Erschienen 04.04.2011
553 Seiten
ISBN -13: 978-3-426-19887-2
Kurzbeschreibung:
Troubadoure, Ritter und eine dramatische Intrige Südfrankreich Mitte des 12. Jahrhunderts: Der mächtige Graf von Toulouse will Ermengarda, die junge Erbin von Narbonne, zur Ehe zwingen und so die reiche Stadt in seine Gewalt bringen. Doch das Mädchen widersetzt sich ihm und dem Ehrgeiz ihrer Stiefmutter. Fest entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen, ergreift Ermengarda am Tag der geplanten Hochzeit die Flucht. Niemand steht ihr zur Seite – außer Arnaut und Felipe, die ihr Treue bis in den Tod geschworen haben.
Über den Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.
Zu dem Buch gibt es auch eine Leserunde
Meine Meinung:
Ein sehr schöner historischer Roman aus einer Gegend Europas über die es eine Vielzahl historischer Romane gibt, die alle sechsig- siebzig Jahre später spielen. Dieser Roman spielt zu einer Zeit, in der die bei den anderen im Mittelpunkt steheden Katharer ihre größte Ausbreitung noch nicht erreicht haben und eben vor dem Kreuzzug gegen diese. Die Adligen der Region sind noch mit sich selbst und ihrer Machtentfaltung und- stabilisierung beschäftigt. Obwohl im nicht allzufernen Aquitanien die junge Alienor die Regentschaft inne hat, scheint doch unvorstellbar, dass in der wichtigen Handelsstadt und strategisch wichtigen Festung Narbonne, okzitanisch Narbona eine Frau regiert. Genau das ist aber der Fall- die Erbin ist eine junge Frau und die Regentin deren Stiefmutter. Da ja aber bekanntlich nicht sein kann, was nicht sein darf wird die Erbin mal eben schnell verheiratet und der Mann erwartet nicht nur mehr Macht, sondern auch eine willige und treusorgend pflichtbewußte Ehefrau im Bett, deren einziger Zweck in der Nachzucht besteht und die dazu vielleicht noch fleissig stickt. Da hat er aber die Rechnung ohne die Tochter des Aimeric gemacht- die Erbin hat ihren eigenen Kopf und setzt ihn durchaus ein.
Mehr will ich nicht verraten- das tut meines Erachtens nach schon der Klappentext zu reichlich.
Das "Roadmovie" das der Autor im Kopfkino ablaufen lässt ist eines von der hochqualitätiven Sorte. Keine "tapfere selbstbewußte Frau inmitten bösartiger Männer" Schmonzette, sondern eine auch in dem was wir aus der Zeit wissen glaubhafte Figur, die sich während des Romans entwickelt, die ihre Zwänge zwar überwinden will, aber doch erkennt, dass sie sich letztlich Zwängen beugen muß. Eine Frau aus dem Hochadel ihrer Zeit mit allem was das an Vorteilen und Nachteilen bedeutet. Aber nicht nur die Hauptfiguren sind plastisch und lebensnah herausgearbeitet, auch die Nebenfiguren und die historischen Persönlichkeiten erscheinen dem Leser dreidimensional. Mir persönlich hat es Jori, der Straßenjunge besonders angetan. Dem Autor gelingt es auch die unterschiedlichen politischen Motive der handelnden Adligen, den Stolz des aufstrebenden Bürgertums und das Leid der einfachen (Land-)Bevölkerung unaufgeregt und unaufdringlich darzustellen.
Mir hat es richtig Spaß gemacht. Von diesem Autor wünsche ich mir noch viele Bücher lesen zu können.