Das lässt sich ändern - Birgit Vanderbeke

  • Das lässt sich ändern
    Birgit Vanderbeke
    Piper Verlag München
    ISBN: 978-3-492-05456-0
    147 Seiten, 16,95 Euro


    Über die Autorin: Birgit Vanderbeke, geboren 1956 in Dahme/Mark, lebt in Südfrankreich. Ihr umfassendes Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.


    Klappentext: Natürlich war Adam Czupek nicht der Richtige für sie. Ein Mann, der mit den Händen arbeitete, einer, der Sprache für unwichtig hielt. Mit so einem Mann konnte man sich nicht sehen lassen, viel weniger noch sein Leben mit ihm verbringen. Dachten ihre Eltern. Aber was wussten sie, deren Ehe längst am Ende war, schon von der Liebe. Was wussten sie von Adam? Er baute Drachen für die Kinder, die sie bekamen, fand eine größere Wohnung. Das Leben wurde zum Abenteuer, als sie rauszogen aufs Land. Und als sie von Bauer Holzapfel die Streuobstwiese bekamen, hatte Adam schon längst einen Plan, wohin das alles führen sollte. Birgit Vanderbekes unkonventionelle Erzählerin lässt sich von Adam bezaubern und von seiner Art, das Leben anzugehen. »Das lässt sich ändern« ist ein klarer, leuchtender Roman über die Liebe, das Anderssein und über das Bekenntnis zu den einfachen Dingen.


    Meine Meinung: Ich kannte bisher die Bücher von Birgit Vanderbeke nicht, hatte nur einiges an Lob über „Das Muschelessen“ gehört und so war ich zuerst etwas irritiert über den Schreibstil, an den ich mich jedoch nach einiger Zeit gewöhnte. Sie schreibt sehr ungewöhnlich, wobei das Weglassen der wörtlichen Rede nicht das einzig auffällige Element ist – sie lässt die Erzählerin, die Frau von Adam zwar über ihn berichten, doch verwehrt sie tiefere Einblicke in ihr Leben, ja sogar ihren Namen erfährt man nicht.
    Es ist Adam um den es geht, und es sind die Unterschiede zu ihrem bisher „gutbürgerlichen“ Leben, die die Erzählerin zu ihm ziehen. Sie verliebt sich in seine tatkräftige Art und obwohl sie unterschiedlichen Gesellschaftsschichten entstammen, geht es, zum Erstaunen ihrer beider Familien, die sich nie kennenlernen wollen, gut. Die beiden ziehen mit ihren Kindern aufs Land und da Adam dem Bauern Holzapfel, ihrem Nachbarn hilft und ihm wieder eine Lebensaufgabe gibt, bekommen sie dessen Streuobstwiese geschenkt, für die Adam eine ganz besondere Verwendung findet.


    Mir haben die vielen liebenswert gezeichneten Figuren in diesem kleinen Büchlein sehr gefallen, doch irgendwie war es dann trotzdem etwas zu wenig. Es fehlte mir bei Handlung und Personen eine gewisse Tiefe - niemand wird beschrieben und so stehen nur die kurzen Dialoge für sich und lassen die handelnden Personen, trotz ihrer Präsenz auf eine gewisse Art und Weise gesichtslos und blass da stehen. Sätze werden teilweise hingeworfen und geben nur einen oberflächlichen Eindruck des Ganzen. Vielleicht ist das ja so gewollt und von der Autorin auch bewusst so aufgebaut worden, doch mit ihren liebenswerten Entwürfen hat sie mich neugierig gemacht, ich wollte mehr, wollte viel mehr erfahren, aber mein Wissensdrang wurde leider nicht erfüllt.
    Vieles wird meiner Meinung nach zu kurz anskizziert und so sind die kleinen „Geschichtchen“, die die Familie in ihrem Dorf erlebt, ebenso wie Adams Lebensphilosophie, um die es hauptsächlich geht, ganz nett, aber sie haben bei mir keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen.


