Blüten des Augenblicks - Ko Un

  • Suhrkamp, 2011
    Übersetzung: Hans-Jürgen Zaborowski


    Kurzbeschreibung:
    "Blüten des Augenblicks" – das sind 185 kurze Zen-Gedichte, geschrieben von Südkoreas beliebtestem Dichter, der seit einer Reihe von Jahren zu den Favoriten unter den Nobelpreisanwärtern gehört. Sein erster Gedichtband in deutscher Übertragung, "Die Sterne über dem Land der Väter", erschien 1996 im Suhrkamp Verlag. Die neuen Gedichte bezaubern. Etwas von der ursprünglichen Kraft eines schamanischen Trommelsolos pocht in ihnen. Diese »Blüten des Augenblicks« wirken so belebend, als stünde man vor einem Wasserfall, sie stärken wie bester Ginseng, erfrischen wie der frischeste grüne Tee.


    Über den Autor:
    Ko Un, 1933 in der Provinz Chollabukdo geboren, verbrachte zehn Jahre in einem buddhistischen Kloster. Sein erster Gedichtband erschien 1960. Es folgten mehr als hundertdreißig Bücher. Er lebt in Anseong, südlich von Seoul.


    Mein Eindruck:
    Der 1933 geborene koreanische Dichter und Schriftsteller Ko Un hat ein großes Werk vorgelegt, bestehend aus Lyrik, Biographien, Theaterstücken und Romanen. In Deutschland sind erst wenige Bücher von ihm erschienen. Neu im April erschien das Buch "Blüten des Augenblicks", dass ausschließlich aus kurzen, meditativ geprägten Gedichten besteht.


    Diese Gedichte schöpfen sich inhaltlich aus den Beobachtungen des Alltags. Oft ist das Ende verblüffend, ich spreche nicht direkt von Pointen, aber einen unerwarteten Dreh findet er häufig.
    Das könnte der Grund sein, warum sie mich besonders ansprechen. Das Lesen dieser Blüten ist ein Genuss. Schon im Vorwort greift er interessante Themen zur Lyrik auf. Es gibt auch einige Kalligraphien von Ko Un im Buch, wirklich schön!


    Es gibt auch erläuternde Anmerkungen. Das abschließende Nachwort des Übersetzers Hans-Jürgen Zabororwski ist äußerst beeindruckend und sehr informativ.
    Es beginnt am Flughafen Bremen als Ko Un gerade von dem Festival Poetry on the road kam (da habe ich ihn auch getroffen!) und schildert seine Bedeutung für Korea. Er ist als Lyriker selbst in den USA berühmt geworden. Dann wird sein Leben erzählt. Korea unter Japanischer Besetzung, der Koreakrieg und Teilung des Landes nachdem einige seiner Familienangehörigen und Freunde als vermeintliche Kollaborateure getötet wurden, seine 10 Jahre als Mönch, er wurde anschließend einer der wichtigsten Kämpfer für die Demokratiebewegung, der auch Haft und Folter überlebt. Trotz schlimmer Erlebnisse und der fortwährenden Teilung des Landes ist Ko Un im Wesen eine so positive Person, dass sich das auch in seinen Texten widerspiegelt. Die Gedichte sind ganz von seiner Persönlichkeit durchdrungen.