Inhalt (Klappentext):
Du hast mich zuerst gesehen.
Auf dem Flughafen, an jenem Tag im August. Dein intensiver Blick, noch nie hat mich jemand so angeschaut. Ich hab dir vertraut. Dann hast du mich entführt. Raus aus meinem Leben, weg von allem, was ich kannte. Hinein ins Nirgendwo, in Sand und Hitze und Dreck und Gefahr. Du hast geglaubt, dass ich mich in dich verliebe. Und dort im Nirgendwo, in Sand und Hitze und Dreck und Gefahr, hab ich mich in dich verliebt. Doch ich wünschte, ich könnte dich hassen.
Die Geschichte einer Entführung - sensibel, verstörend, dramatisch.
Autorin (Quelle: www.chickenhouse.de)
Lucy Christopher wurde 1981 in Wales geboren und wuchs in Australien auf. Bis zum Hauptstudium lebte sie in Melbourne. Nachdem sie sich als Schauspielerin, Kellnerin und Wanderführerin versuchte hatte, zog sie nach England und machte ihren Magister in Kreativem Schreiben. Sie unterrichtet an der Bath Spa University. Ihr Debüt "Ich wünschte, ich könnte dich hassen" wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Weitere Informationen unter: www.lucychristopher.com
Meine Meinung:
'Ich wünschte, ich könnte Dich hassen' ist die Geschichte einer Entführung - erzählt in Briefform von Gemma an Ty, ihren Entführer, einen jungen Mann, der in der australischen Wüste lebt und sie in sein einsames Domizil verschleppt hat, um nicht mehr allein leben zu müssen.
Daraus ergibt sich eine recht experimentelle Erzählperspektive, eine Mischung aus ICH- und DU-Erzähler, die das Buch zunächst interessant macht. Der Stil wirkt ein wenig inkonsistent, Momente beachtlicher Poesie und Sprachkunst wechseln ab mit einer sehr jugendlichen und dabei grob vereinfachten Ausdrucksweise.
Leider vermochte mich die Handlung überhaupt nicht zu fesseln. Und ein Buch ohne straffen Spannungsbogen kann meiner Meinung nach auch die interessanteste Stilistik nicht durchgängig tragen.
Zu Beginn des Buches entführt Ty die sechzehnjährige Gemma auf dem Flughafen in Bangkok, auf so abenteuerliche Weise, dass man sich schwerlich vorstellen kann, dass das wirklich hätte funktionieren können. Aber diese Unlogik ist es gar nicht, die mich so sehr stört, sondern die laue Spannung, die immer hart an der Langeweile beim Lesen entlang schrammt. Als Gemma etliche Tage später mitten in der australischen Wüste als Gefangene erwacht und das Schlimmste befürchten muss, kommt dennoch nie wirklich ein Gefühl von Bedrohlichkeit auf. Das Miteinander von Ty und Gemma fühlt sich eher an wie Räuber und Gendarm im Ferienlager. Sie kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie - trotz seiner gegenteiligen Versicherungen - Angst davor haben soll, dass er sie vergewaltigt und ermordet. Oder ob sie seine Schönheit anschmachten soll. Ebenso wenig fühlt man aber auch die Tragik der verhinderten Romanze ...
Zeitweise dachte ich, dass die trockene und sandige Wüste so ein passender Handlungsort ist, denn er spiegelt die Stimmung des Buches perfekt wider. Trocken wie ein Sandkeks, der zu lange in der Dose lag. Nicht direkt ungenießbar, aber nichts, was ich lesen möchte, wenn daneben vier andere, attraktivere Bücher liegen. Mag sein, dass dies der Tribut an ein Kinder- oder Jugendbuch ist; diese Ausrede will ich aber eigentlich nicht gelten lassen. Spannung in einem Buch sollte nicht an die Altersvorgabe gebunden sein.
Ich kann dieses Buch - zumindest für erwachsene Leser - leider nicht weiterempfehlen.
Es ist nicht wirklich schlecht geschrieben, aber erfüllt leider auch nicht die Kriterien, an denen ich ein gutes Buch festmache. Und bleibt daher nur blasses Mittelmaß - was schade ist, denn der Ansatz ist, wie eingangs beschrieben, wirklich sehr interessant. Und das Thema außerordentlich spannend. Nur leider leider - nicht das, was es hätte werden können.