Konrad Lorenz - Rohrkrepierer. Eine Jugend auf St. Pauli

  • Titel: Rohrkrepierer. Eine Jugend auf St. Pauli
    Autor: Konrad Lorenz
    Verlag: Edition Temmen
    Erschienen: Dezember 2010
    Seitenzahl: 375
    ISBN-10: 383782005X
    ISBN-13: 978-3837820058
    Preis: 12.90 EUR


    Kalle durchlebt im St. Pauli der Nachkriegszeit eine besondere Kindheit: besonders dreckig, hungrig, spießig und versaut. Er wächst im Spannungsfeld von Mutter, Großmutter und dem aus der Gefangenschaft heimkehrenden Vater auf. Kalles Entwicklung passiert in einer Welt aus Kleinbürgern, Prostitution und Seeleuten. Er lernt auch den Trennungsschmerz der ersten Liebe kennen.


    Der Autor Konrad Lorenz wurde 1942 in St. Pauli am Hein-Köllisch-Platz geboren. Er studierte Schiffsmaschinenbau und fuhr dann als Ingenieur zur See.


    Konrad Lorenz hat einen autobiographischen Roman geschrieben, einen Roman, der authentisch ehrlich und bodenständig wirkt. Er vermeidet die großen Worte und Gesten, er schreibt mehr so, wie ihm der „Schnabel gewachsen“ ist. Dadurch gewinnt dieses Buch seinen ganz besonderen Reiz. Hier schreibt jemand über St. Pauli der diesen Stadtteil wirklich kennt und wohl auch verinnerlicht hat. Konrad Lorenz akzeptiert die Menschen so wie sie sind, egal ob Prostituierte, Penner oder Kleinbürger. Sein Blick auf die Menschen ist nicht durch irgendwelche Vorurteile getrübt – allein schon aus diesem Grunde wirkt dieses Buch so überzeugend.


    Durch dieses Buch lernt man das Nachkriegs-St. Pauli wirklich kennen. Keine wissenschaftliche Studie hätte hier mehr bewirken können. Die Menschen in diesem Buch „leben“ – und man merkt mit jedem Satz, die Zuneigung des Autors zu seinen handelnden Personen. Für jede Bürgerin für jeden Bürger von St. Pauli ist dieses Buch fast so etwas wie ein „unbedingtes Muss“.


    Als sehr gelungen fand ich die plattdeutschen Sprechsequenzen. So manche direkte Rede ist in plattdeutscher Sprache geschrieben, und zwar Hamburger Platt. Ihren besonderen Reiz entfaltet diese Sprache erst dann, wenn man sich diese Sequenzen selbst laut vorliest. Ein sehr lesenswertes Buch, nicht nur für Hamburger oder St. Paulianer. Allerdings hätte man die eine oder andere Stelle etwas mehr kürzen können – ein paar wenige Längen hat dieses Buch schon, aber das schmälert den Lesegenuss in keiner Weise.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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