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'Der Besucher' - Seiten 480 - Ende
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Ein wirklich spannendes Buch - Mir fielen schon die Augen zu, doch ich musste unbedingt wissen, wie es ausgeht und erst dann habe ich in Ruhe schlafen können.
Der Schluss ist gut gelungen und irgendwie wird man im Unklaren gelassen, was denn nun wirklich passiert ist....Ich spoilere mal, falls jemand zu früh hier hinein schaut:
War es wirklich ein Unfall, oder hat Dr. Faraday dann doch irgendwie damit zu tun? Ist er vielleicht den Weg zum Haus gegangen und hat Caroline so erschreckt und bedrängt, dass sie gesprungen ist? Hat er es wie im Traum getan und hinterher verdrängt?Der Doktor war mir die ganze Zeit nicht besonders sympathisch, doch in diesem letzten Abschnitt wurde er mir absolut unsympathisch - er scheint überhaupt nicht zu begreifen, dass Caroline ihn nicht will. So, wie er zuvor schon ihre Zurückweisungen falsch interpretiert hat, so versucht er sich jetzt immer noch etwas vorzumachen...
Dass bis zum Ende immer beide Erklärungsmöglichkeiten für den Spuk existieren, finde ich sehr gut. So bleibt am Schluss die Frage, was nun die Ursachen für die seltsamen Vorkommnisse waren, offen und jeder kann für sich auslegen, wem er den Vorzug gibt: Den ganz rationalen Überlegungen des Doktors, oder den Gefühlen und Ahnungen der Hausbewohner...
Ein superschönes Buch, dass ich gern gelesen habe.
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Ich habe den gleichen Gedanken wie Du in Deinem Spoiler. Mit seinem Auftauchen hat ja, wenn man es rückblickend betrachtet, auch alles angefangen. Nur der Grund bleibt offen. Wollte er das Haus wirklich für sich? Hat er die Bewohner unbewusst als Fremdkörper betrachtet?
Man müsste eigentlich noch mal zurückblättern bis zu dem Tag/der Tacht von Mrs. Ayres Tod. Was hat er zu diesem Zeitpunkt gemacht?Edit sagt, er stand um Mitternacht an der Kreuzung zu Hundreds Hall und hat das Haus beobachtet...
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Da lag ich ja gar nicht mal so weit daneben ...
Mir ist nur nicht ganz klar, warum die arme Mrs. Ayres unbedingt aus dem Weg geschafft werden musste. Vermutlich, weil sie nicht ganz glücklich mit dieser Verbindung war und Faraday das unbewusst spürte?
Ich glaube nicht, dass er das ganze absichtlich vorangetrieben hat - erst am Ende wird ihm unterschwellig klar, was passiert ist, aber er gesteht es sich nicht ein, es ist mehr ein undeutliches Gefühl (in der Gerichtsverhandlung hat er ja das Gefühl, er stünde nicht als Zeuge sondern Täter dort). Und die Tatsache, dass er auf der Suche nach dem Geist nur auf sein Spiegelbild trifft, ist ja nun deutlich genug.
Großartiges Buch und wirklich eine schöne Schauergeschichte.
Rezi folgt demnächst! -
Es gibt einen englischen Wiki-Artikel zum Buch, dort wird auch der Titel erklärt:
The title of the book is a reference to Faraday's continuing questions; Roderick is fearful that the house is infectious. Eventually Faraday wonders if it is "consumed by some dark germ, some ravenous shadow-creature, some 'little stranger' spawned from the troubled unconscious of someone connected with the house itself"
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Aargh, ich habe es befürchtet. Ein offenes Ende. Das mag ich persönlich nicht so. Ich habe es lieber, wenn in eine Auflösung gibt.
Ich neige aber auch zu der Vermutung, dass Faraday irgendwie mit den Geschehnissen zu tun hat. Das alle Bewohner des Hauses einer Geisteskrankheit zum Opfer gefallen sind finde ich eher unwahrscheinlich. Vor allem da Betty ja auch so vieles mitbekommen hat.