    Mein Fazit: Ein liebenswertes Büchlein mit netten Anekdoten, das sicherlich lesenswert ist, aber das am Jahresende sicherlich nicht zu meinen Favoriten zählen wird, falls ich mich dann noch daran erinnere… 6 Pünktchen…

  • Ich habe schon ein paar Sachen von Vanderbeke gelesen und sehr gerne gemocht. Nach deiner Rezi zu urteilen, Eskalina, handelt es sich bei "Das lässt sich ändern" um einen weiteren Roman im typischen Vanderbeke-Stil und ich werde es unbedingt lesen wollen.


    Wer üppige Sprachlandschaften sucht, ist wohl mit der Autorin nicht gut bedient. Wer aber Freude an fein gemeißelten Texten hat, sollte einen Versuch wagen!

  • Das lässt sich ändern – Birgit Vanderbeke


    Mein Eindruck geht weitgehend konform mit der Meinung von Eskalina.
    "Das lässt sich ändern" ist ein Kurzroman oder Erzählung mit einem großen Stoff. So ist es einerseits zu bewundern, wie die Autorin es schafft so viel Stoff in so wenig Seiten zu packen, andererseits bleibt so vieles auch nur angedeutet und praktisch nicht auserzählt.
    Dennoch, die kurze Form ist die Spezialität der Autorin, die nicht nur den Bachmannpreis gewann sondern später bei dem Wettbewerb auch in der Jury saß. Ihr knapper Stil steht für ungekünsteltes, dennoch elegantes Erzählen und für Leichtigkeit.


    Auffällig ist die Erzählform. Die Ich-Erzählerin stellt ihren Mann Adam Czupek in den Mittelpunkt ohne wirklich viel von sich oder ihm preiszugeben. Adam wirkt überhöht, zu gut um wahr zu sein. Eigentlich kaufe ich die Figur nicht wirklich. Das gilt ansatzweise auch für andere nur kurz angerissene Personen, die jeweils mehr für einen Stereotyp stehen als zu echten Menschen werden. Das führt dazu, dass die Sozialkritik einfach verpufft.


    In der Summe handelt es sich um ein entspanntes, optimistisches Buch gepaart mit einer Portion spöttischer Ironie. Das hat mir ganz gut gefallen und ich werde bestimmt noch weitere Bücher von Birgit Vanderbeke lesen.

  • Den Meinungen von Herrn Palomar und Eskalina kann ich mich anschließen. :-)
    Kurzweilig, liebenswert - aber eigentlich auch ein wenig naiv empfand ich den Roman.


    Liebe Grüße

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Ich fand es toll!



    Ein wunderschönes kleines Buch. Eine Geschichte über eine Liebe zwischen einer Tochter aus der höheren Mittelschicht und einem Mann aus der Arbeiterklasse. Einem Mann, der immer Dreck an den Händen hat, der aber mit seinen Händen etwas anfangen kann. Zum Entsetzen ihrer und zum Unverständnis seiner Eltern ziehen sie trotzdem zusammen und bekommen Kinder.
    Als ihnen die Wohnung gekündigt wird, ergibt sich durch einen Zufall die Möglichkeit, mit einer Freundin aufs Land zu ziehe - und dort kann Adam seine Fähigkeiten erst richtig anbringen.
    Herrlich, die Schilderungen, wie Adam allen möglichen "Schrott" aufsammelt und mit nach Hause bringt. Weit davon entfernt, ein "Messie" zu sein, ist er davon überzeugt, dass sie das alles noch einmal brauchen können und bei den meisten Dingen behält er recht (allerdings wüsste ich spontan auch nicht, was ich mit einer Betonmischmaschine im Keller anfangen sollte ;) )


    Ein Buch, das heiter daherkommt, aber mit durchaus ernsthaften, nachdenklichen Untertönen. Ein Buch, das auch ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken anregt. Über die Art, wie wir leben, konsumieren, miteinander umgehen, was wir unseren Kindern beibringen und mit auf den Weg geben...


    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es viel zu schnell vorbei ist!

  • Ich habe mir "Das lässt sich ändern" jetzt als Hörbuch von audible geholt. Bisher bin ich begeistert davon.


    Allerdings würde ich diejenigen, die eine Printausgabe haben, um Hilfe bitten wollen: Wie schreibt man das Dorf, in das Adam und seine Frau (erfährt man eigentlich ihren Namen?) gezogen sind.


