Ina L. Paulsen - Vom Mörder eine Rose

  • ==Einfallsloser Titel – Fesselnder Inhalt==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Einleitung===
    Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, welches den Titel „Vom Mörder eine Rose“ hat. Die Autorin bat mich freundlicherweise um eine Rezension. Nun möchte ich euch meine Meinung nicht vorenthalten.


    ===Buchdaten===
    Autor: Ina L. Paulsen
    Titel: Vom Mörder eine Rose
    Verlag: BoD
    Erschienen: 2009
    ISBN-13: 978-3837035384
    Seiten: 232
    Einband: TB
    Kosten: 13,95€
    Serie: -


    ===Autor/in===
    Die Autorin, ein Kind der 60er Jahre, überbrückte die Zeit vom Abitur bis zur Einstellung in den Polizeidienst mit einigen Semestern Jura an der Bayreuther Universität. Seit 2007 ist das Schreiben ihre große Leidenschaft, die die bisweilen knapp bemessene Freizeit fast vollständig beansprucht. So sind in zwei Jahren vier Bücher entstanden, von denen jetzt das zweite kurz vor der Veröffentlichung steht.
    Dazu die Autorin:
    „Zum Schreiben bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Eines Tages war es da! Ich nahm einen Stift und „es begann zu fließen". Beim Schreiben überkommt mich ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Für mich ist Schreiben eine Form des Glücks." (Angaben vom Verlag)


    ===Zitierter Klappentext===
    Nach dem Mord an Livia Willow fahndet die Londoner Polizei nach einem Verdächtigen. Ehe er gefasst werden kann, wird eine weitere Frau getötet. Wieder hinterlässt der Täter eine Rose beim Opfer. Schon spricht jeder vom "Rosenmörder". Und er schlägt erneut zu


    ===Meine Meinung===
    Als mein Mann den Titel „Vom Mörder eine Rose“ in meinen Händen entdeckte, fand er den Titel sehr einfallslos und die sichtbar ältere Hand nicht gerade ansprechend. Äußerlichkeiten sagen jedoch nicht viel über die inneren Werte aus.


    London 2006: Livia Willow, eine liebenswerte, alte Dame überrascht in ihrer Wohnung einen Einbrecher. Aus Angst wieder ins Gefängnis zu müssen, bringt er die Livia um. Neben einem Kondom hinterlässt er eine Rose am Tatort. Der Verdacht fällt auf den ehemaligen Gefängnisinsassen Brian Good, der vor einer Befragung flüchtet und untertaucht. Für die Polizei steht fest, dass er der Mörder von Livia ist. Kurze Zeit später geschieht wieder ein Mord an einer einsamen, alten Frau. Am Tatort wird erneut eine Rose und ein Kondom gefunden. Der Rosenmörder ist geboren und dieser schreckt nicht vor weiteren Morden zurück. Doch folgt die Polizei dem richtigen Täter?


