Inhalt:
Der junge Kami, aufgewachsen in einem Dorf im Iran, strebt danach in Teheran das wahre Leben kennenzulernen. Er und sein bester Freund wollen als bald möglich in die große Stadt ziehen und dort all das erleben, was es im Dorf nicht zu erleben gibt. Denn sie nennen sich selbst Erfahrungssammler.
Doch kurz vor der Abreise beschließt Amir, der Freund von Kami, doch nicht mitzureisen, so dass Kami allein bei seiner etwas exzentrischen Tante Zahra leben muss, die nach einem gesetzlichen Umbruch im Iran nicht mehr als der Star, der sie mal war, auftreten darf. Während seines Studiums lernt Kami die berühmte Rennfahrerin Nilufar kennen und mit ihr all die Laster, die das Leben bereit hält: Drogen, Liebe, Sex, revolutionäre Gedanken.
Meine Meinung:
Wenn ich Rezensionen zu einem Buch lese, interessieren mich in erster Linie die Fragen: Ist dieses Buch lesenswert? Sollte ich dieses Buch lesen? Ist das Buch ein gutes Buch? Doch was macht ein gutes Buch aus und treffen die Kriterien auf „Der geheime Basar“ zu?
Wenn sich ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es ein wahrer Pageturner ist und man als Leser nicht anders kann, als dieses Buch in wenigen Stunden zu verschlingen, dann muss ich sagen: „Nein, „Der geheime Basar“ ist kein gutes Buch.
Das Buch liest sich nicht leicht. Ist so voll von Informationen, Bildern und Worten, dass ich immer nur wenige Seiten pro Tag lesen konnte, außerdem passieren alle Dinge scheinbar nur beiläufig. Es gibt keinen wirklichen Sapnnungsbogen.
Wenn ein gutes Buch allerdings dadurch gekennzeichnet ist, dass es durch seine Charaktere lebt, dann, ja, dann ist dieses Buch schon eher lesenswert. So viele verschiedene Personen, die jeder für sich genommen, tolle Eigenschaften haben und den Leser auf seine Reise nach Teheran begleiten. In ihren Charakterzügen genauso unterschiedlich wie die Menschen in jedem Land nun mal sind. Und genau diese Variation an Meinungen, Erfahrungen und Geschichten können dem Leser die Mannigfaltigkeit des Landes, der Kultur und der Religion überzeugend vermitteln. Allen voran natürlich der Ich-Erzähler, der durch sein Bemühen über alles nachzudenken und alles verstehen zu wollen, einige Denkanstöße gibt. Allerdings sind mir die Personen zu deutlich verschiedenen Menschentypen und ihren Eigenschaften zuzuordnen.
Und wenn sich nun zu guter letzt ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es den Leser beim Lesen stocken lässt, zum Nachdenken und Philosophieren anregt, dann ist „Der geheime Basar“ sicherlich ganz weit vorne zu nennen. Interessanterweise berichtet dieses Buch einerseits ganz einfach und simpel vom Leben. Vom Leben in Teheran. Vom Leben in einer muslimischen Stadt. Dann wiederum ist dieses Buch viel mehr als eine bloße Wiedergabe von Geschehnissen. Es wirft Fragen auf, zeigt unterschiedliche Standpunkte und beschäftigt sich in einer absoluten Aktualität mit der Frage nach islamischen Glaubensausprägungen. Was mir hierbei wirklich am allerbesten gefiel ist die Tatsache, dass Ron Leshem deutlich macht: Es gibt nicht DEN Islam. Genau wie in anderen Religionen variiert die Art und Intensität des Glaubens, die Nähe zu den religiösen Geboten und die Offenheit gegenüber anderen Menschen.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Lesen dieses Buches schwer getan habe. Ich hatte eine Geschichte und einen Schreibstil erwartet, der in die Richtung von „Das Gleichgewicht der Welt“ von Rohinton Mistry geht. Vorgefunden habe ich ein schwer lesbares Buch, das mich wenig unterhalten hat. Aber ich denke, dass es dem Autor beim Schreiben auch nicht um Unterhaltung an sich ging. Ich vermute, es ging Ron Leshem darum, eine gewisse Stimmung im Iran aufzufangen und darzustellen, die deutlich macht, wie unterschiedlich die Meinungen der Menschen zur Verwestlichung, zum Koran und zum islamischen Glauben an sich sind.
Ich persönlich kann dem Buch nur 2-3 von 5 Sternen geben, spreche aber dennoch eine Leseempfehlung für diejenigen aus, die ein Buch (vielleicht aus Zweitbuch) über mehrere Wochen hinweg lesen, dabei in eine andere Welt abtauchen und zum philosophieren angeregt werden wollen.