Die Comtessa - Ulf Schiewe

  • Erschienen 04.04.2011
    553 Seiten
    ISBN -13: 978-3-426-19887-2


    Kurzbeschreibung:


    Troubadoure, Ritter und eine dramatische Intrige Südfrankreich Mitte des 12. Jahrhunderts: Der mächtige Graf von Toulouse will Ermengarda, die junge Erbin von Narbonne, zur Ehe zwingen und so die reiche Stadt in seine Gewalt bringen. Doch das Mädchen widersetzt sich ihm und dem Ehrgeiz ihrer Stiefmutter. Fest entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen, ergreift Ermengarda am Tag der geplanten Hochzeit die Flucht. Niemand steht ihr zur Seite – außer Arnaut und Felipe, die ihr Treue bis in den Tod geschworen haben.


    Über den Autor:


    Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.


    Zu dem Buch gibt es auch eine Leserunde


    Meine Meinung:


    Ein sehr schöner historischer Roman aus einer Gegend Europas über die es eine Vielzahl historischer Romane gibt, die alle sechsig- siebzig Jahre später spielen. Dieser Roman spielt zu einer Zeit, in der die bei den anderen im Mittelpunkt steheden Katharer ihre größte Ausbreitung noch nicht erreicht haben und eben vor dem Kreuzzug gegen diese. Die Adligen der Region sind noch mit sich selbst und ihrer Machtentfaltung und- stabilisierung beschäftigt. Obwohl im nicht allzufernen Aquitanien die junge Alienor die Regentschaft inne hat, scheint doch unvorstellbar, dass in der wichtigen Handelsstadt und strategisch wichtigen Festung Narbonne, okzitanisch Narbona eine Frau regiert. Genau das ist aber der Fall- die Erbin ist eine junge Frau und die Regentin deren Stiefmutter. Da ja aber bekanntlich nicht sein kann, was nicht sein darf wird die Erbin mal eben schnell verheiratet und der Mann erwartet nicht nur mehr Macht, sondern auch eine willige und treusorgend pflichtbewußte Ehefrau im Bett, deren einziger Zweck in der Nachzucht besteht und die dazu vielleicht noch fleissig stickt. Da hat er aber die Rechnung ohne die Tochter des Aimeric gemacht- die Erbin hat ihren eigenen Kopf und setzt ihn durchaus ein.


    Mehr will ich nicht verraten- das tut meines Erachtens nach schon der Klappentext zu reichlich.


    Das "Roadmovie" das der Autor im Kopfkino ablaufen lässt ist eines von der hochqualitätiven Sorte. Keine "tapfere selbstbewußte Frau inmitten bösartiger Männer" Schmonzette, sondern eine auch in dem was wir aus der Zeit wissen glaubhafte Figur, die sich während des Romans entwickelt, die ihre Zwänge zwar überwinden will, aber doch erkennt, dass sie sich letztlich Zwängen beugen muß. Eine Frau aus dem Hochadel ihrer Zeit mit allem was das an Vorteilen und Nachteilen bedeutet. Aber nicht nur die Hauptfiguren sind plastisch und lebensnah herausgearbeitet, auch die Nebenfiguren und die historischen Persönlichkeiten erscheinen dem Leser dreidimensional. Mir persönlich hat es Jori, der Straßenjunge besonders angetan. Dem Autor gelingt es auch die unterschiedlichen politischen Motive der handelnden Adligen, den Stolz des aufstrebenden Bürgertums und das Leid der einfachen (Land-)Bevölkerung unaufgeregt und unaufdringlich darzustellen.
    Mir hat es richtig Spaß gemacht. Von diesem Autor wünsche ich mir noch viele Bücher lesen zu können.

  • Eine Frau in Männerkleidern, die sich in einem typisch männlichen Metier behaupten will - also alle Zutaten vorhanden für eine typische -in Schmonzette? Ganz und gar nicht!
    Ermengarda weiß zwar was sie will, meistens, aber sie denkt nach, nimmt männliche Hilfe in Anspruch, reflektiert das Erlebte. Durch ihre Augen sehen wir die Lebenswirklichkeit im Südfrankreich des 12. Jahrhunderts: sei es der der gräfliche Palast oder die Aussätzigenhütte, die Burg oder das Kloster, jeder ihrer Aufenthaltsorte scheint sehr real zu sein und entsteht farbenprächtig und detailreich vor meinem inneren Auge. Die männliche Sichtweise steuern Arnaut und Felipe bei und so ergibt sich ein dicht gewebter Teppich mit ausdrucksstarken Bildern. Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, der Bettlerjunge Jori und Arnauts Mutter Adela sind die besten Beispiele dafür. Die Handlung ist spannend erzählt, ich habe mit der kleinen Reisegruppe von Beginn an mitgefiebert. Der historische und politische Kontext wird verständlich dargelegt, so dass die Handlungen der Protagonisten nachvollziehbar bleiben.
    Sehr empfehlenswert!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ermengarda, die Erbin von Narbona, ist 15, als sie gegen ihren Willen mit dem Grafen von Tolosa verheiratet wird. Ein in dieser Zeit zwar übliches Vorgehen, im Falle von Ermengarda aber mehr als ein Ränkespiel um eine möglichst vorteilhafte Ehe, denn Ermengarda ist die letzte Ihres Familienzweiges und damit die einzige legale Nachfolgerin mit Anspruch auf die Herrschaft über Narbona. Mit der drohenden Zwangsehe fiele zudem das bislang eigenständige Narbona unter die Kontrolle des Grafen von Tolosa. Ermengarda will dieser Ehe mit aller Macht entgehen und greift zu einer List. Noch bevor die Ehe vollzogen werden kann, ergreift sie mit einer Hand voll ihr treu ergebener Edelmänner die Flucht. Bald stellt sich heraus, dass es nicht nur der Graf von Tolosa auf Narbona abgesehen hat, sondern auch noch ganz andere Mächte ein Interesse daran haben. Ermengardas Leben gerät ernsthaft in Gefahr.


    Ulf Schiewe bleibt dem 12. Jahrhundert auch in seinem Roman treu, der nur wenige Jahre nach dem Bastard von Tolosa ansetzt, mit den ersten Roman aber nur einige wenige Protagonisten teilt. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf der Geschichte Ermengardas von Narbona, einer historischen Figur, die es nie ins breite Licht der Öffentlichkeit geschafft hat. Nur wenig ist von ihr bekannt, das Wesentliche hat der Autor bei Recherchen in alten Urkunden entdeckt. Um diese historischen Fakten spinnt er geschickt eine Geschichte um Verrat, Machtgier und Intrigen, aber auch um Zusammenhalt, absolute Treue und Liebe. In den wenigen Monaten, die diese Geschichte umfasst, wird aus dem jungen, unerfahrenen Mädchen eine starke Frau mit Charakter, der es gelingt, allen Widrigkeiten zum Trotz eine gute und gerechte Herrscherin zu sein. Ermengarda ist nicht die einzige, die an diesen schwierigen Zeiten wächst. Auch ihre unerfahrenen Begleiter Felipe, Arnaut und Severin müssen lernen, dass das Leben kein Spiel ist und jede Schlacht den Tod bedeuten kann - für sie selbst und für die Menschen, gegen die sie in den Kampf ziehen.
    Wer Ulf Schiewes ersten Roman kennt, der weiß, dass er hier keinen Heldin in Hosen Roman bekommt, keine bunte Geschichte vor netter historischer Kulisse sondern einen historischen Roman, der Hand und Fuß hat. Dieses Buch ist eine Freude für Leser, die sich für die politischen Ereignisse im Frankreich des 12. Jahrhunderts interessieren, sich gerne vom Autor in diese Zeit und in dieses Land entführen lassen wollen.


    Besonders angetan hat es mir Erzählperspektive und Stil, denn Ulf Schiewe erzählt sowohl aus der Sicht Ermengardas als auch aus der Sicht Arnauts. Männliche Protagonisten sind rar in der Landschaft des historischen Unterhaltungsromans und so war ich erfreut, dass hier im vorliegenden Buch trotz des Titels eben nicht nur der Schwerpunkt auf der Protagonistin Ermengarda lag, sondern die Figur des Arnaut einen ebenso starken Part hat. Dabei möchte ich besonders hervorheben, dass Ulf Schiewe nie versucht, die Handlungsweisen seiner männlichen Protagonisten so darzustellen, wie wir Frauen uns das vielleicht wünschen werden. Hier dürfen Männer echte Männer sein und die sind eben auch mal genervt und werden ausfallend, wenn die Herzliebste in alles entscheidenden Situationen ihren Kopf ausschaltet und Dummheiten macht. Ulf Schiewes Figuren haben Ecken und Kanten, Stereotype sucht man hier vergebens. Dennoch haben auch echte Männer ein Herz und bleiben auch in diesem Roman nicht von Irrungen und Wirrungen verschont. Liebe ist halt manchmal unberechenbar.


    Es ist eigentlich eine ernste Geschichte, die der Autor hier erzählt, dennoch ist dies kein tragisches Buch. Immer wieder blitzt der Humor durch, gibt es kleine Skurillitäten oder humorvolle Momente. Man merkt die Freude, die Ulf Schiewe beim Schreiben dieses Buches hatte. Diese Freude verleiht diesem kraftvollen und lebensstrotzendem Buch noch eine zusätzliche Würze, sodass man nach dem Beenden das Gefühl hat, eine wirklich runde Geschichte gelesen zu haben.


    Ich bin gerne mit Ulf Schiewe ins 12. Jahrhundert gereist, habe alte Bekannte wiedergetroffen, bin neuen Figuren begegnet, habe viel über die damalige Zeit gelernt und mich in der von ihm erzählten Geschichte sehr wohl gefühlt.


    Wehr mehr möchte als eine nette Geschichte vor bunter Kulisse, dem kann ich Ulf Schiewes Comtessa wärmstens ans Herz legen.

  • Die fünfzehnjährige Ermengada, Erbin von Narbona, wird von ihrer Stiefmutter für deren politische Intrigen benutzt und mit dem ungeliebten Grafen von Tolosa verheiratet. Ermengada, die als letzte Erbin dieser Stadt gilt, widersetzt sich, sehr zum Erstaunen und Ärger aller Beteiligten, dieser im Mittelalter üblichen Maßnahme und flieht mit einigen Vertrauten, um die Hilfe gegen diesen Pakt in verbündeten Städten einzuholen. Durch ihre Flucht gilt die Ehe als nicht vollzogen und ist somit anfechtbar, doch natürlich lässt man sie nicht so ungeschoren fliehen und so sind ihr ihre Verfolger dicht auf den Fersen und kommen ihr des öfteren gefährlich nahe…


    Ich habe seit langer Zeit mal wieder ein Buch gelesen, dessen Handlung im Mittelalter spielt, denn meist meide ich Bücher, deren Titel oder Klappentext schon auf diese Zeit hinweisen - Der Grund ist ganz einfach, es gibt zu viele Bücher, die auf der „Mittelalter-Welle“ mitschwimmen, ohne wirklich in dieser Zeit zu spielen. Meist hat man einfach die Handlung in diese „verkaufsträchtige Zeit“ gesetzt. Dementsprechend „authentisch“ und schlecht recherchiert findet sich dann auch die Geschichte.


    Bei der Comtessa ist das zum Glück nicht der Fall und ich habe jederzeit das Gefühl gehabt, Handlung und Handlungszeit sind stimmig – Nicht nur dass hier eine bunte Mischung aus realen und fiktiven Personen agiert, nein, es sind auch die Lebensumstände, die Städte und Lokalitäten, die „echt“ wirken.


    Der Autor hat eine spannende Geschichte aus dem Mittelalter zu erzählen, in denen es um Intrigen, Flucht, und um Liebe geht, ohne dass es ins Kitschige oder Banale abgleitet. Die einzelnen Personen sind gut beschrieben und nichts wirkt zu dick aufgetragen. Die Flucht auf der sich die Gefährten befinden, bleibt die ganze Zeit spannend und Ermengada macht in dieser Zeit eine erstaunliche Wandlung durch, und wird von einem behüteten, dickköpfigen Mädchen zu einer jungen Frau, die genau weiß, was sie will.


    Zu erwähnen, weil ebenfalls selten geworden, ist die schöne Aufmachung des Buches, das neben einer außergewöhnlichen Covergestaltung, im Einband mit der Landkarte der wichtigsten Orte zu punkten weiß und das im Umschlag eine Liste der wichtigsten historischen Personen bietet. (Die finden sich allerdings noch einmal im Anhang des Buches gleich hinter dem Glossar, in dem die wichtigsten Fremdsprachlichen Worte erklärt werden.) – Bei dieser hochwertigen Ausstattung fällt das Fehlen den Lesebändchens schon sehr auf, denn das hätte das Ganze komplettiert.


    Insgesamt hat mir diese mittelalterliche Geschichte sehr gut gefallen und mir gezeigt, dass es doch noch Bücher gibt, die aus der unüberschaubaren Masse der „Mittelalterbücher“ herausragen und die es verdienen gelesen zu werden.

  • Toulouse will Ermengarda, die junge Erbin von Narbonne, zur Ehe zwingen und so die reiche Stadt in seine Gewalt bringen. Doch das Mädchen widersetzt sich ihm und dem Ehrgeiz ihrer Stiefmutter. Fest entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen, ergreift Ermengarda am Tag der geplanten Hochzeit die Flucht. Niemand steht ihr zur Seite außer Arnaut und Felipe, die ihr Treue bis in den Tod geschworen haben.


    Eigene Meinung:


    Dies ist nach dem Bastard von Tolosa das zweite Buch, welches ich von Ulf Schiewe gelesen habe. Ich habe das Buch gerne gelesen. Durch die tollen Stadt- und Landschaftsbeschreibungen hatte man sofort den Wunsch dorthin zu reisen und man war schnell im Buch versunken. Die Figuren sind mehrdimensional gezeichnet und machen alle eine Entwicklung durch. Ich habe in einer Leserunde mit dem Autor erwähnt, ich hätte das Gefühl, einen "herrlich altmodischen" Abenteuerroman zu lesen. Ich habe die Figuren gerne durch die Geschichte begleitet und war traurig sie verlassen zu müssen. Gefreut hat mich, Figuren aus "dem Bastard" wieder zu treffen.


    Der Sprachstil ist unglaublich flüssig und gut zu lesen. Wenn man das Buch anfängt zu lesen, sollte man sich für den Rest des Tages nicht anderes mehr vornehmen;-).


    Das Buch hat ein Glossar und Personenregister. Der Umschlag ist schön ausgearbeitet und beinhaltet die Namen der wichtigsten Personen.


    Gruß tweedy :wave

  • Frankreich hat in jeder historischen Epoche in Europa eine zentrale Rolle gespielt und seine Machthaber verfügten seit jeher über einen grossen Einfluss in jeglichen Bereichen auf den gesamtem Kontinent und sind meist schillernde Figuren der Zeitgeschichte. Obwohl ich etliche Historische Romane gelesen habe, ist Frankreich so etwas wie ein weisser Fleck auf der Landkarte der Handlungsorte in dem die von mir gelesenen Bücher spielen. Durch meine Teilnahme an der Leserunde hier im Forum zu diesem Roman kann ich dieses Manko wenigstens zu einem kleinen Teil schliessen.


    Die Geschichte spielt im südwestlichen Frankreich des 12. Jahrhunderts ganz in der Nähe des Mittelmeers und den Pyrenäen. Die Provinzstadt Narbonne, hier im Roman mit dem okzitanischen Namen Narbona, ist ideal gelegen. Die römische Handelsstrassen Via Domitia, die durch Narbonne führt, und die Via Aquitania kreuzen sich in der Nähe und die vielen Händler bringen etliches Geld und damit Wohlstand nach Narbonne. Durch die Zollabgaben,Weggebühren und den Handel bringt es die Stadt zu Reichtum und die Bedeutung wächst zusehends. Leider verpassten es ihre bisherigen Machthaber eine starke Befestigung zu bauen und die Stadt mit einer wehrfähigen Truppe zu sichern. So ist sie auf Allianzen angewiesen und im schlimmsten Fall auf bewaffneten Beistand von starken Beschützern, hier Toulouse und die Katalanen. Es gilt tagtäglich geschickt zu taktieren und Bündnisse mit mächtigen Städten und deren Streitmächten einzugehen oder zu erneuern, immer im Bewusstsein das ändernde Machtverhältnisse die Vernichtung der Stadt bedeuten könnten…