    Eine deutsche Autorin, deren Werk in England spielt, hat mich beim Einstieg in diese Geschichte sehr überrascht. Schnell wird dieser Faktor vergessen, denn schon auf den ersten Seiten wurde ich Zeuge des Mordes an der ersten alten Dame. Dabei fällt sofort der Stil der von Ina Paulsen ins Auge. Locker, authentisch, lebendig und packend setzt sie wichtige Details in Szene und erschafft eine spannende Atmosphäre. Als Leser war ich sofort im Geschehen, litt mit dieser alten Dame und konnte mir im Kopfkino genau vorstellen, wie der Täter, aber auch der Tatort ausgesehen haben. Jede eingeführte Figur wird lebendig mit liebevollen Details und eigenen Charakterzügen zu einer Persönlichkeit. Mit der einen oder anderen Figur kann sich der Leser identifizieren. Selbst wenn dies nicht der Fall ist, sind die Gedanken, Gefühle und Handlungen nachvollziehbar, lebendig und einfach menschlich. Es sind ganz normale Menschen, wie es sie in vielen Nachbarschaften gibt. Da ist zum Beispiel die Spionin, die hilfsbereite Omi von nebenan oder die dominante Verführerin.
    Gekonnt wechselt Ina Paulsen die Erzählperspektive, sodass ich nicht mehr den Täter als Erzähler begleiten, sondern an den Ermittlungen der Polizei teilnehmen durfte. Immer wieder wechselt sie zwischen den Perspektiven und schafft dadurch eine wachsende Spannung.
    Von Anfang an setzt die Autorin auf das Irreführen des Lesers. Und legt immer wieder neue Spuren, um den Täter bis zum Schluss verdeckt zu halten. Ratespaß, wie es sich für einen klassischen Krimi gehört. Selbst für jemanden der genau liest und oft die Tricks der Autoren durchschaut, wird hier auf einen Schluss treffen, der ihn überraschen wird. Durch die vielen Wendungen, welche durch den gelungenen Stil noch besser präsentiert werden, kommt beim Lesen nie Langeweile auf.
    Vom Inhalt her geschehen zwar Morde, aber sie sind blutig, sondern sehr realistisch beschrieben. Dabei achtet die Ina Paulsen darauf, dass es nicht mörderisch geschildert ist, sondern es auch von jüngeren Lesern, ab 14 Jahren bedenkenlos gelesen werden kann. Mich hat diese Umsetzung an die vielen alten Krimis erinnert, die ich in meiner Jugend gelesen habe. „Rote Krimis“ oder ähnlich hieß diese Reihe aus dem Goldmann Verlag. Klassisch, spannend und irgendwie zeitlos.


    ===Bewertung===
    Wenn ich „Vom Mörder eine Rose“ lese, dann bekomme ich nicht das Gefühl, das ich das Werk einer „Anfängerin“ habe, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Spannung, überraschende Wendungen und ein gelungener Schluss verdienen fünf Sterne.


