Großverlage - Wartezeit

  • Zitat

    sondern dass der deutsche Buchmarkt (sprich die Großverlage) so viel Lizenzware einkaufen, die sie nur noch übersetzen müssen, was aus Sicht der großen Verlage kostengünstiger ist.


    Humbug. Erstens kosten die Lizenzen i.d.R. weit mehr, als an Debütanten an Vorschüssen zu zahlen wäre, und außerdem müssen dann noch die Übersetzer honoriert werden, und die Arbeit für die Lektoren ist auch nicht kleiner. Auslandslizenzen sind oft teurer als Inlandslizenzen. Sie werden hauptsächlich aus einem ziemlich simplen Grund gekauft: Ein Buch, das sich anderswo gut verkauft hat, wird sich wahrscheinlich auch hierzulande gut verkaufen. Ob sich aber ein Debüt gut verkaufen wird, das weiß man einfach nicht. Trotzdem suchen die Verlage nach neuen Autoren, die sie aufbauen können.


    Es hat aber auch mit der Nachfrage zu tun. Dreißig Bücher von Juli Zeh oder Ingo Schulze verkaufen sich schlechter als ein einziges von Stephenie Meyer.

  • Zitat

    Original von Tom


    Auslandslizenzen sind oft teurer als Inlandslizenzen. Sie werden hauptsächlich aus einem ziemlich simplen Grund gekauft: Ein Buch, das sich anderswo gut verkauft hat, wird sich wahrscheinlich auch hierzulande gut verkaufen. Ob sich aber ein Debüt gut verkaufen wird, das weiß man einfach nicht.


    So kenne ich das auch. Ab und zu streut man mal einen günstigen Newcomer ein, weil man z.B. die beliebten deutschen Regionalkrimis beim besten Willen nicht von den Amis beziehen kann. Ansonsten guckt man eben: Aha, die US-Kunden hams wie blöd gekauft, die Engländer und die Franzosen, dann muss es bei uns auch gehen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Viel wurde schon gesagt, hier sind noch meine 2 Cent zum Thema:


    Als ich 2005 begann, mich ernsthaft mit der Möglichkeit einer Veröffentlichung für mein Debüt-Manuskript zu beschäftigen, schrieb ich viele Verlage direkt an und landete viele Absagen. Manche antworteten ach gar nicht. Ein paar andere sagten nach 2 Jahren ab. Einer sagte zu - der wollte Geld. Das kam mir seltsam vor und so lernte ich, was DKZ ist und dass man die Finger davon läßt, weil es die Anti-These zur klassischen Verlagsveröffentlichung darstellt.


    Ich lernte alle möglichen Selbstberuhigungsargumente für angehende erfolglose Autoren kennen:
    - die Verlage kaufen eh nur Auslandslizenzen und investieren nicht in deutsche Neuautoren (Unfug)
    - in der Fülle der Einsendungen geht Deine Perle von MS einfach unter (nicht, wenn es was taugt und Du über Agenturen gehst. Oder Kleinverlage für den Anfang probierst)
    - ohne Beziehungen läuft nichts (mit Beziehungen aber auch nicht, wenn das MS grottenschlecht ist ... außer man hat den Promi-Bonus)


    Ich verbrachte daraufhin weitere 2 Jahre wie wild mit diversen Maßnahmen zur Verbesserung meiner Schreibe und Kritik-Einsammeln in Autorenforen und Fachlektüre und sogar einem Kurs (der besser war, als sein Ruf). Und mit dem Schreiben zweier weiterer Manuskripte und unzähliger Kurzgeschichten.


    2008 fand ich auf eigene Faust einen Kleinverlag (der gleiche wie Mulle), der eins davon veröffentlichte und dann eine neue Serie in Auftrag gab. Genau wie Mulle lernte ich unschätzbar viel Wichtiges über die Abläufe in einem Verlag, Marktrealitäten usw. Ich schrieb zeitgleich ein paar Agenturen an, neuer Versuch, neues Glück. Die Absagen waren motivierend und bewiesen mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ab diesem Punkt war mir auch klar, dass der Einstieg in die Großverlage über eine Agentur um ein Vielfaches leichter würde, wenn ich denn ein passendes Projekt vorlegen anzubieten hätte, in annehmbarer Qualität.


    2011, vor 4 Monaten, erschien einer meiner Kleinverlags-Romane in Lizenz bei einem Großverlag.
    Seit einem Monat bin ich bei einer guten Agentur unter Vertrag. Mit neuen Projekten, einige davon mit der Agentin gemeinsam entwickelt. Ich bin optimistisch, was die Großverlags-Perspektiven angeht, das sieht bisher alles vielversprechend aus.



    Fazit (was nun wiederum nichts Neues ist, man aber als Unveröffentlichter nie so recht glauben will):
    Qualität und Markttauglichkeit der eigenen Manuskripte ist das A und O. Wobei Qualität das Wichtigste ist, denn bei guter Schreibe signalisiert einem die Agentur, dass es 'nur' noch am markttauglichen Projekt mangelt. Bei schlechter Schreibe kommt die Absage direkt.
    Langer Atem ist Pflicht. Vier, fünf Jahre sind nichts Besonderes für den Einstieg.
    Wenn die Großverlags-Kirschen zu hoch hängen, kann der Einstieg über einen Kleinverlag (also einen richtigen, ohne versteckte Kostenbeteiligung - der darauf angewiesen ist, vom Verkauf der Bücher an nicht-Autoren-Publikum zu leben) gut und sinnvoll sein und später den Weg ebnen.
    Naja, und seit einigen Jahren gilt auch, dass der Großverlagseinstieg kaum ohne Agentur zu bewältigen ist und - wie Tom schon sagt - einem Lottogewinn gleicht.



    LG, Andrea

  • Zitat

    Original von agu
    Seit einem Monat bin ich bei einer guten Agentur unter Vertrag.


    Sogar bei einer sehr guten, würde ich sagen. ;-)


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann