Der geheime Basar - Ron Leshem

  • Inhalt:


    Der junge Kami, aufgewachsen in einem Dorf im Iran, strebt danach in Teheran das wahre Leben kennenzulernen. Er und sein bester Freund wollen als bald möglich in die große Stadt ziehen und dort all das erleben, was es im Dorf nicht zu erleben gibt. Denn sie nennen sich selbst Erfahrungssammler.
    Doch kurz vor der Abreise beschließt Amir, der Freund von Kami, doch nicht mitzureisen, so dass Kami allein bei seiner etwas exzentrischen Tante Zahra leben muss, die nach einem gesetzlichen Umbruch im Iran nicht mehr als der Star, der sie mal war, auftreten darf. Während seines Studiums lernt Kami die berühmte Rennfahrerin Nilufar kennen und mit ihr all die Laster, die das Leben bereit hält: Drogen, Liebe, Sex, revolutionäre Gedanken.


    Meine Meinung:


    Wenn ich Rezensionen zu einem Buch lese, interessieren mich in erster Linie die Fragen: Ist dieses Buch lesenswert? Sollte ich dieses Buch lesen? Ist das Buch ein gutes Buch? Doch was macht ein gutes Buch aus und treffen die Kriterien auf „Der geheime Basar“ zu?


    Wenn sich ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es ein wahrer Pageturner ist und man als Leser nicht anders kann, als dieses Buch in wenigen Stunden zu verschlingen, dann muss ich sagen: „Nein, „Der geheime Basar“ ist kein gutes Buch.
    Das Buch liest sich nicht leicht. Ist so voll von Informationen, Bildern und Worten, dass ich immer nur wenige Seiten pro Tag lesen konnte, außerdem passieren alle Dinge scheinbar nur beiläufig. Es gibt keinen wirklichen Sapnnungsbogen.


    Wenn ein gutes Buch allerdings dadurch gekennzeichnet ist, dass es durch seine Charaktere lebt, dann, ja, dann ist dieses Buch schon eher lesenswert. So viele verschiedene Personen, die jeder für sich genommen, tolle Eigenschaften haben und den Leser auf seine Reise nach Teheran begleiten. In ihren Charakterzügen genauso unterschiedlich wie die Menschen in jedem Land nun mal sind. Und genau diese Variation an Meinungen, Erfahrungen und Geschichten können dem Leser die Mannigfaltigkeit des Landes, der Kultur und der Religion überzeugend vermitteln. Allen voran natürlich der Ich-Erzähler, der durch sein Bemühen über alles nachzudenken und alles verstehen zu wollen, einige Denkanstöße gibt. Allerdings sind mir die Personen zu deutlich verschiedenen Menschentypen und ihren Eigenschaften zuzuordnen.


    Und wenn sich nun zu guter letzt ein gutes Buch dadurch auszeichnet, dass es den Leser beim Lesen stocken lässt, zum Nachdenken und Philosophieren anregt, dann ist „Der geheime Basar“ sicherlich ganz weit vorne zu nennen. Interessanterweise berichtet dieses Buch einerseits ganz einfach und simpel vom Leben. Vom Leben in Teheran. Vom Leben in einer muslimischen Stadt. Dann wiederum ist dieses Buch viel mehr als eine bloße Wiedergabe von Geschehnissen. Es wirft Fragen auf, zeigt unterschiedliche Standpunkte und beschäftigt sich in einer absoluten Aktualität mit der Frage nach islamischen Glaubensausprägungen. Was mir hierbei wirklich am allerbesten gefiel ist die Tatsache, dass Ron Leshem deutlich macht: Es gibt nicht DEN Islam. Genau wie in anderen Religionen variiert die Art und Intensität des Glaubens, die Nähe zu den religiösen Geboten und die Offenheit gegenüber anderen Menschen.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Lesen dieses Buches schwer getan habe. Ich hatte eine Geschichte und einen Schreibstil erwartet, der in die Richtung von „Das Gleichgewicht der Welt“ von Rohinton Mistry geht. Vorgefunden habe ich ein schwer lesbares Buch, das mich wenig unterhalten hat. Aber ich denke, dass es dem Autor beim Schreiben auch nicht um Unterhaltung an sich ging. Ich vermute, es ging Ron Leshem darum, eine gewisse Stimmung im Iran aufzufangen und darzustellen, die deutlich macht, wie unterschiedlich die Meinungen der Menschen zur Verwestlichung, zum Koran und zum islamischen Glauben an sich sind.


