf, das Walkie-Talkie zu benutzen, das neben ihr liegt. Und erzählt von seinem Bruder, den sie abblitzen ließ, und der jetzt tot ist...
    Die Verehrer stehen Schlange, aber Cass ist wählerisch, nutzt ihre Chancen zielstrebig. Das weiß auch David, ein Junge, den man gerne übersieht. Trotzdem bittet er sie um ein Date. Doch sie lehnt ab - und macht sich über ihn lustig. Am nächsten Tag ist David tot. Und für seinen älteren Bruder Kyle steht fest: Cass ist schuld. Er sperrt sie in eine Kiste, vergräbt diese unter der Erde. Ihre einzige Verbindung ist ein Walkie-Talkie. Zögernd beginnen beide zu reden...


    Zur Autorin:
    Gail Giles, die ehemalige High-School-Lehrerin, hat bereits mehrere preisgekrönte Jugendromane zu brisanten, stets unter die Haut gehenden Themen veröffentlicht. In den USA gilt sie als die "Queen of Thrillers for Young Adults" (Publisher`s Weekly). Ihre unblutigen, subtil erzählten Plots leben von dem Talent der Autorin, das Dunkle in uns ans Licht zu holen und gekonnt mit unseren Ängsten und Fantasien zu spielen.
    Die Bücher von Gail Giles erscheinen in Australien, Dänemark, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und den USA.


    Meine Meinung:
    "Der erste Tod der Cass McBride" ist sicherlich kein klassischer Psychothriller, wie die Angabe auf dem Cover vermuten lässt. Eigentlich bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich es überhaupt in die Sparte Thriller einordnen würde. Denn für mich stand beim Lesen dieses Jugendbuches viel weniger die Spannung (schließlich kriegt man relativ früh mit, wie das Buch enden wird) als vielmehr die Beweggründe der einzelnen Protagonisten und die Abgründe, die sich hinter der Fassade auftun, im Vordergrund.
    Die Handlung schreitet recht rasant voran, noch unterstützt durch sehr kurze Kapitel, die noch dazu immer zwischen drei Personen springen: Cass, einer recht oberflächlichen High-School-Barbie, die lebendig begraben wird, Kyle, dem Täter, der im Verhör seine Geschichte erzählt und Ben, dem ermittelnden Kommissar.
    Mich hat die Geschichte sehr zum Nachdenken gebracht. Anfangs scheint jede Person für sich einen ganz klaren Stempel zu tragen, der äußere Schein dominiert vieles, man sieht nur das, was man sehen soll. Doch in den Gesprächen, die Kyle und Cass durch das Walkie-Talkie führen, wird schnell klar, dass eigentlich nichts so ist, wie es zu sein scheint. Und dass kleine Worte und Taten unglaubliches bewirken können, wenn man nicht drüber nachdenkt.


    Mein Fazit:
    Ein gut geschriebener Jugendroman, der sich besonders mit dem Miteinander auseinandersetzt, in der Familie, unter Freunden, mit Unbekannten und der vor allem an uns appelliert, nicht vorschnell zu urteilen. Ich könnte mir dieses Buch sehr gut als Schullektüre vorstellen, wenn der Schulalltag, der hier beschrieben wird, auch sicherlich eher ein typisch amerikanischer ist. Ein Psychothriller ist es für mich nicht ganz, wer Gänsehautspannung erwartet, ist u.U. eher enttäuscht. Und ich würde die Altersempfehlung etwas nach unten setzen, ich denke, man kann diesen Roman auch gut schon ab 13 Jahren lesen.
    Mir hat "Der erste Tod der Cass McBride" wirklich gut gefallen, daher vergebe ich 8 von 10 Punkten.

  • Cass McBride hat alles, was sich ein Mädchen wünschen kann: Sie ist beliebt, reich, hat gute Noten, tolle Freunde und jede Menge Jungs versammeln sich um sie. So auch David, ein eher stiller und zurückhaltender Junge, der nicht sonderlich beliebt ist.
    Cass gibt ihm eine Abfuhr, ohne zu wissen, was sie ihm damit antut. Nun ist David tot und der Horror beginnt. Denn keine Woche später wird Cass entführt und man will Davids Tod rächen. Aber rächt man sich wirklich an der richtigen Person?
    Ein Kampf um Leben und Tod beginnt...



