• Den 100. Beitrag muss ich natürlich gleich feiern, indem ich hier eine eigene Geschichte veröffentliche. :-]


    Leider schon etwas älter, weil ich nicht damit gerechnet hatte, so schnell bei 100 Beiträgen anzukommen und deswegen noch nichts für den Anlass geschrieben hatte. ;)
    Heute würde ich so einiges anders machen, aber ich belass die Geschichte trotzdem mal in der Originalversion, an der seltsamerweise anderswo niemand was zu meckern fand. Vielleicht findet hier ja jemand wenigstens die Stellen die mir inzwischen nicht mehr gefallen. ;-)


    Ich bin ziemlich zartbesaitet und nehme deshalb an, dass die Geschichte auch für zartbesaitete Gemüter geeignet ist, aber Kindern würde ich davon abraten sie zu lesen.
    __________________




    Er hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ihr Lachen. Die Art wie ihre Haare ihr ins Gesicht hingen wenn sie gerannt war und ihre Zöpfe sich gelöst hatten. Ihre unschuldigen blauen Augen.


    Sie war oft bei ihm, wenn bei ihr niemand zuhause war. Ihr Vater war alleinerziehend und arbeitete viel.
    Er brachte es nicht übers Herz ihr zu sagen, dass sie nicht zu ihm gehen sollte. Dass sie die nette alte Dame von Gegenüber besuchen sollte, oder sonst jemanden. Sie hätte es nicht verstanden.
    Sie wusste ja nicht, dass ihr kindlicher Körper ihn erregte. Dass er nicht aufs Klo musste, wenn er ins Badezimmer floh. Vor sich selbst zu fliehen versuchte.
    Und sie war so fröhlich. Immer fröhlich und unbeschwert. Er hätte es nicht ertragen sie nicht mehr zu sehen.
    In letzter Zeit wirkte sie oft nachdenklich. Wie jetzt gerade. Sie kaute an einem ihrer blonden Zöpfe. Sah ihn aus ihren unschuldigen blauen Augen an.
    „Ich hab Dich lieb“ sagte sie plötzlich.
    Er schluckte. Was sollte er antworten? Die Wahrheit? Sie würde nicht verstehen…
    „Soll ich Dir einen blasen?“
    Er zuckte zusammen. Konnte sie es wissen? Aber er war doch so vorsichtig gewesen. Hatte darauf geachtet, dass sie nichts merkte…sollte er „ja“ sagen? Hatte er sich das nicht immer gewünscht?


    „Warum?“ seine Stimme zitterte.


    Sie zuckte mit den Schultern.


    „Daddy sagt, das macht man wenn man jemanden lieb hat. Ich hab Dich lieb.“


    „Machst Du das gerne?“ fragte er tonlos.


    Fast schuldbewusst senkte sie den Blick. „Ich finde es eklig. Aber Daddy sagt, ich werde mich dran gewöhnen. Und dann wird es schön sein.“


    Seine Stimme zitterte immer noch. Stärker als vorher. „Ich hab Dich auch lieb, Engelchen“


    Er sah in ihr verwirrtes Gesicht, küsste sie auf die Stirn. Weiche Haut…so zart…


    „Es tut mir Leid“ sagte er.


    Dann ging er in die Küche, wo das Telefon stand. Schloss hinter sich ab, nahm den Hörer und wählte.


    110

  • Hallo Themrys,


    ich mag die Annäherung an das Thema, gerade vor dem Hintergrund seiner Neigung.
    Ich finde das Ganze für das sensible Thema aber zu plump gelöst und unglaubwürdig, gerade im Dialog.
    Dieses sexuel missbrauchte Kind kann kaum immer fröhlich und unbeschwert wirken und derart locker über den Missbrauch sprechen. Täter - gerade aus dem Familienkreis - tun *alles* um ihre Taten zu vertuschen und das Opfer zum Schweigen zu bringen. Das geht von "unser Geheimnis" bis zu Drohungen oder "Geheim-Codes".
    Die Figuren bleiben auch extrem blass. Natürlich ist es eine sehr kurze Geschichte, aber auch in einer solchen kann und sollte man Details setzen, die die Figuren charakterisieren.


    Stilistisch musst du dir die Regeln der Zeichensetzung nochmal zu Gemüte führen:


    Zitat

    „Machst Du das gerne?“ fragte er tonlos.


    Hier kommt ein Komma zwischen die wörtl. Rede und das Verb.


    Zitat

    „Warum?“ seine Stimme zitterte.


    Hier wird nach der wörtlichen Rede groß weitergeschrieben.


