Wolfgang Niedecken - Für 'ne Moment. Autobiographie

  • Titel: Für `ne Moment
    Autor: Wolfgang Niedecken
    Verlag: Hoffmann und Campe
    Erschienen: Februar 2011
    Seitenzahl: 527
    ISBN-10: 345550177X
    ISBN-13: 978-3455501773
    Preis: 24.00 EUR


    Wolfgang Niedecken wurde 1951 in Köln geboren, studierte von 1970 bis 1976 Freie Malerei an der FHBK Köln. Bekannt wurde er aber als Frontmann der deutschen Rockband BAP, deren Texte ausschließlich in Kölschen Dialekt vorgetragen werden. Trotzdem wurde diese Gruppe weit über die Grenzen auch Deutschlands hinaus bekannt und verkümmerte nicht als nur mässig bekannte Regionalband.


    BAP ist ohne Wolfgang Niedecken nicht denkbar und ohne ihn hätte es diese Band auch nicht gegeben. Er ist der Kopf der Gruppe – ein echter Leader.


    In seiner Autobiographie erzählt Wolfgang Niedecken aus seinem bewegten und sehr interessanten Leben. Dabei ist hervorzuheben, dass er sich niemals in Selbstbeweihräucherung auf einen Sockel stellt – ganz und gar nicht. Dieser Mensch Wolfgang Niedecken ist ein Mensch wie du und ich, der auch durch seine Bekanntheit niemals abgehoben hat. Er ist immer authentisch geblieben, vertritt seinen Standpunkt, auch wenn dieser vielen unbequem ist, hat sich nie verbiegen lassen und hat sich auch nie für etwas Besseres gehalten. Niedecken steht zu seinen Wurzeln, zu seinen Irrtümer und zu den Fehlern die er im Laufe seines Lebens gemacht hat. Er beschönigt nichts, sucht nicht nach billigen Ausreden oder faden Entschuldigungen. Er übt aber da Kritik wo er meint das sie angebracht ist, nimmt auch keine Rücksicht auf vermeintlich große Namen.


    Wolfgang Niedecken erzählt nicht chronologisch. Er schreibt so wie man vielleicht in einem direkten Gespräch auch erzählen würde. Seine erzählerische Unordnung wirkt trotzdem sehr geordnet. Niemals verliert man als Leser den Faden oder ärgert sich über Zeitsprünge – vielmehr hat man den Eindruck, dass alles irgendwie zueinander passt, dass alles genau da aufgeschrieben wurde wo es letztendlich auch hingehört.


    Wenn man mit dem Alter von Wolfgang Niedecken fast im Gleichklang marschiert, dann ist das Lesen dieser Autobiographie fast wie eine Reise in die eigene Vergangenheit. Man versteht Zusammenhänge, begreift das Besondere an gewissen Lebenssituationen. Man erinnert sich an die Fernsehsonnabende im Kreise der Familie, man konnte sich auch ohne Handy und Internet mit Freunden verabreden, man hatte schwerer gegen starre Konventionen zu kämpfen als es heute der Fall ist. Wolfgang Niedecken schafft es mit seiner Autobiographie vieles wieder lebendig werden zu lassen, was schon als verstaubte Erinnerung ganz nach hinten in den Erinnerungsschrank geschoben worden war.


    Wolfgang Niedecken macht auch deutlich, dass man Stellung beziehen muss will man nicht als unzufriedener Mitläufer enden. Engagement ist nicht nur für diese oder jene Sache wichtig sondern auch für einen selbst.


    Dieses Erinnerungsbuch ist eine Autobiographie der besonderen Art. Hier schreibt jemand der um seine Fehler und Irrtümer weiß, der sich aber nie gescheut diese einzugestehen und der immer nach seinem ganz persönlichen Weg gesucht hat – auch wenn er dabei auf die Nase bekommen hat.


    Sehr lesenswert; ist es doch auch ein Stück erlebter und aufgeschriebener Rockgeschichte. Und es ist ein Buch eines Mannes, der aus seiner kritischen Liebe zu seiner Heimatstadt Köln keinen Hehl macht.


    Übrigens: Der Besuch eines BAP-Konzert lohnt sich immer......ich habe diese Gruppe schon viele Male live erleben dürfen; es war nie langweilig.


    ASIN/ISBN: 3442157242

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Danke für die schöne Rezi, Voltaire. Das Buch landet gleich mal auf meiner Wunschliste. Ich liebe BAP. Und als sie noch in kleinen Hallen gespielt haben gefielen mir die Konzerte am besten. Ich hab sie u.a. in der Hamburger Fabrik und der Bochumer Zeche gesehen - einfach genial *in Erinnerung schwelg* :-]

  • Hey Jan, Du überraschst mich immer wieder! Jetzt haben wir also nicht nur den Vornamen gemeinsam, sondern offensichtlich auch ein Stück weit den Musikgeschmack. Ich war gegen Ende meiner Schulzeit ein echter "Bap-tist" und habe ebenfalls viele ziemlich geniale Konzerte gesehen, u.A. in Frankfurt den legendären, weil 12-stündigen "Flotten Dreier" mit Klaus Lage und The Kinks (!)...


    Werde Niedeckens Bio auf jeden Fall lesen - aber was mich interessiert: Nimmt er in dem Buch Bezug zu seinen Songtexten auf? Denn die habe ich in den meisten Fällen als sehr persönlich gefärbt in Erinnerung... (Isch kann fließend Kölsch hüre!)