    Hier nimmt der Autor Ulf Schiewe den Handlungsfaden auf und erzählt die Geschichte von Ermengarda, der fünfzehnjährigen Tochter von Vescomtessa Ermessenda. Wie es zu dieser Zeit üblich war, werden Töchter von Adligen dazu benutzt sie taktisch geschickt zu verheiraten und damit einen lukrativen Packt mit andern Machtinhabern zu schliessen. Der für Ermengarda ausgesuchte Ehemann ist jedoch so gar nicht nach ihrem Gusto und sie beschliesst mit der Hilfe von ein paar jungen Edelleuten zu fliehen. Nun beginnt eine Flucht quer durch die Landschaft des Languedoc und es gilt für die tapferen Ausreisser den Verfolgern stets ein Schnippchen zu schlagen und eine Nasenlänge voraus zu sein. Die jungen Begleiter bemühen sich zudem nach Kräften bei der hübschen Ermengarda Eindruck zu schinden und ihre Gunst zu erlangen, aber ob es einem gelingt, was so alles passiert und wie es ausgeht kann und will ich natürlich nicht verraten…


    Der Autor Ulf Schiewe hat mich mit der Art und Weise wie er die Geschichte erzählt und strukturiert hat unheimlich beeindruckt. Es gelingt ihm mich beim Schlafittchen zu packen und mein Interesse zu entfachen. Er führt die markanten Hauptpersonen mit all ihren Stärken und Schwächen nach und nach geschickt ein, fügt sympathische und unsympathische Nebendarasteller hinzu und schildert sachlich die vorteilhafte aber auch delikate politische Situation Narbonnes. Probleme mit den ähnlichen Namen der Protagonisten löst der Autor in dem er ihnen Spitznahmen verleiht, eine Unterscheidung ist nach kurzer Angewöhnungszeit problemlos möglich. Auf den ersten rund 160 Seiten gibt es Passagen die konzentriert gelesen werden sollten, ich empfehle das Personenregister zu benutzen, aber danach konnte ich die Geschichte uneingeschränkt geniessen und den Abenteuern der jungen Truppe mit Vergnügen frönen.


    Die Handlung bietet sich geradezu an in Pathos und kitschigen Schmalz zu versinken aber dies umgeht der Autor gekonnt und schildert die sich anbahnende(n) Romanze(n) dezent und auf hohem erzählerischen Niveau. Die Landschafts- und Alltagsbeschreibungen verleihen der Phantasie Flügel und es bildet sich ein Mengengemisch das funktioniert und mir als Leser unglaublich viel Spass bereit und das viel zitierte Kopfkino in Gang gebracht hat.


    Dieser Historische Roman ist von der umfangreichen Ausstattung, der ansprechenden Aufmachung mit dem schönen Umschlag und natürlich dem fesselnden Inhalt ein gelungenes Gesamtwerk und ein Historischer Roman der gehobenen Klasse. Ich werde das Buch mit 9 Punkten bewerten.

  • In seinem neuen Buch führt Ulf Schiewe die Geschichte aus dem ersten Band "Der Bastard von Toledo" zwei Generationen später fort.


    Die Geschichte beginnt mit der 15jährigen Ermengarda, der Erbin von Narbona. Ermengarda soll gegen ihren Willen mit dem Grafen von Tolosa verheiratet werden. Natürlich will Ermengarda dieser Zwangsehe entgehen und flüchtet noch in der Hochzeitsnacht mit einigen Getreuen. Schon bald darauf st Ermendgardas Leben in Gefahr, denn nebst dem Grafen, haben noch ganz andere Personen ein Interesse an Narbona.


    Der Autor bleibt auch im zweiten Buch seinem spannenden und fesselnden Schreibstil treu. Der Leser wird regelrecht in das 12. Jahrhundert katapultiert. Auch gibt es hier wieder Sichtwechsel. Dieses Mal wechselt sich die Sicht zwischen Ermengarda und Arnaut ab. Dadurch wirkt das Buch lebendiger und der Leser bekommt einen umfassenderen Einblick in die Geschichte.


    Die Figuren sind sehr lebendig und vielschichtig beschrieben. Auch die einzelnen Szenen glänzen durch eine genaue, detailgetreue Beschreibung.


    Fazit: Ein spannendes Buch zum Eintauchen ins 12. Jahrhundert. Die über 500 Seiten verfliegen im Nu und am Ende verlässt man alte Bekannte und neue Freunde. Sehr empfehlenswert!


    10 von 10 Punkten

  • Ich habe mich von den begeisterten Rezis mitreißen lassen und das Buch nun endlich gelesen.



