Blown Apart (Lieber Osama)

  • Kurzbeschreibung:


    Eine junge Mutter lässt sich mit einem attraktiven Journalisten auf ein Techtelmechtel ein, während ihr kleiner Sohn und der ungeliebte Gatte bei einem Fußballspiel weilen. Im Stadion platzt eine Bombe, über tausend Menschen werden getötet, viele vermisst, auch ihre Familie ist unter den Opfern. Die junge Mutter macht sich darauf Vorwürfe und versucht, den Verlust auf ihre Weise zu verarbeiten. Der Journalist aber spürt der Tat hinterher und macht eine beunruhigende Entdeckung: Höhere Stellen scheinen mehr gewusst zu haben, als sie zugeben. Darsteller: Michelle Williams, Ewan McGregor, Matthew Macfadyen Regisseur(e): Sharon Maguire


    Meine Meinung:


    Ich habe erst nach dem Film kapiert, dass es sich hier um eine Literaturverfilmung handelt, und zwar um eine Umsetzung von Incendiary (deutsch: "Lieber Osama") von Chris Cleave. Ich habe das Buch nicht gelesen, nur davon gehört. Ich weiß natürlich nicht, wieviel meines Lobes oder meiner Kritik an dem Film bereits dem Buch anzulasten ist.


    Zunächst einmal muss man klarstellen, dass der Film weniger reißerisch ist, als es der "deutsche" Titel Blown Apart oder die Aufmachung suggeriert. Es ist ein relativ stiller Film, in dem es primär um die Trauer und die Bewältigung des Verlustes geht (also eher "Atmen unter Wasser" als "Die Hard 4"). Michelle Williams macht ihre Sache relativ gut, nur den Unterschichten-Hintergrund konnte ich ihr nicht so richtig abnehmen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Samantha Morton nicht doch eine bessere Besetzung gewesen wäre (es gab Parallelen zu der Figur, die Morton in "The Messenger" darstellt, Unterschicht, Verlust eines Angehörigen, neue Liebesbeziehung). Ewan McGregor spielt gewohnt unterkühlt, aber ich mag ihn so.


    Visuell finde ich den Film sehr ansprechend. Ruhige und präzise Kamera. Viele Aussenaufnahmen von London, man meint zu spüren, dass dieser Film von einer Frau gedreht wurde.


    Die Thriller-Komponente des Film ist eher schwächer ausgeprägt, was aber gut für den Schwerpunkt des Filmes ist. An der einer oder anderen Stelle hätte ich mir vielleicht die eine oder andere cleverere Wendung gewünscht.


    Den Handlungsstrang mit dem Sohn des Terroristen fand ich sehr interessant, hätte man ausbauen können.


    Was da schon problematischer war, istdass dieser Film (und wahrscheinlich auch schon das Buch, wenn ich mir die Rezi von "Lieber Osama" hier im Forum durchlese) immer etwas zu viel tut, zu stark aufträgt:


    Zum Beispiel: wie detailliert beschrieben ist wie der Anschlag passiert ist und wie die Londoner damit umgehen ist gut und sehr ergreifend dargestellt, aber wieso müssen sie unbedingt Wetterballons mit den Gesichtern der Verstorbenen aufsteigen lassen, und so hängt u.a. eben das Gesicht des toten Sohnes der Protagonistin im Himmel. Gegen Ende des Films schon etwas schlapp mit zu wenig Luft. Das ist eine solche Übertreibung einer schwachen Metapher, dass es unfassbar ist, dass so etwas eine frühe Drehbuch-Fassung überlebt hat (daher meine Vermutung, dass es bereits im Buch war.)


    Und dann: Ich fand es wirklich orginell als die Hauptfigur meinte, dass ihr der Therapeut im Krankenhaus gesagt hat, sie solle einen Brief an Osama bin Laden schreiben. Die Absurdität fand ich ergreifend. Und dann tut sie es wirklich. Immer wieder über den gesamten Film hindurch. Furchtbar kitschige Idee.


    Trotzdem war der Film wesentlich besser als der übliche Thriller-Durchnschnitt. Einige Schwächen, aber auch einige gute Szenen.