    Als ich das Buch gestern erhalten habe, wollte ich eigentlich nur das erste Kapitel anlesen, doch dann hat mich das Buch dermaßen gefesselt, dass ich es unbedingt sofort zuende lesen musste.


    Im Prinzip ist die Geschichte auf ihren knapp 240 Seiten schnell erzählt: Cass wird entführt, weil sie für den Selbstmord von David verantwortlich gemacht wird. Doch was hier so einfach klingt, ist stellenweise doch recht verwirrend und ich wusste nie, was letztlich passieren wird.
    Der Entführer ist von der ersten Seite an bekannt, was mal etwas ganz anderes für mich war. Dennoch wurde dadurch die Spannung in keinster Weise verringert. Die Geschichte wird durchweg spannend und schonungslos erzählt.


    "Der erste Tod der Cass McBride" wird aus insgesamt drei Sichtweisen erzählt. Neben dem Opfer Cass und ihrem Entführer Kyle kommt auch noch Ben, ein Polizist, zu Wort. Dies hat mir besonders gut gefallen, weil man auch hier gut sehen kann, dass die Polizei da ihre ganz eigenen Sorgen und Befürchtungen hat. Auch die Arbeit an dem Fall wird authentisch dargestellt.


    Sehr erschreckend ist die Tatsache, was Worte alles bewirken können. Sie können Menschen verändern und Leben zerstören. Dies ist auf nahezu jeder Seite spürbar.


    Die Charaktere sind hier das absolute Highlight und ich konnte jeden in gewisser Seite verstehen und in mein Herz schließen.


    Cass ist ein typisches, beliebtes Highschool Girl, dass alles dafür tut, um gute Noten zu bekommen und Homecoming-Queen zu werden. Dafür geht sie auch über die ein oder andere Leiche. Allerdings kann man ihr nur bedingt einen Vorwurf machen, weil ihr Vater sie dazu jahrelang getrimmt hat, was in der Geschichte sehr gut beschrieben wird.


    Auch Ben, der Polizist, der den Entführungsfall bearbeitet, ist mir positiv gefallen. Er ist mit Eifer bei der Sache und versucht den Fall so schnell und gut zu lösen, wie es geht. Seine klaren Gedanken haben mir besonders gefallen.


    Mein Liebling in dem Buch ist jedoch Kyle. Obwohl er zu so einer Tat fähig ist, habe ich ihn jedoch sehr gut verstehen können. Sein Hass, seine Zweifel und auch seine Gedanken werden hier klar und authentisch geschildert. Nur weil er zu sowas fähig ist, heißt es nicht, dass er direkt ein Monster ist.


    Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher. Auf dem Buchdeckel befindet sich eine blaue Holzkiste, auf dem halb offenen Schutzumschlag befindet sich Erde, die sich auf der Kiste ansammelt, was hier mehr als gut zur Geschichte passt. Hier hat der Verlag eindeutig das beste Cover geliefert, denn das Originalcover aus den USA gefällt mir dagegen überhaupt nicht.


    "Der erste Tod der Cass McBride" ist ein mitreissender Psychothriller, der die Nerven strapaziert und zum Nachdenken anregt. Das perfekte Buch für einen verregneten Nachmittag.


    :lesend :lesend :lesend :lesend :lesend

  • Cass McBride ist jung und beliebt. Aber das reicht ihr nicht. Die Welt soll ihr zu Füßen liegen und so geht sie zielstrebig ihren Weg ohne die zu beachten, die auf den ersten Blick nicht so interessant wirken. Einer von ihnen ist David oder besser gesagt war David, denn nachdem Cass ihn abblitzen lies wurde er tot aufgefunden, Todesursache: Selbstmord. Kurz darauf ist Cass verschwunden und für die Polizei beginnt die Suche, eine Suche nach Cass, nach dem Entführer und auch nach den Motiven der Tat.