    Ich persönlich kann dem Buch nur 2-3 von 5 Sternen geben, spreche aber dennoch eine Leseempfehlung für diejenigen aus, die ein Buch (vielleicht aus Zweitbuch) über mehrere Wochen hinweg lesen, dabei in eine andere Welt abtauchen und zum philosophieren angeregt werden wollen.

  • Ich denke mal, da werde ich auch dabei sein, wenn es als TB erscheint. Noch selten wurde ein eher schwach beurteiltes Buch so interessant klingend vorgestellt, Respekt! :grin
    Außerdem hat mich Leshems "Wenn es ein Paradies" gibt schwer beeindruckt und ich war da schon neugierig darauf, noch etwas von ihm zu lesen.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich denke mal, da werde ich auch dabei sein, wenn es als TB erscheint. Noch selten wurde ein eher schwach beurteiltes Buch so interessant klingend vorgestellt, Respekt! :grin
    Außerdem hat mich Leshems "Wenn es ein Paradies" gibt schwer beeindruckt und ich war da schon neugierig darauf, noch etwas von ihm zu lesen.


    Das steht bei mir noch im SUB ... :wave Ich denke, dann fange ich vielleicht lieber erstmal damit an und bis ich das gelesen habe, gibt es das hier vielleicht schon als TB!

  • Titel: Der geheime Basar
    OT: Megilat zchujot hajareach
    Autor: Ron Leshem
    Übersetzt aus dem Hebräischen von: Barbara Linner
    Verlag: Rowohlt
    Erschienen als TB: Oktober 2012
    Seitenzahl: 444
    ISBN-10: 3499255898
    ISBN-13: 978-3499255892
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Teheran ein Traum von Freiheit.Voller Lebenshunger beginnt der junge Kami aus der iranischen Provinz sein Studium in Teheran und ahnt nicht, welch wildes Leben unter dem streng muslimischen Alltag brodelt: geheime Partys, Schwarzmärkte für Drogen, Sex und Schweinefleisch. Kami verliebt sich in die umwerfende Nilufar, Tochter eines Ministers, die den Luxus liebt und ein extravagantes Hobby pflegt: Autorennen. Eine waghalsige und für Frauen verbotene Leidenschaft. Doch bald bekommt die blühende Subkultur den brutalen Arm der Diktatur zu spüren.


    Der Autor:
    Ron Leshem, 1976 in der Nähe von Tel Aviv geboren, arbeitete als Journalist bei der israelischen Tageszeitung Yedioth Achronot , wurde 2002 stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Maariv und gehört seit 2006 zur Programmdirektion des Fernsehsenders Channel Two. Er wurde 2006 mit dem bedeutendsten Literaturpreis des Landes, dem Sapir-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Ein gutes, ein unbedingt lesenswertes Buch. Ein Roman, der das Leben im Teheran der Mullahs sehr anschaulich beschreibt. In seinem Epilog beschreibt der Autor, dass er zwei Jahre lang mit einem Iraner korrespondierte – und von diesem sehr viele Informationen über das Leben in Teheran erhielt. Ron Lesham verdammt nicht, ganz im Gegenteil. Aber er schildert die Verhältnisse in diesem Land so wie sie wirklich sind. Er beschreibt die Unterdrückung der Menschen durch zum Teil unglaublich lächerliche religiöse Vorschriften. Man erfährt etwas über die Willkür in einem Islam-Staat. Die Menschen aber sind immer auf der Suche nach Nischen, Nischen für ein freies und selbstbestimmtes Leben. Trotzdem kann eben auch nicht geleugnet werden, dass ein paar alte vertrocknete Männer das Land in einem eisernen Griff halten. Ayatollahs, Sittenwächter und Denunziantentum – sind das, was dort als „staatliche Ordnung“ verstanden wird. Hinrichtungen und das Verschwinden von Menschen sind dort zum Alltäglichen geworden. Frauen haben keinerlei Rechte und gleichgeschlechte Beziehungen enden oftmals am Galgen. Und wer sich dagegen auflehnt, der bekommt die ganze Perversität des Regimes zu spüren. Aber es ist auch Buch das uns vor Augen führt, wie gut es uns doch eigentlich in unserem Land geht – bei aller Kritik die man auch hier üben kann. Für diese „Gottesstaaten“ gibt es keine moralische und keine sonstige Rechtfertigung. Ron Leshem hat ein sensibles Buch geschrieben und fast aus jeder Zeile spricht seine tiefe Sympathie für die Menschen in diesem Land. 9 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.