    Vor Auslassungspunkte setzt man ein Leerzeichen ... sofern nicht mitten im Wort abgebrochen wird. Du & dich schreibt man im Fließtext & im Dialog klein. All solche Sachen, die sich zu vielen unnötigen Fehlern anhäufen


    Ansonsten wiederholen sich auf dem engen Raum die "unschuldigen blauen Augen" (by the way: Man liest das häufiger, aber ich hab nie verstanden, wie man sich unschuldige Augen vorzustellen hat, und was Augen wohl tun müssen, um ihre Unschuld zu verlieren ...)


    Fazit: Aus der Idee lässt sich was machen, die Umsetzung ist leider noch sehr schlampig. Das ist mehr eine Art Erstentwurf.

  • Danke für die konstruktive Kritik. Genau sowas wollte ich haben. :-)


    Der relativ unbeschwerte Tonfall ist Absicht um den Schockeffekt zu verstärken - mit mehr Detailreichtum hätte ich da aber natürlich deutlicher machen können, dass dieser unbeschwerte Tonfall nicht deswegen so ist, weil das Kind keinen psychischen Schaden abbekommen hätte, sondern weil der traumatisierte Persönlichkeitsanteil abgespalten wurde. (Meines Wissens ist es möglich, dass ein rationales Wissen um das Erlebte da ist, die emotionale Verletzung aber verdrängt wurde)


    Und die Entdeckung der Tat müsste schwerer sein, da hast du Recht...ein Codewort das erst einmal erraten werden muss, wäre da angebrachter.


    Die unschuldigen blauen Augen gingen mir schon selbst auf die Nerven...und die Kommasetzung beherrsche ich inzwischen ein klein wenig besser - das und die etwas unbeholfen geschriebene wörtliche Rede des Kindes waren die Sachen bei denen ich mich im Nachhinein fragte, warum sie bei der Erstveröffentlichung keiner bemerkt zu haben scheint.

  • Hallo Themrys, ich finde es mutig von dir, dieses Thema in einem literarischen Text zu verarbeiten. Ich selbst habe genau das auch versucht und auch in einem anderen Forum sehr viel nützliche Kritiken bekommen.


    Was mich stört, ist, dass du dir nicht einmal die kleine Mühe gemacht hast, einen so kurzen Text noch einmal zu überarbeiten, wenn du, wie du ja schreibst, weißt, woran er krankt bzw. du es (z.B. Orthografie) mittlerweile eigentlich etwas besser weißt. Das nur am Rande. Und wenn der Text nicht was hätte - zumindest das ungewöhnliche Setting - hätte ich mir wohl auch gar nicht die Mühe gemacht, etwas dazu zu schreiben.


    Mulle hat schon auf einige Dinge hingewiesen, die ich nicht wiederholen möchte. Ich glaube auch nicht, dass der Vater ihr den Ausdruck "einen blasen" beigebracht hat. Die Täter verniedlichen und umschreiben solche Handlungen gern mit "lieb sein" o.Ä.


    Aber ich finde es interessant, dass du differenzierst zwischen zwei Arten von Pädophilen, oder besser gesagt, dass du unterscheidest zwischen einem Pädophilen, der um seine Veranlagung weiß und dagegen ankämpft und einem Pädokriminellen.


    Mit wenigen Handgriffen kannst du was aus der Geschichte machen.


    (Genau das wird das Thema meines zweiten Krimis sein.)


    LG Cornelia


    edit: ich würde die Geschichte anders nennen.

  • Schwach!
    So unsensibel sollte man über diese sehr sensible Thema nun wirklich nicht schreiben. Vielleicht wäre es auch sinnvoll gewesen, die Geschichte vor dem Reinstellen hier noch einmal durchzulesen.
    Da holpert und stolpert jemand durch die Sätze.


    Manche Menschen können schreiben - manche können es nicht. Du gehörst zur zweiten Gruppe.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Themrys.


    Ich bin nur eine Leserin, ich kann Dir also nur mitteilen, was ich empfinde, wenn ich Deine Geschichte lese, fernab von stilistischen Dingen.
    Ich würde es nicht so krass ausdrücken wie Voltaire, aber mir geht es leider ähnlich. Die Geschichte ist für mich zu unsensibel und zu unsubtil erzählt. Ich finde keinen Spannungsbogen, sondern nur Schockelemente, die mir mit einem Schlag schonungslos übergebraten werden. Und sie kommt mir außerdem nicht glaubwürdig vor. Zwar habe ich keine Erfahrung mit missbrauchten Kindern, aber das Kind würde sich m.E. nach nicht von alleine "anbieten".