    Cass wurde lebendig begraben und liegt nun in einer Kiste unter der Erde. Ein Walkie Talkie verbindet sie mit ihrem Entführer Kyle, dem Bruder des verstorbenen David.
    Der Leser des Buches sucht nun gemeinsam mit der Polizei, allerdings nicht nach dem Täter und auch nicht nach Cass, denn diese beiden erzählen hier aus ihrer jeweils eigenen Sicht und sind dem Leser daher wohlbekannt. Bei der Suche geht es in erster Linie um das Motiv und die Frage ob Cass noch lebt. Es geht aber noch um mehr und zwar um die Frage warum die Menschen so sind wie sie sind und was sie dazu gemacht hat.


    Wenngleich Kyle und Cass doch so unterschiedlich scheinen, so sind sie doch beeinflusst durch ihre Erziehung und familiären Umstände und hier findet sich eine große Gemeinsamkeit der Protagonisten. Ihr Handeln und ihre Welt sind in ausgeprägter Weise auch fremdbestimmt.


    Die Wahl der Erzählstränge aus der Sicht von Cass, Kyle und dem Polizisten Ben birgt, verstärkt noch durch die hiermit verbundene Zeitverschiebung, ein enormes Spannungspotential. Einmal begonnen reißt den Leser die Handlung mit. Man leidet mit Opfer und Täter zugleich und muss sich die Frage stellen: Sind hier nicht alle irgendwie Opfer?
    Besonders schön ist auch die Gestaltung des Buchcovers gelungen. Ein ausgestanzter Schutzumschlag in dessen Loch der Titel des Buches auf dem Hardcover prangt. Ein durch einen Käfer angepinnter Zettel schafft die Verbindung zum Selbstmordopfer David.


    Ein Psychothriller nicht nur für jugendliche Leser.

  • Als Cass McBride aufwacht, weiß sie zunächst nicht, wie ihr geschieht. Es ist stockfinster, feucht und kalt. Wo ist sie? Warum schmerzt jede Bewegung? Sie müsste in ihrem weichen Bett liegen, doch stattdessen befindet sie sich in einer kleinen, engen Holzkiste und wurde lebendig begraben, was sie nur langsam realisieren kann. Nachdem sie die erste Panikattacke nieder gerungen hat, bemerkt sie ihre einzige Kommunikationsmöglichkeit: Ein Walkie-Talkie durch das sie mit ihrem Entführer sprechen kann.


    Ihre einzige Möglichkeit sich aus dieser Lage wieder zu befreien besteht nun darin mit ihm zu Verhandeln und ihn irgendwie dazu zu bewegen, sie wieder auszugraben und zwar bevor es zu spät ist. Doch dafür muss sie erst einmal ihren Peiniger zum Reden bringen und herausfinden, wer er ist und warum er ihr das angetan hat …



    Der erste Tod der Cass McBride ist ein Psychothriller für Jugendliche, der einem wirklich unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch eine Zeit lang beschäftigt, was vor allem an den beiden Protagonisten liegt.


    Besonders ungewöhnlich ist die Sympathieverteilung, die sich schon nach den ersten paar Seiten einstellt. Eigentlich würde man annehmen, dass man mit Cass Mitleid hat, immerhin ist sie hier das Opfer und wurde lebendig begraben. Das ist jedoch nicht der Fall. Selbst wenn man findet, dass Cass diese „Strafe“ nicht verdient hat, so ist es doch schwer sie zu bemitleiden, weil sie, wenn auch nicht allein dafür verantwortlich, doch irgendwie nicht ganz unschuldig ist. Sympathie kann man für sie jedenfalls nicht entwickeln, denn sie ist kalt und sehr berechnend. Ihr ganzes Leben ist durch kalkuliert und sie wendet sich nur den Leuten zu, die sie im Leben weiter bringen können. Alle anderen sind ihr egal.
    Es tut ihr zwar leid, dass der Bruder ihres Entführers Kyle sich das Leben genommen hat, was immerhin auch der Grund dafür ist, dass sie sich in dieser Lage befindet, fühlt sich aber dennoch nicht wirklich schuldig. Stattdessen bemitleidet sie sich vielmehr selbst und analysiert Kyle und seine Worte um einen Ausweg zu finden.