Warum ist Faraday das Haus so wichtig? Ihm schien mehr zu schaffen zu machen, dass er dort nicht wohnen kann als das Caroline nicht seine Frau werden wollte.
Alles in allem aber ein gelungenes Buch, welche ich mit Spannung gelesen habe. Wirklich lesenswert.
Edit: Ich habe während des Lesens eine Weile gedacht, dass Caroline wirklich in den Dr. verliebt ist und sie nur etwas daran hindert es auch zuzulassen. Aber Liebe war da wohl gar nicht im Spiel, sondern der Wunsch aus dieser belastenden Umgebung zu fliehen. Faraday erinnerte nach der Trennung ja schon bald an einen Stalker.
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Er hat sich wohl immer mehr und mehr mit dem Haus identifiziert. Die Faszination war ja eigentlich schon vorhanden, seit er als Kind die Eichel aus dem Stuck gebrochen hat. Er liebt das Haus und sein Unterbewusstsein hat wohl das Gefühl, er müsse es unbedingt erhalten. Es scheint so, als würde er dessen tatsächliche Bewohner - ebenfalls unbewusst - als Bedrohung für das Haus ansehen.
Ich hab mir auch Gedanken gemacht, was die Sache mit dem Hund ausgelöst hat. Er war in diesem Moment furchtbar wütend, weil ihm klar wurde, dass man den Abend arrangiert hatte, um Caroline zu verkuppeln. Das dürfe einen energetischen Schub ausgelöst haben, über den sich Gyp furchtbar erschreckt hat. Tiere reagieren da ja oft viel sensibler als Menschen.
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Zitat
Aargh, ich habe es befürchtet. Ein offenes Ende. Das mag ich persönlich nicht so. Ich habe es lieber, wenn in eine Auflösung gibt.
Ich empfinde es nur bedingt als offenes Ende. Offen ist ja nur, wer oder was den ganzen Schauer ausgelöst hat. Im Laufe des Buches tendiert man ja mal dahin und mal dorthin - eine große Stärke des Romans den Leser wie einen Spielball unentschlossen rumkullern zu lassen. Aber ich glaube dem Ende zu - so ab Seite 400 circa, habe ich mir meine Meinung darüber gebildet. Wohl auch wegen dem Gespräch zwischen Faraday und dem anderen Arzt, in dem dieser eine Theorie entwickelt, die meinem Empfinden und Verständnis am Nächsten kommt.
Nämlich die vom "kleinen Fremdling" als einer Negativ-Energie-Quelle, die sich im Haus durch alls seine Bewohner und Besucher manifestiert hat und die diese negativen Schwingungen zurückwirft auf die Menschen und je nach Typ zu leicht unterschiedlichen Reaktionen führt. Wobei beide Frauen zu Tode kommen und Rod dem Wahnsinn anheim fällt. Faraday ist meiner Ansicht nach auch irgendwie betroffen - vielleicht wird er deshalb von Kapitel zu Kapitel immer unsymphatischer. Auch er scheint mir von dem Haus infiziert und besessen zu sein. Auch eine Form negativer Energie finde ich. Dies äußerst sich auch darin, dass er mit Carolines Abwehrhaltung nicht zurecht kommt und sie einfach nicht glauben will. Immer wieder denkt er dabei vor allem an das Haus und weniger an die Frau - die hält er einfach für verwirrt und schwach.
Besonders genervt hat mich, dass er ohne nachzufragen alle Sachen für die Hochzeit vorbereitet und gekauft hat und mit impertinenter Arroganz meint, Caroline würde sich darüber freuen. Ich kenne wirklich keine Frau auf der Welt, die sich freuen würde, wenn ihr Zukünftiger ohne ihr Wissen einfach ihr Hochzeitskleid für sie kaufen würde. Der Mann hat doch einen Knall. -
Zitat
Original von Eskalina
Mir fielen schon die Augen zu, doch ich musste unbedingt wissen, wie es ausgeht und erst dann habe ich in Ruhe schlafen könnenGing mir genauso. Als wir gestern von der "Hexennacht" zurückkamen, musste ich es unbedingt noch auslesen :-).
Als "schön" würde ich das Buch nicht einstufen, aber als absolut faszinierend. Man wird als Leser auf alle möglichen Spuren gelenkt, die sich dann irgendwie, irgendwo im Nebel dieser Geschiche verlieren. Wie ich erwartet bzw. befürchtet hatte, gibt es keine greifbare Auflösung der Phänomene, es werden einige Möglichkeiten angedeutet und jeder darf sich die ihm sympatischste zu Ende denken ;-). Dieser Schluss passt bestens zur Geschichte!
Faraday ist gerade zu besessen von Hundreds Hall und er versucht Caroline total zu manipulieren, um seine Ziele zu erreichen und vor allem das Haus zu behalten. Zeitweise hat er ja völlig die Herrschaft übernommen, sowohl über das Haus (besitzt die Schlüssel) als auch über Caroline in ihrer Verzweiflung und Trauer. Sie bleibt sich letztendlich doch treu, befreit sich aus dem Gespinst, das er um sie gewoben hat und sagt die Hochzeit ab. Ob er jetzt an ihrem Tod beteiligt ist :gruebel? Die Möglichkeit wird angedeutet, sogar relativ deutlich, bleibt aber dann wiederum vage und nebulös.
Erschreckend fand ich in diesem Abschnitt, dass Faraday die Autopsie an Mrs. Ayres vornimmt. War das damals auch Aufgabe der Landärzte? Es gab wohl noch keine gerichtsmedinischen Institute, vor allem nicht auf dem Land. Und dann noch ohne jegliche Assistenz? Objektiv ist das dann ja auch nicht.
Eigentlich fand ich das Buch handlungsarm, zu düster und trübsinnig! Gab es denn irgendwas Nettes, Freundliches, Positives? Und doch bin ich seiner Faszination erlegen und habe es mit großem Genuss und Spannung gelesen.
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Da sind wir nun also mit einem offenen Ende, wie schade. Ich hätte es gerne ein bisschen genauer erklärt bekommen, so dass man das Buch gern ein zweites Mal lesen möchte, um all die Stellen direkt zu finden, woran man hätte erkennen können, dass es genau auf dieses Ende hinausläuft. So in etwa wie in dem Film mit Bruce Willis "The Sixt Sence", wo der kleine Junge tote Menschen sehen kann und man als Zuschauer erst am Ende merkt, dass Bruce Willis ebenfalls schon tot ist und dann anfängt den gesamten Film zu rekapitulieren, dass es offensichtlich war. Hier also nicht der Fall...
Trotzdem hat mir das Buch sehr gefallen. Als "schön" würde ich höchstens die ganzen Beschreibungen des Herrenhauses, des Gartens, der Nebengebäude und der Parkanlagen bezeichnen. Obwohl alles heruntergekommen war hatten diese Beschreibungen ihren ganz eigenen Zauber. Ich muss immer wieder an diese stehengebliebene Uhr an den Nebengebäuden und die Anspielung auf Dickens denken, gefiel mir wirklich sehr.
Der Tod von Caroline war wirklich traurig, obwohl ich irgendwie damit gerechnet hatte, dass auch sie nicht "ungeschoren" davon kommt, dabei hatte ich sehr gehofft, dass es ausreicht, wenn sie in Amerika oder Kanada ein neues Leben beginnt.
Ich frage mich nur wirklich, warum Dr. Faraday so sehr auf dieses Haus fixiert ist, dass er in Form einer negativen Energie die Fremdkörper im Haus eliminieren will. Erhalten kann er das Haus ja nicht und es hat ja auch nicht mehr den Glanz, den es zu seiner Kindheit hatte. Vielleicht ist seine Mutter ja auch Schuld, indem sie seine Vandalismus-Eichel weggenommen und verbrannt hat...Schön geschrieben fand ich am Schluß, dass er bei seinen Wanderungen durch das Haus immer auf der Suche nach dem Geist ist und nur sich selbst in den blinden Scheiben sieht. Obwohl das ja zum offenen Ende gehört, was mich ja grundsätzlich gestört hat, fand ich diesen Abschluß toll.
