Gebrauchsanweisung für Island - Kristof Magnusson

  • Kristof Magnusson - Gebrauchsanweisung für Island


    ISBN: 9783492275880


    Erscheinungsjahr: 2011


    Verlag: Piper


    Seitenzahl: 208


    Über den Autor:
    Kristof Magnusson, Jahrgang 1976, studierte in Leipzig und Reykjavik.
    Bekannt wurde Magnusson mit seinem Roman "Das war ich nicht", der die Probleme der jüngsten Finanzkrise aufgreift.
    Der Autor, der Sohn einer deutschen Mutter und eines isländischen Vaters ist, lebt und arbeitet in Berlin.


    Über den Inhalt:
    Island - das ist das Land der Geysire, Kriminalschriftsteller und das Land, das Europa während der letzten Wirtschaftskrise durchrüttelte.
    Kristof Magnusson, deutsch-isländischer Autor hat sich Gedanken über seine zweite Heimat gemacht und erzählt nicht nur von Schwimmbadbesuchen und
    Kochtopfrevolution, sondern auch von der Vielfältigkeit der nordischen Mythologie.


    Meine Meinung:
    Lange hat es gedauert bis der Piper Verlag sich in seiner beliebten Reihe der Insel im hohen Norden annahm. Das Warten hat sich gelohnt.
    Kein geringerer als der erfolgreiche Schriftsteller Kristof Magnusson macht sich in diesem Band auf die Spur dessen, was den Inselstaat mit seinen nur
    330000 Einwohnern ausmacht. Herausgekommen ist eine vielfältige Eigentümlichkeitensammlung, die über das Anekdotenhafte und Schräge hinausgeht und versucht, Erklärungen für das Ungewohnte in der Geschichte dieses Volkes zu finden.
    Insbesondere die Einblicke in die isländische Sagenwelt vermitteln ein Verständnis für die Kultur und die Entwicklung einer völlig eigenen Sprache,
    der schon vor vielen Jahren ein Aussterben prophezeit wurde und die sich entgegen aller Vermutungen weiterentwickelt.


    Was wäre Island ohne seine Natur? Neben den Landschaften, die jedes Jahr unzählige Touristen ins Land locken, sind es gerade die Widrigkeiten der Natur, die ein Leben auf der Insel erschweren und Magnusson nutzt die Chance, weg von romantischen Vorstellungen eine Lebensweise zu beschreiben, die ein Wohnen auf dem Lande fernab von Lehmhütten noch nicht allzu lange ermöglicht und ins Bewusstsein ruft, dass auch in
    Island jährlich mehrere Erdbeben stattfinden.


    Abgerundet wird das Islandporträt mit einer Darstellung der politischen Situation und einer versuchsweisen Aufarbeitung, wie ein derart kleines Land in den Strudel der Finanzkrise geraten konnte. Dass dabei die Wirtschaftspolitik eine nicht geringfügige Rolle spielte und welche Bedeutung Umweltaktivisten in Island haben, das erklärt der Autor beispielhaft in seinen Ausführungen.


    Mit der vorliegenden Gebrauchsanweisung gewährt Kristof Magnusson nicht nur erste und zugleich sehr persönliche Einblicke in die isländische Welt,
    sondern liefert eine perfekte Liebeserklärung an seine zweite Heimat ab, die es verdient hat, von einem breiten Publikum entdeckt zu werden.


    Fazit:
    Ein angenehmer literarischer Einstieg in die Welt Islands!

  • Da habe ich doch glatt übersehen, dass Salonlöwin dieses Buch schon vorgestellt hat. In diesem Fall freut mich das besonders, weil mir diese Gebrauchsanweisung eigentlich recht gut gefallen hat.
    Das lag zum Einen an dem feinen Humor und der angenehmen Sprache Magnussons, zum anderen an der unaufgeregten Art und Weise, wie er auch Probleme anspricht (auch wenn ich nicht immer seiner Meinung bin), etwa den Zusammenbruch des Finanzsystems, den Walfang oder den Bau des Kárahnjúkar-Kraftwerks.
    Dabei schafft er es ausgesprochen geschickt, nicht die verschiedenen Eigenheiten und Kuriositäten der isländischen Gesellschaft aufzuzählen, sondern diese verschiedenen Aspekte zu einer Gesamtschau der isländischen Befindlichkeiten zu verweben. So stellt er mühelos Verbindungen her zwischen Dingen, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, zwischen der modernen isländischen Badekultur und der Landnahmesaga etwa, oder dem Allthing und dem Bankencrash.


