Einzlkind- Harold

  • Erschienen: März 2010
    222 Seiten
    ISBN -13: 978-3-893-20142-6


    Klappentext:


    Harold bringt sich gerne um. Das ist sein Hobby. Vermutlich hat er es sich von seinem berühmten Namensvetter aus »Harold and Maude« abgeguckt, dem etwas schmalzigen Film aus den 70ern. Aber sonst hat er mit dem Filmmenschen nichts zu tun. Vielmehr ist er Wurstfachverkäufer. Aber seine spezielle Feindin aus der Käseabteilung sorgt dafür, daß Harold entlassen wird. Harold ist eigentlich überhaupt nicht lebensfähig und seinen Mitmenschen hilflos ausgeliefert, die ihn nach Kräften quälen und ausnutzen. Und dann muß er eine Woche lang auf den 11-jährigen Melvin aufpassen, der behauptet ein Genie zu sein, ein hochintelligentes, aber auch altkluges Bürschchen, um genauer zu sein, eine Nervensäge, die den wehrlosen Harold in ein Schlamassel nach dem anderen hineinzieht. Melvin sucht seinen Vater. Harold begibt sich mit auf die Reise und bereut es spätestens, als er die Queen überfährt.


    Über den Autor:


    Der Autor lebt in England. Oder in Deutschland. Er ist militanter Nichtraucher und schwer übergewichtig. Neulich erst hat er eine neue Kaffeemaschine gekauft. Seine alte war kaputt.


    Meine Meinung:


    Das Buch habe ich geliehen bekommen- das Lesen fiel mir daher ungewöhnlich schwer, die Eigentümerin ist eine der Künstlerinnen, die ohne Knicke im Buchrücken Softcover lesen können. Jetzt kann ich das auch, finde es aber furchtbar mühsam. Aber die Mühe hat sich gelohnt.


    Very british. Ich mag skurile Bücher über Menschen wie du und ich, der ganz normale Wahnsinn. Dies ist so eins, ein sehr ernster Hintergrund, aber mit einem bissigen britischen Humor geschrieben. Vom feinsten


    Melvin ist 11 Jahre alt und ein Genie. Als seine Mutter eine Woche weg muß stellt sie ihn einfach bei Harold, dem einsamen Endvierziger, ihrem Nachbarn ab, behauptet er sei pflegeleicht und entschwindet. Melvin nutzt die Gelegenheit Harold einzusppannen auf der Suche nach seinem Vater. Von der Mutter weiß sie nichts über diesen, er hat einen Liebesbrief gefunden aus dem sich der Name ergibt und im Zeitalter des Internets knn man ja nach Namen recherchieren und wenn man weiß wo Mama den Autoschlüssel aufbewahrt und einen erwachsene Aufsichtsperson bei sich hat, kann die Reise beginnen. Diese Reise zu den potentiellen Erzeugern Marvins wird zur Suche nicht nur zum Vater, sondern nach der Welt, nach sich selbst. Dabei begegnen dies seltsame Gespann Melvin, der altkluge Junge und Harold, der einsame, lebensuntüchtige Mann einem Querschnitt der englischen Gesellschaft, alles Typen mit Seele und Ecken und Kanten, wunderbar humorvoll beschreiben, aber nie so, dass der Humor auf Kosten von handelnden Personen, von Minderheiten oder Behinderungen geht. Einfach selber lesen und geniessen.

  • Danke für die schöne Rezension, beowulf.
    Das Buch habe ich vor längerer Zeit gelesen und habe es in guter Erinnerung.
    Ich könnte mir vorstellen, das Buch ein zweites Mal zu lesen.


    Schon das Cover sagt mir zu :-)

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Es dürfte Teil des Konzeptes des Buches sein, dass der Autor kein Brite ist. Das Buch ist jedenfalls im Original in Deutschland erschienen. Das ändert nichts am Stil des britischen (schwarzen) Humors und nichts am Schauplatz (quer durch die Vereinigen Königreiche)

  • Danke für die Rezi! Klingt ja skurril und witzig, hab ich mir daher gleich mal notiert. Das ist mal wieder so ein Buch, auf das ich vermutlich ohne Euch Eulen nicht aufmerksam geworden wäre, danke für den Tipp also! :wave

  • Ich habe das Buch vor ein paar Monaten gelesen und war begeistert. Ich weiß noch, dass ich es danach allen in die Hand drücken wollte. Es ist ziemlich schräg und abgedreht; teilweise hat es etwas "Lorioeskes". Einen Gruß an das rosarote Badeschaf!

