Hallo, Glass.
ZitatZu definieren, ab wann ein Mensch ein Mensch ist, ist ein Stück weit eben willkürlich, darauf wollte ich nur hinaus.
Verstanden.
Nun, es gibt zwei, eigentlich sogar drei widerstreitende Definitionen. Die eine besagt, dass ein Mensch ein Mensch ist, wenn das Spermium die Eizelle befruchtet hat, weil in diesem Moment ein Prozess einsetzt, an dessen Ende, wenn alles gut geht, in den meisten Fällen ein Mensch steht. Die andere nimmt an, dass man ab dem Moment, da sich Gehirnzellen ausbilden (etwa 9. bis 12. Woche), etwas entstanden ist, das man als Mensch bezeichnen könnte, weil strukturell viele Eigenschaften entstanden oder im Entstehen begriffen sind, die einen Menschen körperlich ausmachen. Mit energischer Apparateunterstützung lebensfähig außerhalb des Wirtskörpers ist das ganze so ab der 24. Woche (es gab bisher einen Fall, in dem ein Frühchen in der 22. SSW lebend zur Welt kam), wobei sich diese Grenze immer noch ein klein wenig nach vorne zu verschieben scheint. Dies ist dann auch die Definition, die die dritte, sehr kleine Gruppe ansetzt: Erst wenn es wirklich ein autark lebensfähiges Etwas ist (oder wäre), ist es auch ein Mensch.
Willkürlich ist eigentlich keine dieser drei Definitionen, weil jede einen relativ klaren Punkt benennt und ihn auch begründen kann, mal ethisch, mal medizinisch. Es gibt noch eine vierte Gruppe, die zum Glück keine Lobby hat und ihre Auffassung nur in dunklen Foren und miefigen Mailinglisten austauscht, das ist diejenige, die die Meinung vertritt, ein vollwertiger Mensch wäre man erst, wenn man sich des eigenen Menschseins auch bewusst ist, und das geschieht erst ein paar Jahre nach der Geburt. Es gab und gibt aber einige Kulturen, die Säuglinge tatsächlich noch nicht als schützenswerte Individuen betrachten.