T.C. Boyle "wassermusik"

  • Ich grabe mal diesen etwas älteren Thread aus. Zusammen mit Büchereulin Regenfisch werde ich diesen Roman von T.C. Boyle lesen. Wir haben beide die nigelnagelneue, druckfrische Neuübersetzung vom Carl Hanser Verlag und sind gespannt wie ein Flitzebogen ob die vielen Vorschusslorbeeren die dieses Buch geniesst gerechtfertigt sind.


    Mein Buch das ich jetzt in Händen halte, hat etwa 150 Seiten weniger als das gängige und preiswertere Taschenbuch vom rororo Verlag. Zum einen ist dies vielleicht darin begründet, dass hier jedes neue Kapitel nur in einem Absatz getrennt ist und nicht auf einer neuen Seite beginnt und zum anderen, dass das Gebundene Buch vom Format her recht gross ist und die Seiten gut mit Text gefüllt sind.


    Ich bin jetzt auf Seite 84 und ich bin begeistert! Ich hab T.C. Boyle glaub zwei Mal im TV in der Sendung "Druckfrisch" gesehen als er von Dennis Scheck interviewt wurde. Mal ehrlich, der Junge ist nicht ganz sauber... zusammen mit dem was ich heute gelesen habe, frage ich mich ernsthaft, was Boyle da geraucht oder welche Pillen er eingeworfen oder was für magische Pilze er konsumiert hat als er diesen Roman geschrieben hat. :lache Keine Ahnung was, aber er hat genau die richtige Dosis erwischt. Mir bereitet dieses Geschichte unheimlich viel Lesespass! Die Fabulierlust kennt kaum Grenzen und ich als Leser werde zwischen Mungo Parks und Ned Rise' Abenteuer in Afrika und England hin und her geworfen und kann nur noch staunen was da erzählt wird. :wow


    Keine Ahnung ob das an der Neuübersetzung liegt oder ob es in der alten Fassung auch so geschrieben steht, ich hab etwa 30 bis 40 Wörter gelesen die ich noch nie zuvor gesehen habe und teilweise nur in Zusammenhang mit dem Inhalt verstanden habe. :lache Aber das tut dem Lesevergnügen in keinster Weise einen Abbruch.


    Ich muss jetzt weiterlesen wie Mungo die Besteigung des Bergs Fatima und die weibliche Herrlichkeit überstanden hat ... :rofl

  • Du hast mich mit deiner Begeisterung angesteckt, liebe Ente!
    Also, ich lese dann auch mal den ersten "Abschnitt" und bin gespannt, ob das ein Buch ist, das uns beiden gefällt.


    Normalerweise sind Cover und Aufmachung eines Buches für mich nebensächlich. Diese Ausgabe finde ich aber wriklich besonders schön und es macht großen Spaß, ein so schön gestaltetes Buch zur Hand zu nehmen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Seiten 84 - 184


    @ Rumpelstilzchen Nein, habe ich nicht.


    Ich nun auf Seite 184 und ich kann unmöglich zusammenfassen was ich alles gelesen habe. Die Szenen fliegen mir um die Ohren und Handlung wird gnadenlos vorangepeitscht. Ein Stakkato aus Geschichten erzählen, fabulieren und phantasieren von einem Schriftsteller der frisch und frei von der Leber weg drauflos schreibt. Wo soll das alles bloss enden?


    Mit Ailie Anderson haben wir nun den dritten und etwas ruhigeren Handlungsstrang. Wie sie das Mikroskop und die Welt des verborgenen entdeckt gefällt mir gut.


    @ Regenfisch Wollen wir auf ein paar Szenen näher eingehen? Auswahl haben wir ja genug ... :wow :grin

  • Ich stecke immer noch hier fest und zwar nicht, weil mir das Buch nicht gefällt, sondern weil ich mich am Anfang festgebissen habe und jedes Wort, dass ich nicht kannte, nachgeschaut habe.
    Das lasse ich jetzt, denn das Buch lädt dazu ein, sich von der Stimmung und den Bildern treiben zu lassen.
    Mir gefällt das Buch sehr gut. :lesend


    @ sapperlot: Vielleicht die Show-Szene in dem Hotel? Oder welche Szene magst du beprechen? :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Seite 185 - 268


    Eine frivol/vulgäre Sache. :grin Ich überlege mir meine Geldbörse zukünftig auch an einem sicheren Ort zu tragen. :gruebel :wow :chen


    Ich hab jetzt "das erste Buch" gelesen und bin auf Seite 268. Ich weiss gar noch ob ich was schreiben soll oder ob ich Frau Regenfisch zuviel verrate, wenn ich inhaltlich was auszähle. So viele Abenteuer und brenzlige Situationen überlebt und da kommt Schni Schna Schnappi das grosse Krokodil ... und schwups weg war er. Wer er ist, weiss nur, wer es gelesen hat.