    Genau umgekehrt ist es bei Kyle. Obwohl man ihn eigentlich hassen müsste, weil er zu so einer schrecklichen Tat wie jemanden lebendig zu begraben fähig ist, empfindet man wegen seiner schrecklichen Mutter und der daraus resultierenden furchtbaren Kindheit viel Mitleid für ihn. Man versteht sehr gut, warum er sich für den Tod seines Bruders David so schuldig führt und sogar, warum er seine ganze Wut auf Cass projiziert und sie dafür büßen lassen will.
    Erst durch seine Gespräche mit Cass, die er leiden lassen will, wird ihm klar, wer tatsächlich schuld am Selbstmord von David ist und wer an Stelle von Cass in dieser Kiste liegen sollte, was besonders interessant zu verfolgen ist.


    Natürlich ist einem das Schicksal von Cass deswegen noch lange nicht egal, denn allein die bloße Vorstellung, sich in ihrer Situation zu befinden, lässt einen erschaudern. Sie kann sich kaum bewegen, sieht nichts und wird immer wieder von Panikattacken ergriffen, bei denen sie verbissen gegen ihr Gefängnis ankämpft und sich dabei selbst stark verletzt. Mit der Zeit fällt es ihr immer schwerer einen klaren Kopf zu bewahren und sie nutzt die Schmerzen schließlich sogar um bei Bewusstsein zu bleiben. Auch wenn man sie nicht mag, hofft man daher trotzdem, dass sie es lebend wieder an die Oberfläche schafft.


    Die Handlung wird aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert und beleuchtet so verschiedene Aspekte der Geschichte.
    Ein Teil des Buches wird aus Kyles Sicht geschildert. Seine Ich-Erzählungen beginnen Montagnacht als er bereits bei der Polizei verhört wird. Er erzählt den Cops was vorgefallen ist und warum er Cass entführt und begraben hat, wobei man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ob sie noch lebt oder in der Kiste gestorben ist.
    Ein weiterer Teil wird aus der Sicht des Polizisten Ben beschrieben und beginnt am Samstagmorgen als er von der Entführung entfährt. Aus seinem Blickwinkel verfolgt man die Ermittlungen im Fall von Cass und erfährt so wie er schließlich auf Kyle als Täter gestoßen ist.
    Schließlich gibt es natürlich auch noch die Perspektive von Cass, dem Opfer selbst. Ihre Sicht beginnt Freitagabend und führt zu ihrem Erwachen in der Kiste. Sie beschreibt, wie sie sich in der Kiste fühlt, was man durch die Ich-Perspektive besonders gut nachvollziehen kann. Ihre Kapitel liegen aber zeitlich vor denen von Kyle, sodass man bis zum Schluss nicht weiß, ob sie nun überlebt.


    Der ständige Perspektivwechsel ist der Autorin Gail Giles sehr gut gelungen und sorgt dafür, dass man das Buch sehr schnell liest, obwohl sich nie so richtig Spannung aufbaut, weil man erfahren will, wie die einzelnen Handlungsstränge schließlich ineinander übergehen und was insgesamt alles passiert ist. Außerdem erhält man dadurch einen Einblick in die Gedanken und Gefühle sowohl vom Opfer als auch vom Täter sowie eines Außenstehenden, der ebenfalls versucht sich ein Bild von der Situation und den Beweggründen zu machen.


    Dabei geht es in dem Buch allerdings nicht nur um Kyles Tat und das Schicksal von Cass, sondern auch generell um die Probleme, mit denen Teenager heutzutage zu kämpfen haben und wie sehr sie unter den auferlegten Zwängen von Schule, Eltern und Gesellschaft leiden können.


    FAZIT
    Der erste Tod der Cass McBride ist ein kurzer, aber dennoch tiefgründiger Psychothriller, der vor allem durch seine ungewöhnlichen Figuren überzeugen kann und den Leser zum Nachdenken anregt.
    Allzu viel Spannung darf man nicht erwarten, dafür aber eine fesselnde Geschichte und eine schreckliche, aber trotzdem nachvollziehbare Tat, deren wahre Hintergründe sich erst zum Schluss erschließen.