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Zitat
Original von Nordstern
Schön geschrieben fand ich am Schluß, dass er bei seinen Wanderungen durch das Haus immer auf der Suche nach dem Geist ist und nur sich selbst in den blinden Scheiben sieht. Obwohl das ja zum offenen Ende gehört, was mich ja grundsätzlich gestört hat, fand ich diesen Abschluß toll.Gerade, dass er sich auf der Suche nach dem Geist immer selbst in den Scheiben sieht gab mir zu denken. Wieder so ein Kunstgriff bzw. verdeckter Hinweis der Autorin, dass Faraday wegen seiner Obsession bezüglich des Hauses die Ursache des ganzen Spuks sein könnte :grin?
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Ich hab es heute morgen gleich nach dem Aufwachen zu Ende gelesen und bin immer noch ein bisschen zwiegespalten. Einerseits war es wirklich sehr spannend und hat mich absolut fasziniert. Die Möglichkeit die Geschehnisse auf zwei Arten zu erklären - die rationale, die sich auf Hysterie und Wahnsinn bezieht und die irrationale, dass ein Teil vom Bewusstsein des Doktors all das ausgelöst hat - finde ich eigentlich sehr gut und zum Rest des Buches passend. Hier hat sich vor allem auch die Erzählperspektive aus Sicht des Doktors als passendes Stilmittel erwiesen.
Aber ich hätte doch auch soooo gerne noch etwas mehr über die Hintergründe gewusst. *seufz*Okay, hier mein persönlicher Erklärungsansatz. Faraday ist von klein auf von diesem Haus fasziniert. Als er zu Besuch ist und das Bild seiner Mutter bekommt, löst das starke Erinnerungen in ihm aus (er sagt ja auch irgendwo, wie sehr er überrascht war, wie emotional ihn das mitgenommen hat), aber nicht direkt an die Mutter, sondern an die Szene die als Erstes erzählt wird, seine erste Begegnung mit Hundreds Hall. Und das ist für mich der Moment wo sich der little Stranger von ihm abspaltet. Faraday fährt immer wieder hinaus nach Hundreds, vorgeblich wegen der Familie, unterbewusst wohl eher wegen des Hauses selbst. Nach und nach setzt sich der Gedanke fest (wiederum unterbewusst), dass er selbst dort leben könnte. Aber wie soll das gehen? Natürlich nur, indem er Caroline heiratet. Und so beginnt er sie zu isolieren. Der erste aggressive Schub entsteht tatsächlich durch den Verlobungskandidaten. Es entlädt sich und trifft ausgerechnet den Hund. Ich glaube, dass war wirklich nur ein unglücklicher Zufall. Bei Rod ging der Stranger schon geplanter vor. Das männliche Familienoberhaupt (das ihn schon länger nicht mehr sehen wollte) ist weg, Faraday kann noch öfter nach Hundreds fahren und Caroline besser kennen lernen.
Er kannte die Geschichte von Susan und Mrs. Ayres. Lange ist nichts passiert, aber ich glaube, dass sich die unterbewusste Aggression nun gegen sie richtete, weil Caroline ihre Mutter immer als Vorwand vorgeschoben hat, um die Verlobung nicht verkünden zu müssen. Bei der Geschichte mit dem Kratzer im Garten hat Faraday ja richtige Schweißausbrüche und spürt etwas, aber wohl eben sein eigenes ich, das will, dass sie aufhört zu reden und sich wiederum gewalttätig entlädt. Als die Mutter nun auch weg ist, nutzt er sofort die Gelegenheit Caroline einen Hochzeitstermin aufzudrängen. (Ab dem Zeitpunkt war's bei mir restlos aus mit Sympathie!) Auch den nähesten Freunden der Familie wird die Sache brühwarm erzählt, damit es Caroline nicht mehr möglich sein sollte, aus dieser Verlobung auszusteigen. Sowas von pietätlos, und alles immer unter der Maske des Samariters, damit sie sich ja nicht alleine fühlt und jemanden hat.
