Titel im Original: The Lay of the Land
Kurzbeschreibung:
Wiedersehen mit Frank Bascombe, dem Helden von “Der Sportreporter“ und „Unabhängigkeitstag“ - er ist fünfundfünfzig Jahre alt und freut sich, mit Strandvilla und zweiter Ehefrau Sally, auf den nächsten, ruhigeren Lebensabschnitt. Doch weit gefehlt: Sallys erster, tot geglaubter Ehemann taucht wieder auf, kurz darauf wird bei Frank Prostatakrebs diagnostiziert. Und all dies vor Thanksgiving, dem uramerikanischen Fest der Familie. Frank muss Bilanz ziehen: Mit Detailschärfe und großem Humor denkt er nach, über Loslassen und Verlust, über die eigene Lebensleistung und Vergänglichkeit - und über die Hoffnung. Er hat noch einiges vor sich.
Meine Meinung:
“Die Lage des Landes” ist der dritte Teil der Frank Bascombe-Trilogie.
1. Teil: Der Sportreporter
2. Teil: Unabhängigkeitstag
„Die Lage des Landes“ spielt – wie schon die beiden vorangegangenen Teile aus Frank Bascombes Leben und aus seiner beobachtenden Sicht erzählt – an einem Feiertag, diesmal ist es Thanksgiving. Frank ist mittlerweile Mitte fünfzig, noch immer Immobilienmakler, nun aber nach einem Umzug in Sea-Clift an der Küste, mit frisch behandeltem Prostatakrebs, ungewöhnlichen Eheproblemen mit seiner inzwischen angetrauten Sally und zwei nicht gerade einfachen erwachsenen Kindern. 681 Seiten mit kleiner Schrift umfasst die üppige Taschenbuchausgabe und stellt den Leser mitunter auf eine ernste Probe; tatsächlich ist dieser Roman bei aller schriftstellerischen Größe von Ford stellenweise harte Arbeit angesichts der Längen, der Wiederholungen und dem Übermaß an Reflexionen und Betrachtungen der wie gehabt sehr sympathischen Erzählerfigur Frank Bascombe. Ich denke, bereits auf den ersten 100 Seiten gibt es aufgrund der zahlreichen Exkurse in Maklerinformationen im Großraum New Jersey großes Potenzial für Leseabbrüche, aber auch der Mittelteil hat so seine Längen; hier sind es vor allem die überbordenden Lebensbetrachtungen, die für Überdruss sorgen.
Reichlich entschädigt für diese Stolpersteine wird man dafür zum einen vom großartigen, im Vergleich zum restlichen Buch handlungsreichen letzten Drittel sowie von dem köstlichen, über die volle Distanz immer wieder auftretenden Humor – selten habe ich bei einem zeitgenössischen Roman soviel zu lachen gehabt. Überhaupt darf man meine Kritikpunkte im ersten Absatz nicht allzu tragisch nehmen, ist Richard Ford doch ein überaus intelligenter Vollbluterzähler, der mich in kleinen Szenen wie etwa Charakterisierungen mit seiner Treffsicherheit und seiner Wortwahl immer wieder verblüfft, leider aber in dieser Trilogie einen deutlichen Hang zur Langatmigkeit an den Tag legt.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es das nun endgültig war mit Frank Bascombe, einen vierten Teil kann ich mir durchaus vorstellen (und würde ich mir auch wünschen) – Feiertage gäbe es ja noch genug und die Lebensbetrachtungen und Beobachtungen des bis dahin ergreisten Protagonisten würden mich durchaus interessieren.
8 Punkte