    Jan :wave

  • Zitat

    Original von JanvonderBank


    Werde Niedeckens Bio auf jeden Fall lesen - aber was mich interessiert: Nimmt er in dem Buch Bezug zu seinen Songtexten auf? Denn die habe ich in den meisten Fällen als sehr persönlich gefärbt in Erinnerung... (Isch kann fließend Kölsch hüre!)


    Jan :wave


    Zu vielen seiner Songtexte sagt Wolfgang Niedecken etwas. Gerade seine Erlebnisse und Gefühlen haben ihn zu den meisten Texten inspiriert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ach, was waren das für schöne Zeiten damals. In jedem Song eine Aussage, oftmals so, dass es mir aus der Seele gesprochen hat. Das BAP-Logo prangte von meiner Schultasche und die Platte "Vun Drinne Noh Drusse" lief rauf und runter. Allein diese Erinnerungen sind es wert, das Buch auf meine Wunschliste zu setzen, obwohl ich eigentlich nicht oft Biographien lese. Danke für die Rezi!

  • Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass Wolfgang Niedecken in diesem Buch sehr intensiv auf Bob Dylan eingeht, auf dessen Lieder und vor allen auf dessen Liedtexte und was dieser Künstler für ihn bedeutet hat. Auch über seine persönlichen Begegnungen mit Bob Dylan schreibt Niedecken.


    Und es gibt auch eine Reihe andere Musiker die Wolfgang Niedecken wenn nicht geprägt, so doch aber auch beeinflusst haben. Stellvertretend sei hier nur Rory Gallagher erwähnt (kennt den überhaupt noch jemand? Leider schon 1995 im Alter von 47 Jahren verstorben).

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Rory Gallagher erwähnt (kennt den überhaupt noch jemand?


    Ja. Ich! ;-)


    Obwohl ich ja musikalisch mit BAP gar nix mehr anfangen kann, finde ich das Leben von Wolfang Niedecken schon sehr interessant. Immerhin ist er ja de kölsche Dylan, ne! Eine Freundin hat vor ein paar Tagen tasächlich ein "Meet and Greet" mit ihm gewonnen und schwebt seitdem einige Zentimeter über dem Boden. :grin Erzählt er auch von seiner Zeit in Marrakesch? :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Pffff, Du hättest eh keine Chance :chen


    Edit: Mit BAP geht es mir so wie Dir rienchen, war nie so mein Ding (wahrscheinlich, weil ich die Texte nicht verstanden habe :grin).
    Allerdings interessiert mich Wolfgang Niedecken als Person, von daher ist seine Biographie auch auf meiner WL gelandet :-]

  • Zitat

    Original von JanvonderBank
    rienchen : Darf man eigentlich von dem Maling auf dem VW-Bulli auf Deinen Musikgeschmack schließen? (Ich nu wieder!) :chen
    [SIZE=7]@ edit: oder hat Kiss was mit "Zunge in den Schlund rammen" zu tun?[/SIZE]


    Gott bewahre. Nein. :grin
    Ich habe Kiss aber tatsächlich mal live gesehen, bei Rock am Ring. Hatte was von einem morbiden Kindergeburtstag, alle dreißig Sekunden flog irgendwas in die Luft, die alten Herren sind mit zwei Kilo Schminke und auf dreißig- Zentimer- Plateaustiefeln über die Bühne gestaakst, und Geene Simmons flog irgendwann als blutspuckende Fledermaus durch die Luft. War lustich. :rofl Diese Zunge wäre allerdings selbst für meinen Schlund irgendwie zuviel des Guten. :grin


    Den Kissbus finde ich trotzdem ganz cool, damit sind wir in Australien ein bisschen rumgefahren. (Neben dem Simpsons- Bus, der war auch gut. )


    So, jetzt verlasse ich diesen Tread mal lieber, bevor Voltaire ausflippt. :grin


    Alles Liebe, Eure Vivi. Michi : :kiss

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von Michi M.
    Mit BAP geht es mir so wie Dir rienchen, war nie so mein Ding (wahrscheinlich, weil ich die Texte nicht verstanden habe :grin).
    Allerdings interessiert mich Wolfgang Niedecken als Person, von daher ist seine Biographie auch auf meiner WL gelandet :-]


    Bei BAP wird sich sehr oft darüber beschwert, dass man die Texte nicht verstünde. Viele dieser Beschwerde stammen aber von Leuten, die englische, französische oder was-weiß-ich-für-Texte nicht verstehen, dass aber nicht als störend empfinden - nur bei den BAP-Texten, da beschweren sie sich..... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Bei BAP wird sich sehr oft darüber beschwert, dass man die Texte nicht verstünde. Viele dieser Beschwerde stammen aber von Leuten, die englische, französische oder was-weiß-ich-für-Texte nicht verstehen, dass aber nicht als störend empfinden - nur bei den BAP-Texten, da beschweren sie sich..... :wave


    Ich hoffe, Du unterstellst mir nicht, englische und französische Texte nicht zu verstehen :hau :grin ( okay, französische verstehe ich nur teilweise, allerdings höre ich auch nicht vieles in französischer Sprache), allerdings finde ich es etwas peinlich einen deutschen Text völlig verkehrt laut mitzusingen ( und ich singe gerne mit :-]) :wave