A1 Verlag, 2011
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler
Kurzbeschreibung:
Dem Schriftsteller Bartolomeu Falcato fällt eine Frau buchstäblich vor die Füße. Allerdings nicht aus heiterem Himmel, sondern aus einem Unwetter heraus, und es ist klar, dass sie nicht freiwillig gestürzt ist.
Bei der Toten handelt es sich um Núbia de Matos, Model und angebliche Ex-Geliebte der Präsidentin. Nur fünf Tage zuvor hatte sie Falcato in der Abflughalle des Flughafens angesprochen, ihn bedrängt und pikante Details aus den Hinterzimmern der politischen Eliten erzählt. Doch statt sich um die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls kümmern zu können, wird Falcato selbst zum Verfolgten. Ominöse Anrufer warnen ihn, in seine Wohnung zurückzukehren. Und auch seine Frau darf nicht wissen, was er zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort zu suchen hatte, und vor allem nicht, mit wem
Was folgt, ist eine rasante Odyssee durch den Untergrund und die Abgründe der angolanischen Hauptstadt Luanda. 24 Stunden, in denen Falcato selbst in einen Strudel aus skrupelloser Gewalt, Leidenschaft und Eifersucht gerät. Und dann sind da noch die schwarzen Engel, die auf den Dächern der Hochhausruinen tanzen, die seit dem Ölboom überall in Luanda in den Himmel ragen. Hirngespinste? Realität gewordene afrikanische Mythen?
José Eduardo Agualusa schafft in seinem im Jahr 2020 angesiedelten Roman ein filmisches und poetisches Panoptikum Angolas aus vermeintlichen Trugbildern und politischer Realität.
Über den Autor:
José Eduardo Agualusa, geb. 1960 in Huambo/Angola, studierte Agrarwissenschaft und Forstwirtschaft in Lissabon. Er veröffentlichte Gedichte, Erzählungen und Romane, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Für seinen Roman "Das Lachen des Geckos" wurde er 2007 mit dem britischen Independent Foreign Fiction Prize ausgezeichnet. Er lebt als Schriftsteller und Journalist in Portugal, Angola und Brasilien.
Über den Übersetzer:
Der Übersetzer: Michael Kegler wurde 1967 in Gießen geboren und hat einen Teil seiner Kindheit in Liberia und Brasilien verbracht. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist und übersetzt seit Ende der neunziger Jahre aus dem Portugiesischen.
Mein Eindruck:
Ein Teil der neueren portugiesischsprachigen afrikanischen Literatur wird als tropisches Barock bezeichnet. José Eduardo Agualusa wählt den Titel daher programmatisch.
Mal abgesehen von dem dramatischen Anfang schildert José Eduardo Agualusa in diesem Roman eigentlich ein Portrait des Lebens der Menschen in der pulsierenden, schillernden Stadt Luanda. Das tropische Klima bestimmt das Lebensgefühl mit, das auch die Figuren prägt.
Die auffälligsten Figuren sind die Hauptfiguren: der Journalist Bartolomeu Falcato und die angolanische Jazz-Sängerin Kianda.
Die barocke Gestaltung entfaltet sich in Stil und Ausdruck durch viele Kapitel mit postpostmodernen Einschüben und wechselnden Perspektiven. Das ist für den Leser oft herausfordernd, vor allen wenn die Zusammenhänge nicht so leicht durchschaubar sind. Wer gerade spricht erkennt man aber meistens schnell durch die Zusammenhänge.
Der Autor geht mit einer großen Leichtigkeit vor, spielerisch, aber nicht verspielt, sondern ernsthaft und mit vielen Zitaten an Literatur, Musik und Politik. Manchmal geht aber auch der Schalk mit ihm durch, wenn er in einem Kapitel schon in der Überschrift andeutet, dass er seine neo-nativistischen Kritiker verwirren will. Rührend auch seine Fürsorglichkeit, wenn er beim Auftreten einer Nebenfigur Lesern mit schwächerem Gedächtnis empfiehlt, noch einmal zurückzublättern und nachzulesen, was er in Kapitel 3 über ihn schrieb.
Dass so etwas notwendig ist, zeigt aber auch, dass der Roman leicht überfrachtet ist.
Neben der Ironie und Spannung beeindruckt der Roman aber vor allem durch eine sozialkritische Note.