Blutsbrüder - Michael Wildenhain (13-15 Jahre)

  • Inhalt:


    Darius und sein bester Freund Hakan sind eigentlich in einer Gruppe, die Aktionen gegen Neonazis planen und durchführen. Doch dann beschließt Hakan, selber türkischer Herkunft, dass er gegen die anderen Türken in seinem Viertel vorgehen will, weil diese seiner Meinung nach viel mehr Ärger machen, als die Deutschen.
    Dieser Gedanke ist für die Antifa-Gruppe absolut neu und führt zu einigen Diskussionen. Die Freundschaft von Darius und Hakan steht vor einer Belastungsprobe.



    Meine Meinung:


    Als ich dieses Buch bei meinen Neuzugängen vorgestellt habe, habe ich folgendes dazu geschrieben:


    „An dieses Buch habe ich sehr hohe Erwartung: Und zwar erwarte, bzw. erhoffe ich mir, dass es dem Autor gelingt, ein Buch zu schaffen, dass keinerlei Vorurteile hinsichtlich Deutschen und Ausländer bedient. In dem Buch geht es ja, wie der Klappentext sagt, um zwei Freunde, die eigentlich gegen Nazis kämpfen, dann aber erkennen, dass die Ausländer in ihrem Viertel mehr Ärger machen. Ich hoffe sehr, dass der Autor eine Verallgemeinerung in jegliche Richtung vermeidet.“


    Ich muss gestehen, dass ich für das Thema Vorurteile, Stereotype, Rassismus und fremde Kulturen sehr sensibel bin. Deswegen bin ich sicherlich kein leicht zufrieden zu stellender Leser. So viel nur vorneweg.
    Meiner Meinung ist es dem Autor nicht gelungen, dieses so sensible Thema richtig umzusetzen. Wie ich schon vorher schrieb, hatte ich mir gewünscht, dass nicht gängige Stereotype erfüllt werden, sondern im Gegenteil der Mensch an sich unabhängig seiner Kultur- und Nationalitätszugehörigkeit in den Blickpunkt genommen wird.


    „Springerstiefel, Turnschuhe. Manche von ihnen mit Motorradmaske. Einzelne mit Schlagring, Messer, kurzem Schlagstock. Grinsen, fehlende Vorderzähne.“ (S. 15)


    „Der dicke Türke, der sein Gesicht noch dichter an Darius’ Gesicht heranschiebt, riecht nach süßem, pinkfarbenem Kaugummi. ‚Isch weiß, wo dein Haus wohnt, fick disch.’“ (S. 61)


    Beim Lesen entstand für mich der Eindruck, dass beinahe alle Nazis keine Vorderzähne haben, fast alle Türken zu dick sind, nicht richtig Deutsch sprechen können und grundsätzlich so ziemlich jeder Türke Frauen von oben herab behandelt.
    Natürlich gibt es auch immer ein paar Ausnahmen, die vermutlich zeigen sollen, dass der Autor doch nicht in Stereotypen denkt, doch waren mir diese Ausnahmen viel zu selten und wurden auch als genau das hingestellt, als Ausnahmen von der Regel.


    Aus diesem Thema hätte man sehr viel machen können. Es hätte eine Moral geben können, die darauf hinausläuft, dass man Menschen danach beurteilen sollte, was sie tun, und nicht danach, welcher Herkunft sie sind. Leider nicht gelungen. Da die Geschichte trotzdem nicht unspannend geschrieben ist, kann ich gerade noch 2 von 5 Sternen geben.



    Ich bin allerdings sehr gespannt darauf, andere Meinungen zu dem Buch zu lesen. Vielleicht stehe ich mit meiner ja auch sehr alleine da.