    Gerichtsverhandlung anno dazumals und die Schlinge vom Galgen zieht sich um den Hals. Irgendwie muss Ned freikommen, aber wie? :gruebel


    Gesamteindruck: Bei T.C. Boyle geschieht auf 268 Seiten mehr als bei anderen Schriftstellern in zwei kompletten Büchern. Wahnsinn!

  • Mittlerweile bin ich ein Stück weitergekommen und kann sagen, dass das Buch mich fesselt.


    Wie empfindest du die abwechselnden Handlungsstränge?
    Ich empfinde sie als eine Art Schlagabtausch, wie ein hin- und herfliegender Ball, dem ich versuche zu folgen und von dem ich gespannt bin, wo er als nächstes landet.


    Faszinierend finde ch die Figuren. Rise schafft es immer wieder, sich aufzurappeln und seinen Kopf aus der Gosse zu ziehen. Momen est omen.
    Dabei bin beim Lesen ich hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Ekel und Faszination. Geht dir das auch so?


    Jetzt bin ich einfach nur gespannt, ob Mungo die Nachwirkungen des Sandsturms nutzen kannn, um zu fliehen.
    Und ich bin gespannt ob und wann die beiden Handlungsstrnge zusammenlaufen. Im Moment habe ich keine Idee, wo Rise und Mungo aufeinandertreffen könnten. :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bis Seite 391


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Wie empfindest du die abwechselnden Handlungsstränge?
    Ich empfinde sie als eine Art Schlagabtausch, wie ein hin- und herfliegender Ball, dem ich versuche zu folgen und von dem ich gespannt bin, wo er als nächstes landet.


    Ist ja im Literaturbetrieb etwas völlig normales. Hier kommt aber die Sprache und die ungezügelte Schreibleidenschaft hinzu. Würde ein Schriftsteller heute einen solchen Text als Manuskript bei einem Verlag einreichen würde er in gängige Schablonen gepresst auf was darüber hinausragt wohl einfach gestrichen. Heutzutage muss es halt in altbekannte Normen passen und Massentauglich sein ... :rolleyes


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Und ich bin gespannt ob und wann die beiden Handlungsstrnge zusammenlaufen. Im Moment habe ich keine Idee, wo Rise und Mungo aufeinandertreffen könnten. :gruebel


    Ich bin auf Seite 391 und ich kann Dir verraten, dass Du noch etliche Seiten zuwarten musst und Du als Leserin noch für viele Seiten der Spielball von T.C. Boyle bist. :grin

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Bis Seite 391



    Ist ja im Literaturbetrieb etwas völlig normales. Hier kommt aber die Sprache und die ungezügelte Schreibleidenschaft hinzu. Würde ein Schriftsteller heute einen solchen Text als Manuskript bei einem Verlag einreichen würde er in gängige Schablonen gepresst auf was darüber hinausragt wohl einfach gestrichen. Heutzutage muss es halt in altbekannte Normen passen und Massentauglich sein ... :rolleyes
    ...


    Ich mag eigentlich gar nicht über das heutige Velagswesen nachdenken- nur ganz fest daran glauben, dass es irgendjemandem geben wird, der gute Bücher von Autoren, die etwas zu sagen haben, auch heute noch auf den Weg gebracht werden. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Endlich habe ich wieder Zeit gefunden, mit Mungo den Niger zu entdecken.


    Ich habe Tränen gelacht, als der Entdecker im heiß ersehnten Niger badet und "God save the King" schmettert. :lache


    :yikes Jetzt ist Johnson von einem Krokodil geschnappt worden. Diese Figur ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich wäre sehr traurig, wenn er als Krokodilmahlzeit enden würde. Allerdings mache ich mir wenig Hoffnungen, dass er diese Attacke überlebt.
    Beeindruckend ist Mungos Entdeckerwille. Was er alles in Kauf nimmt, nur um den Verlauf des Nigers zu erforschen, das finde ich erstaunlich.


    Nach wie vor finde ich das Buch ausgesprochen gut.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von SamtpfoteXL
    Ich hätte hier nicht reinschauen sollen, jetzt habt Ihr mich neugierig gemacht...


    Das Buch wandert auf meine Wunschliste, momentan darf ich ja nicht kaufen, aber irgendwann.... ;-)


    Der Kauf lohnt sich, Samtpfote! Das ist ein tolles Buch!


    Darauf steht 1797/97 die Todesstrafe:


    • Wäsche von der Bleichwiese stehlen
    • Abschneiden von Schnüren, an denen Hopfen rankt :bier
    • Ablassen von Wasser aus einem Fischteich, wenn dabei Fische verloren gehen
      ...

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin