Die Schwestern Brontë - Werner Waldmann

  • Warum das Leben so leer, kurz und streng ist, ich weiß es nicht*


    155 Seiten, kartoniert, zahlreiche Abbildungen, Zeittafel, Bibliographie
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek 1990 (derzeit 5. Auflage)
    ISBN-10: 3-499-50456-1
    ISBN-13: 978-3-499-50456-3




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    Die Schwestern Brontë, sind ein Phänomen: ein literarisches, ein psychologisches, ein gesellschaftliches. Hinter dem Namen steht eine der erstaunlichsten und bizzarsten Legenden der englischen Literaturgeschichte. Geschrieben haben die drei Pfarrtöchter nicht sehr viel: Charlotte, die schreibfreudigste und erfolgreichste der Brontës, hat vier Romane verfaßt, darunter den Bestseller "Jane Eyre", Anne zwei und Emily nur einen einzigen. Werner Waldmann versucht die Gründe für die enorme Popularität, für den angelsächsischen Brontë-Kult sowie die Wurzeln der Legende aufzudecken.




    Zum Autor (Quelle: Verlagsangabe im Buch)


    Werner Waldmann, geboren 1944 in Schwäbisch Gmünd, studierte deutsche und englische Philologie und Geschichte in Tübingen, München und Bangor (Wales). 1972 Studienabschluß mit einer Arbeit über das Dokumentartheater bei Walter Jens. Nach freier Tätigkeit für den Bayerischen Rundfunk war er viele Jahre in einem internationalen Sachbuchverlag als Redakteur, seit 1987 mit einem Redaktionsbüro für verschiedene Verlage tätig. Er hat zahlreiche Artikel und (Sach-)Bücher geschrieben.



    Informationen im Internet
    - < Klick > - der Wikipedia-Eintrag, dort auch Links zu den Biographien der Schwestern
    - < Klick > - eine private Webseite über die Brontë-Schwestern
    - < KLick > - eine Webseite über den Film „Die Schwestern Brontë“ (André Téchiné)




    Meine Meinung


    Charlotte haßte fremde Menschen. ** Alleine schon dieser Charakterzug macht mir, der sich unter fremden Menschen extrem unwohl fühlt, diese Frau sympathisch. Und es ist erstaunlich, wie es dem Autor auf weniger als 130 Seiten Text gelingt, das Leben der drei Brontë-Schwestern sowie der ganzen Familie in einer Weise zu beschreiben, daß man das Gefühl hat, eine fünfhundert-Seiten Biographie gelesen zu haben. Er berichtet von der ärmlichen Herkunft des Vaters Patrick, der Familiengründung, dem Umzug nach Haworth mit den damit verbundenen Hoffnungen, die sich letztlich nicht erfüllen sollten.


    Der Wunsch, seinen Töchtern eine gute Ausbildung zukommen zu lassen, endete im Desaster: die beiden ältesten Kinder starben an den Folgen der Behandlung und den Lebensbedinungen der Schule Cowan Bridge. Charlotte hat dieser ein „Denkmal“ gesetzt: der Geistliche Mr. Brocklehurst in „Jane Eyre“ ist ein genaues Abbild des Schuldirektors von Cowan Bridge, Carus Wilson.


    Und so begleiten wir die drei Schwestern und den Bruder (die Mutter war nach der Geburt des letzten Kindes gestorben) auf ihrem wenig freudvollen Weg durch das Leben. Ausbildung, Schule, Anstellungen als Lehrerin oder Gouvernante. Das „Wegsacken“ Branwells durch Alkohol und Drogen (Opium). Sie hatte begriffen, daß diese Welt nicht für sie geschaffen war. Das bescheidene Glück im Pfarrhaus, der nörgelnde, kränkelnde Vater, die ereignislosen, blassen Tage, die sich endlos hinschleppten, das Schweigen des Moors ringsum - vielleicht war dies ihre eigentliche Welt.*** So lebten sie in ihrer Welt, um eine nach der anderen zu sterben. Branwell als erster (1848), Emily folgte ein halbes Jahr später, Anne 1849. Und als sich endlich ein bißchen Glück in ihrem Leben eingefunden hatte, wird Charlotte, inzwischen verheiratet und schwanger, krank und stirbt am 31. März 1855.


    Erst nach dem Tode der Schwestern werden die Pseudonyme, unter denen sie ihre Romane zu Lebzeiten veröffentlicht haben, gelüftet. Ihr erstes Buch haben sie übrigens in einem, wie man heute sagen würde, DKZ-Verlag zu eigenen Kosten veröffentlicht. Die Biographie über Charlotte erschien übrigens 1857; sie wurde von ihrer Freundin Elizabeth Gaskell geschrieben und ein großer Erfolg.


    Nichts bleibt übrig als die Erinnerung an Irrtümer und Qualen. ****. Von den Brontë-Schwestern blieb denn doch mehr als eine solche Erinnerung.




    Kurzfassung


    Ergänzt durch zahlreiche Abbildungen wird Leben und Werk der Schwestern Brontë vorgestellt. Ideal für einen ersten Kontakt mit den Autorinnen.




    * = Seite 67
    ** = Seite 120, Charlotte in einem Brief nach Annes Tod
    *** = Seite 126, über Charlotte
    **** = Seite 112, Charlotte nach dem Tod des Bruders Branwell.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Leben der Charlotte Brontë - Elizbeth Gaskell


    Hier noch die (natürlich :rolleyes) vergriffene deutsche Ausgabe der erwähnten Biographie über Charlotte Brontë. Ich selbst besitze die englische Ausgabe als „Oxford World’s Classic“ und werde die vermutlich bald lesen.



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    Als Charlotte Bronte 1855 starb, bat der Vater ihre Freundin und Schriftstellerkollegin Elizabeth Gaskall, einen Lebensbericht über die Künstlerin zu verfassen. So entstand die einzige autorisierte Biographie Charlottes, die schon bei ihrem Erscheinen Aufsehen erregte und seither als Standardwerk zu ihrem Leben und Schaffen gilt. Die Fülle der plastisch geschilderten Details gibt Einblick in den Alltag Nordenglands und in die Existenzbedingungen einer schreibenden Frau im frühen 19 Jahrhundert.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Waldmann-Buch gelesen, kann mich SiColliers Empfehlung aus den von ihm genannten Gründen vollinhaltlich anschließen und habe deshalb ebenfalls ***10 Eulen-Punkte*** gegeben.
    Für jemanden, der wie ich, wenig bis nichts von den Schwestern weiss/wusste, ist es hervorragend geeignet und bietet neben einigen Inhaltsangaben der bekanntesten Bücher auch einen interessanten Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse in England.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)