'Zeugin der Toten' - Seiten 164 – 250

  • Hallo zusammen - und nochmals ich wegen des Personen-Einsparens... Vielleicht wäre für mich das "besser" gewesen, wenn ich nicht immer gleich bei jeder neuen Person das Gefühl gehabt hätte, dass ich mir diese nun auch noch mit sämtlichen Facetten merken muss (vielleicht wird sie ja nachher noch mal relevant).


    Anders gesagt: Für mich war nicht immer ganz klar beim Lesen, ob ich denn jetzt diese Person als Randfigur abtun kann oder ob ich mir sämtliche Handlungen, die da gerade von der Person beschrieben werden, merken muss, weils irgendwann noch einmal wichtig wird.


    Das Ehepaar z.B. habe ich auch als klassische "Nebenfiguren" abgetan, denn da gabs keinen Namen, keine genauen Beschreibungen, eben "Nebenschauplatzmäßig". Aber bei vielen anderen Personen wurden diese so prompt eingeführt in die Geschichte, als ob man sie kennen müsste bzw. eben diese Person noch wichtig sei für die zukünftige Handlung (wie ich das Gefühl bei Ehrmann hatte).


    Von daher revidiere ich die Aussage ein bisschen in die Richtung hin, dass vielleicht nicht zwingend kürzen für mich beim Lesen besser gewesen wäre, sondern in irgendeiner Art und Weise die "Klassifizierung" der Wichtigkeit der Figuren aus dem Kontext heraus. Ich hoffe, ihr versteht was ich meine :rolleyes


    Dass es sich nicht um ein 08-15-Buch, das ich nur kurz vor dem Einschlafen und schon im Halbschlaf lese und dann noch 100% verstehe, ist schon klar, und das möchte ich auch gar nicht haben, da finde ich anspruchsvoll schon sehr viel besser!

  • Zitat

    Original von elisabethberlin
    Vielleicht bin ich auch altmodisch: Ich konzentriere mich, wenn ich schreibe, aber auch, wenn ich lese. Nicht leicht in einer Welt, die alles tut, um uns abzulenken :))


    Gar nicht altmodisch!! Ich habe beim Lesen den Anspruch, auch darüber nachzudenken, was ich da lese. Sonst könnte ich mich auch gleich vor die Glotze setzen :-]

  • Ich kann erst heute einsteigen, da ich ein paar Tage unterwegs was. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Dass es zu viele handelnde Personen hatte, kann ich nicht sagen. Früher gab es oft Personenlisten in Büchern, aber da hier Handelnde mehrere Namen hatten, war das m.E. nicht möglich, weil das schon zu viel verraten hätte. Ich mache mir manchmal selber Listen beim Lesen. Das hilft.

  • Ich kann erst heute einsteigen, da ich ein paar Tage unterwegs was. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Dass es zu viele handelnde Personen hatte, kann ich nicht sagen. Früher gab es oft Personenlisten in Büchern, aber da hier Handelnde mehrere Namen hatten, war das m.E. nicht möglich, weil das schon zu viel verraten hätte. Ich mache mir manchmal selber Listen beim Lesen. Das hilft.

  • Nun, zu den Geschehnissen wurde ja schon allerhand geschrieben. Judith/ Christel wirkt auf mich deshalb trotzdem nicht sympathischer - ich mag sie immer noch nicht.
    Ich bin mittlerweile kräftig am rumrätseln ( schon im nächsten Abschnitt ), wer der "Maulwurf" von damals gewesen sein könnte...
    Gerade das Thema DDR, Stasi, BND hat mich bisher nie gross interessiert, aber dank dem Buch ist das echt eine spannende Angelegenheit!

  • Zitat

    Original von elisabethberlin:


    Ich muss auch sagen, dass es mich ehrlich erstaunt hat, dass die Zahl der Handelnden offenbar zu hoch gewesen sein soll. Es gibt sieben Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Rest sind Nebenfiguren, ohne die kein Buch, kein Film auskommt.


    Ich habe kein Problem mit der Personenzahl und komme gut damit zurecht. :-)


    Dieser Abschnitt war sehr spannend. Judith ist doch nach Sassnitz gefahren um mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Die Polizeiaktion fand ich klasse. Judith steht einfach auf und geht und keiner merkt etwas. Dreistigkeit siegt :-)


    Kaiserley ist ihr auf den Fersen. Zum Glück hat er sie erst einmal unter seine Fittiche genommen. Ich glaube alleine hätte sie keine Chance. Ich bin schon gespannt wie es weiter geht.