    Und da liegt für mich das Aber dieses Buches: mir fehlten ein wenig die Details, wirklich Neues habe ich nicht erfahren, manche Deutungen waren mir zu oberflächlich. Aber das mag daran liegen, dass ich nur bedingt zur Zielgruppe gehöre. Salonlöwins Rezi zeigt mir, dass diese Gebrauchsanweisung ihren Zweck durchaus erfüllt, nämlich Lesern auf höchst unterhaltsame Art ein Land zu erklären, das viel mehr zu bieten hat als fantastische Natur und halbdomestizierte Ponys, Verzeihung, Pferde, sondern auch großartige Literatur und einen liebenswürdigen Menschenschlag.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo DraperDoyle,


    vielleicht erfahren wir mehr über die isländische Finanzkrise,
    wenn wir uns bis zum Erscheinen des neuen Indridason (Titel: "Abgründe") im September 2011 gedulden können.


    Edit: Rechtschreibung.
    Edit: ISBN gelöscht, weil es es im Verzeichnis wieder zu Problemen kam.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Hallo DraperDoyle,


    vielleicht erfahren wir mehr über die isländsiche Finanzkrise,
    wenn wir uns bis zum Erscheinen des neuen Indridason im September 2011 gedulden können.



    Zu diesem Thema habe ich noch dieses Buch (ganz oben) auf dem SUB liegen:

  • Zitat

    Original von Ronja



    Zu diesem Thema habe ich noch dieses Buch (ganz oben) auf dem SUB liegen:


    Das habe ich schon gelesen, zudem noch zwei weitere Islandkrisen-Bücher: Einar Mar Gudmundson: Wie man ein Land in den Abgrund führt und Ásgeir Jónsson: Der Fall Island. Das heißt, speziell was die Finanzkrise angeht, bin ich recht gur informiert.
    Mit Tiefgang meinte ich zum Beispiel das hochspannende Parteiengeklüngel, das ich, ehrlich gesagt, immer noch nicht durchschaut habe und das stellvertretend für den Gegensatz zwischen Stadt (Unabhängigkeitspartei) und Land (Fortschrittspartei) steht. Oder was macht "Best flokkur", die "beste Partei" so in Reykjavik?
    Die Eigenheiten der modernen isländischen Literatur und der gewaltige Krimiboom hätte mich näher interessiert (zumal Magnusson genau wie ich, begeisterter Kárason-Leser ist).


    Aber ich gebe zu, dafür sind die "Gebrauchsanweisungen" einfach nicht gemacht ;-)


    Aber wenn Halldor Gusmundsson bei dir ganz oben auf dem SUB liegt, können wir ja eine Minileserunde machen, ich wollte das eh nochmal lesen :wave

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle



    Aber wenn Halldor Gusmundsson bei dir ganz oben auf dem SUB liegt, können wir ja eine Minileserunde machen, ich wollte das eh nochmal lesen :wave



    Gerne! :wave


    Vielleicht finden sich ja sogar noch ein paar mehr, die mitmachen würden.

    Ronja



    "Braucht's des?!"
    (Gerhard Polt)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ronja ()

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Prima, wie gehen wir vor? Ich habe noch nie eine Leserunde mitgemacht...


    Ich schick dir eine PN, damit wir hier nicht zu OT werden. :-)

  • Bewertung: 4 von 5 Sternen


    Inhalt: Schwarzer Sand und heiße Quellen, Gletscher und Geysire, schräge Charaktere, Krimiautoren mit Rekordauflagen und atemberaubende Natur, die immer wieder rabiat ins Alltagsleben eingreift: Das jüngste Land der Erde hat längst eine Gebrauchsanweisung verdient. Islandkenner und Erfolgsautor Kristof Magnusson zeigt uns die wundersame Insel mit ihrer schroffen Exotik. Er verrät, wie ein typischer Schwimmbadbesuch abläuft. Warum hier jeder zwei Jobs hat und wie die Banken plötzlich größer werden konnten als der Staat. Und was es mit der "Kochtopfrevolution" und mit der "Blauen Lagune" auf sich hat.


    Kritik: Schon seit Ewigkeiten habe ich darauf gewartet, dass es von den "Gebrauchsanweisungen" endlich auch eine für Island gibt. Und jetzt - mit der immer näherrückenden Buchmesse - erscheint so ziemlich alles über Island. Der Autor beschreibt "sein" Land mit einer faszinierenden Leichtigkeit und einem Charme, der es dem Leser fast unmöglich macht, nach Lesen des Buches nicht unbedingt in diese karge Landschaft mit seinen ganz eigenwilligen Menschen zu reisen. Von den Neuerscheinungen über Island ein wirklich ganz wertvolles Buch!

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Entschuldigt bitte, irgendwie ist mir die andere, schon etwas ältere, Rezension nicht untergekommen.


    Bitte zusammenfügen, danke! :anbet

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.