  • Ich hatte mir das Buch aus der Bücherei ausgeliehen und vor ca. einer Woche ausgelesen. Fand es soweit ganz gut - ist auf jeden Fall interessant, der Schreibstil des Autoren gefällt mir. Etwas surreal-grotesk, mit einigen Neologismen (z.B. "strohhalmen") oder sonstigen merkwürdigen Formulierungen, die ich vom rein sprachlichen her aber genossen habe.
    Zu der Geschichte, ja, ich persönlich mag diese Art von Humor. Melvins bissige, hochgestochende Kommentare und diese ganze Herangehensweise an die Mission "Vater gesucht" ist stellenweise einfach zum Brüllen. :lache Meistens bleibt einem das Lachen aber gleichzeitig auch irgendwie im Halse stecken.
    Dieser rote Faden, dass sich Harold eigentlich die ganze Zeit umbringt, hat mich trotzdem zwischendurch irgendwie sehr irritiert. Mir persönlich ist nicht so ganz klar, was einzlkind damit bezweckt. Vielleicht hätte man das auch weglassen können.

    Bücher haben die gleichen Feinde wie der Mensch: Feuer, Nässe, Zeit und ihren eigenen Inhalt.
    (Paul Ambroise Valéry)

  • Ich habe das Buch ca. auf Seite 100 abgebrochen, irgendwie kam ich mit dem schwarzen Humor und den altklugen Ansagen des 11-jährigen Melvin nicht zurecht. Es wird ziemlich schnell klar, wie das Buch "gestrickt" ist und wie sich die Story weiter drehen wird und dann hat mich die Geschichte leider nicht mehr so weit interessiert, dass ich sie zu Ende lesen wollte. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu ernst für solche Satire ;-)

  • Meine Meinung: Ich habe das Buch in einem Atemzug verschlungen und es ist das lustigste und skurrilste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Der Autor, der anonym bleiben möchte, aber von sich wenigstens preis gibt, eine neue Kaffee-Maschine gekauft zu haben, weil die alte kaputt war, hat ein Buch geschrieben nach dessen Genuss ich mich die ganze Zeit dazu verleitet fühle, ihm dafür die Füße küssen zu wollen, oder ihm zumindest einen Heiratsantrag zu machen.Die Kritiken überschlagen sich – man vergleicht ihn mit Pratchett, Hornby und Monthy Python (ich füge noch Evers hinzu) und tatsächlich findet man von jedem etwas in seinem Stil wieder, und doch ist er ganz anders…


    Mit Harold und Melvin hat er zwei völlig schräge Charaktere in die Welt gesetzt und mit seinem hochgebildeten Wortschatz entwirft er für sie eine passende Welt – die zwar der Realität entspricht, jedoch aus den Augen den Autors, bzw. seiner Figuren gesehen, die skurrilsten Dinge und Situationen offenbart. Harold ist ein arbeitsloser Wurstverkäufer, der ziemlich realitätsfern und ohne eigene Meinung seinen Alltag fristet und Melvin ist der Sohn einer Nachbarin, die das hochbegabte Kind, das sich als „Savant ohne autistische Züge“ beschreibt, bei Harold zur Pflege abgibt…


    Mit diesem Tag ändert sich das Leben Harolds, denn Melvin gestaltet jeden Tag, den sie nun miteinander verbringen auf eine andere Art und Weise so, dass Harold sein Hobby, gepflegten Suizid zu begehen, täglich ausbauen möchte.
    Ich habe eigentlich auf jeder Seite, ja fast bei jedem Satz vor mich hin gelacht, denn allein die Formulierungen sind so aberwitzig genial, das ich mir gewünscht hätte, das Buch habe noch 500 Seiten mehr – ich konnte von dem Schreibstil nicht genug bekommen und frage mich nun ängstlich, wie ich das nächste Buch des Autor denn erkennen soll, wenn ich seinen Namen nicht weiß. Vielleicht könnte er ja seine Kaffee-Maschine fotografieren?


    Mein Fazit: Wer englischen Humor liebt (obwohl ich den Autor für einen Deutschen halte, denn dieses Sprachgenie kann man nicht so gut aus dem englischen übersetzen), es rabenschwarz und politisch auch mal unkorrekt mag, der sollte sich unbedingt dieses Buch zu Gemüte führen.


    Eine kleine Leseprobe:

  • Auch ich liebe eigentlich den englischen Humor, trotzdem konnten Harold und ich keine Freunde werden.
    Mir gefiel der Schreibstil gar nicht und obwohl es nur ein dünnes Büchlein ist habe ich abgebrochen.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.