Titel: Die Freude und der Tod. Eine Lebensbilanz
Autor: Alfred Grosser
Verlag: Rowohlt
Erschienen: März 2011
Seitenzahl: 288
ISBN-10: 3498025171
ISBN-13: 978-3498025175
Preis: 19.95 EUR
Alfred Grosser wurde 1925 in Frankfurt/Main geboren und war Professor am Institut d’etudes politiques in Paris. In Deutschland wurde er vor allen Dingen für seine Zeitungsartikel, Reden und Bücher bekannt, die seit den Fünfzigern verfasste.
Dieses Buch ist keine Autobiographie, auch wenn sie sehr viel Autobiographisches enthält. Es ist – wie der Untertitel schon sagt – eine Lebensbilanz. Alfred Grosser schaut auf sein publizistisches Leben zurück, schaut auf die Ereignisse, zu denen er Stellung bezogen hat und überprüft seine geäußerten Ansichten.
Bescheidenheit allerdings gehört ganz sicher nicht zu seinen hervorstechendsten Eigenschaft, ganz im Gegenteil. Alfred Grosser ist sehr von sich überzeugt und hat auch keine Probleme damit, die eigene Person für alle sichtbar auf einen Sockel zu stellen. Trotzdem wirkt er nicht unsympathisch. Das mag seinen Grund in seiner Ehrlichkeit und Prinzipientreue haben. Verbiegen lassen hat er sich nie. Überall hat er stets seine ehrliche Ansicht geäußert und hat seine Überzeugungen nie für irgendwelche Posten oder Pöstchen geopfert. So wie er schreibt, so ist er auch. Von sich überzeugt, klar und unbeugsam in der Argumentation und immer bereit sich zu allen Fragen des täglichen Lebens zu äußern.
Alfred Grosser gehört zu den Menschen, die sehr viel nach dem zweiten Weltkrieg für die deutsch-französische Verständigung getan haben. Er hat nicht nur darüber geredet – er hat auch gehandelt. Die Versöhnung und Aussöhnung der beiden Erzfeinde war ihm immer eine echte Herzensangelegenheit – was ihn aber nicht daran hinderte, den Regierenden auch unbequeme Wahrheiten ins Stammbuch zu schreiben.
Als Jude geboren, hat sich Alfred Grosser klar zum Atheismus bekannt. Religion war nie Motor seines Handelns. Genaugenommen war er ein Moralist, ein Mahner – aber kein Besserwisser oder Miesmacher. Er ist tolerant, aber auch seine Toleranz kennt Grenzen. Totalitarismus ist ihm ein Greuel und auch Fanatismus lehnt er ab. Sehr kritisch ist seine Haltung zum christlichen Glauben und zu den verschiedenen Religionen insgesamt. Hier zeigt er Widersprüche und Ungereimtheiten schonungslos auf.
Alfred Grosser hat ein sehr lesenswertes Buch geschrieben, wenn man so will, sogar ein aufregendes Buch. Gerade seine Sicht der Dinge lässt den Leser so manches Mal das eigene Denken kritisch überprüfen. Manche Dinge sieht man da schon mal in einem anderen Licht.
1975 erhielt Alfred Grosser den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.