    Pro: Charaktere, Wendungen, Spannungskurve
    Contra: Titel


    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah



    ===Von der Autorin genehmigte Leseprobe===
    London, Mitte August 2006
    Er brauchte dringend Geld und er hatte schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie er es sich besorgen wollte. Mit Leichtigkeit war er über den Balkon durch die offen stehende Balkontür in die Wohnung von Livia Willow drei Straßen weiter eingestiegen und hatte nach Bargeld und solchen Wertsachen gesucht, die man leicht zu Geld machen konnte. Plötzlich hatte er Schlüsselklappern gehört, die Tür war aufgegangen und eine Frau weit in den Sechzigern war herein gekommen. Was wollte die jetzt schon wieder hier? Sie war kaum zehn Minuten weg gewesen. Er hatte doch extra gewartet, bis sie gegangen war.
    Sie machte die Wohnungstür hinter sich zu und betrat das Wohnzimmer. Entsetzt sah sie die Bescherung. Alles war durchwühlt, es war unordentlich, Papiere und andere Sachen waren achtlos beiseite geworfen worden und lagen auf dem Boden verstreut.
    Dann bemerkte sie den Mann mit der Maske und den Handschuhen neben ihrer Palme in der Zimmerecke und sofort ging sie rückwärts. Ohne den Blick von ihm zu nehmen, bewegte sich die verängstigte Frau langsam Richtung Flur, kam aber nicht weit. Der Eindringling rannte auf sie zu, sprang sie an und warf sie zu Boden. Als sie anfing zu schreien, zerrte er mit einer Hand an dem Tuch, das sie um den Hals hatte, so dass es ihr die Kehle abschnürte. Mit der anderen Hand packte er ein Sofakissen und drückte es ihr auf Mund und Nase. Das dämpfte ihr Schreien, es wurde leiser und ging in ein Röcheln über. Das Zappeln ihrer Arme und Beine ließ nach, es wurde schwächer und unkontrollierter und schließlich lag sie bewegungslos unter ihm. Er war nicht sicher, ob sie tot war. Sein Druck auf das Kissen ließ nur zögernd nach.
    Da er bereits vorbestraft war, wollte er nicht riskieren, eine Zeugin am Leben zu lassen, auch wenn sie ihn mit der Maske wahrscheinlich nicht erkannt hatte. In den Knast wollte er nie wieder. Erst vor wenigen Wochen war er entlassen worden. Die neu gewonnene Freiheit musste er mit allen Mitteln verteidigen. Also zog er das Tuch mit einem Ruck noch etwas weiter zu und verknotete es. Jetzt nahm er das Kissen vom Gesicht der Frau. Ihre Augen standen offen, aber sie schienen ins Leere zu schauen. Sie atmete nicht mehr. Er legte das Kissen zurück aufs Sofa. Dass es voller Katzenhaare war, hatte er nicht bemerkt.
    Langsam stand er auf und setzte sich in den Sessel beim Fernseher. Er hatte vorher noch nie getötet und er konnte das Gefühl nicht beschreiben, das er dabei gehabt hatte. Einerseits hatte er Angst gehabt, es zu Ende zu führen, unwiderruflich ein Leben auszulöschen. Andererseits hatte ihn eine unheimliche Kraft durchströmt. Er fühlte sich mächtig, er war Herr über Leben und Tod. Nachdem er noch einmal durch geatmet hatte, nahm er sich die Handtasche der Frau vor. Den Leichnam ignorierte er. Er fand nur ein paar Pfund und dachte, er sollte sich vorher besser darüber informieren, wo etwas zu holen war. Es würde für heute reichen, aber er brauchte mehr. Viel mehr. Er hatte sich mächtig verzockt und seine Gläubiger würden nicht zimperlich sein, die Spielschulden bei ihm einzutreiben. Mit seinem schlecht bezahlten Job würde er es in zehn Jahren nicht schaffen, alles zu bezahlen. Was passierte, wenn er das Geld nicht heran brachte, wollte er lieber nicht am eigenen Leib erfahren.
    Die Frau hatte ihm bei seinem letzten Besuch erzählt, dass sie Geld für einen Neffen gespart hatte, der vor hatte, sich ein Auto zu kaufen. Entweder war seine Suche nicht gründlich genug gewesen oder sie hatte das Geld bereits weiter gegeben. Auf der Bank war es bestimmt nicht, sie hatte ihm gegenüber geklagt, dass man den Banken nicht trauen könne. Ihr verstorbener Mann hatte bei einer Geldanlage hohe Verluste erlitten.
    Er sah sich noch einmal genau in der Wohnung um und entdeckte ein Sparbuch mit über 1.000 Pfund Guthaben. Den Banken traute sie nicht? Man konnte keinem mehr glauben. Er wusste nicht, ob es ihm etwas nutzen konnte, aber er steckte es ein.
    Wieder ließ er seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Er hatte keine Spuren hinterlassen. Ein kleines Detail sprang ihm ins Auge. Er ging zu der Vase, die auf dem Fensterbrett stand, nahm eine von den Blumen heraus und legte sie der Toten auf die Brust. Dabei empfand er kein Bedauern für die getötete Frau.
    Er überlegte noch einmal, was er tun konnte, um die Ermittler zu verwirren. Plötzlich lachte er laut auf. Das war es, das Tüpfelchen auf dem i.
    Er bückte sich zu der Toten, schob ihren Rock hoch und zog ihr den Schlüpfer aus. Es überraschte ihn selber, dass ihm das fast nichts ausmachte. Er steckte ihn in einen Plastikbeutel, den er später in einen Müllcontainer warf.
    Die Jungs von der Konkurrenz sollten ihre grauen Zellen mal mächtig anstrengen. Er war besser als sie, seine alten Fehler machte er nicht wieder. Er würde nie mehr ohne Handschuhe arbeiten. Und er hatte die Zeit im Gefängnis gut genutzt und viel für das Leben 'draußen' gelernt.
    In einer seiner Jackentaschen fand er noch ein Kondom. Er packte es aus und spülte es in der Toilette hinunter. Die leere Verpackung zerknüllte er und warf sie unter den Wohnzimmertisch.

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