    Schauplatz - Südfrankreich im 12. Jahrhundert
    Der Autor hat sich als Protagonistin Ermengarda von Narbonne auserkoren und sie mit vielen historisch belegten Personen (ebenso wie fiktiven) umgeben und diese Geschichte um sie geschrieben. Zum Inhalt gibt es den anderen Rezis nichts Neues hinzuzufügen.



    Das Buch liest sich flüssig, spannend, informativ und auch unterhaltsam. Es hat all das was einen historischen Roman ausmacht - Liebe, Krieg, Blutvergießen, Haß und Intrigen.


    Das Buch selbst ist sehr schön gestaltet. Positiv aufgefallen ist mir zuerst der bedruckte Schutzumschlag, der diesmal auch im Inneren mit den Figuren der Handlung bedruckt ist. Sehr gut waren auch die gründlichen Erläuterungen zu den einzelnen Personen, Pläne, Glossar und der Anhang.


    Von mir 9 Punkte!

  • Bereits Ulf Schiewes Debütroman „Der Bastard von Tolosa“ habe ich mit großer Begeisterung gelesen. „Die Comtessa“ setzt dessen Handlung etwa zwei Generationen später fort. Es ist nicht zwingend erforderlich, den Vorgängerroman gelesen zu haben, der Autor lässt keine Frage zu früherem Geschehen offen, verliert sich aber auch nicht im endlosen Wiederaufwärmen von bereits Bekanntem. Ich habe mich aber sehr gefreut, „alte Bekannte“ wiederzutreffen. Sollte ich diesen Roman kurz charakterisieren fielen mir sofort opulent und bildgewaltig dazu ein. Der Autor lässt seinen Leser das Mittelalter erleben. Er erklärt für jeden verständlich die politische Situation und die Kräfteverteilung der herrschenden Adligen, er beschreibt das Leben der handelnden Personen von den Alltagsaufgaben bis hin zur Verrichtung der Notdurft ohne dabei den Leser zu langweilen oder zu ermüden. Darüber hinaus schildert er die Schönheit der Landschaft und die Härten für den, der in der Natur und von der Natur überleben muss. Auch die zu bestehenden Abenteuer passen sich sehr gut in die Handlung und wirken zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder gar unangemessen.


    An ein, zwei Stellen waren mir Ermengarda und ihre männlichen Beschützer ein wenig zu modern, sprich, Ermengarda war mir zu emanzipiert, was Filipe und Arnaut ohne aufzubegehren auch hinnahmen. Ich konnte dies nur unter dem Gesichtspunkt akzeptieren, wenn ich bedachte, dass die junge Vescomtessa im Rang über den ihr treu ergebenen Rittern stand.


    In die Romanhandlung ist dezent eine sich anbahnende Liebesgeschichte eingeflochten worden. Mich hat das in diesem Fall nicht gestört. Sie erschien mir glaubhaft und war jenseits von Kitsch und flachem Liebesgestammel. Besonders Ermengarda gefiel mir dabei in ihrer inneren Zerrissenheit.
    Obwohl man schon rein intuitiv die Protagonisten als sympathisch oder einschätzt, oder sie eher in ihrer Art und Weise ablehnt, nur wenige stehen zwischen den Lagern, ordne ich diesen Roman zu den anspruchsvollen Romanen dieses Genres zu. Das ist nicht zuletzt der der Zeit angepassten Sprache zu verdanken. Dazu gibt es ein umfangreiches Glossar, ein Verzeichnis der urkundlich erwähnten Personen und drei Karten. Diese machte es mir beim Lesen sehr leicht. Die Flüchtenden konnte ich so genau verfolgen und hatte dadurch stets eine geografische Orientierung.

    „Die Comtessa“ braucht sich als Roman nicht hinter „Der Bastard von Tolosa“ zu verstecken. Letzterer hat mir nur eine Winzigkeit besser gefallen. Ulf Schiewe hat mit „Die Comtessa“ einen Roman geschrieben, der sowohl von den Handelnden, die eine gelungene Mischung aus fiktiven und verbürgten Personen sind, als auch von der Handlung her der Bezeichnung „historisch“ gerecht wird. Die von Ulf Schiewe inszenierte Reise ins Mittelalter habe sehr gern unternommen und freue mich auf weitere. Ich empfehle den Roman sehr gern weiter.