Aber Caroline ist eine sehr starke Persönlichkeit. Sie begreift und durchschaut ihn und bringt die Kraft auf, sich sowohl von ihm als auch vom Haus zu lösen. Und besiegelt damit ihr eigenes Todesurteil. In seiner Weigerung ihre Entscheidung zu akzeptieren und schließlich sogar dem Versuch, auch Caroline als nicht zurechnungsfähig hinzustellen nur damit sie das Haus nicht verkaufen kann, offenbart sich Faradays Besessenheit in seiner vollen Tragweite.
Natürlich kann die "Erinnerung" an die auf dem Treppenabsatz stehende Caroline und die Spiegelung in ihren Augen seiner übersteigerten Fantasie zugeschrieben werden, aber ich gehe davon aus, dass es ein Teil der Erinnerung seines Unterbewusstseins ist, das sich immer stärker mit seinem Bewusstsein vermischt.
Als das Haus leer steht, kehrt er immer wieder dorthin zurück und durchstreift tatsächlich wie ein ruheloser Geist die Räume und hält es halbwegs sauber. Besonders gelungen fand ich dann auch die Abschlussformulierung, dass er bei seiner Suche nach dem Geist immer nur auf sein verzerrtes Spiegelbild trifft.Wenn ich das jetzt alles nochmal so Revue passieren lasse... dann hat es mir wohl doch sehr sehr gut gefallen. Es hatte einen wunderbar unheimlichen Schauder und die Form der Erzählung ist sehr gut gewählt. Dazwischen habe zwar auch ich mal die eine oder andere Szene als etwas zäh empfunden, aber dafür wurde ich mit den entsprechenden Grusel-Szenen wieder mehr als entschädigt. Das wunderbar subtile, der gestaltlose und nicht greifbare Schrecken wurde atmosphärisch und glaubhaft rübergebracht.
Die Lektüre dieses Buches hat mich auch dazu gebracht, ein paar der Bücher wieder heraus zu kramsen, die ich in meiner späten Teenagerzeit ebenfalls mit wohligem Schauer verschlungen habe. Ich verlinke unten mal mein liebstes Exemplar, das ich jetzt dann seit langem mal wieder durchblättern werde. -
ParadiseLost, deinen Erklärungsansatz kann ich gut nachvollziehen! Obwohl man natürlich auch hier nicht sicher sein kann, dass es sich so abgespielt hat:grin. Aber ganz bestimmt lag es in der Absicht der Autorin, diese Überlegungen beim Leser hervor zu rufen.
Je länger man über diese Geschichte nachdenkt, desto mehr muss man sich vor der Autorin :anbet.
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Jaaa, der Möglichkeiten sind viele. Aber mir geht es ähnlich. Je mehr und je länger ich darüber nachdenke, desto gelungener finde ich das Ganze.
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Paradise Lost : Muss mich Lumos anschließen, echt toll in Worte gefasst, wie es vielleicht gewesen ist.
Ich hab den Nachmittag auch noch weiter über das Buch nachgedacht, es wirkt ziemlich nach. Auch wenn ich mir das Ende wirklich etwas aufklärender gewüncht hätte, muss ich doch sagen, es passt gut, wie es tatsächlich dort steht. Ich fand es wirklich faszinierend.
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Nun bin ich auch durch - und obwohl es Zeit wäre, kann ich jetzt noch nicht gleich ins Bett gehen. Muss erst noch ein paar Gedanken ordnen...
Auch in diesem Abschnitt gab es Teile, die in die Länge gezogen waren und wo ich mich durchkämpfen musste. Aber die Neugier und vorallem die spezielle Faszination, die diese Geschichte ausübt, haben mich nicht bremsen können.
