Die Abtreibung und die Kirche

  • Zitat

    Original von Orlando


    Es ist aber immer noch der kleinere "Eingriff".


    *Ich* würde tatsächlich kein Kind, was aus einer Vergewaltigung entstanden sein könnte, austragen.


    Bei der Tötung eines Menschen von einem "Eingriff" zu sprechen, halte ich eigentlich schön für pervers. Immerhin wird hier ein Kind getötet, um den verletzten Stolz der Mutter zu therapieren. Wenn so ein Kind nicht gewollt ist (wofür ich volles Verständnis habe), besteht immer noch die Möglichkeit der Freigabe zur Adoption.
    Aber wenn wir schon beim Begründen sind, Vergewaltigung halte ich für keinen überzeugenden Grund, ein unschuldiges Menschenleben zu vernichten. Hätten unsere Vorgenerationen auch so gedacht, gäbe es die Bevölkerung von halb Deutschland nicht mehr.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Demosthenes :


    Zitat

    Wenn so ein Kind nicht gewollt ist (wofür ich volles Verständnis habe), besteht immer noch die Möglichkeit der Freigabe zur Adoption.


    Eine Frage:


    Würdest du dich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, dem Kind eines Tages zu sagen, dass es aus einer Vergewaltigung entstanden ist?


    Denn jedes Kind stellt sich irgendwann die Frage, woher es kommt.


    Ich bin gespannt.


    Gruß

  • Nach einer Vergewaltigung würde ich ganz bestimmt die Pille danach nehmen. Auch wenn das die "unterste Stufe" einer Abtreibung ist.


    Ist das jetzt weit "links"? Ich weiss nicht.


  • Ich bin zwar nicht der Angesprochene, aber trotzdem drängt es mich, zu antworten.


    Findest du es besser, zu sagen: Du kannst zwar nichts dafür, aber du bist das Produkt einer Vergewaltigung. Deshalb bringen wir dich jetzt um!


    Ich bin gespannt.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Wenn so ein Kind nicht gewollt ist (wofür ich volles Verständnis habe), besteht immer noch die Möglichkeit der Freigabe zur Adoption.


    Wenn ein Kind von der Mutter nicht gewollt ist, besteht immer noch die Möglichkeit (vor einer Adoption) dem Vater das Sorgerecht zu überlassen. Komischerweise wird das hier nirgendwo in Erwägung gezogen.


    Ich selbst bin 40 Jahre, alleinstehend mit zwei Kindern, und sollte ich jetzt trotz Vorbeugung schwanger werden, würde ich mich nicht für das Kind entscheiden können.


    P.S. Damit man mich nicht falsch versteht: Natürlich meine ich das im "Normalfall" und nicht nach einer Vergewaltigung!!

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Bei der Tötung eines Menschen von einem "Eingriff" zu sprechen, halte ich eigentlich schön für pervers.


    Ich auch - aus dem Grunde habe ich es auch in "" gesetzt.

  • Ich glaube nicht, dass man als Mann sich so sehr in eine Frau und ihre Gedanken und Emotionen hineinversetzen kann, die vergewaltigt und schwanger wurde.
    Ich glaube auch nicht, dass Demosthenes seine Meinung beibehalten würde, wenn es ihn und seine Frau und seine Tochter betrifft (Spekulation, ich weiß).
    Wer möchte neun Monate lang die Frucht eines Verbrechens mit sich herumtragen und dabei immer denken,"es kann ja nichts dafür"?
    Nach wie vor bin ich der Meinung, dass alle hier im Thread, die laut "Mord" rufen, diese Meinung für sich gerne haben dürfen, aber nicht das Recht besitzen, es anderen um die Ohren zu schlagen.
    Eine einzelne Entscheidung ist kein Massenmord, selbst wenn sie in Massen getroffen wird. Theoretisch könnte man diesen Eingriff sogar als Notwehr bezeichnen, ich sehe das jedenfalls so.
    Die Entscheidung einer Frau zur Abtreibung kann ich respektieren, weil ich nicht beurteilen kann, wie ich vielleicht handeln würde. Toleranz würde einigen ganz gut zu Gesicht stehen - anstatt hier mit dem Gesetzbuch unter dem Arm missionarischen Eifer an den Tag zu legen.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Immerhin wird hier ein Kind getötet, um den verletzten Stolz der Mutter zu therapieren. Wenn so ein Kind nicht gewollt ist (wofür ich volles Verständnis habe), besteht immer noch die Möglichkeit der Freigabe zur Adoption.


    Demosthenes, grundsätzlich bin ich gar nicht so weit von dir entfernt, aber dies hier geht mir zu weit. Eine Vergewaltigung ist in der Regel mehr als die Verletzung des Stolzes der betroffenen Frau. Von der Frau zu erwarten, dass sie die Folgen dieser Straftat neun Monate lang am eigenen Leibe spürt, mit allen Konsequenzen hormoneller, gesundheitlicher, lebensplanerischer Art - das ist meiner Meinung nach zu viel verlangt (zumal von einem Mann, der somit nie selbst in diese Lage kommen wird). Wenn sie es trotzdem tut, dann ist es gut, aber sie sollte sich frei und ohne jeden Druck dagegen entscheiden können.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Orlando
    Nach einer Vergewaltigung würde ich ganz bestimmt die Pille danach nehmen. Auch wenn das die "unterste Stufe" einer Abtreibung ist.


    Ist das jetzt weit "links"? Ich weiss nicht.


    Was mir dazu grad noch einfällt: Ich würde es auch nicht austragen und zur Adoption freigeben, weil ich denke, dass soviele negativen Gedanken, die das Kind in den 9 Monaten mitbekommt, ein seelischer Krüppel herauskommt. Dann doch lieber die Einnistung des Eis verhindern....

  • Auch wenn ich mich hier als Abtreibungsgegener geoutet habe, bin ich dennoch nicht der Meinung, dass man gegen Abtreibung strafrechtlich vorgehen sollte. Fraglos handelt es sich um Tötung von Leben. Ich habe auch schon Frauen kennengelernt, die - ohne sich in einer Notlage zu befinden - mehrere Abtreibungen hinter sich gebracht haben, weil sie das offensichtlich als eine Art verlängerte Verhütung verstanden haben. Aber das ist ganz sicher nicht der Normalfall (an diese Kategorie denke ich nur, wenn ich Sätze a la "Mein Bauch gehört mir" höre). Auf der anderen Seite kenne ich zumindest einen Fall in meinem Bekanntenkreis, wo eine Frau sich - vor etwa 20 Jahren -zu einer Abtreibung entschlossen hatte und mit dieser Entscheidung später nie klar gekommen ist.


    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Situationen gibt in der eine Frau sich - zumindest subjektiv - nicht in der Lage sieht, ein Kind auszutragen. Vermutlich stecken solche Frauen auch ohne eine Schwangerschaft schon in erheblichen Schwierigkeiten und verdienen alleine deshalb schon Unterstützung und keine Strafe.


    Dennoch darf dabei das Lebensrecht des Kindes nicht außer acht gelassen werden. Und es darf auch eins nicht vergessen werden: Wäre das Kind erst mal auf der Welt und man würde es dann aus irgendeinem Grund töten, der Anlass für eine Abtreibung hätte sein können, bestünde am Tatbestand kein Zweifel.

  • Zitat

    Auch wenn ich mich hier als Abtreibungsgegener geoutet habe, bin ich dennoch nicht der Meinung, dass man gegen Abtreibung strafrechtlich vorgehen sollte.


    In den USA gibt es bereits hochrangige Politiker, die die Abtreibung unter Todesstrafe stellen wollen!


    Gruß

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Demosthenes, grundsätzlich bin ich gar nicht so weit von dir entfernt, aber dies hier geht mir zu weit. Eine Vergewaltigung ist in der Regel mehr als die Verletzung des Stolzes der betroffenen Frau. Von der Frau zu erwarten, dass sie die Folgen dieser Straftat neun Monate lang am eigenen Leibe spürt, mit allen Konsequenzen hormoneller, gesundheitlicher, lebensplanerischer Art - das ist meiner Meinung nach zu viel verlangt (zumal von einem Mann, der somit nie selbst in diese Lage kommen wird). Wenn sie es trotzdem tut, dann ist es gut, aber sie sollte sich frei und ohne jeden Druck dagegen entscheiden können.


    Über die psychische Belastung bin ich mir durchaus im Klaren. Nur frage ich mich, wie das betroffene Frauen in der Vergangenheit überstanden, da gab es weder Pille noch einen erlaubten "Eingriff". Gerade in Krisenzeiten, von denen unser Land ja weiß Gott in den verflossenen Jahrhunderten genug erlebte, wurde auf Teufel komm raus vergewaltigt. Noch nach dem zweiten Weltkrieg wurden französische Soldaten angehalten, saarländische Mädchen zu schwängern, die Kinder sofort anzuerkennen, damit sie französische Staatsbürger wurden. Diese Frauen wurden mit dem Problem fertig und zogen die Kinder sogar noch groß. Woran liegt es, daß die Frauen heute damit so anders umgehen?
    Du meinst, eine Frau sollte sich entscheiden können, ob sie ein Kind austrägt oder nicht. Ich würde dir Recht geben, wenn es nur die Frau beträfe. Hier trifft sie aber eine Entscheidung über einen anderen Menschen, und zwar eine Entscheidung, die für den anderen Menschen immerhin so eine Kleinigkeit wie Leben und Tod beinhaltet. Deshalb bin ich gegen die Abtreibung. Denn niemand hat das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden! Neun Monate gehen vorrüber, der Tod aber ist entgültig!

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Warum ist es anders? Weil man heute *offiziell* die Wahl hat, damals konnte man sich nur inoffiziell behelfen. Ich bezweifle ganz stark, dass *jedes* Kind ausgetragen wurde. Es gab immer Mittel und Wege.......

  • Zitat

    Original von Orlando
    Warum ist es anders? Weil man heute *offiziell* die Wahl hat, damals konnte man sich nur inoffiziell behelfen. Ich bezweifle ganz stark, dass *jedes* Kind ausgetragen wurde. Es gab immer Mittel und Wege.......


    Bei denen die Frauen oft genug ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben. Das zeigt doch deutlich, wie gross die Verzweiflung und der Stress waren..........

  • Zitat

    Original von Orlando
    Warum ist es anders? Weil man heute *offiziell* die Wahl hat, damals konnte man sich nur inoffiziell behelfen. Ich bezweifle ganz stark, dass *jedes* Kind ausgetragen wurde. Es gab immer Mittel und Wege.......


    Auch das ist richtig. Nicht umsonst gab es die "Engelmacherin", doch deren Bemühungen waren oft nicht von "Erfolg" gekrönt und zum andern suchten eben die meisten nicht diesen Weg. Gerade das ist ja auch der Grund, weshalb wir in Deutschland ein genetisches Konglomerat haben. Von den Hunnen angefangen bis zu den Alliierten des letzten Krieges. Der olle Adolf hat das bei seinem Rassenwahn völlig übersehen.
    Doch zurück zum Thema. Wenn wir der Abtreibung das Wort reden, dann dürfen wir uns nicht ereifern, wenn andere die Todesstrafe fordern. Letztere wäre sogar noch eher gerechtfertigt, denn sie träfe einen Schuldigen. Aber auch da bin ich dagegen, weil wir eben nicht das Recht haben, über Leben und Tod anderer zu entscheiden.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Nur frage ich mich, wie das betroffene Frauen in der Vergangenheit überstanden, da gab es weder Pille noch einen erlaubten "Eingriff". Gerade in Krisenzeiten, von denen unser Land ja weiß Gott in den verflossenen Jahrhunderten genug erlebte, wurde auf Teufel komm raus vergewaltigt. ... Diese Frauen wurden mit dem Problem fertig und zogen die Kinder sogar noch groß. Woran liegt es, daß die Frauen heute damit so anders umgehen?


    Die Menschen wurden früher auch mit einer hohen Säuglingssterblichkeit fertig, mit Hunger in Krisenzeiten und sicher noch vielen anderen Dingen. Kann man diese Dinge darum als einen wünschenswerten Zustand bezeichnen? Wohl kaum.


    "Niemand darf sich anmassen, über Leben und Tod zu entscheiden" - das ist, mit Verlaub, ein "Totschlagargument", das ein Zuhören, Diskutieren und Weiterdenken fast unmöglich macht. Aber rettest du wirklich ungeborene Kinder (und die meisten dieser Kinder sind wohl von Müttern, die nicht vergewaltigt wurden), wenn du bei dem kritischen Fall "Vergewaltigung" eine so extreme Meinung vertrittst, dass viele dieser Mütter dir erst gar nicht zuhören werden? Das ist vielleicht auch bedenkenswert...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • @ Demo, "früher" haben die Frauen genauso abgetrieben wie heute und gingen dabei noch meist drauf...


    Meine Grossmutter hat mindestens 2 Abtreibungen hinter sich. Im katholischen Italien nach dem Krieg war das eine (verbotene und geächtete) Art der Schwangerschaftsverhütung.