Erschienen 1/2011
234 Seiten
ISBN- 13: 978-3-522-20125-4
Kurzbeschreibung:
Ein Zwilling als künstliche Intelligenz? Mike ist entsetzt, als ihm sein Vater Brian, ein berühmter Softwareentwickler, den verstorbenen Bruder als Computerprogramm überreicht. Nur zögernd lässt er sich auf eine "Beziehung" zu Rafael 2.0 ein. Doch die Neugierde siegt, Vertrauen entsteht, sie lernen sich immer besser kennen. Und dann müssen sie beweisen, dass sie ein Team sind, denn Brian ist plötzlich verschwunden ...
Spannung pur für Jugendliche ab 12 Jahren
Über den Autor:
Karl Olsberg, geb. 1960, studierte Betriebswirtschaft in Münster und promovierte über Künstliche Intelligenz. Er war Unternehmensberater bei McKinsey, Marketingleiter eines TV-Senders, erfolgreicher Gründer von zwei Unternehmen der New Economy, u.a. Preisträger "Start up des Jahres 2000" der "Wirtschaftswoche". Heute ist er Unternehmensberater in Hamburg und schreibt seit einigen Jahren. 2005 wurde er Sieger des Kurzgeschichtenwettbewerbs des "Buchjournals".
Meine Meinung:
Sollte morgen zu Beginn der Leserunde von „Glanz“, dem neuesten Thriller von Karl Olsberg jemand das erste Mal ein Buch dieses Autors in der Hand haben und den Klappentext studieren, was den der Autor schon so verlegt hat, so wird er dieses Buch nicht finden. Das mag damit zu tun haben, dass es in einem anderen Verlag erschienen ist, vielleicht aber auch mit dem Buch selbst.
Das ist ein einem Verlag erschienen, der Jugendbücher herausgibt. Das Buch gibt also vor ein Jugendbuch zu sein. HALLO? Es kommt kein einziges Pferd vor, der Protagonist ist ein dreizehnjähriger Junge (das ist ein Wesen das ein mal ein MANN werden soll- Männer als Protagonisten sind bekanntlich ein totales Nogo) ,ein Junge zu dem der GUT in der SCHULE ist, der im ganzen Buch keine einzige Hormonkrise erlebt (vulgo als Liebe, Romantik oder gar Sex bezeichnet), ja weibliche Figuren seines Alters kommen so gut wie gar nicht vor- will der Verlag eigentlich Bücher verkaufen? Da ist doch alles falsch, was man marketingtechnisch falsch machen kann.
Also habe ich- altersmäßig so knapp vierzig Jahre an der Zielgruppe vorbei- das Buch gelesen. Jetzt frage ich mich, warum ein Buch dessen Hauptprotagonisten ein dreizehnjähriger Knabe und ein Softwareprogramm sind ein Jugendbuch sein will. Vielleicht weil es einfach und klar geschrieben ist? Sollte das nicht Ziel jeden Schriftstellers sein, klare und einfache Bücher zu schreiben, die ohne Leo.org oder wikipedia.de lesbar sind? Vielleicht weil es mit Computern um ein Thema geht, das Jugendliche besonders interessiert? Als ob wir älteren nicht täglich mit den Kästen zu tun hätten. Ich will es nicht verstehen..
Rafael 2.0 ist ein ganz normaler Thriller mit Karl Olsbergs Thema: Wie verändert sich die Welt durch die von uns geschaffene und sich von uns, ihren Schöpfern, loslösende Technik. Nun will und soll man bei allem was ein Thriller ist nicht zu viel über den Inhalt verraten, daher nur einige Andeutungen. Michael, der 13- jährige Protagonist ist ein halber Zwilling. Seine andere Hälfte-der Zwillingsbruder Rafael starb an einer seltenen Erbkrankheit. Der Vater der beiden ist Inhaber einer Softwarefirma, die sich mit der Entwicklung von künstlicher Intelligenz befasst. Ein weltberühmter Entwickler und Multimilliardär. Als der merkt, dass sein Sohn Rafael sterben wird versucht er möglichst viel von diesem Sohn in sein Programm zu integrieren, Erinnerungen, aber auch Denkweisen, Auffassungen. Es entsteht Rafael 2.0. Als Michael mit diesem Programm konfrontiert wird reagiert er zunächst ablehnend, dann fasziniert, letztlich entsteht so etwas wie Freundschaft – soweit Freundschaft zwischen zwei so unterschiedlichen Wesen wie einem intelligenten Computerprogramm und einem Emotionsbündel namens Mensch entstehen kann. Wegen der Erbkrankkeit und der Gefahr, das Michael diese bekommen könnte wächst er recht isoliert von der Aussenwelt, vom „wahren Leben“ behütet und mit Privatlehrern auf einem großen Gelände auf. Plötzlich bricht die Realität mit Macht auf Michael ein. Sein Vater ist verschwunden, es wird behauptet er sei abgetaucht wegen Steuerhinterziehung. Michael mag das nicht glauben und will den Vater suchen, als er auf einmal merkt, dass er mächtigen Interessen einfach im Wege steht. Wie er sich aus dieser Situation mit Hilfe von loyalen Freunden, von Rafael 2.0 und seinem eigenen Witz herausarbeitet ist absolut lesenswert, ein atemberaubender Plot, ein Abenteuerroman vom feinsten. Ein Buch, das seinen Leser auch ins Gruseln und Grübeln bringt über das, was da in diesen Kästen steckt und was da werden kann (oder wird?)
Vielleicht doch ein Jugendroman, wen man das rosarote Ende betrachtet? Egal, mir hat es sehr gefallen. Ich kann es Lesern und Leserinnen (ja auch denen!) nur empfehlen.