Frage zum Buch "Die Welle"

  • Bezüglich meines links auf das Grunschulexperiment: Jetzt habe ich den Film (knapp 45 min lang) angeschaut und kann auch etwas dazu sagen. :-)


    Kurz zum Inhalt:
    Eine Lehrerin hat mit Drittklässlern ein Experiment zur Diskriminierung durchgeführt (erstmalig einen Tag nach der Ermordung von Martin Luther King). Die Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt: braun- und blauäugig. Am ersten Tag waren die blauäugigen Kinder laut Lehrerin die besseren (schnellere Auffassung, klüger etc.) und bekamen als Vergünstigung eine längere Pause. Am zweiten Tag waren dagegen die braunäugigen Kinder die bevorzugten Kinder. Die entstehenden Konflikte zwischen den beiden Gruppen wurden im Anschluß in der Klasse besprochen, u. a. kam es zu einer Keilerei, weil ein Junge als Blauäugiger bezeichnet wurde (am 2. Tag) und sich dadurch diskriminiert fühlte. Bemerkenswert fand ich, dass er auf Nachfrage der Lehrerin zugab, dass das Zuschlagen weder zu einer Verbesserung der Zustände geführt hat noch das er selbst sich besser gefühlt hat...


    Vor dem Experiment haben die Kinder zwar auch schon deutlich geäußert, dass man Menschen nicht aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminieren darf, aber der Mechanismus dahinter ist erst nach dem Exp. verständlich geworden.
    Die Diskussion mit den mittlerweile erwachsenen Schülern und ihre Gefühle finde ich sehr aufschlussreich und interessant. Ebenso wurde das Experiment mit Erwachsenen, getarnt als eine Fortbildung, durchgeführt. Erschreckend ist dass dieser Mechanismus innerhalb von Minuten gegriffen hat und nur wenige der Teilnehmer sich versucht haben zu wehren.



    Ich finde sehr schade, dass ich damals in der Schule nichts über dieses Experiment gehört und gesehen habe. Ich habe den ("alten") Film damals in der Schule gesehen (im Reli-Unterricht, wie auch viele andere wichtige Filme wie "Life of Brian :lache), und wir haben uns danach auch mit vielen Experimenten in diese Richtung beschäftigt (z. B. die bekannten Filmchen über die Elektroschocks etc angesehen), aber das oben beschriebene Experiment hätte damals wirklich sehr gut zu so einem Thema gepasst...

  • Beatrix,
    es ist ein bißchen schwierig über einen Spoiler zu diskutieren, stelle ich gerade fest. Denn alles, was ich schreiben will, verrät zu viel. :gruebel


    Ich versuch es trotzdem:


    Ich hab mich jedenfalls mißverständlich ausgedrückt, denn ich wollte eigentlich die Filme vergleichen, nicht das Original-Experiment mit dem neuen Film.


    Ich verstehe aber was du meinst und bin auch einer Meinung mit dir, wenn man Ron Jones Sicht der Dinge betrachtet. Das ist sein gutes Recht.


    Ich stimme nur nicht mit der Begründung überein. Denn so sollte es nicht sein.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich stimme nur nicht mit der Begründung überein. Denn so sollte es nicht sein.


    hmmm, eigentlich koennte man diese Aussage ohne zu spoilern fuer sich diskutieren, denn das ist ja auch die Ausgangssituation des deutschen Filmes/Buches: wie lehrt man Schuelern die realen Gefahren von Faschismus, vor allem wenn es schon aeltere sind (im deutschen Film 12./13. Klasse)? Denn ich glaube schon, dass bei vielen, wie im Film zu Beginn auch beschrieben, eine direkte Referenz zu Hitler eher ein stoehnendes "nicht schon wieder" als begeisterndes Mitmachen ausloest. Das ist leider schulische Realitaet.


    Ok, ich bin jetzt schon seit laengerem nicht mehr selber in einer Abschlussklasse eines deutschen Gymnasiums drin gewesen, aber ich denke nicht, dass ich mit meiner Einschaetzung da soooo falsch liege.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Beatrix
    [...]Ok, ich bin jetzt schon seit laengerem nicht mehr selber in einer Abschlussklasse eines deutschen Gymnasiums drin gewesen, aber ich denke nicht, dass ich mit meiner Einschaetzung da soooo falsch liege.


    Dem muss ich persönlich widersprechen. Ich bin derzeit selbst im vorletzten Jahr auf dem Gymnasium. Bei mir löst dasThema Faschismus und damit meist eng verbunden Hitler keineswegs ein Gähnen aus. Ich finde im Gegenteil die Umstände, die damals zum nationalsozialistischen Deutschland geführt haben sehr interessant. Dies kann natürlich auch an meinem genialen Geschichtslehrer liegen, der das Thema wirklich sehr anschaulich erklärt!


    Ich kann aber nicht sicher sagen, ob ein Ende mit Hitler im Film "Die Welle" ein "nicht schon wieder"-Stöhnen von mir herbeigeführt hätte, da dieses Thema oft in schlechten Filmen unpassend thematisiert wird.

    lg Saturn :wave


    MatheHome


    Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens einen guten Grund dafür. Gabriel Laub

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  • Hm...ich denke über Beatrix Argumentation nach. Gut, könnte was dran sein, ich muss da leider zugeben, dass mir das Ende des Morthon Rhue-Buches nicht mehr sooo bekannt ist (und leider ist meine Schulausgabe verschollen...). Dennoch - trotz der Umstände der Gegenwart, die auch nicht von der Hand zu weisen sind, find ich das Ende des deutschen Buches (bzw. dann des Filmes) etwas übertrieben und gewalttätig.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Nachdem ich auch einer jener Reli-Lehrer bin, die ganz gerne mal einen Film einsetzen, kann ich zum Schluss des Films etwas anmerken:


    Dramaturgisch ist jener gut umgesetzt worden, nach dem Trugschluss folgt die dramatische Wende, die viele meiner Schüler schockiert hat, aber gleichzeitig auch viele Fragen hervorbrachte (z.B. nach formaler und moralischer Schuld etc.)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)