  • x Autorin: Gail Giles
    x Übersetzerin: Eva Plorin
    x Titel: Der erste Tod der Cass McBride
    x Originaltitel: What Happened to Cass McBride?
    x Genre: Jugendthriller
    x Erscheinungsdatum: 05. Januar 2011
    x 240 Seiten
    x Thienemann Verlag
    x ISBN: 3522201264
    x Erste Sätze: Kyle. “Sie ist tot, oder? Wenn sie am Leben wäre, würde ich hier nicht in einem Vernehmungsraum sitzen und mit Handschellen an einen Tisch gefesselt sein. Dann würden Sie erst ihre Aussage aufnehmen, bevor Sie versuchen, von mir ein Geständnis zu bekommen, stimmt’s?”


    Klappentext:


    Enge, gnadenlose Enge um sie herum. Holzwände. Sie kann die Beine nicht ausstrecken. Wo ist sie? Erde rieselt durch ein kleines Luftloch. Dann fordert sie jemand auf, das Walkie-Talkie zu benutzen, das neben ihr liegt. Und erzählt von seinem Bruder, den sie abblitzen ließ, und der jetzt tot ist …


    Rezension:


    Schon im Klappentext von Gail Giles’ “Der erste Tod der Cass McBride” wird klar: Hier geht es darum, dass jemand lebendig begraben wird – und genau daran wurde auch das Cover angelehnt. Auf den Schutzumschlag sind Erde und Schrift gedruckt und in der Mitte der Vorderseite befindet sich ein großes Loch, durch das man auf das blanke Buch sehen kann, welches die Optik einer blau gestrichenen Holzkiste hat. Sieht toll aus, ist allerdings empfindlich – das Loch im Umschlag reißt schnell ein, wenn man nicht aufpasst.


    Was den Schreibstil der Autorin angeht – es macht Spaß das Buch zu lesen. Die gesamte Geschichte wird aus drei verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Von Kyle, der, wie auf der ersten Seite schon aufgedeckt wird, das Verbrechen begangen hat, von Cass – die lebendig begraben wird und von Ben, einem der beiden Polizisten, die an dem Fall dran sind. Jeder von ihnen bekommt eigene Kapitel und es ist immer so, dass man zuerst von Kyle liest, dann von Cass, danach von Ben und wieder von vorn.


    Dabei gelingt es Gail Giles, für alle drei Charaktere so zu schreiben, dass man ihnen ihr Alter und ihre Rollen durchaus abnimmt. Die drei Perspektiven finden im übrigen zeitversetzt statt. Cass’ Gedanken bekommt man direkt aus der Kiste unter der Erde zu lesen. Somit findet ihre Sicht zum Zeitpunkt des Verbrechens statt. Der junge Polizist Ben hingegen erzählt während der Suche nach dem verschwundenen Mädchen, während Kyles Ich-Perspektive aus dem Vernehmungsraum, in dem er das Geständnis ablegt, stammt – also nach der ganzen Sache.


    Außerdem befinden sich in Cass’ Kapiteln Rückblicke, wenn sie da unten im Dunkeln grübelt und sich an Situationen aus ihrem Leben erinnert. Dabei erfährt man sehr viel über ihre Familie und im Lauf des Buches auch einiges über Kyles Kindheit. Beides erklärt, warum diese zwei Jugendlichen zu dem wurden, was sie sind. Eine allseits beliebte ‘High School Queen’, die grundsätzlich berechnend handelt und ein zurückgezogener junger Mann, der einen großen Hass auf die Welt hegt und seinen kleinen Bruder rächen möchte.


    Ich würde zwar nicht so weit gehen, das Buch unter “Psychothriller” einzuordnen, aber es ist ein Jugendthriller, der einen guten Einblick gibt, wie sich Jugendliche entwickeln, die in zerbrochenen Familien leben und aufwachsen. Meiner Meinung nach sind es sogar drei sehr gute Beispiele, da Cass, Kyle und sein Bruder David, der sich nach einer Abfuhr von Cass umbrachte, einerseits wahnsinnig verschieden sind und sich gleichzeitig irgendwie ähneln – sie alle stehen unter extremem Druck, der durch ihr Elternhaus verursacht wird – nur geht jeder von ihnen auf seine eigene Art und Weise damit um.


    Fazit:


    Ein spannender Thriller mit sehr ausgeprägten Charakteren und einer stillen Botschaft: Extreme Erlebnisse können extreme Handlungen auslösen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen