Großverlage - Wartezeit

  • Zitat

    Original von harimau
    Das unaufgefordert eingesandte Manuskript meines Debütromans wurde u.a. vom selben Verlag (Ullstein) abgelehnt, der es später nach Vorlage durch meine Agentin unverändert (!) gekauft und auch veröffentlicht hat. So viel dazu.


    LG harimau


    :lache


    Dann weiß ich ja, bei wem mans ohne Agent gar nicht erst probieren muss.

  • Ich kann nur vom Kinderbuchbereich sprechen, bei Erwachsenen kenne ich mich weniger aus.


    Bis jetzt bin ich noch ohne Agentur und hin- und hergerissen, ob es so bleiben soll oder nicht. Beinahe jeden großen Kinderbuchverlag habe ich schon gefragt, ob es besser sei, wenn die Manuskripte über eine Agentur kämen. Mir wurde meist geantwortet, es käme auf die Agentur an. Wenn sie unbekannt ist, dann nutzt das nicht mehr, als wenn man selbst sein Manuskript schickt. Bei vielen großen Verlagen habe ich schon die ersten Hürden übersprungen und kam bis in die Programmkonferenz. Sie kennen bereits meinen Namen und das ist, nach Aussage der Lektorinnen, ebenso gut wie die Zusendung durch eine bekannte Agentur.


    Trotzdem hätte ich gerne Hilfe im Vorfeld (Sichtung des Manuskripts, Überarbeitung des Exposés, Auswahl der geeigneten Verlage) sowie bei Vertragsverhandlungen etc. Und vielleicht hätte es ja auch mit einer Agentur schon bis zu einem der Großverlage geklappt.


    Ich hatte auch schon Angebote von zwei Agenturen, die von sich aus auf mich zugekommen waren. Eine davon war früher Lektorin bei einem großen Verlag, der andere kam über eine Flugzeugbekanntschaft. Doch beide sind zu unbekannt bei den Verlagen und haben noch nicht viele Manuskripte untergebracht. Dann kämpfe ich lieber selber weiter.


    Übrigens kann ich Toms Zahlen bestätigen, die habe ich auch von Lektorinnen der großen Verlage gehört. Auf 2.000 - 3.000 unverlangt eingesandte Manuskripte kommt eine Veröffentlichung. Nur schade, dass knapp daneben auch vorbei ist ... :-(


    Grüßle
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Ich kann nur bestätigen, was über die Notwendigkeit eines Agenten gesagt wurde.
    15-20% klingen viel, aber die Vertragssummen sind auch beträchtlich höher und die Konditionen erheblich besser als das, was man selbst aushandeln könnte.
    Abgesehen davon: Wenn man das Ganze professionell betreiben will (und nur dann hat man eine Chance bei großen Agenturen oder Verlagen), hat man für diesen Verhandlungsquark weder Zeit noch Nerven.


    Aber ich möchte noch etwas anderes zu bedenken geben: M.E. sollte man ganz, ganz sicher sein, dass das, was man anzubieten hat, wirklich gut ist, bevor man es an eine Agentur oder einen Verlag schickt. Und das heißt, es sollten nicht nur Verwandte oder Freunde begeistert davon sein, sondern Fachleute. Ich empfehle, zumindest mal ein Stück Text in einem Autorenforum zur allgemeinen Kritik eingestellt zu haben. Es gibt aber auch freie Lektoren, die sich für ein paar Euronen zumindest die ersten paar Seiten ansehen und ihre Meinung dazu abgeben. Mehr braucht auch kein Agent oder Verlag, um festzustellen, ob sich das Weiterlesen lohnt.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Es gibt aber auch freie Lektoren, die sich für ein paar Euronen zumindest die ersten paar Seiten ansehen und ihre Meinung dazu abgeben. Mehr braucht auch kein Agent oder Verlag, um festzustellen, ob sich das Weiterlesen lohnt.


    Über genau dieses "Modell" hab ich mir auch schon meine Gedanken gemacht. Das Problem ist nur auch hier wieder: Wie die Spreu vom Weizen trennen?
    Das Risiko, dass jemand ein wenig redigiert und dann "Weltklasse!" drunter schreibt, auch wenn Schmock drin steckt (damit der Autor sein nächstes und übernächstes MS auch noch beurteilen lässt) ist schon nicht ganz von der Hand zu weisen. Im Gegensatz zu Verlagen und Agenturen hat man bei freien Lektoren wirklich kaum mehr eine Chance, sich über den Ruf vorab zu informieren.


    Ich plädiere auch für Autorenforen, gegenseitiges, kritisches Testlesen. Je unangenehmere Kritiker sich finden, umso besser :lache (Man muss ja nicht alles annehmen - aber mal ernsthaft drüber nachdenken schadet nie.)


    Bei Agenturen sollte man sich gut anschauen, wie der "Laden läuft". Eine kleine Agentur kann sehr fein sein: Wenn es nur eine handvoll vertretene Autoren gibt, diese Autoren werden aber auch fast alle vermittelt (und äußern sich auf eine kurze Anfrage vielleicht noch zufrieden) dann ist das eine wesentlich bessere Visitenkarte, als eine Agentur, die zig Autoren aufgelistet hat - aber kaum einer davon veröffentlicht erwähnenswert.
    Wichtig ist auch, dass die Kontakte stimmen: Man kann einen Agenten durchaus fragen, zu welchen Verlagen er die besten und erfolgreichsten Kontakte pflegt. In deren Profile sollten die eigenen Text dann auch reinpassen. Hierbei kann man ruhig auch schon in die Zukunft denken, wenn man auch in andere Genre möchte.

  • Zitat

    Original von harimau
    Das unaufgefordert eingesandte Manuskript meines Debütromans wurde u.a. vom selben Verlag (Ullstein) abgelehnt, der es später nach Vorlage durch meine Agentin unverändert (!) gekauft und auch veröffentlicht hat. So viel dazu.
    LG harimau


    Das ist jetzt interessant, ich dachte immer, keine Agentur nimmt Manuskripte, die schon die Verlagsreise hinter sich haben. Und ich dachte auch, es hat keinen Sinn, einem Verlag ein schon mal abgelehntes Manuskript nochmal (unverändert) anzubieten, auch, wenn es eine Agentur macht.


    Möchtest du dich dazu nochmal etwas ausführlicher äußern?


    LG Cornelia

  • Das dachte ich zuvor auch, Cornelia. Meine Agentin ist dennoch noch einmal auf Ullstein zugegangen, weil sie die entsprechende Lektorin gut kennt und vermutete, dass mein MS deren Interesse wecken würde. So war es dann auch, und wir kamen zu einem ebenso schnellen wie reibungslosen Vertragsabschluss. Die Lektorin hatte das MS natürlich vorher nie gesehen, geschweige denn gelesen - abgelehnt hatte es jemand anderes. Es wurden ja weiter oben im Fred schon Vermutungen geäußert, wie sowas läuft. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag lief dann übrigens sehr gut.


    @ Mulle: Ich stimme dir absolut zu, wie wenig die reine Größe über die Qualität einer Agentur aussagt. Meine Frau ist bei einer der größten und renommiertesten Agenturen des Landes unter Vertrag, ich bei einer kleinen, aber sehr feinen. Bisher sind wir beide mit dem jeweiligen Modell sehr gut gefahren. Es geht aber leider auch ganz anders, unabhängig von der Größe. :-(


    LG harimau

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Na ja, die Wege der Verlage sind wundersam.


    Ich hatte einen meiner "Schüler" soweit, dass sein MS so perfekt war, wie es nur sein konnte, und dem zuständigen Lektor im Verlag präsentiert. Er selbst wäre nie soweit vorgedrungen.


    Dafür kam die Absage auch innerhalb einer Woche, Programmänderung, sorry.


    Vier Wochen später hat er es auf mein Anraten über eine Agentur versucht und fand einen Verlag.


    Also helfen auch persönliche Verbindungen nur sehr bedingt. Es ist einfach zu viel unabwägbares Glück dabei.


    euer hef

  • Zitat

    Original von harimau
    Das dachte ich zuvor auch, Cornelia. Meine Agentin ist dennoch noch einmal auf Ullstein zugegangen, weil sie die entsprechende Lektorin gut kennt und vermutete, dass mein MS deren Interesse wecken würde. So war es dann auch, und wir kamen zu einem ebenso schnellen wie reibungslosen Vertragsabschluss. Die Lektorin hatte das MS natürlich vorher nie gesehen, geschweige denn gelesen - abgelehnt hatte es jemand anderes. Es wurden ja weiter oben im Fred schon Vermutungen geäußert, wie sowas läuft. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag lief dann übrigens sehr gut.


    Das finde ich sehr interessant und das macht mir Hoffnung (obwohl es mich nicht wirklich überrascht). Sollte ich einmal das Glück haben, an eine gute Agentur zu geraten, werde ich auf diesem Weg versuchen, meine "Schubladenkinder" doch noch unterzubringen. :-]


    LG Cornelia

  • Also ich habe mein Erstlingswerk im letzten Jahr auch verschiedenen Großverlagen zugesandt. Irgendwie denkt man ja doch, man zieht das große Los. Nach den Absagen, obwohl Rowohlt nach dem Expose innerhalb einer Woche die ersten Kapitel abgefordert hat, und sich dann nie wieder gemeldet hat, habe ich alles noch mal überarbeitet. Habe jetzt auch überlegt es nochmal rauszuschicken. Weiß allerdings nicht, wenn ich es an Agenturen schicke, ob ich wirklich ehrlich sein soll, und angebe, an welche Verlage ich das Buch geschickt habe. Ich fürchte, dann fassen sie es gar nicht mehr an. Aber ich glaube nicht, dass sich irgendein Verlage an mein MS erinnert. Was meint ihr?

  • Hallo!
    Du solltest ehrlich sein - zum einen haben die Mitarbeiter in den Verlagen oft ein erstaunlich gutes Gedächtnis und dann gibt es auch noch Datenbanken. Falls es herauskommt, dass du unehrlich warst, verlierst du vermutlich gleich wieder deine Agentur und da die Verlagsbranche recht klein ist und viel geredet wird, könntest du damit deinen Ruf dauerhaft schädigen, sodass du deine Chancen für immer ruinierst.
    Wenn du angibst, dass du es gründlich überarbeitet hast, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich ein Agentur trotzdem dafür interessiert. Und wenn nicht - schreib etwas Neues. Kling hart, ich weiß- aber da es dein Erstling ist, tröstet es dich vielleicht, dass so gut wie nie jemand mit seinem ersten Roman gleich bei einem Großverlag landet.


    Viele Grüße
    Kerstin

  • Es hat wenig Sinn, eine so lange währende Verbindung wie diejenige mit einer Literaturagentur auf Lügen aufzubauen. Selbst wenn nicht herauskommt, dass man das Manuskript bereits einigen Verlagen angeboten hatte (was ich übrigens für wahrscheinlich halte, denn die meisten Einsendungen werden bereits nach kurzer Lektüre der Begleitschreiben durch Praktikanten und Volontäre abgelehnt - Märchen über das faszinierende Gedächtnis der Lektoren, die mehrere tausend Einsendungen pro Jahr prüfen, halten sich dennoch hartnäckig), sollte man sich vergegenwärtigen, dass es hier nicht um schlichte Verkaufsgespräche, sondern eben tatsächlich um eine Partnerschaft handelt, die zuweilen lebenslang anhält. Das Spiel mit offenen Karten bietet sich also aus verschiedenen Gründen an, und nicht nur, weil man verhindern will, später als Schummler enttarnt zu werden (was allerdings bedeutungslos wird, wenn es dennoch gelingt, das Ms unterzubringen - es ist schließlich keine Straftat, Formalien nicht einzuhalten, die nicht Vertragsbestandteil sind). "Dieses Manuskript hatte ich in einer anderen Fassung bereits X und Y angeboten, X hatte nach der Leseprobe den Langtext angefordert, sich aber nie wieder gemeldet."


    Aber auch das ist leider ein Ratschlag, und Ratschläge, Tipps und Kochrezepte sind in diesem Bereich so hilfreich wie Dübel in Zeltwänden. Der eine macht's so und ist erfolgreich, der andere macht's anders und schafft es auch. Also. Sinatra auflegen, Manuskript (oder Expo + Leseprobe) eintüten und nach dem Ende von "My Way" ab zur Post. Und nicht auf andere hören. Besser wissen tut es jeder. Besser machen tun es nur wenige.

  • Zitat

    Original von Kuckucksheim
    Also ich habe mein Erstlingswerk im letzten Jahr auch verschiedenen Großverlagen zugesandt. Irgendwie denkt man ja doch, man zieht das große Los. Nach den Absagen, obwohl Rowohlt nach dem Expose innerhalb einer Woche die ersten Kapitel abgefordert hat, und sich dann nie wieder gemeldet hat, habe ich alles noch mal überarbeitet. Habe jetzt auch überlegt es nochmal rauszuschicken. Weiß allerdings nicht, wenn ich es an Agenturen schicke, ob ich wirklich ehrlich sein soll, und angebe, an welche Verlage ich das Buch geschickt habe. Ich fürchte, dann fassen sie es gar nicht mehr an. Aber ich glaube nicht, dass sich irgendein Verlage an mein MS erinnert. Was meint ihr?


    Ich bin grundsätzlich immer ehrlich. Würde das also auch dir raten.
    Ist halt immer doch etwas peinlich, wenn eine Lüge rauskommt, selbst wenns nicht direkt kriminell war.
    Man denke nur an den lieben Gutti...


    Ich würde sagen: Erstmal mit Ehrlichkeit versuchen. Wollen die Agenturen es nicht haben, schreib entweder was Neues, oder versuch den Erstling ohne Agentur an einen Kleinverlag zu bringen.
    Kann nicht jede mit dem ersten Buch schon einen Bestseller landen.

  • Unbedingt ehrlich sein.
    Mich hat auf der letzten Buchmesse ein Lektor am Namen erkannt, dem ich vor über 18 Monaten mein MS angeboten hatte. Ich bekam damals eine Standartabsage, erfuhr aber erst jetzt, dass mein Roman es bis in die Programmkonferenz geschafft hatte, dort allerdings aus diversen Gründen abgeschmettert wurde. Der Lektor mochte es aber und konnte sich sogar noch an Details erinnern.
    Unter solchen Umständen kann das also durchaus rauskommen - und peinlich werden.


    Weiterhin wird ein Agent ein potentiell wirklich gut verkäufliches MS nicht sofort und ausschließlich deshalb ablehnen, weil es schon Absagen bekommen hat. Man kann dann ja gemeinsam überlegen, was man macht: Nur den Verlagen anbieten, wo es noch nicht lag, oder die Leseprobe umschreiben und den Arbeitstitel ändern, oder der Agent weist gleich darauf hin: Der Autor hat euch das schon mal geschickt, aber ich glaube, ihr solltet euch die verbessere Version nochmal anschauen, das passt in euer Profil.


    Ich würde also ehrlich sein, aber kein Drama draus machen: "Das Exposé lag bereits vier unterschiedlichen Verlagen zur Prüfung vor." - Fertig. Wenn das Projekt vielversprechend ist, wird der Agent fragen, wo es schon war, das ist früh genug.

  • Was mir allmählich auf den Geist geht, ist überall (nicht nur hier) der ach so clevere Tipp, sich einen Agenten zu suchen - als wenn das so viel einfacher wäre! Nach Selbstaussagen mancher Agenten bekommen die auch nur 1-2 % oder 20 % und manchmal auch 50 % der Manuskripts über den unverlangten Weg, nachzulesen in: "Drei Seiten für ein Expose")


    Und zweitens: Wer sagt denn, dass jene, die Verlagsabsagen erhalten, es zuvor nicht schon längst erfolglos bei einer Agentur versucht haben? Der aufgeklärte Autor sollte längst wissen, dass heute der Weg "erst Agentur, dann Verlag" gilt, da es umgekehrt nicht geht. Oder wenn zuerst Verlage, dann kann danach in der Regel keine Agentur mehr kommen. Und auch dort scheint man keineswegs immer vom Agenten persönlich geprüft zu werden, zumindest keine Garantie zu haben, da Korrespondenzen da bisweilen auch über gewisse Gehilfinnen laufen, so meine Erfahrung.


    Was die Wartezeiten bei mir bisher betrifft: von einer Woche bis 3-4 Monate war bisher einiges dabei. Bei manchen warte ich immer noch (also vielleicht schon 5-6 Monate) und ich glaub auch gerne, dass da nichts mehr kommt. Ich habe aber mal von jemandem gelesen, der bei dem Verlag, wo ich noch warte, zwei Jahre auf die Absage gewartet hat.


    Bei Carslen hat meine Schwester was im Januar hingeschickt, bisher noch keine Antwort.


    Bei Agenturen war mein unterer Wartezeit-Rekord bei etwa 2 Stunden (!!). Andere Agenturen, die es als E-Mails wollten, antworteten nach ein paar Tagen oder ein-zwei Wochen. Wer das Manuskript per Post willl, lässt sich schon mal länger Zeit. 6-8 Wochen, wenn man vergessen wird bzw. bei einigen Agenturn hatte ich auch 3 Monate (oder bekommt gar keine Antwort, weil die Agenturen auf ihre Websites schreiben, kommt nach 3 Wochen oder 6-8 Wochen keine Antwort, heißt das zugleich, dass sie nicht interessiert sind).



    So viel zu meinen Erfahrungen.

  • Zitat

    Original von Annorra
    Was mir allmählich auf den Geist geht, ist überall (nicht nur hier) der ach so clevere Tipp, sich einen Agenten zu suchen - als wenn das so viel einfacher wäre! Nach Selbstaussagen mancher Agenten bekommen die auch nur 1-2 % oder 20 % und manchmal auch 50 % der Manuskripts über den unverlangten Weg, nachzulesen in: "Drei Seiten für ein Expose")


    Es ist machbarer.
    Was die Zahlen betrifft: Du darfst nicht vergessen, dass die Agenten ja auch ihre Stammautoren haben, die sie mit Stoff beliefern. Wenn 20% der MSe von Debütanten unverlangt eingesandte sind, ist das enorm viel, denn du musst bedenken, dass die Agentur idR schon einen Haufen mehr oder weniger etablierten Autoren aus dem In- und Ausland vertreten.


    Mal davon ab: Du musst nichts unverlangtes einschicken: Frag vorher an, ob am Thema des Romans Interesse besteht und wer dein Ansprechpartner wäre. Den fragst du dann, ob du ihm ein Exposé schicken darfst und schon hast du nicht mehr unverlangt eingeschickt.


    Ganz klar: "Schick das Ding einem Agenten" ist längst kein Garant auf einen Vertrag.
    Aber die Chance, dass es gelesen wird, ist größer (auch wenn auch in größeren Agenturen vermutlich vorselektiert wird).


    Agenturabsagen sind konstruktiver, was deine Arbeit betrifft. Wenn dir die Verlage absagen, kannst du dir einreden: Naja, die haben es bestimmt nicht mal angelesen. Oder die haben genug von meinem Genre. Oder die haben schlechte Erfahrungen mit dem Thema.
    Wenn dr aber alle Agenturen absagen (für die das oben genannte nicht gilt, weil sie an verschiedene Verlage vermitteln), d.h. wenn sich niemand fähig sieht, das MS an irgendwen zu verkaufen, dann weißt du, dass du ein Problem hast.
    Das kann - muss aber nicht - heißen, dass deine Geschichte und/oder dein Schreibhandwerk nicht gut genug sind.
    Das kann aber auch heißen, dass das Thema (jetzt gerade) nicht marktfähig ist.
    Das passiert im Übrigen auch etablierten Autoren. Selbst die "Größen" bekommen nicht jedes Exposé verkauft, was sie dem Agenten schicken. Als "Otto-Normal-Autor" bekommst du durchaus häufiger gesagt "Nee, das Thema kriegt man derzeit nicht verkauft, lieber Schriftstelller, denk dir mal schön was anderes aus."


    Aber ein Agent wird dir - meiner Erfahrung nach - eher mit Begründung absagen, wenn er irgendwo Land sieht. Z.B.: Gute Leseprobe, aber schwieriges Thema / unpassender Handlungsverlauf/ etc. - Haben Sie noch etwas anderes?
    Eine große Sammlung an Standartabsagen von Agenten ist ein relativ guter Anhaltspunkt, um sich klar zu werden: Dieses MS wird so kein Buch werden. Dann geht es an die Ursachenforschung, oder daran, etwas Neues zu schreiben.
    Ein Fehler vieler neuer Autoren ist es, sich zu sehr auf den Erstling zu versteifen. Wenn ich das täte, bekäme ich heute noch Standartabsagen, stattdessen habe ich jetzt meinen dritten Roman auf dem Markt und fünf weitere in der Mache, bzw fertiggestellt unter Vertrag. Mein Erstling - mein Liebling! - sitzt noch bei mir und wartet ;-)

  • Hallo, Annorra.


    Es ist kein "cleverer Tipp", sich um eine literarische Agentur zu bemühen, sondern inzwischen (fast) schon der Standardweg. Die Quote der aus unverlangt eingesandten Manuskripten generierten Debüts liegt bei den meisten Publikumsverlagen bei weit, weit unter einem halben Promille, wenn es denn überhaupt solche Debüts gibt. Im Schnitt schafft es eines von dreitausend Manuskripten auf diesem Weg - wie gesagt, bei Publikumsverlagen.


    Klar, es ist auch nicht leicht, an eine Agentur zu kommen. Aber das ist kein Glücksspiel. Es geht nicht um Quoten oder Zufallstreffer. Diejenigen, die abgelehnt werden, werden aus guten Gründen abgelehnt. Der naheliegendste: Ihr Zeug taugt einfach nix. Das gilt für mehr als neunzig Prozent der Teilnehmer an der "Großen Manuskriptverschickung". Wer nicht singen kann, so ganz und gar überhaupt nicht singen kann (und nicht sonstwie originell ist), wird es auch nicht zum Plattenvertrag schaffen, ob nun mit oder ohne Künstleragentur. Der Rest der abgelehnten Manuskripte ist nicht zeitgemäß oder würde nicht so viele Leser erreichen, dass es sich lohnt, dafür die Verlagsmaschinerie anzuschmeißen. Damit sind 99,99 Prozent aller Ablehnungen erklärt, Punkt.


    Will sagen: Wer sowieso Murks durch die Gegend schickt (und genau das tun die meisten), kann das Zeug auch an Senfhersteller oder Tabakwarenhändler senden. Der Erfolg wird genauso groß sein wie beim Versand an Agenturen oder Verlage - vielleicht fallen wenigstens die Absagen origineller aus. Die anderen, die keinen Murks rumsenden, sollten sich aber überlegen, ob sie den definitiv weniger erfolgversprechenden Weg, Verlage direkt anzuschreiben, oder den etwas besseren wählen, sich eine Agentur zu suchen. Die dann auch der bessere Verhandlungspartner (aus Autorensicht) ist - und einige weitere Vorteile bietet.

  • Hallo alle zusammen,


    meine Erfahrung mit dem Thema Manuskripteinsendungen an Großverlage ist, dass Wartezeiten von 6 - 8 Monaten fast schon normal sind und man dann nicht mal sicher sein kann, dass sie das Manuskript ernsthaft geprüft haben, da man ja nur nichtssagende Standard-Absagen bekommt.


    Das Problem dabei aus meiner Sicht ist weniger, dass sich die Großverlage eher auf Agenturen verlassen, sondern dass der deutsche Buchmarkt (sprich die Großverlage) so viel Lizenzware einkaufen, die sie nur noch übersetzen müssen, was aus Sicht der großen Verlage kostengünstiger ist.


    Die wenigstens deutschen Autoren (vor allem Debüt-Autoren) haben da eine Chance, da sich die Lizenz-Manuskripte, die eingekauft werden, in ihren Heimatländern ja schon durchgesetzt haben und ihnen daher in Deutschland auch gute Verkaufschancen eingeräumt werden, während Debüt-Autoren ja immer ein gewisses Risiko darstellen.

  • Diese Meinung hält sich hartnäckig, und ich habe manchmal das Gefühl, sie taugt zur Selbstberuhigung von Autoren, die bei den Verlagen kein Gehör finden. Was ich hörte, ist, dass das Lizenzgeschäft zugunsten von einheimischen Autoren zurückgeht, weil nämlich die Lizenzen einschl. der Übersetzung oftmals teurer sind, als einen neuen Autoren in D. aufzubauen.


    LG Cornelia