Jetzt nachdem ich den Buchdeckel gechlossen habe, hallt die Geschichte noch extrem nach und das Grübeln hört nicht auf - ganz im Gegenteil!
Allerdings ist für mich der Schluss nicht ganz so offen. Für mich gibt es eigentlich nur eine Antwort auf die Frage des Auslösers: Dr. Faraday (und das obwohl ich nach dem 4. Abschnitt wieder von dieser Theorie weggekommen war - die Autorin hat es geschafft, Katz und Maus mit mir zu spielen. :grin).
Als er in der Nacht von Carolines Tod am Teich war, hatte Faraday diese Vision, wie er als "Geist" nach Hundreds Hall ging: Ich sah mich, wie ich die silbrige Landschaft durchquerte und wie Rauch durch das Tor von Hundreds schwebte. ...und am Ende wartete nichts als die Dunkelheit." (S. 543) An diesen "Traum" musste ich wieder denken, als Betty vor Gericht erzählte, dass sie Caroline "Du!" ausrufen hörte. Ich stelle es mir so vor, dass sich Faradays Unterbewusstsein in solchen Momenten verselbstständig hat und die Dunkelheit verhüllt die für ihn furchtbarsten Momente, an die er sich nicht erinnern will. Somit ist er sich selber überhaupt nicht bewusst, dass er selber das "Böse" in sich trägt, welches durch seine Obsession für Hundreds Hall entstanden ist.
Ein weiterer Hinweis für diese Theorie steckt mMn im letzten Satz des Buches: ...- denn was ich sehe, ist bloss eine zerbrochene Scheibe, aus der mir mein eigenes verzerrtes Gesicht verwirrt und voller Verlangen entgegenblickt." (S. 571)
"...verwirrt und voller Verlangen..." - ich finde das bringt Faradays geistige Verfassung voll auf den Punkt und erklärt so einiges. Im weiteren wirft diese Aussage - und auch Faradays Verhalten und Gedanken vor Gericht - für mich die Frage auf, ob er nicht doch auch selber ahnt, was mit ihm los ist.
Und dennoch kann ich als Leser nicht sicher sein, ob diese Theorie richtig ist - und das macht meines Erachtens das Buch aus. Es lässt einen mit einigen Fragen zurück - und dennoch nicht ganz ratlos. Ich finde dieser Schluss ist der Autorin definitiv gelungen.
Ps Habe einen kleinen Fehler auf S. 530 entdeckt: Graham nennt den Doktor "Fararay".
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Zitat
Original von Nordstern
Paradise Lost : Muss mich Lumos anschließen, echt toll in Worte gefasst, wie es vielleicht gewesen ist.
Kann ich nur Ganz klasse formuliert!ZitatOriginal von Paradise Lost
Als die Mutter nun auch weg ist, nutzt er sofort die Gelegenheit Caroline einen Hochzeitstermin aufzudrängen. (Ab dem Zeitpunkt war's bei mir restlos aus mit Sympathie!) Auch den nähesten Freunden der Familie wird die Sache brühwarm erzählt, damit es Caroline nicht mehr möglich sein sollte, aus dieser Verlobung auszusteigen. Sowas von pietätlos, und alles immer unter der Maske des Samariters, damit sie sich ja nicht alleine fühlt und jemanden hat.
Damit bringst du es voll auf den Punkt! Mittlerweile verstehe ich Faradays ständige Aufdringlichkeit, die oft an der Schmerzensgrenze entlang wanderte, als Hinweise auf seine Manie, Hundreds Hall zu besitzen. -
Sorry, schon wieder ich... Mir kam aber gerade noch ein Gedanke, was das „offene“ Ende bedeuten könnte! (ja, das Buch lässt mich einfach nicht los – und ausserdem war das Meeting grad langweilig… :grin)
Im Moment ist ja alles ruhig auf Hundreds Hall. Dort lebt niemand und es werden auch keine Arbeiten durchgeführt. So kann Dr. Faraday in aller Ruhe „sein“ Hundreds Hall für sich alleine geniessen. Aber was passiert, wenn dort trotz der Widrigkeiten wieder jemand einzieht oder das Haus tatsächlich als Internat oder ähnliches genutzt wird? Wie wird das „Böse“ dann darauf reagieren? Meine Phantasie schlägt grad Purzelbäume…
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Hm, so wirklich gefallen hat mir das Ende, sowie das ganze Buch, nicht so wirklich...Mich stört, das am Ende so einige Fragen für mich offen geblieben sind. Einiges konnte ich mir erklären, aber einiges eben nicht. Und bei einer Geschichte dieser Art, finde ich das doch eher unbefriedigend.
Faraday hat meiner Meinung nach mit Carolines Tod zu tun und vielleicht hat er auch Mrs. Ayres in den Tod und Rod in den Wahnsinn getrieben? Auf der anderen Seite hat er für einige Vorkommnisse ein Alibi...
Der Erzählstil hat mir hier gut gefallen, allerdings fand ich die Geschichte recht zäh, erst in den letzten beiden Abschnitten kam Schwung hinein. Aber, man muss Mrs. Waters zugute halten - Atmosphäre erzeugen kann sie!
Ich war die letzte Woche in Irland, habe einige alte Herrenhäuser ( ob intakt oder schon halb verfallen ) sowie die dazu gehörigen Parkanlagen gesehen - und das hat sie hervorragend herrüber gebracht! Zum Urlaub hat das Buch gut gepasst, schade das es nicht ganz überzeugen konnte... -
Für mich ist das Ende weder offen noch unerwartet. Es ist exakt so, wie Caroline angenommen, bzw. in dem Buch gelesen hat, und es von Seeley in anderen Worten bestätigt wurde.
Ein Spuk/ Poltergeist, hervorgerufen vom dunklen Teil der Seele unseres guten alten Doc Faradays. Sowas
Und der schreckt echt vor nichts zurück, weder das eine noch das andere Ego.Ich hab mir das recht früh so zusammengereimt und etwa ab der Hälfte war ich mir dann absolut sicher. Spannung gab es daher für mich nicht wirklich, ich habe eigentlich nur weitergelesen, weil ich wissen wollte, ob ich recht hatte. Das ist nicht wirklich Kritik am Buch, denn ich mag es sehr gerne, wenn Autoren Hinweise streuen und man, wenn man aufmerktsam liest, dahinter kommen kann. Das ist mir weit lieber als eine plötzliche unerwartete Lösung, die aus dem Nichts heraus auftaucht.
Allerdings war es mir persönlich dann doch einfach zu lang. Zu viel Geschwafel, zu viel Blahblah und vollkommen Unbedeutendes, um die Hinweise in der Masse an Text zu verstecken. Auch die Schauermomente waren mir einfach zu wenig. Viele Szenen hätten Potential gehabt, versumpften allerdings in der Erzählweise. Einzig in der Kinderzimmerszene hatte ich ein wenig Gänsehaut - aber das ist mir für einen Schauerroman einfach zu wenig.Berührt hat es mich leider auch nicht wirklich: Der Doc wurde mit im Verlauf des Buches so unsympathisch, dass ich ihm echt kein besseres Ende gegönnt habe ... soll er doch wahnsinnig werden, in seiner Hütte
Mein Fazit: Das Buch ist wirklich sehr klug und überlegt geschrieben, psychologisch hervorragend, der Schreibstil bis auf ein paar kleinere (Übersetzungs?)-Patzer gut (stellenweise gibt es 3-5 Dann-Sätze hintereinander und auch sonst findet man hin und wieder unnötige Wortwiederholungen), die Atmosphäre ist definitiv grandios eingefangen.
Aber mir persönlich zog es sich zu sehr, sodass ich echt erleichtert bin, jetzt damit fertig zu sein.