    Ich habe eigentlich Ilmenstedt verstanden und wollte jetzt mal gucken, ob das eine reale Stadt ist. Ich konnte sie aber nicht finden. Habe ich mich "verhört" oder ist es tatsächlich ein Phantasiename für diese Stadt?

  • Ich habe vor zehn Jahren "Alberta empfängt einen Liebhaber" gelesen. Jetzt habe ich gerade meiner Schwester das besprochene Buch geschenkt und ihr hat es sehr gefallen. Ich bin gespannt! Es gehört aufjedenfall zu meiner Sommerlektüre.

  • Aufgrund der Rezi von Eska bin ich doch jetzt schwer ans Grübeln gekommen - und die Waage neigt sich hin zum "Kaufen und Lesen". Und der liebe Herr Palomar tut ein übriges dazu, dass die Bücherkäufe nicht abreißen..... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Allerdings würde ich diejenigen, die eine Printausgabe haben, um Hilfe bitten wollen: Wie schreibt man das Dorf, in das Adam und seine Frau (erfährt man eigentlich ihren Namen?) gezogen sind.


    der Ort heißt Ilmenstett

  • Vielen Dank, Herr Palomar!
    Jetzt konnte mir Tante Google auch weiterhelfen. Ilmenstett ist tatsächlich eine fiktive Kleinstadt, wie auch in dem SZ-Bericht nachzulesen ist.


    http://sz-shop.sueddeutsche.de/mediathek/shop/Produktdetails/CD+Das_laesst_sich_aendern+Birgit_Vanderbeke/6853775.do?extraInformationShortModus=false&currentExtraInformationTab=

  • Titel: Das lässt sich ändern
    Autorin: Birgit Vanderbeke
    Verlag: Piper
    Erschienen als TB: Mai 2012
    Seitenzahl: 146
    ISBN-10: 3492274765
    ISBN-13: 978-3492274760
    Preis: 8.99 EUR


    Adam Czupek glaubt nicht ans Reden, er nimmt die Dinge in die Hand. Birgit Vanderbekes Erzählerin verliebt sich in Adam und findet sich sehr bald in einem Leben wieder, das alles andere als einfach ist. Adam ist ein Mann der mit seinen Händen arbeitet, ein Mann mit dem man sich nicht sehen lassen kann - meinten wenigstens die Eltern der Erzählerin. Doch die Erzählerin lässt sich nicht beirren. Sie zieht mit ihm und der Freundin Fritzi in ein Haus in Ilmenstett, ein Nest irgendwo in der Provinz, das dringend renoviert werden muss. Adam nimmt die Dinge in die Hand. Dann lernen sie noch den Bauer Holzapfel kennen und der überlässt ihnen seine Streuobstwiese. Aber auch die Familie Özyilmaz gehört zu ihrem Bekanntenkreis. Betreiben sie doch den Dönerladen im Dorf und müssen irgendwann begreifen, dass sie wohl irgendwie immer "draußen" bleiben werden. Aber in Adam und seiner Familie haben sie treue Freunde gefunden. Und als Fritzi sich verliebt und ihr Freund zu ihr zieht - da wächst in den Köpfen der Freunde ein Plan. Und Adam ist einer von denen, die meinen Schwierigkeiten sind dazu da um überwunden zu werden.


    Birgit Vanderbeke wurde 1956 geboren und lebt im Süden Frankreichs. Für ihr Buch "Das Muschelessen" wurde sie 1990 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.


    Man kann der FREUNDIN nur zustimmen, die meinte, diese Buch sei eine "frohgemute Utopie" - es handelt davon, dass man auch alternativ leben kann ohne ein Spinner oder Phantast zu sein. Andere Lebensformen müssen nicht immer mit großem Trara begründet oder gelebt werden - manchmal sind es die leisen Töne die das "etwas Andere" zu einer wirklichen Alternative machen. Zwischenmenschlichkeit, ehrlich und nicht nur aufgesetzt, kann zu anderen Einsichten führen.


    Ein ruhiges, ein optmistisches Buch. Wenn vielleicht auch nicht bahnbrechend - trotzdem aber ein Buch über das man gern auch mal länger als nur ein paar Minuten nachdenken kann. Es muss nicht immer das Neue sein - manchmal reicht es auch aus, das Bekannte einfach mal gründlich abzustauben.


    7 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()