  • Liebe Dschaenna, da gebe ich dir völlig recht. Es tauchen Personen auf, die ich sehr detailliert eingeführt habe, und die dann wieder verschwinden. Das hat den Grund, Judiths Perspektive einmal zu verlassen und Zeit zum "durchatmen" zu haben. Die Modelleisenbahner zum Beispiel oder der Student von Schneider Bestattungen. Sie zeigen entweder eine Situation, die Judith nicht kennt oder kennen kann - Modellbauer unter sich - , und die sie auch nicht kennenlernen wird. Dennoch möchte ich dem Leser etwas an Atmosphäre und Hintergrundwissen geben - z.B. wie Bestattungsunternehmer arbeiten und warum morgens um drei da jemand am Telefon sitzt. Würde ich schreiben "Judith wusste, dass in Berlin soundsooft gestorben wird ..." klänge das für mich irgendwie an den Haaren herbeigeholt. Wechsle ich die Perspektive, kann ich frischer, unvoreingenommener schreiben. Wie ist es so, nachts allein am Telefon zu sitzen und auf einmal jemanden in der Leitung zu haben, der sympathisch ist und was ganz anderes will als eine Bestattung? Für mich sind das farbige Tupfer, die es nicht gäbe, wenn ich beispielsweise Judith in der Telefonzelle habe und auch noch erklären muss, warum sie jetzt Schneider Bestattungen anruft. Aber ich kenne das Problem auch sehr gut, dass ich oft beim Lesen anderer Bücher überhaupt nicht mehr weiß, wer bitteschön ist jetzt Eluasson oder Angstre oder Sinclair ... vergessen. Ich gebe mir Mühe, beim Schreiben ein Bild der Menschen entstehen zu lassen und das auch wieder aufzugreifen. Kellermann zum Beispiel: Bullig, kräftig, Ringer, Boxer, arrogant, laut, knurrig ... und hoffe, dass man die Person dann wiedererkennt, wenn ich sie fünfzig Seiten später wieder erwähne. Ich werde mir deine Anregung merken und in Zukunft noch mehr darauf achten, die Personen auseinanderzuhalten. Danke! :))

  • Es nimmt an Fahrt zu!


    Judith beginnt langsam 1 und 1 zusammenzuzählen und schwirrt ab nach Sassnitz. Hier trifft sie auf Martha Jonas und erfährt ihren richtigen Namen.


    Komisch fand ich schon zu Beginn, ds Judith anscheinend ihre Vergangenheit völlig vergessen oder verdrengt zu haben scheint. Für mich wäre es plausibler gewesen, wenn sie sich an irgend etwas hätte erinnern können, nachdem man ihr die "Augen geöffnet" hat. Aber vielleicht täusche ich mich auch und das ist normal, dass ALLES aus ihrem Gedächtnis "gelöscht" wurde. Martha hat ja selbst zugegeben, dass sie ihr Möglichstes getan hat, dass Judith ihre neue Indentität verinnerlicht.


    Toll find ich mittlerweile Quirin Kaiserley. Er scheint echtes Interesse an Judith und ihrer Vergangeheit zu haben und will auch rausfinden, was damals tatsächlich passiert ist.


    Mir sind es nicht zu viele Personen und ich habe kein Problem durchzublicken. Ich habe nur Mühe mit diesem ganzen Geheimdienst-/Stasi-Krempel. Hierüber weiß ich leider nicht so viel, aber in diesem Buch ist es schon ein spannend verpacktes Thema.


    Muss jetzt weiter lesen... :grin

  • Zum Thema Personenmenge muss ich auch was schreiben: Ich finde ehrlich gesagt nichts schlimmer als wenn nur die Hauptpersonen in einem Buch vorkommen. Wenn man quasi weiss, dass jeder, der vorkommt eine wichtige Rolle spielt und somit die -na sagen wir mal- "Täterauswahl" enorm eingegrenzt wird. Und das betrifft ja nicht nur mögliche Täter, sondern eben alle für die Geschichte wichtigen Personen. Also kurz gesagt, ich mag es nicht, wenn jemand nur im Buch vorkommt, weil er noch eine Rolle spielt. Das hat für mich immer etwas Konstruiertes und hat mMn nichts mehr mit "eine Geschichte erzählen" zu tun. Und gerade in einem Agententhriller fände ich es wirklich lesespaßhemmend, die Zahl der Protagonisten einzuschränken.


    Und, liebe Elisabeth, was Du da mit dem Perspektivenwechsel schreibst, klingt sehr interessant. Ich hätte es als Leser nämlich auch zu sehr als konstruiert empfunden, wenn Judith in eine Telefonzelle gegangen wäre etc... (hat so was von "und dann und dann und dann" in einem Grundschulaufsatz). Ich hätte aber jetzt nicht den Finger drauflegen und es benennen können. Den Ansatz, die Perspektive zu ändern, finde ich sehr gelungen! Ich glaube, das ist es, was (für mich) eine Geschichte authentisch werden lässt.

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Zitat

    Original von sanja77
    Mir sind es nicht zu viele Personen und ich habe kein Problem durchzublicken. Ich habe nur Mühe mit diesem ganzen Geheimdienst-/Stasi-Krempel. Hierüber weiß ich leider nicht so viel, aber in diesem Buch ist es schon ein spannend verpacktes Thema.


    So ist es für mich auch. Ich musste mit dem Thema erst ein bisschen warm werden, aber jetzt klappt es ganz gut.
    Zwischenzeitlich muss ich sagen, dass ich ein bisschen verwirrt bin, aber das legt sich dann auch wieder.


    Borg war wohl die echte "Judith Kepler" und Judith/Christel weiß jetzt ihren echten Namen.


    Ich bin gespannt wie es weitergeht und werde jetzt gleich weiter :lesend