    Ich freue mich aber trotzdem über weitere Geschichten, ich lese gerne, viel, und auch crossover. ;-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Hallo,


    also ich finde die Geschichte auch nicht soo gut, da sie sehr kurz ist und du wie Voltaire schon gesagt hast, nicht sehr sensibel mit dem Thema umgehst.
    Ich arbeite mit Kindern und ja.. Kinder würden erstens mal nie so reagieren, wie du schreibst, sie wären nicht nur fröhlich und unbeschwert. Du hättest vielleicht schreiben sollen, dass sie so wirkt, denn das tun solche Kinder vielleicht. Unbeschwert und fröhlich wirken, sie versuchen das zumindest, aber jeder merkt, dass etwas nicht stimmt.


    Außerdem würde ein solches Kind auch nicht das Wort "blasen" verwenden, denn wie Cornelia Lotter geschrieben hat: Solche Kinder werden von Anfang an dazu gebracht, nichts zu sagen. Es heißt das: " Das ist unser Geheimnis, Papa hat dich lieb und du darfst keinem etwas sagen, was wir hier tun usw.usw."
    Wenn dich das Thema interessiert, dann lese mal das Buch " Jetzt kann ich nicht mehr schweigen" von Donna L. Friess. Leider gibt es das nicht bei Amazon, habe gerade nachgeschaut, aber vielleicht findest du es in der Bücherei.
    Darin schreibt eine Frau, die seit ihrer Einschulung missbraucht wurde. Von ihrem Vater.
    Das Buch hat mich sehr berührt und ich habe es oft gelesen.


    Ich an deiner Stelle hätte den Text vor dem Einstellen noch mal überarbeitet.


    @ Voltaire: Ich finde es schade, wenn man immer gleich sagt: Du kannst nicht schreiben.
    Ich weiß, Büchereule ist ein Bücherforum, kein Schreibforum, ich bin in einem anderen Forum angemeldet und dort bekommt man wirklich gute Kritik. Das fehlt hier meiner Meinung nach.
    So machst du ihn nur schlecht und vielleicht kann er ja schreiben, muss den Text nur nochmal überarbeiten.


    Gleich jemanden runter zu machen, finde ich nicht fair.


    @ Themrys: Ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen. Wie gesagt, vorher im Internet recherieren, Bücher über dieses sehr schwierige, traurige und sensible Thema lesen.. Dann eine Geschichte dazu schreiben.


    Einfach nochmal probieren :)


    Lg Juli

  • Zitat

    Original von Juli


    Ich an deiner Stelle hätte den Text vor dem Einstellen noch mal überarbeitet.


    Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Wenn der Text dem aktuellen Stand meiner Fähigkeiten entsprechen würde, hätte mich die Behauptung, ich könne nicht schreiben, jetzt ernstlich getroffen. ;-)


    Etwas Aktuelles von mir wird man hier also wahrscheinlich in nächster Zeit eher nicht lesen. Die meisten Kommentare waren sehr konstruktiv, aber ich bin zu leicht zu demotivieren um ein "Du kannst nicht schreiben" zu einem aktuellen Text von mir riskieren zu können.


    Nichtsdestotrotz, danke für die Kritik. :wave

  • Zitat

    Original von Juli


    @ Voltaire: Ich finde es schade, wenn man immer gleich sagt: Du kannst nicht schreiben.
    Ich weiß, Büchereule ist ein Bücherforum, kein Schreibforum, ich bin in einem anderen Forum angemeldet und dort bekommt man wirklich gute Kritik. Das fehlt hier meiner Meinung nach.
    So machst du ihn nur schlecht und vielleicht kann er ja schreiben, muss den Text nur nochmal überarbeiten.


    Gleich jemanden runter zu machen, finde ich nicht fair.


    Ich bin nicht hier um fair zu sein. Es geht für mich darum ob jemand schreiben kann oder nicht - der Autor dieser Geschichte kann nicht schreiben.


    Wenn jemand mit seinen Sachen in die Öffentlichkeit geht, dann muss dieser jemand damit rechnen das auch kritisiert wird - ggf. auch hart kritisiert wird. Und wenn jemand mit einem Text an die Öffentlichkeit geht der einfach nur schlecht ist, dann muss er damit rechnen, dass dieser Text eben auch so bewertet wird.


    Ich finde diesen Text einfach nur schlecht - grottenschlecht. Ein wenig mehr Sorgfalt würde auch ein mehr an Respekt vor den Lesern bedeuten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.